Eckankar (Religion von Licht und Ton Gottes) ist eine weltweite neue religiöse Bewegung, die auf den Prinzipien des Karma und der Reinkarnation basiert. Sie wurde von Paul Twitchell 1965 als "Wissenschaft der Seelenreise" veröffentlicht. Der derzeitige spirituelle Führer ist Harold Klemp.
Lehre
Die Grundlagen von Eckankar
Die Bezeichnung Eckankar ist abgeleitet aus dem Sanskrit (Punjabi-Dialekt: Ek-om-kar: Dort ist ein, und nur ein Gott; Sada sada Ik Ekangkar: Jedoch ist es Ekangkar, das immer dort gewesen ist). Im Sanskrit ist ek die Silbe für 1 und wird als Synonym für den heiligen Geist [hindi: prana, chin: chi] verwendet. Für die Eckisten bedeutet es aber schlicht: Mitarbeiter Gottes.
Aus theologischer Sicht steht Eckankar im Bezug zu den bekannten Weltreligionen, dem Buddhismus, dem Hinduismus und dem sikhistischen Yoga des Klangs und des Lichts am nächsten. Spezifisch sind zudem deutliche Einflüsse aus dem Radhasoami-Weg erkennbar. Das bedeutet, Eckisten glauben nicht daran mal als Mensch, dann als Tier oder Insekt und dann wieder als Mensch zu inkarnieren, sondern dass die Seele sich im Laufe der Zeitalter in einer evolutionären Folge von Inkarnationen allmählich vom Gruppenbewusstsein der Mineralien über die Evolution und den Menschen bis zum körperlosen Wesen reiner Liebe entfaltet.
In der Tradition des Monoismus lehrt auch Eckankar die Identität der Advaita (Nichtzweiheit), die von der Annahme ausgeht, dass, je mehr Menschen diesen spirituellen Zustand erreichen, desto mehr Kräfte aus dem schöpferischen Universum frei werden und der Evolution von Natur und Gesellschaft zugute kommen. Ein weiteres Ziel des Eckisten ist die sog. Gottrealisation, die ihm als Seele die vollkommene Bewusstheit in der Gegenwart Gottes ermöglichen soll.
Innerhalb des Sant Mat waren Guru Nanak und Kabir (15./16.Jh.) als Vorläufer dieses „Pfades der Meister“ bekannt. Sant Kirpal Singh hat später die Prinzipien des lebenden Meisters sowie des hörbaren Tonstromes (Bani / Shabd Dhun) als Ausdruck der höchsten Gottheit (Sugmad) gelehrt. Der Tonstrom, welcher zunächst die geistige und dann die materielle Welt ins Dasein rief, kehrt nach der Aussage der monoistischen Lehre immer wieder zum Ursprung, zu Gott, zurück und kann als Licht im Dritten Auge oder als innerer Ton wahrgenommen werden. Dabei wird „Bani“ als Bezeichnung für den im Inneren während der Stille hörbaren und sichtbaren Tonstrom benutzt. Licht- und Tonerfahrungen im Inneren haben für Eckisten demzufolge eine sehr hohe Bedeutung.
Paul Twitchell, der Gründer der Bewegung, ging davon aus, dass die Menschheit immer einen spirituellen Führer gehabt hat, gleich unter welcher weltlichen Religion dieser jeweils lebende Meister gedient habe. Deswegen bezog Twitchell auch frühere spirituelle Führer in seine Lehre mit ein. Ein lebender Meister, so Twitchell, habe immer die Aufgabe die Lehre an die Bedürfnisse der jeweiligen Zeit anzupassen. Er trug aus allen ihm zugänglichen Quellen Inhalte zusammen, bei denen er davon ausging, dass sie eine Urreligion repräsentieren, die in verschiedenen Wegen verstreut wiederzufinden sei. Nach einer Ausbildung bei verschiedenen, z. T. auch kontrovers diskutierten Lehrern veröffentlichte Twitchell sein Wissen und trat selbst als lebender Eck-Meister auf. Sein gegenwärtiger Nachfolger Harold Klemp passt diese Lehre ebenfalls an die gesellschaftlichen und spirituellen Gegebenheiten der aktuellen Zeit an.
