Kreis Dithmarschen

Kreis in Schleswig-Holstein
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Wappen Karte
Wappen fehlt
Wappenabbildung auf ngw.nl
Lage des Kreises Dithmarschen in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Verwaltungssitz: Heide
Fläche: 1.404,75 km²
Einwohner: 137.434 (31.03.2004)
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner je km²
Kreisschlüssel: 01 0 51
Kfz-Kennzeichen: HEI
Kreisgliederung: 117 Gemeinden
Adresse der
Kreisverwaltung:
Stettiner Straße 30
25746 Heide
Website: www.dithmarschen.de
E-Mail-Adresse: info@dithmarschen.de
Politik
Landrat: Dr. Jörn Klimant (parteilos)
Karte
Lage des Kreises Dithmarschen in Schleswig-Holstein

Dithmarschen ist ein Kreis im Bundesland Schleswig-Holstein.

Geografie

Lage

Der Kreis liegt im Westen des Landes an der Nordsee. Im Norden grenzt er an die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg, im Osten an Rendsburg-Eckernförde und im Südosten an Steinburg. Die Kreisgrenzen sind an der Landseite immer noch weitgehend identisch mit den Grenzen aus der Zeit Karl des Großen. Einzig an der Seeseite ist er durch Landgewinnung stetig gewachsen.

Größere Städte in der Nähe sind Hamburg und Itzehoe im Süden und Kiel und Rendsburg im Osten. Da in Schleswig-Holstein die Verkehrsinfrastruktur in Nord-Süd-Richtung wesentlich besser ausgebaut ist als in Ost-West-Richtung, orientiert sich der Kreis überwiegend an Hamburg. Sein südlicher Teil – der Wirtschaftsraum Brunsbüttel – gehört zur Metropolregion Hamburg.

Das Kreisgebiet ist an seiner längsten Stelle in Nord-Süd-Richtung 54 Kilometer breit, in Ost-West-Richtung 41 Kilometer.

Entstehung und Gliederung

Das Kreisgebeit besteht von Westen nach Ost aus dem Wattenmeer, Marschgebieten, Moor und aus Geest. Der Kreis verdankt seine landschaftliche Beschaffenheit der Nordseeküste. Vor 6500 Jahren war die Nordsee erheblich höher als heute. Die Küstenlinie verlief entlag der Geestkerne. Seit etwa 4.500 Jahren bildete sich eine Ausgleichsküste aus. Die Geestkerne wurden durch Nehrungen aus Sand und Kies verbunden. Dahinter liegende Täler und flache Ebenen wurden nicht mehr vom Meer bedeckt, Moore, Seen und Schilfsümpfe bildeten sich. Seit etwa 2 500 Jahren begannen sich die Marschen zu bilden. Auf Tidenbedingten Ablagerungen siedeln sich erste Pflanzen (Queller), das Land verwandelt sich zu Salzwiesen und später Marschen. Seit ungefähr 500 Jahren wird durch den Mensch eine geplante Landgewinnung betrieben, die Landfläche erheblich ausweitete.

Fast die Hälfte des Kreisgebiets wurde durch Landgewinnung aus der Nordsee geholt. Von den 57 000 Hektar Marschland im Kreisgebiet wurden 42 000 Hektar erst in den letzten fünfhundert Jahren gewonnen. Die alte Küstenlinie folgte etwa einer Linie zwischen Marne und Wesselburen. Köge, Deiche und Entwässerungskanäle sind landschaftsprägend. Letztes eingedeichtes Land war bei Meldorf liegende Speicherkoog, dessen Eindeichung 1979 vollendet wurde. Im Kreis liegen 82 Kilometer Seedeiche und 40 Kilometer Elbdeiche.

Dank mehrerer Endmoränen ist es im Osten hügelig genug, dass die Gegend um Welmbüttel, den Spitznamen Dithmarscher Schweiz bekam. Dort, bei Schrum, liegt auch mit 78,50 m über NN der höchste Erhebung des Kreises. Höchster Punkt ist die Spitze des 175 Meter hohen Schornstein der Erdölraffinerie in Hemmingstedt. Der niedrigste Punkt, mit einem halber Meter unter NN, liegt in der Burger-Au-Niederung.

Seit dem 12. Jahrhundert gibt es planmäßigen Deichbau an der Küste. Vorher lebten die Menschen auf erhöhten Wurten - künstliche Hügel aus Mist, die mit Kiessoden abgedeckt wurden. In älteren Marschsiedlungen wie Wesselburen oder Wöhrden lassen sich diese Wurten noch im Ortsgebiet erkennen. Andere wie bei Tiebensee oder Süderbusenwurth wurde bald wieder verlassen und sind so in der Landschaft sichtbar.

