Michel Eyquem de Montaigne (* 28. Februar 1533 auf Schloss Montaigne in der Dordogne, † 13. September 1592 am gleichen Ort) war Philosoph und Begründer der Essayistik.

Mit seinem Hauptwerk, den Essais, begründete der unorthodoxe Humanist, Skeptiker und Moralphilosoph die literarische Kunstform des Essay. Seine vorurteilsfreie Menschenbetrachtung und sein liberales Denken leiteten die Tradition der französischen Moralisten ein und beinflußten weltweit zahlreiche Philosophen und Schrifsteller nach ihm, unter ihnen Voltaire und Friedrich Nietzsche.
Montaigne, Sohn eines katholischen Franzosen und einer dem sephardischen Judentum entstammenden Mutter, wurde 1557, nach dem Studium der Rechtswissenschaften, Parlamentsrat und später Bürgermeister von Bordeaux. 1570, nach dem Tod seines Vaters, gab er alle Ämter auf, zog sich auf sein Schloss zurück und begann mit der Niederschrift seines Hauptwerks, den Essais, von denen er 1580 die ersten beiden Bände veröffentlichte. Danach bereiste er Deutschland, Italien und die Schweiz, führte dabei Reisetagebuch, welches später ebenfalls veröffentlicht wurde. 1588 schließlich veröffentlichte er den dritten Band seiner Essais, die er bis zuletzt immer wieder überarbeitete.
Mit dem Begriff Essai, zu Deutsch in etwa Versuch, distanzierte er sich bewußt von der Wissenschaft, seine Versuche sind vielmehr von subjektiver Erfahrung und Reflexion geprägte Erörterungen.
Stoische Geringschätzung von Äußerlichkeiten, Kritik des Wissenschaftsaberglaubens und der menschlichen Überheblichkeit gegenüber anderen Naturgeschöpfen sowie Skeptizismus gegenüber jeglichen Dogmen kennzeichnen die Essays, in denen sich der Freidenker Montaigne mit einer Vielzahl von Themen auseinander setzt (Literatur, Philosophie, Sittlichkeit, Erziehung usw.).
Montaigne war mit der frühen Frauenrechtlerin und Autodidaktin Marie de Gournay befreundet, die von ihm auch die Verwaltung seines literarischen Nachlasses übertragen bekam.
Die geisteswissenschaftliche Teil-Universität der Universität Bordeaux wurde nach ihm benannt: Université de Bordeaux III Michel de Montaigne.
Werke
französisches Orginal
- Les Essais de messire Michel, seigneur de Montaigne (Bd.1 1580, Bd. 2 1580, Bd.3 1588)
- Journal du voyage de Michel Montaigne en Italle, par la Sulsse et l'Allemagne
deutsche Übersetzung
- Gesamte Essais
- Johann Daniel Tietz (1753; erste Gesamtübersetzung) (ISBN 3257019211)
- Hans Stillet (1998; vielgelobt) (ISBN 3442725771)
- Auswahl Essais
- Arthur Franz (1969) (ISBN 3150083087)
- Hans Stillet (2002) Tagebuch der Reise nach Italien über die Schweiz und Deutschland (ISBN 3821807253)
Literatur
- Uwe Schulz, Michel de Montaigne, Rowohlt (1989) (ISBN 3499504421)
Zitate
- Die menschliche Unwissenheit ist nach meiner Meinung das Zuverlässigste, was man in der Schule der Welt lernen kann.
- Der beste Beweis für Weisheit ist beständig gute Laune.
- Es behagt mir, den Leuten dieses Wort ‚Lust’, das ihnen so gar zuwider ist, bis zum Überdruss zu wiederholen. (Siehe auch: Epikureismus)
Weblinks
- Präsentation über Montaigne mit ein paar seiner Essays
- Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon sehr ausführlich
Personendaten | |
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NAME | Montaigne, Michel Eyquem de |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Philosoph, Humanist und Skeptiker, Begründer der literarischen Kunstform des Essays |
GEBURTSDATUM | 28. Februar 1533 |
GEBURTSORT | Schloss Montaigne (Dordogne) |
STERBEDATUM | 13. September 1592 |
STERBEORT | Schloss Montaigne (Dordogne) |