Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Plettenberg (westfälisch Plettmert) ist eine mittlere kreisangehörige Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland.
Geografie
Geografische Lage
Sie liegt im Westen des Sauerlands im Märkischen Kreis zwischen dem Lennegebirge im Norden und dem Ebbegebirge im Süden. Sie liegt an der Einmündung der Else in die Lenne und wird von Grüne- und Oesterbach durchflossen. Deshalb wurde ihr der Name „Vier-Täler-Stadt“ gegeben.
Stadtgliederung
Plettenberg ist in fünf Ortsteile aufgeteilt:
- Stadtmitte (14.012 Einwohner)
- Eiringhausen (4.905 Einwohner)
- Holthausen/oberes Elsetal (3.985 Einwohner)
- Oestertal (3.055 Einwohner)
- Ohle (2.825 Einwohner)
Geschichte
Mit hoher Sicherheit war der Kern des heutigen Stadtgebietes schon in vorkarolingischer Zeit von sächsischen Stämmen besiedelt. Dieses geschah in einer topographisch geschützten Ebene unweit des Zusammenflusses von Else- und Oesterbach. Die Rolle einer Quelle mit besonders gutem Wasser scheint hierbei noch unklar, jedoch verweist der Flurname "Offenborn" hierauf. Plettenberg wurde 1072 erstmals in einer Urkunde des Kloster Grafschaft mit dem Namen "Heslipho" erwähnt. 1368 wird Plettenberg an den Herzog von Kleve verkauft. 1397 wurden der Siedlung die Stadtrechte von Graf Dietrich von der Mark verliehen. Gleichzeitig erhielt der Ort ein Stadtgericht und es wurde eine Schutzmauer um den Ort errichtet. Schon zehn Jahre zuvor hatte Plettenberg einen Freiheitsbrief von Graf Engelbert III. von der Mark erhalten.
Vom historischen Ursprung ist heute nur noch wenig erhalten. Im Zentrum findet sich ein kleiner historischer Kern rund um die Christuskirche aus dem 13. Jahrhundert, sowie im Stadtteil Ohle die alte Dorfkirche. Nur noch als Ruine erhalten ist die Burg Schwarzenberg.
1622/23, während des 30-jährigen Krieges, der in Plettenberg viele Opfer forderte, war die Stadt von Spaniern besetzt, die 38 Wochen versorgt werden mussten. Bei einem Überfall 1634 wurde Plettenberg verwüstet und geplündert. 1666 wurde die Stadt Brandenburg-Preußen zugeschlagen. Ein Jahr nach Ausbruch eines Niederländisch-Französischen Krieges erhielt Plettenberg 1673 einen Kurkölnisch-Münsterisch-Französischen Schutzbrief. Dennoch fielen 1679 französische Truppen in die märkische Region ein und Plettenberg musste große Abgaben leisten.
Ein Stadtbrand vernichtete am 12. April 1725 94 % des Stadtgebietes. Innerhalb der Stadtmauer wurden sogar alle Gebäude vernichtet. Nach dem Feuer bauten die Bewohner die Stadt genauso wie zuvor wieder auf.
Seit 1735 war die Stadt und das Amt Plettenberg dem Kreis Altena unterstellt. Schon 1750 gab es in Plettenberg ein Obdachlosenheim. Zwischen 1807 und 1815 waren Stadt und Amt von Frankreich besetzt und wurden in das Großherzogtum Berg eingegliedert. 1816 wurde Plettenberg dem Regierungsbezirk Arnsberg und dem Kreis Altena zugeordnet.
Während der Industrialisierung entwickelten sich in den Tallagen an den Flüssen erste metallverarbeitende Betriebe die mit Wasserkraft das heimische Erz weiterverarbeiteten. Durch die Errichtung der Ruhr-Sieg-Eisenbahn ab 1860 profitierte vor allem die Schwerindustrie. Nur acht Jahre vorher durchlebten die Plettenberger eine Wirtschaftskrise.
Eingemeindungen
1891 wurde die Gemeinde Ohle vom Amt Neuenrade auf das Amt Plettenberg übertragen. 1941 schlossen sich im Rahmen einer kommunalen Neuordnung das Amt und die Stadt Plettenberg zur neuen Stadt Plettenberg zusammen.
Einwohnerentwicklung
Im 14. Jahrhundert hatte Plettenberg 500 Einwohner, nach mehreren großen Pest-Epidemien und dem 30-jährigen Krieg nahm die Einwohnerzahl über die Jahre wieder ab. Bis 1719 hatte die Stadt dann wieder 749 Einwohner. 1758 wohnten 1.051 Personen in Plettenberg, 1765 nur noch 933. 1818 wird von 1.307 Einwohnern berichtet.