Die Bedeutung der Seele
Eckisten glauben, das die Seele unsterblich ist und die wahre Identität der einzelnen Person bildet. Die Seele ist nach Auffassung von Eckankar ein ewiger Funke Gottes, der existiert, weil Gott ihn liebt und der in diese Welt gesandt wurde, um spirituelle Erfahrung zu sammeln. Die Seele ist demnach auf einer Reise zur Selbst- und Gottrealisation über sehr viele Leben hinweg und die spirituelle Entfaltung kann durch den bewussten Kontakt mit dem Heiligen Geist beschleunigt werden. Spirituelle Erfahrung und karmische Befreiung sind nach der Aussage von Eckankar in diesem Leben für alle Menschen zugänglich.
Die Bedeutung der negativen Kraft
In Eckankar wird der sog. negativen Kraft eine wichtige Rolle bei der Ausbildung und Vervollkommnung der Seele zugesprochen. Im dualistischen Universum, dass nach Auffassung der Eckisten die physische Welt und die verschiedenen Energiekörper mit Astralwelt (emotionale Ebene), Kausalebene (Ursache und Wirkung/Karma) und Mentalebene (Verstand, Poesie, Moral) des Menschen umfasst, hat Gott (Sugmad) einen Herrscher installiert (Kal Niranjan), der die Aufgabe habe die Seele solange zu beschäftigen, bis sie die Bedingungen dieser sog. niederen Ebenen erkennt und sich auf die Suche nach dem universellen Selbst und der reinen Liebe Gottes jenseits der Gegensätze von Richtig und Falsch, Tag und Nacht, Leben und Tod aufmacht. Hierzu diene der lebende Meister als Wegweiser, der jedoch nicht die Aufgabe habe Kal Niranjan die Seelen zu entreißen oder sie zu erretten, sondern nur zur Verfügung steht um Seelen, die auf der Suche sind den Weg zurück zu Gott zu zeigen.
Insofern verteufelt Eckankar weder Abkehr vom Glauben noch Sünde, es gibt diese Kategorie innerhalb der Religion schlicht nicht. Die sozialen und moralischen Werte einer Gesellschaft werden als sinnvoll und nützlich betrachtet um das Zusammenleben zu regeln, jedoch um zu einer Gotteserfahrung zu gelangen müsse sich die Seele von den Fängen des Kal befreien und sich als Seele erkennen und von der menschlichen Bewertung durch Moral und Religion befreien. Dies schließe selbst Eckankar als Religion mit ein. Dazu sei die höchste individuelle Ethik erforderlich, da die negative Kraft immer wieder versuchen wird die Seele mit dualistischen Konzepten, mentalen Auseinandersetzungen, Diskussionen, emotionalen Freuden oder Leiden oder mit karmischen Verstrickungen zu läutern. Die negative Kraft wird insofern auch nicht bekämpft, da sie vom göttlichen Prinzip nur natürlich dazu eingesetzt werde, dem Menschen seine wahre Identität als Seele durch jede nur denkbare Ablenkung zu verbergen.