Klima

Das Klima Dithmarschens ist durch seine Lage direkt an der Nordsee gekennzeichnet. Es herrscht ein ozeanisches Klima mit milden Wintern und Sommern.

Im langjährigen Schnitt herrschen in Dithmarschen an 273 Tagen im Jahr Windstärken über vier, an acht Tagen Sturm mit Orkanböen. Bedingt durch den Wind, erfolgen oft schnelle Wetterwechsel.

Fauna und Flora

Während die Geest-Gebiete bewaldet sind, gibt es Bäume in den Marschgebieten nur als Windschutz in der Nähe von Häusern oder befestigten Ortschaften oder in der Form von Knicks.

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer liegt teilweise in Dithmarschen, ein weiteres bekanntes Naturschutzgebiet ist das Weiße Moor.

Geschichte

Der Kreis ist nahezu identisch mit dem Gebiet der historischen Region Dithmarschen.

Erstmals erwähnt wird Dithmarschen im 9. Jahrhundert. "Thiatmaresgaho" gehörte zu den drei sächsichen Gauen nördlich der Elbe, die Karl der Große in das fränkische Reiche eingegliederte. Nach der Schlacht bei Bornhöved 1227 fiel Dithmarschen an das Erzbistum Bremen, dessen Einfluss auf das Land jedoch gering blieb. Die Grafen von Holstein und Herzöge von Schleswig versuchten mehrfach das reiche Bauernland zu erobern, mussten jedoch mehrere militärische Niederlagen einstecken. Zu bedeutenden Siegen der Dithmarscher kam es 1319, 1403/04 und 1500 (Schlacht bei Hemmingstedt). Erst in der letzten Fehde 1559 wurde das Heer von einer vereinigten Streitmacht unter Johann Rantzau geschlagen. Das Land unter den Siegern, Herzog Adolf von Gottorf, dem dänischen König Friedrich II. und dem Herzog Johann von Hadersleben aufgeteilt. Die Region behielt eine hohe Eigenständigkeit, erst mit der Eingliederung in Preußen 1867 seine Sonderrechte.

Dithmarschen war im deutschsprachigen Europa bis zur frühen Neuzeit neben der Schweiz die einzige Republik. Die Kirchspiele fungierten hier ähnliche wie die Schweizer Kantone. Ein Forschungsprojekt der Universität Kiel drückt es so aus: aus Dithmarschen zu sein steht jedoch für eine gewisse Eigenart der Bewohner, eine spezielle Eigenständigkeit, eine vielleicht auch angedichtete Eigensinnigkeit und sicherlich für ein besonders ausgeprägtes Selbstbewußtsein. Ein Selbstbewußtsein, das in der Dithmarscher Geschichte wurzelt, die in Dithmarschen wahrlich prägend ist. [1]. Der Historiker Chalybaeus drückte es im 19. Jahrhundert aus Ditmarsen, dat schölen Buren sin? Et mögen wohl wesen Heren..

Dithmarschen war eine frühe Hochburg des Nationalsozialismus. Die NSDAP erreichte ihren Durchbruch in der Region nach der Blutnacht von Wöhrden 1929. Bei den Reichstagswahlen 1933 holte die NSDAP hier über 60%. Im Zweiten Weltkrieg wurde bis auf Luftangriffe auf den Hafen Brunsbüttel und die Erdöfraffinerie Hemmingstedt von Kampfhandlungen verschont. Nach dem Krieg wurden zahlreiche Vertriebene im dünn besiedelten und weitgehend unzerstörten Schleswig-Holstein und damit auch Dithmarschen angesiedelt. Ungefähr 40% der Einwohner Dithmarschens stammten 1950 aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

In den letzten Jahrzehnten bestimmte vor allem die Wirtschaft das politische Bild. Umfangreiche Infrastruktur- und Industrialisierungsmaßnahmen (Eidersperrwerk, geförderte Industrieansiedlung in Brunsbüttel) in den 1960ern und 1970ern. Strukturwandel, Industrieabwanderung, verstärkte Gewichtung auf Windkraft und Tourismus seit den spätern 1980ern.

Nachdem es seine Unabhängigkeit endgültig verloren hatte, wurde Dithmarschen 1581 in Nord und Süd geteilt. Zwischen 1932 und 1933 wurden die Kreise für kurze Zeit zusammengelegt. Seit dem 26. April 1970 besteht durch den Zusammenschluss der Kreise Norderdithmarschen und Süderdithmarschen wieder ein vereintes Dithmarschen.