- 1839 - 1.539 Einwohner
- 1849 - 1.652
- 1871 - 1.976
- 1910 - 5.981
- 1933 - 7.169
In neuster Zeit entwickelte sich die Einwohnerzahl folgendermaßen:
(jeweils zum 31. Dezember)
- 1998 - 29.263
- 1999 - 29.133
- 2000 - 29.031
- 2001 - 28.959
- 2002 - 28.698
- 2003 - 28.442
- 2004 - 28.255
- 2005 - 29.130
- 2006 - 28.782
Politik
Gemeinderat
Bürgermeister
- 1902–1924: Rudolf Emil Gottlob Köhler (* 26. April 1865 in Schleusingen)
- 1925–1930: Dr. Ludwig Schneider (DVP)
- 1934–1938: Engelbert Wahle
- 1945–1948: Wilhelm Ding (SPD)
- 1948–1951: Karl Halfmann (CDU)
- 1951–1954: Emil Arndt (SPD)
- 1954–1956: Paul Thomee (FDP)
- 1956–1960: Heinz Chmill (SPD)
- 1960–1964: Wilhelm Wicker (CDU)
- 1964–1983: Heinz Baberg (SPD)
- 1984–1986: Udo Scheepers (SPD)
- 1986–1999: Otto Klehm (SPD)
- 1999–2004: Walter Stahlschmidt
- seit 2004: Klaus Müller (SPD)
Städtepartnerschaften
Die Stadt Plettenberg unterhält Städtepartnerschaften mit der Stadt Bludenz im österreichischen Bundesland Vorarlberg (seit 1988) und mit der thüringischen Stadt Schleusingen (seit 1990).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Sauerländer Kleinbahn, Museumseisenbahn zwischen Plettenberg - Köbbinghauser Hammer und Herscheid - Hüinghausen
- Plettenberger Heimathaus
Bauwerke
- Die evangelische Christuskirche in der Stadtmitte wurde um 1230 erbaut und erst dem heiligen Lambertus geweiht. 1725 wurden nach einem Stadtbrand Ecktürmchen auf dem Westturm und ein Vierungsturm abgebaut, so dass heute nur noch zwei Chortürme erhalten sind. Die Kirche stellt ein Kleinod sakraler Baukunst des Mittelalters dar, und ist ein Vorbild für viele westfälische Hallenkirchen des märkischen Typs. Der Westturm (um 1100) entstammt noch dem Vorgängerbau, einer kleinen Saalkirche.
- Böhler Kirche, unweit der Stadt auf einem Hügel gelegen. Erste urkundliche Erwähnung um 1153. 1422 von Gerhard Mummert in Verbindung mit einem Heilig-Geist-Spital erweitert. Letzter Umbau 1907. Völlig im Original erhaltene Orgel von 1921. Die Chorfenster sind Meisterwerke von Otto Linnemann (1921).
- Die ebenfalls evangelische Dorfkirche in Ohle fungierte nach dem Bau (etwa zwischen 1050 und 1100) als Hauskapelle des Hauses von Ohle. Die Kirchturmspitze wurde 1750 errichtet, 1882 wurde die Sakristei renoviert. Währenddessen wurden rund 600 Skelette gefunden, die daraufhin auf dem alten Friedhof beigesetzt wurde. Sie gehört zum seltenen westfälischen Typ der Chorturmkirche.
- Die Burg Schwarzenberg wurde 1301 gebaut und ist heute nur noch als Ruine erhalten.
- Das Schloss Brüninghausen wurde 1311 erstmals erwähnt und ist heute Wohnsitz der Adelsfamilie Wrede. Die Stadt Plettenberg hat es zu einem schützenswerten Denkmal erklärt.
- Schloss Grimminghausen
- Das Gebäude des Amtsgerichts An der Lohmühle wurde in wilhelminischer Zeit erbaut und steht heute unter Denkmalschutz.
- Stephansdachstuhl am Alten Markt
Natur
Die Oestertalsperre liegt am Oberlauf der Oester und beinhaltet 3,1 Millionen m³ Wasser. Die Talsperre, die zwischen 1904 und 1906 errichtet wurde, ist etwa 2300 m lang.
Sport
- Aquamagis, Freizeitbad erbaut 2003
- P-Weg, Wanderstrecke rund um Plettenberg und Sportevent seit 2004
- LG Plettenberg/Herscheid, Leichtathletik
- Fliegergruppe Plettenberg/Herscheid e.V. seit 1932
- SC Plettenberg & TuS Plettenberg, sind die größten Fussballvereine der Stadt. Beide in der Landesliga Westfalen vertreten.
