Film | |
Titel | Ghetto (Film) |
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Produktionsland | Deutschland, Litauen |
Originalsprache | Deutsch Englisch |
Erscheinungsjahre | 2006 |
Länge | 110 Minuten |
Stab | |
Regie | Audrius Juzenas |
Drehbuch | Joshua Sobol |
Produktion | Almone Cepiene Audrius Juzenas |
Musik | Anatolijus Senderovas |
Kamera | Andreas Höfer |
Besetzung | |
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Ghetto ist ein Kino-Spielfilm in deutsch-litauischer Gemeinschaftsproduktion aus dem Jahr 2006 nach dem gleichnamigen Theaterstück "Ghetto" von Josuah Sobol.
Handlung
Wilna, 1941. Die „Judensäuberung“ des Dritten Reiches ist in vollem Gange. Die Menschen werden in Ghettos zusammengepfercht, die als Vorstationen für den Abtransport der Menschen in die Vernichtungslager dienen. Eines der größten Ghettos in Litauen ist das Ghetto in der Stadt Wilna. Kittel, der Nazikommandant von Wilna (Vilnius) hat die Verwaltung des Ghettos durch einen Judenrat abgesetzt und die gesamte die Verwaltungsmacht in die Hände von Jacob Gens, den Chef der Ghettopolizei, gelegt.
Gens hat somit maximale Handlungsfreiheit.
Kittel, musikalisch und an den Schönen Künsten interessiert, befiehlt, das alte Theater des Ghettos zu seiner Unterhaltung zu bespielen. Gens muss die Vorstellungen organisieren. Wer spielt, überlebt, zumindest eine zeitlang, die Selektionen zum Abtransport in die Vernichtungslager. Kittel verliebt sich in die jüdische Sängerin Hayah.
Gens sorgt ausserdem dafür, dass möglichst viele Ghettobewohner in den Werkstätten des Ghettoinsassen Weißkopf arbeiten können, dort reaprieren sie zerschossene beschädigte Wehrmachtsuniformen für den erneuten Einsatz und schneidern neue Uniformen.
Damit sind diese Menschen für die Nazi-Kriegsmaschinerie produktiv und bekommen den „blauen Arbeitsschein“, der – zumindest zeitweises – Überleben sichert. Gens versucht mit allem Nachdruck, Weißkopfs Werkstätten soweit zu vergrößern, dass weitere fünfhundert Menschen als dort arbeitend deklariert werden können.
Kittel muss seiner Obrigkeit regelmäßig Liquidationszahlen vorweisen, also die “Fortschritte” in der Vernichtung der Ghettoinsassen durch Erschießung im nahen Wald von Ponar oder durch Abtransport in die Vernichtungslager Auschwitz und Majdanek.
Die Kommandantur will von Kittel Bericht über zweitausend liquidierte Menschen, genannt „Einheiten“. Das Nachbarghetto Oschmany, dort sind viertausend Menschen eingepfercht, soll durch Selektionen, Aussonderung nicht produktiver Menschen und Liquidationen, Tötungen, auf die Zahl von Zweitausend reduziert werden.
Während einer Orgie der Wehrmachtssoldaten im Theater benutzt Gens die Betrunkenheit Kittels, um mit Hilfe der körperlichen Attraktivität der Sängerin Kittel auf fünfhundert „Einheiten“ herunterzuhandeln.
Gens entblöst Hayah vor Kittel und ermuntert ihn, Hayahs Brüste zu berühren. Der von Erregung und Betrunkenheit betäubte Kittel geht auf den Deal ein. Fünfhundert statt zweitausend.
Rassenschande ist das große „Nein!“, das Kittel abhalten muss, Hayah zu beschlafen. Rassenschande bedeutet auch für einen hohen Offizier der Wehrmacht Todesstrafe.
Kittel nutzt eine Vorstellung des Kinderchores im Theater, um Gens zu befehlen, allen Familien mit mehr als zwei Kindern die überzähligen Kinder wegzunehmen und diese in die Vernichtungslager zu deportieren. Gens führt die Selektion durch.