Kultur

Museen

Der Kreis Dithmarschen besitzt mehrere Museen. Das Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf besitzt zum einen eine Sammlung zu Meer/Küste/Deichbau als auch zur Bauernrepublik. Eindrucksvollter Ausstellungsgegenstand ist hier der Gerichtssaal aus dem Lundener Wohn- und Amtshaus des ersten Norderdithmarscher Landvogts Markus Swin. Zum anderen hat es sich auf Alltagsgeschichte spezialisiert und bietet beispielsweise Rekonstruktionen eines Schulzimmers, einen Zahnarztzimmers, eines Kinos etc. vom Anfang und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Hebbelmuseum in Wesselburen besitzt vor allem eine umfangreiche Forschungsbibliothek zum Dichter. Der Museumhafen Büsum und Museum am Meer in derselben statt konzentrieren sich vor allem auf die Fischerei und die Geschichte des Tourismus in der Region. Das Klaus-Groth-Museum in Heide ist wieder so hergerichtet wie das Wohnhaus zu lebzeiten des Dichters. Im Museum werden die umfangreiche Bibliothek des Dichters, eine große Musikaliensammlung, Handschriften und Dokumente aufbewahrt. Das Groth-Haus beherbergt außerdem eine im Aufbau befindliche Niederdeutsche Bibliothek. Das Archäologisch-Ökologische Zentrum in Albersdorf versucht die Ur- und Frühgeschichte im Kreis zu rekonstruieren, eine bekannte Gedenkstätte aus dem Spätmittelalter ist der Geschlechterfriedhof in Lunden.

Architektur

Die Kulturlandschaft prägten lange Zeit die Kirchen. Gutshäuser und Schlösser wurden in der Bauernrepublik nie gebaut. Die wenigen Burgen spielten selbst zu ihrer Entstehungszeit nur eine geringe Rolle und sind lange bis auf die Erdwälle verfallen. Die Kirchen hingegen dominierten die Landschaft. Im flachen Marschland sind ihre Turmspitzen oft über 10 Kilometer weit sichtbar. Die Bauernrepublik organisierte sich in weitgehend autonomen Kirchspielen, vergleichbar den Schweizer Kantonen. Die regierenden Ratskollegien der Kirchen machten Politik Weltliche und geistliche Macht waren hier nicht getrennt: die Kirchen waren nicht nur Zeichen geistiger sondern auch weltlicher Macht. Sie waren Verhandlungs- und Versammlungsstätten der Dithmarscher. Erst durch Integration in Preußen 1867 wurde diese Trennung eingeführt.

Wichtigste Kirche war der wegen seiner Bedeutung so genannte Meldorfer Dom. Zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert stand in Meldorf die einzige Kirche Dithmarschens. Die Kirche, um die eine mittelalterliche Stadt gebildet hatte, blieb das wichtigste Verhandlungszentrum der Dithmarscher. Auch nachdem diese Funktion an Heide übergegangen war, war Meldorf die einzige Stadt mit einer überragenden regionalen Bedeutung. Die Reformation im Kreis ging ebenfalls 1524 von dieser Kirche aus. Im 13. Jahrhundert wurde der heutige Dom erbaut. In seinem Inneren findet sich noch die Architektur der Gothik aus den Jahren 1250 bis 1300. Die Gewölbemalereien aus der Zeit gehören zu den prächtigsten in Schleswig-Holstein und geben einen Einblick in den ehemaligen Reichtum der Bauernrepublik.

St. Jürgen in Heide entstand im 15. Jahrhundert. Aufgrund innerdithmarscher Streitigkeiten verlor Meldorf seinen Platz als zentraler Treffpunkt. Die Norderdithmarscher trafen sich ab 1447 auf der Heide, später tagte hier der Rat der 48 Regenten von ganz Dithmarschen. Der Kern der langgestreckten Saalkirche stammt aus dem 15. Jahrhundert. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche vor allem 1724 durch den dreigeschossigen Spätrenaissanceturm vom Heider Baumeister Johann Georg Schott.

Die Bartholomäuskirche in Wesselburen wurde 1737/38 ebenfalls von Johann Georg Schott aus den Überresten älterer abgebrannter Kirchen (12. und 15. Jahrhundert) errichtet. Charakteristisch ist ihr in Schleswig-Holstein recht einmaliger Zwiebelturm. Auffallend am Barockbau sind die geschlossene Emporenloge unter der Orgel und der herzogliche Blaue Stuhl gegenüber der Kanzel.