- Tus Jahn Ohle, Leichtathletik, Turnen, Hapkido; e.V seit 1904
- Schachvereinigung 1920 Plettenberg e.V.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Struktur der Plettenberger Wirtschaft hat ihre Ursprünge in der Eisenverarbeitung. Viele Betriebe sind eng mit der Automobilindustrie und dem Maschinen- und Fahrzeugbau verzahnt, jedoch herrschen klein- und mittelständische Strukturen vor. Der Bereich Stahlverformungen ist dominierend (Kaltwalzwerke, Hammerschmieden, Gesenkschmieden). 67 % der Erwerbstätigen arbeiten im verarbeitenden Gewerbe, 32 % im Dienstleistungssektor und nur etwa 1 % in der Landwirtschaft. Von 1.000 Einwohnern sind 280 in der Industrie tätig (Bundesdurchschnitt 85, Landesdurchschnitt NRW 95).
Verkehr
- Anbindung an die Bundesstraße 236 in Richtung Werdohl und Lüdenscheid mit dortiger Autobahnanbindung an die A 45, sowie nach Finnentrop und Lennestadt
- Anbindung an die Bundesstraße 229 in Richtung Neuenrade über Affeln und das Hönnetal
- Anbindung an die Ruhr-Sieg-Strecke der Deutschen Bahn AG
- Das Stadtgebiet war von 1896 bis 1962 für Personen- und Güterverkehr durch eine dampfbetriebene Kleinbahn, die Plettenberger Straßenbahn AG erschlossen.
- Der Busverkehr wird heute überwiegend durch die Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) durchgeführt.
- Teilstrecke der Lenneroute, die das Sauerland mit dem Ruhrgebiet verbindet.
- Westtangente zur Umgehung der Bahnhofstraße. Das Projekt enthält zwei Brücken und den 734 Meter langen Hestenbergtunnel, es wurde am 10. November 2006 eröffnet.
Medien
In Plettenberg erscheinen die regionalen Tageszeitungen Süderländer Tageblatt und Westfälische Rundschau. Des Weiteren liegt die Stadt im Sendegebiet des Lokalradios Radio MK mit Sitz in Iserlohn.
Öffentliche Einrichtungen
Plettenberg ist Sitz eines Amtsgerichtes, das neben der Stadt Plettenberg auch für die Gemeinde Herscheid zuständig und dem Landgericht Hagen untergeordnet ist. Außerdem gibt es eine Zweigstelle der Iserlohner Agentur für Arbeit.
Bildung
In Plettenberg gibt es sechs Gemeinschaftsgrundschulen: Grundschule Ohle, Hallenschule, Eschenschule, Martin-Luther-Schule, Holthausen und Oestertal. Des Weiteren liegen in Plettenberg die Hauptschulen „Im Böddinghauser Feld“ und die Zeppelinschule, die „Städtische Geschwister-Scholl-Realschule“ und das „Städtische Albert-Schweitzer-Gymnasium“. Die „Vier-Täler-Schule“ ist eine Förderschule der Stadt mit dem Förderschwerpunkt Lernen.
Die Musikschule Lennetal mit Hauptsitz in Werdohl hat auch in Plettenberg Unterrichtsräume.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Christoph Friedrich Steffen von Plettenberg zu Lenhausen Stockum (* 30. November 1698; † 17. März 1777 auf Haus Heyde bei Unna), preußischer Generalleutnant
- Carl Brockhaus (* 7. April 1822 im Ortsteil Himmelmert, † 9. Mai 1899 in Elberfeld), Volksschullehrer und führende Persönlichkeit der Christlichen Versammlung, Herausgeber der Elberfelder Bibel
- Carl Schmitt (* 11. Juli 1888, † 7. April 1985), deutscher Staatsrechtler und politischer Philosoph
- Erik Nölting (* 20. November 1892, † 15. Juli 1953), Hochschullehrer, Politiker (SPD), MdB, MdL (Preußen, NRW), Wirtschaftsminister von NRW
- Herbert Hesmer (* 21. August 1904; † 13. Juni 1982 in Lüneburg), Forstwissenschaftler
- Willi Bartels (* 5. März 1928; † 22. Februar 2005), Automobilrennsportler
- Michael Bartels (* 8. März 1968), Automobilrennsportler
- Heike Schmidt (* 1. September 1971), deutsche Handballspielerin
- Vera Schönenberg (*1973), Opernsängerin
- Detlef Bald (* 1. Mai 1941), Historiker, Politikwissenschaftler und Publizist.
Literatur
- Gerold Schmidt: Die (Blaufärber) Familie Claus/Klaus aus dem Siegerland, dem Sauerland (Plettenberg und Altena) und Münster(Westf.) in: Deutsches Familienarchiv, Neustadt a. d. Aisch, Band 82/1983, S. 199-261