Aerosolbombe
Eine Aerosolbombe, (englisch Fuel-Air Explosive (FAE) oder Fuel-Air Bomb), umgangssprachlich auch Vakuumbombe, ist eine Waffe, deren Wirkung auf der Zündung einer als Aerosol verteilten Substanz ohne enthaltenes Oxidationsmittel beruht. Derartige Waffen wurden in den 60ern in den USA und gleichzeitig in der Sowjetunion entwickelt, allerdings wurden die ersten Versuche schon während des Zweiten Weltkrieges von der deutschen Luftwaffe durchgeführt. Als ihr Erfinder gilt Mario Zippermayr.
Aufbau
Eine Aerosolbombe besteht aus einem Behälter mit einer brennbaren, meist gesundheitsgefährdenden Substanz, z. B. Ethylenoxid, Propylenoxid oder Decan. Zur Zündung werden zwei Sprengladungen verwendet: Durch die erste Sprengung wird der Brennstoff fein in der Luft verteilt, das Aerosol entsteht. Danach, typischerweise ca. 150 Millisekunden später, je nach System aber auch einige Millisekunden später, wird die Aerosolwolke entzündet. Moderne Varianten der Aerosolbomben kommen allerdings inzwischen mit einer Sprengladung aus, die gleichzeitig sowohl die Verteilung als auch die Zündung übernimmt.
Hauptprobleme bei der Konstruktion dieser Waffen sind das Herstellen des richtigen Verhältnisses von Luft und Brennstoff für eine Verpuffung, damit verbunden u. a. eine präzise Ausführung des Brennstoffbehälters, der dann für eine gleichmäßige Verteilung des Brennstoffs in der Luft sowie die genaue zeitliche Folge der Zündungen sorgt.
Wirkung
Die bei der Verpuffung entstehende Druckwelle ist zwar wesentlich schwächer als die eines vergleichbaren Sprengstoffes wie TNT, allerdings erfolgt die Verpuffung fast gleichzeitig in einer Kugel mit 10 bis 40 m Durchmesser. Der Brennstoff kann in Höhlensysteme, Bunker o. ä. eindringen, was diese Waffen auch gegen befestigte Ziele wirkungsvoll macht, gegen die konventionelle Sprengkörper wegen der mangelnden Druckwirkung nur eingeschränkt effektiv sind. Außerdem hält die Druckwirkung wesentlich länger an als bei einem konventionellen Sprengstoff. Darüber hinaus haben Aerosolbomben eine wesentlich stärkere Hitzewirkung als konventionelle Sprengladungen. Das macht diese Bombe effektiver für die Tötung von Menschen und Zerstörung anderer Weichziele wie u. a. ungepanzerte Fahrzeuge.
Die „Vakuumwirkung“, die dieser Waffe ihren umgangssprachlichen Namen gab, tritt auch ein, allerdings (wie bei allen anderen chemischen und nuklearen Sprengsätzen) als Folge der Druckwelle. Außerdem entzieht die Waffe der Luft den Sauerstoff, weil der Sprengsatz kein eigenes Oxidationsmittel enthält, sondern den Luftsauerstoff verwendet. Um beim Einsatz einer solchen Waffe am Sauerstoffmangel zu sterben, muss die betroffene Person zunächst die Hitze- und Druckwirkung dieser Waffe überleben, was in den meisten Fällen nicht wahrscheinlich ist.
Die Druckwirkung über einem großen Gebiet führte auch zur Entwicklung von Systemen, die mit einer solchen Verpuffung Minen räumen sollen.[1][2]
Russischer Test einer Aerosolbombe im September 2007
Am 11. September 2007 wurde in Russland eine nach offiziellen Angaben 7 t schwere Aerosolbombe getestet, deren Sprengkraft mit 44 t TNT-Äquivalent angegeben wurde und damit die stärkste konventionelle Bombe der Welt wäre.[3][4][5] Sie überträfe damit sogar die Sprengkraft der kleinsten Atombomben (W54: ab ca. 20 t TNT-Äquivalent). Die bis dato stärkste Bombe der USA, die MOAB (oft sarkastisch als "Mother of all bombs" interpretiert), besitzt eine nominelle Sprengkraft von 11 t TNT-Äquivalent, wiegt aber z. B. selbst wesentlich mehr als 7 Tonnen (sie ist so lang wie ein Kleintransporter). Angelehnt an diesem Namen wurde die russische Waffe als "Vater aller Bomben"[6] bezeichnet.
Thermobare Waffen
Auch wenn beide Begriffe oft als Synonym verwendet werden, unterscheiden sich thermobare Waffen von Aerosolbomben. Bei einer thermobaren Waffe wird zusätzlich zu einer „normalen“ Explosion eine brennbare Substanz mit wenig oder keinem Oxidationsmittel (z.B. Sauerstoff) in der Luft verteilt, die sich durch die Explosion sofort entzündet. Dadurch wird der Effekt der ursprünglichen Explosion verstärkt, um eine größere Hitze- und eine längere Druckwirkung zu erreichen.
Der anfänglichen Druckwelle und dem damit verbundenen Unterdruck folgt eine Phase, in der der durch die Explosion entstandene Unterdruck einen Fluss der umgebenden Luft zum Zentrum der Explosion hin bewirkt. Die verdrängte, nichtexplodierte, brennende Substanz wird durch den Unterdruck angesaugt, dringt dabei in alle nicht luftdicht verschlossene Objekte ein und verbrennt diese. Erstickung und innere Schäden können bei Mensch und Tier auftreten, die sich außerhalb des Radius der sofortigen Einäscherung befinden; z.B. in tieferen Tunneln, als Resultat der Druckwelle, der Verbrennung des Sauerstoffes oder des folgenden Unterdruckes.