Bemerkenswert sind weiterhin die Feldsteinkirche in Tellingstedt aus dem 12. Jahrhundert, und die Kirchen in Hemme und Büsum mit ihren charakteristischen Geschlechterwappen in der Kirche.

Erst in den letzten Jahrzehnten begannen auch Industriebauten das Landschaftsbild entscheidend mitzugestalten. Neben den allgegenwärtigen Windrädern sind dies vor allem die viele Kilometer weit sichtbare Raffinerie in Hemmingstedt und die Industrieansiedlungen in Brunsbüttel.

Literatur und Musik

Rudolph Dirks, Schöpfer des ältesten noch laufenden Comic-Strips der Welt - The Katzenjammer Kids wurde in Heide geboren, wanderte aber bereits mit seinen Eltern in die USA aus als er sieben war. Der Dramatiker Friedrich Hebbel verlebte in Wesselburen eine unglückliche Jugend, floh mit 19 aus der Gegend und weigerte sich zeitlebens sie wieder zu betreten. Der bedeutende Dichter in Niederdeutsch Klaus Groth, hingegen hielt es in Heide aus. Der Barlter Schriftsteller Gustav Frenssen ist zwar heute in Vergessenheit geraten, zu seiner Zeit galt er jedoch als aussichtsreicher Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis, den dann Thomas Mann bekam. Die Familie Johannes Brahms', den die Dithmarscher gern für sich in Beschlag nehmen, stammte zwar aus Heide, ob er selbst den Kreis je betreten hat, ist jedoch ungewiss. Als ruhiges Urlaubs- und Erholungsgebiet ist der Gegend jedoch auch bei Schriftstellern beliebt: der bekannteste der regelmäßigen Gäste war wahrscheinlich Arno Schmidt.

Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin Sarah Kirsch lebt alten Schulhaus Tielenhemme an der Eider und beschreibt die Anziehungskraft der Region: Der Geist der Bauernrepublik spukt noch, jeder ist Kaiser auf seinem Trecker, und auch mir mit dem Heusack auf der Schulter huldigt der Milchfahrer, wenn er die Stille durchkreuzt.

Es gibt mehrere lokales Laientheater, professionelle Gastspielauftritte finden im Elbeforum Brunsbüttel statt. Klassische Konzerte finden vor allem im Meldorfer Dom und der Sankt Bartholomäuskirche Wesselburen statt, gelegentliche Popkonzerte von Interpreten aus den Top 10 der deutschen Charts in der Großrausdisco Pahlen.

Traditionspflege

Während die Dithmarscher schon immer ein ausgeprägter Stolz auf ihre Geschichte kennzeichnete, wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Traditionen neu oder wiederbelebt. Zwischen idealistisch geleiteter Heimatpflege und dem Gedanken an die fördernde Wirkung für den Fremdenverkehr ist dabei kaum sauber zu trennen. Dabei entstehen weitgehend genuine Traditionsfortschreibung, ein neu entstandenes Patchwork verschiedener Traditionslinien und neuer Einrichtungen sowie gänzliche Neuerfindungen ohne historische Basis wie der Mittelaltermarkt in Heide.

Mindestens in den ländlichen Gebieten gut gepflegte Traditionen sind Rolandreiten, Ringreiten, Kindervogelschießen und Boßeln. In Heide kommt einmal im Jahr das Hohnbeer-Fest hinzu, in Nordhastedt das Frunsbeer-Fest. In den letzten Jahrzehnten werden vor allem die Dithmarscher Kohltage als auch überregional interessantes Fest propagiert, in Friedrichskoog und Büsum finden einmal jährlich Kutterregatten statt.

Traditionelle Gerichte sind Mehlbüdel und Swattsuer, Buttermilchsuppe mit Klüten, Grünkohlsuppe oder Brotpudding und Krabben, seit dem späten 19. Jahrhundert auch Kohl. Hingegen werden Fische und Lammfleisch vor allem von Auswärtigen gegessen und zählen nicht zur traditionellen einheimischen Küche.

Bevölkerung

Im Gegensatz zum Großteil der deutschen Nordseeküste war Dithmarschen nie friesisch geprägt, sondern wurde von Sachsen bewohnt. Vereinzelte Friesen zogen erst in das Gebiet, als es durch die Landgewinnung immer größer wurde. Ende des 19. und anfang des 20. Jahrhunderts kamen zahlreiche als Arbeiter Polen in die neu aufgebauten Fabriken im Kreisgebiet. Die bedeutendste Änderung der Bevölkerungsstruktur erfolgte nach 1945 als zahlreiche Vertriebene in den beiden Kreisen Norder- und Süderdithmarschen angesiedelt wurden.

