Die Imperiale Japanische Marine, auch Kaiserlich Japanische Marine genannt, war zu Beginn des Pazifikkriegs während des Zweiten Weltkriegs die weltweit stärkste Seemacht. Der japanische Name lautete Nihon Kaigun (jap.: 日本海軍) und in englischer Sprache wurde von der Imperial Japanese Navy, kurz IJN gesprochen.
Geschichte
Zeit der Öffnung
Schon im 17. Jahrhundert bauten die Japaner Hochseeschiffe, die sich am westlichen Standard orientierten. Doch nachdem sie sich für eine Politik der Abgeschiedenheit entschieden hatten, wurde die Produktion von hochseetauglichen Schiffen nicht weiter verfolgt.
Erst nach der Öffnung des japanischen Reiches nach 1854 sah die herrschende Schicht wieder die Notwendigkeit, die maritime Verteidigung zu modernisieren und auf den neuesten Stand zu bringen. So wurde im Jahr 1855 in Nagasaki eine Marinetrainingsschule eröffnet und zukünftige Führungsoffiziere wurden in westliche Länder geschickt, um dort zu studieren. Während der Regierungszeit von Kaiser Mutsuhito kauften die Japaner etliche Schiffe von den Franzosen und Briten. 1869 erwarben die Japaner ihr erstes stahlgepanzertes Schiff von den Franzosen, die Kotetsu, vormals CSS Stonewall, gebaut in Bordeaux.
Nun begannen die Japaner, schnell eine eigene Schiffsindustrie aufzubauen. Das letzte gekaufte Schiff war 1913 der Schlachtkreuzer Kongo, den sie von der Vickers-Werft in Großbritannien bezogen.
Seemacht
Die erste große Probe erlebte die Imperiale Japanische Marine im ersten Japanisch-Chinesischem Krieg von 1894/95. Am 17. September 1894 fand die Seeschlacht von Yalu statt, in der die japanische Flotte 8 von 12 chinesische Kriegsschiffe versänkte. Die restlichen chinesischen Schiffe wurden am 2. Februar 1895 in Wei-Hai-Wei eingeschlossen und vernichtet.
Der nächste große Konflikt war der Russisch-Japanische Krieg von 1904/05. Besonders die im Mai 1905 statt findende Seeschlacht bei Tsushima zeigt eine brilliante japanische Gefechtsführung. Die russische Flotte wurde fast komplett vernichtet. Die Japaner setzten bei der Schlacht als erste Nation der Welt eine Kabellose Kommunikation ein. An Bord der japanischen Schiffe befanden sich britische Beobachter.
Die Grundlage zum Aufbau dieser Seemacht legten die Briten, die nach dem Ersten Weltkrieg vielen japanischen Offizieren ermöglichten, auf den Elitemilitärschulen zu studieren. Mit Hilfe von britischen Militärberatern wurden die ersten modernen Kriegsschiffe während der 1920er Jahre in eigenen Werften gebaut und liefen dort vom Stapel. Aufbauend auf dieser Grundlage verfeinerten die Japaner die britischen Konstruktionen und brachten sie auf den neuesten technischen Stand. Schon bald wurden auch in Japan moderne Flugzeugträger, Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer, U-Boote und Transportschiffe gefertigt. Obwohl auch für die Japaner die Beschränkungen des Washingtoner Abkommens und des Londoner Abkommens galten, gelang es ihnen die weltweit durchdachteste und stärkste Seemacht zu etablieren.
Die wichtigsten Fertigungsstätten waren die Werften in Yokosuka, Kue, Kobe, Nagasaki, Harima, Innoshima und Yokohama.
Gliederung
1941
Dem Admiralstab direkt unterstellt waren die Oberkommandierenden der Vereinigten Flotte und der China Flotte. Oberkommandierender der Vereinigten Flotte war vom 30. August 1939 bis zu seinem Tod am 18. April 1943 Admiral Isoroku Yamamoto. Oberkommandierender der China Flotte war Yneichi Koga.
1945
Die Kommandostruktur änderte sich im Verlauf des Pazifikkriegs, da Japan mehr und mehr in die Defensive gedrängt wurde und Verteidigungsstrukturen aufbauen musste.
Es wurde ein Oberstes Marinekommando unter dem Befehl von Vizeadmiral Jisaburo Ozawa gebildet, das dem Admiralstab unter Admiral Soemu Toyoda unterstand. Das Oberste Marinekommando setzte sich aus der Vereinigten Flotte, dem Geleitgruppen-Kommando, dem Marinegruppen-Kommando China, den Marinestations-Kommandos und den Küstensicherungs-Abschnitten zusammen.
Desweiteren bildete der Admiralstab das Marinegruppen-Kommando Südwest unter Vizeadmiral Okouchi und das Marinegruppen-Kommando Südost unter Vizeadmiral Ryunosuke Kusaka.
Untergang
Trotz der schnellen Anfangserfolge zu Beginn des Pazifikkriegs war es den Japanern nicht möglich, mit der Rüstungsindustrie der Vereinigten Staaten Schritt zu halten. Hinzu kam der plötzliche Rückschlag bei der Schlacht um Midway, als auf einen Schlag vier Flugzeugträger, die ein wichtiger Bestandteil der weiteren Strategie gewesen wären, verloren gingen. Der Tiefpunkt war dann bei der Schlacht in der Philippinensee und der folgenden Seeschlacht von Leyte erreicht, als faktisch 90% der Flotte vernichtet wurden.
Heute
Nach Artikel 9 der japanischen Verfassung ist es vorboten ein Militär aufzustellen oder internationale Streitigkeiten durch Gewalt zu lösen. Allerdings hat Japan Selbstverteidigungsstreitkräfte aufgestellt, zu denen auch maritime Einheiten im Umfang von 44.400 Mann gehören.
Siehe auch
Literatur
- Mark R. Peattie, Sunburst: The Rise of Japanese Naval Air Power, 1909-1941, Naval Institute Press, 2002, ISBN 1557504326
- David C. Evans & Mark R. Peattie, KAIGUN, Strategy, tactics and technology of the Imperial Japanese Navy, 1887-1941, Naval Insitute Press, 1997, ISBN 0870211927
- Christopher Howe, The origins of Japanese Trade Supremacy, Development and technology in Asia from 1540 to the Pacific War, The University of Chicago Press, 1996, ISBN 0226354857
- Paul S. Dull, Die Kaiserlich Japanische Marine 1941-1945, Motorbuch Verlag, 1995, ISBN 3879437114
- Masanori Ito, End of the Imperial Japanese Navy, Jove Books, 1986, ISBN 0515086827
- Stephen Howarth, Morning glory: A history of the Imperial Japanese Navy, H. Hamilton, 1983, ISBN 0241111153