In der Nacht danach erlischt sein Lebensmut. Belastet durch Schuldgefühle und die plötzliche Einsicht, dass das Ghetto keine Chance auf Überleben bietet, will er sich erschießen. Doch unvermittelt taucht tief in dieser Nacht weit nach Ausgangssperre eine Frau auf. Sie erinnert Gens an seine Verantwortung für die Menschen des Ghettos und verhindert die Tat.
zweiter Teil der Handlung folgt demnächst. Ignazwrobel 12:18, 1. Jun. 2008 (CEST)
Kritiken
- Für die Hauptrollen in seinem zweiten langen Film nach "Black Glasses Blue" (1994) konnte der 1963 geborene Regisseur [Audrius Juzenas] Stars wie Heino Ferch und die Ungarin Erika Marozsán ("Gloomy Sunday") gewinnen. Vor allem Ferch gewinnt im Verlauf des Films zunehmend Kontur als innerlich zerrissene tragische Gestalt, die sich durch den Nazi-Rassenwahn dazu gezwungen sieht, Juden in den Tod zu schicken, um andere Juden zu retten. (...) Dass die Inszenierung sehr bühnenhaft wirkt, ist kein Wunder. Bühnenautor Sobol schrieb auch das Drehbuch, Regisseur Jueznas hielt sich weitgehend an die Vorlage, und die Hauptfigur der Haya fungiert als Off-Erzählerin. So ergreifend einige Szenen ausgefallen sind, man vermisst eine szenisch-bildmäßige Auflösung, die dem vorrangig visuell operierenden Medium Film gerecht werden würde.[1]
- Heino Ferch brilliert als Leiter der jüdischen Gettopolizei, der seine Position nutzt, um so viele Leben wie möglich zu retten - und dafür dem Teufel die Hand schütteln muss. (sg) [2]
- Im Gegensatz zu Polanskis „Der Pianist“ zeichnet „Ghetto“ kein realistisches Bild über das Leben im Vilnaer Ghetto. In der Inszenierung nicht, weil Juzenas’ Film sehr nahe am Theaterstück bleibt und keinen Überblick über das Vilnaer Ghetto bietet. Erst recht aber nicht in den hier angesprochenen Fragen. Denn „Ghetto“ handelt in erster Linie von einer ethischen Dimension, mit der sich Jakob Gens (Heino Ferch) – der ebenfalls auf den authentischen Polizeichef des Vilnaer Ghettos zurückgeht – auseinandersetzen muss. (...) So ist „Ghetto“, der zum nationalen Litauischen Holocaust-Gedenkprogramms gehört, ein Film, der vor allem moralische Fragen aufwirft.[3]
- Dass es Heino Ferch in Ghetto so glaubwürdig gelingt, zahllose solcher emotionaler Extremsituationen in der unsagbar tragischen Figur des jüdischen Polizeichefs Gens zu bündeln, hängt wohl damit zusammen, dass die Theatervorlage bereits Ferchs frühe Theatererfahrungen prägte.(..)[4]
Auszeichnungen
- 2007 Audrius Juzenas nominiert für die Auszeichnung Nika Award für "Best Film of the CIS and Baltics"
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel
- Vorstellung des Filmes und Szenenfotos auf filmstarts.de
- Weiterführende Hintergrundinformation zum Ghetto Wilna, Judenrat, Arbeitsscheine, Selektionen, Ghettopolizei, Widerstand im Ghetto, Massenerschießungen in Ponar, Lied von Ponar, inklusive Originalfotos und Zeugenberichte auf juden-in-europa.de
Einzelnachweise
- ↑ rp-online.de abgerufen am 28.5.2008
- ↑ kulturnews.deabgerufen am 28.5.2008
- ↑ textezumfilm.deabgerufen am 28.5.2008
- ↑ filmstart.bizabgerufen am 28.5.2008