Die Bewohner des Kreises sind vergleichsweise immobil. In den Jahren 2001 und 2002 verzeichnete der Kreis absolut und relativ sowohl die geringsten Wanderungsgewinne als auch -verlust in ganz Schleswig-Holstein. In den letzten Jahren verzeichnet der Landkreis Wanderungsgewinne, was vor allem an alten Menschen liegt, die in der ländlichen Abgeschiedenheit ihren Lebensabend verbringen wollen. Die Bevölkerungsdichte ist nur etwa halb so hoch wie im gesamten Schleswig-Holstein.

Der Ausländeranteil liegt bei 3,0 Prozent und damit weit unter dem Schnitt in Schleswig-Holstein (5,4%) und im Bundesgebiet (8,9%).

Die Bevölkerung ist überwiegend evangelisch-lutherisch. Historisch geprägt gibt es zwei Kirchenkreise in der Region. Der Kirchenkreis hat Norderdithmarschen hat etwa 40 000 Mitglieder, der Kirchenkreis Süderdithmarschen etwa 59 000. Die Grenze zwischen den Kreisen verläuft auf der Höhe von Heide, Helgoland gehört noch zu Süderdithmarschen. Die Sitze der Kreise sind Heide (Nord) und Meldorf (Süd). Beide gehören zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Über eine Zusammenlegung beider Kirchenkreise wird, auch aus Kostengründen, seit längerem diskutiert.

Es gibt zwei römisch-katholische Gemeinden in der Dithmarscher Diaspora. Die Kirchengemeinde St. Josef in Heide (Meldorf-Büsum) hat etwa 3 500 Mitglieder, die Gemeinde in Brunsbüttel ist bedeutend kleiner. Beide Gemeinden gehören zum Erzbistum Hamburg. Die Katholiken sind zum größten Teil Nachfahren polnischer Arbeiter, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Dithmarschen einwanderten und die von Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

Bildung

In Heide existiert seit 1993 Schleswig-Holsteins jüngste Fachhochschule, die Fachhochschule Westküste. In den fünf Studiengängen Betriebswirtschaft, Elektrotechnik und Informationstechnik, Management und Technik, Internationales Tourismusmanagement und Wirtschaft und Recht sind etwa 800 Studenten eingeschrieben, die von 29 Professoren und 25 wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut werden.

In Büsum steht es eine Außenstelle der CAU Kiel, das Forschungszentrum Westküste, das vor allem zu Fragen der Küstengeologie- und geographie (einschließlich Küstenschutz) sowie zu Umweltthemen forscht.

Im Kreis befinden sich sechs Gymnasien, drei Fachgymnasien, zwei Berufssschulen, fünf Berufsfachschulen. Es gibt diverse kombinierte Grund- und Haupt oder Real- und Hauptschulen. Insgesamt sind 13 Schulen Realschulen oder haben einen Realschulteil, 14 Hauptschulen, 9 Förderschulen und 1 Schule für geistig Behindert. Es gibt 44 Grundschulen oder Schulen mit Grundschulteil. Außerdem befindet sich im Kreis die Landesberufsschule für Schornsteinfeger und Keramiker.

Wirtschaft

Dithmarschens Wirtschaft lebt vor allem von Tourismus, Landwirtschaft und Windenergie. Der Tourismus konzentriert sich in Norden auf Büsum in Süden auf Friedrichskoog. Neben dem klassischen Badeurlaub mit Familie kommen vor allem Touristen zum Radwandern. Die jährlich etwa 2 Millionen Touristen kommen fast nur aus dem Inland.

Die Arbeitslosenquote lag im September 2004 bei 11,6%. Im Januar 2005, nach den Hartz-Reformen und der neuen Statistik lag sie bei 17,4% und damit deutlich über dem Schleswig-Holstein-Schnitt von 12,7%. Größte Arbeitgeber im Kreis sind das Bayer-Werk in Brunsbüttel (1 000 Beschäftigte), die Sparkasse Westholstein (600), die Shell-Raffinerie in Hemmingstedt (570), die Chemiefabrik Sasol in Brunsbüttel (570), die Druckerei Evers in Meldorf (560) und Beyschlag Maschinenbau in Heide (550). In den letzten Jahren steigt der Anteil der Pendler, die in Hamburg oder im Hamburger Umland arbeiten.

Landwirtschaft

Wichtigstes Anbauprodukt der Landwirtschaft ist Kohl. Europas größtes geschlossenes Anbaugebiet ist etwa 2 800 Hektar groß und produziert ungefähr 80 Millionen Kohlköpfe jährlich. Dem Anbau wird eine hohe kulturelle Bedeutung zugemessen. Die Dithmarscher Kohltage sind die einzig überregionale Veranstaltung des Kreises, im Gegensatz zu anderen Teilen Deutschlands, die eine Weinkönigin wählen, gibt es in Dithmarschen zwei Kohlregentinnen. Neben Kohl werden, Zuckerrüben, Getreide, Raps, und Gemüse angebaut sowie überwiegend extensive Viehwirtschaft betrieben.

Energiewirtschaft

Besonders die Windenergie prägt Wirtschaft und mittlerweile auch die Landschaft. Der GROWIAN, stand im Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne, Deutschlands erster Windpark wurde 1987 ebenfalls in dieser Gemeinde eröffnet, die derzeit größte Windenergieanlage der Welt, die REpower 5M steht in Brunsbüttel.

In Dithmarschen stehen etwa 800 Windräder, alle im Marschgebiet. Das sind etwa 5% aller deutschen Windräder auf 0,15% der deutschen Fläche. Abgesehen von den Gegenden um Büsum und dem Speicherkoog ist die gesamte Küstenlinie flächendeckend mit Windrädern ausgestattet. Im Jahr 2003 erzeugten sie 651 Miollionen Kilowattstunden Strom, das ist etwa die Hälfte des gesamten Dithmarscher Energiebedarfs. Nach Angaben der e.on-Hanse flossen im selben Jahr etwa 59 Mio. Euro an Vergütung an die Besitzer, davon gingen etwa 3 bis 5 Millionen Euro als Landpacht an die Bauern. Die Grünen schätzen den Gewerbesteuerertrag durch alle Windräder bestenfalls auf etwa 4 Millionen Euro.

Da hier die kommerzielle Ausbeutung der Windenergie begann, sind viele Windräder vergleichsweise alt und leistungsschwach. Deshalb sollen sie im so genannten Repowering durch größere und leistungsstärkere Räder ersetzt werden. Ob dabei die Zahl der Windräder zurückgeht ist bisher genausowenig sicher wie die genaue Ausgestaltung des Repowerings. Allerdings ist dies hoch umstritten. Der so genannte Repowering-Erlass der Landesregierung sieht die Neuerrichtung von Windrädern bis 150 Meter Höhe vor, die in der flachen Dithmarscher Landschaft laut demselben Erlass aus bis zu 40 Kilometern Entfernung gesehen werden können. Hinzu kommen zahlreiche weitere Hochspannungsleitungen. Die Widerstände in der Bevölkerung gegen die Umwandlung der Naturlandschaft in einen Industriepark sind dementsprechend groß. Zudem werden Auswirkungen auf den Tourismus befürchtet.

Das Ölfeld Mittelplate vor der Küste erbringt mit etwa 2 Millionen Tonnen jährlich ungefähr 54% der gesamten deutschen Erdölproduktion. Das 770 Megawatt produzierende Kernkraftwerk Brunsbüttel ist das Kernkraftwerk in Deutschland mit den meisten Störfällen und den höchsten Ausfallzeiten. Es soll 2008 vom Netz gehen. Die Erdölraffinerie in Hemmingstedt verarbeitet im Jahr etwa 4 Millionen Tonnen Rohöl. Das Öl stammt zum Teil aus Mittelplate, zum Teil wird es über den Ölhafen in Brunsbüttel importiert. Ein weiteres Ölfeld zwischen Heide und Hemmingstedt wird seit 1991 nicht mehr ausgebeutet.

Industrie

Die Industrie konzentriert sich in Brunsbüttel. Der Elbhafen wurde seit den 1960ern analog zu anderen Gebieten der Nordseeküste (Emden/Dollarthafen; Wilhelmshaven) verstärkt industrialisiert. Ein ehrgeiziges Infrastrukturprogramm führte zum Bau des Ölhafens (1960), des Elbehafens (1967), des Kernkraftwerks (1976) und eines weiteren Elbehafens (1979) sowie zu Industrieansiedlungen besonders der Rohstoffverarbeitenden Industrie. Der erste mineralölverarbeitende Betrieb CONDEA (heute zu Sasol gehörend) siedelte sich 1963 an, dazu kamen 1977 ein Bayer-Werk, Schelde-Chemie (1980), VEBA-Chemie (1981), eine Düngemittelfabrik des norwegischen Konzerns Norsk Hygro, eine Bitumenfabrik von Elf Aquitaine und seit 1994 eine Sondermüllverbrennungsanlage. Zudem hält DEA bzw. jetzt Shell Bunker- und Speicherkapazitäten vor, die über eine Pipeline mit der Erdölraffinerie in Hemmingstedt verbunden sind. Zu den kleineren Betrieben, die es dort schon seit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals gab wo Mitte der 1970er ein ehrgeiziges Infrastrukturprogramm stattfand. In den letzten Jahren verlor das ehemalige Vision der "nachhaltigen Industrialisierung" an Glanz. Werke wurden geschlossen, beziehungsweise verkauft und/oder verkleinert.

Neben dem Kernkraftwerk in Brunsbüttel selbst, liefert vor allem das 1987 gebaute Kernkraftwerk Brokdorf den Strom für die Anlagen.

Verkehr

Dithmarschen liegt umgeben von Wasser. Nordsee, Eider, Elbe, Gieselau und Nord-Ostsee-Kanal begrenzen den Kreis, so dass zum betreten oder verlassen Dithmarschens auf jeden Fall ein Gewässer überquert werden muss. Bis zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals befand sich in seiner heutigen Position ein ausgedehntes Sumpfgebiet, das ähnliche Probleme mit sich brachte.

Von besonderer Bedeutung im Verkehr waren deshalb von Anfang an Schiffe und Brücken. Wichtigster Hafen ist der Elbhafen in Brunsbüttel mit seiner wirtschaftlichen Bedeutung. Vom Hafen in Büsum fahren Ausflugsschiffe und Fischkutter. Vor allem als kleiner Jachthafen dient der Hafen am Meldorfer Speicherkoog. Wichtige Brücken sind die Eisenbahn- und Autobahnbrücke über den Kanal, die Eiderbrücke bei Tönning und seit 1973 die Eiderquerung durch das Eidersperrwerk hindurch. Unregelmäßig wird versucht eine Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven am anderen Elbufer einzurichten, diese wird jedoch bald darauf aus wirtschaftlichen Gründen wieder aufgegeben. Um ans andere Ufer des Flusses zu kommen ist so im Normalfall der Umweg über Hamburg oder mindestens Glückstadt notwendig.

Die Bundesautobahn 23 wurde 1986 vom Steinburger Itzehoe aus nach Heide verlängert und ist heute die wichtigste Verkehrsverbindung zur Außenwelt. Ins südwestliche Kreisgebiet und nach Norden (Husum, Nordfriesische Inseln) führt die Bundesstraße 5. Nach Kiel und Rendsburg führt die Bundesstraße 203.

Wichtigste Zugverbindung ist die Zugverbindung Hamburg-Westerland, die in Heide hält. Vom Hafen Brunsbüttel aus gibt es eine Anbierung für Güterzüge zu dieser Hauptstrecke. Von Büsum über Heide nach Neumünster und dort aus weiter nach Kiel führt eine Strecke der Schleswig-Holstein-Bahn.

Bei Büsum und St. Michaelisdonn befinden sich kleine Flugplätze.

Politik

Sitze im Kreistag haben CDU (27 Sitze, absolute Mehrheit), SPD (13 Sitze), Unabhängige Wählergemeinschaft Dithmarschen (UWD) (sechs Sitze) und FDP (zwei Sitze).

Dithmarschen entsendet zwei Abgeordnete in den deutschen Bundestag. Im Wahlkreis 2 (Nordfriesland-Dithmarschen Nord) ist dies Peter Harry Carstensen (CDU), im Wahlkreis 3 (Steinburg-Dithmarschen Süd) Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD).

Bei der Landtagswahl 2005 erhielt die CDU in Dithmarschen-Nord 47,3%. Die SPD kam auf 35,1%. Die FDP auf 7,7%, die Grünen auf 3,2%. Der SSW erhielt 1,7%, die NPD 2,1%. Die Verhältnisse waren im Vergleich zum restlichen Schleswig-Holstein klar in Richtung schwarz-gelb verschoben. Insbesondere die CDU erhielt fast 20% bzw. 7 Prozentpunkte mehr als im Landesdurchschnitt. Einzig verläßliche Hochburg der SPD ist Brunsbüttel. Insbesondere die Grünen haben seit viele Jahren einen schwere Stand, da sie mit oft umstrittenen Naturschutz, den Nachteilen des Nationalparks und den ebenfalls umstrittenen Windrädern gleichgesetzt werden. Ähnlich, wenn auch in weit geringerem Ausmaß, waren die Verschiebungen gegenüber dem Bundes- und Landesergebnis bei der Bundestagswahl 2002.

Städte und Gemeinden

  1. Brunsbüttel (13.918 Einwohner)
  2. Heide (20.527 Einwohner)
  3. Marne (6.034 Einwohner)
  4. Meldorf (7.724 Einwohner)
  5. Wesselburen (3.131 Einwohner)

amtsfreie Gemeinde

Friedrichskoog (2.490 Einwohner)

  1. Albersdorf (Albersdorf, Arkebek, Bunsoh, Immenstedt, Offenbüttel, Osterrade, Schafstedt, Schrum, Tensbüttel-Röst, Wennbüttel)
  2. Burg-Süderhastedt (Brickeln, Buchholz, Burg (Dithmarschen), Eggstedt, Frestedt, Großenrade, Hochdonn, Kuden, Quickborn, Süderhastedt)
  3. Büsum (Büsum, Büsumer Deichhausen, Hedwigenkoog, Oesterdeichstrich, Warwerort, Westerdeichstrich)
  4. Eddelak-Sankt Michaelisdonn (Averlak, Dingen, Eddelak, Sankt Michaelisdonn)
  5. Heide-Land (Hemmingstedt, Lieth, Lohe-Rickelshof, Nordhastedt, Wöhrden)
  6. Hennstedt (Barkenholm, Bergewöhrden, Delve, Fedderingen, Glüsing, Hägen, Hennstedt, Hollingstedt, Kleve, Linden, Norderheistedt, Schlichting, Süderheistedt, Wiemerstedt)
  7. Lunden (Groven, Hemme, Karolinenkoog, Krempel, Lehe, Lunden, Rehm-Flehde-Bargen, Sankt Annen)
  8. Marne-Land (Diekhusen-Fahrstedt, Helse, Kaiser-Wilhelm-Koog, Kronprinzenkoog, Marnerdeich, Neufeld, Neufelderkoog, Ramhusen, Schmedeswurth, Trennewurth, Volsemenhusen)
  9. Meldorf-Land (Bargenstedt, Barlt, Busenwurth, Elpersbüttel, Epenwöhrden, Gudendorf, Krumstedt, Nindorf, Nordermeldorf, Odderade, Sarzbüttel, Windbergen, Wolmersdorf)
  10. Tellingstedt (Dellstedt, Dörpling, Gaushorn, Hövede, Pahlen, Schalkholz, Süderdorf, Tellingstedt, Tielenhemme, Wallen, Welmbüttel, Westerborstel, Wrohm)
  11. Weddingstedt (Neuenkirchen, Ostrohe, Stelle-Wittenwurth, Weddingstedt, Wesseln)
  12. Wesselburen (Friedrichsgabekoog, Hellschen-Heringsand-Unterschaar, Hillgroven, Norddeich, Norderwöhrden, Oesterwurth, Reinsbüttel, Schülp, Strübbel, Süderdeich, Wesselburener Deichhausen, Wesselburenerkoog)

Wappen

Wappen Kreis Dithmarschen Das Wappen, der Dithmarscher Reiter zeigt in Rot auf einem silbernen galoppierenden Pferd mit goldenem Zaumzeug und blauer Satteldecke einen golden gerüsteten Reiter mit silbernem Helmbusch, der sein silbernes Schwert über dem Kopf schwingt. Das Wappen wurde nach der Eroberung des Landes durch den dänischen König Friedrich II. eingeführt, tauchte aber ursprünglich nur im Siegel des Fürsten auf. Da es einen Ritter zeigt, war es im auf seine Zeit als Bauernrepublik stolzen Dithmarschen bis nach 1945 heftig umstritten. Erst in den letzten Jahren zeigt sich eine allgemeine Akzeptanz, die sich in zahlreichen gehissten Dithmarschenflaggen an Fahnenmasten manifestiert. Ob der Reiter den Heiligen Georg darstellen soll oder wie in der älteren Forschung angenommen die Kavallerie des dänischen Königs symbolisiert, ist unklar.

Die Dithmarscher selbst gaben sich nach der Schlacht bei Hemmingstedt ein Wappen das die Schutzheilige des Landes Maria und den heiligen Oswald zeigte - an seinem Namenstag hatten sie 1404 den Herzog von Schleswig besiegt. Nachdem das Land endgültig seine Unabhängigkeit verloren hatte, ersetzen sie die Figuren durch eine Maria dolorosa gegen deren Herz eine Schwertspitze gerichtet war.

Landräte

Kreispräsidenten

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