Ziele
Eckankar ist der Auffassung, das irdische Leben sei eine wertvolle Erfahrung für die Seele, der mit Respekt und dem Fördern der kreativen Talente gedient werden sollte. Anhänger von Eckankar gehen davon aus, dass es bereits nach zwei Jahren intensiver Praxis im Alltag möglich sein soll eine erneute physische Inkarnation durch liebevolles und umsichtiges Verhalten unnötig zu machen und so ein bewusster Mitarbeiter Gottes im Jenseits oder freiwillig hier auf der Erde zu werden. Mitarbeiter Gottes zu werden ist nach Ansicht von Eckankar das Ziel jeder Seele, die sich durch alle Zeitalter hinweg und über eine Vielzahl von Inkarnationen zur bewussten Seele entwickle. Die Aufgaben als Mitarbeiter Gottes lägen vor allem darin der Schöpfung mit seinen individuellen Talenten zu dienen. Dies könnten kreative, lehrende oder auch quasi-administrative Aufgaben in der Ordnung der Welten sein. Der Schriftsteller Michael Newton beschreibt in seinem Werk Die Reisen der Seele beispielsweise die Aufgaben der Engel, die Verstorbene nach ihrem Übergang begleiten und ihnen helfen zu erkennen, welche Aufgaben noch auf sie warten. Das Buch wurde vom derzeit lebenden Meister von Eckankar den Anhängern empfohlen.
Der Weg zu einem Mitarbeiter Gottes soll u.a. darin bestehen menschlich von niederen Gefühlen wie Ärger, Gier, Lust, Eitelkeit und Angst abzulassen und sich selbst sowie der Schöpfung gegenüber mit größerer Liebe und Demut zu begegnen. Eine Abkehr von der Welt oder ein eifriges Missionieren sei hierzu ebenso wenig dienlich wie hohe intellektuelle Leistungen oder ein Amt in Eckankar. In der Presseerklärung von Eckankar Deutschland ist nachzulesen, dass die Mitglieder nach höchsten Maßstäben leben sollen: totale Bewusstheit, Verantwortung und göttliche Liebe. Selbstverantwortung zu tragen und die göttlichen Liebe im Alltag zu leben sollte von zentraler Bedeutung im Leben sein. Die Lehre ist gnostisch, wertet jedoch das physische Dasein nicht ab.
Nach langer spiritueller Praxis und Beobachtung der eigenen Träume soll der Eckist erkennen, dass er die Fähigkeit besitzt sich als Seele mit einem menschlichen Selbst wahrzunehmen, also nicht mehr als Mensch, der eine Seele hat. Diese Erkenntnis durch die Transendation der menschlichen Bereiche des „Physischen Selbst“, der „Emotion“, „Kausalität“ und „Intuition“ wird in Eckankar „Selbstrealisation“ genannt. Insofern identifizieren sich Eckisten auch nicht in erster Linie mit menschlichen Fragen nach Schuld und Sünde oder den materiellen, emotionalen oder sozial- mentalen Bedingungen des Alltags, sondern mit der Seele als Ausdruck göttlicher Liebe und dem liebevollen Wirken als Mensch in einer von Gott geschaffenen Umgebung, in der auch andere Seelen lernen.
Die alltäglichen Verrichtungen im dualen Universum erhielten so eine Art "Werkzeug-Funktion", durch die eine Seele, das wahre Selbst nach Auffassung des Eckisten, lernt sich selbst als göttlicher Funke mit individuellen Talenten und Erfahrungen zu erkennen. Diese spezielle Form der Bewusstseinserweiterung wird von Eckisten auch Seelenreise genannt.
Ein anderer Aspekt der Seelenreise und ein hohes Ziel in Eckankar steht eng mit der Reinkarnationstheorie im Zusammenhang und umfasst die sog. außerkörperliche Erfahrung, bei der die Seele den physischen Körper entweder vorübergehend während des Lebens bzw. beim physischen Tod verlässt. Diese Form der Seelenreise sei nach Meinung von Eckankar die bewusste außerkörperliche Erfahrung. Ihre Unterrichtung stand zu Beginn der Veröffentlichung in den sechziger Jahren durch Paul Twitchell im Mittelpunkt der Schriften. Die universelle Kunst der Seelenreise hat mehr mit persönlicher Erfahrung des Einzelnen im ganz normalen Leben zu tun, als mit Schriftstudium und ausgedehnter Meditation oder Askese.
Der lebende Meister
Gemäß Eckankar sind Eck-Meister spirituelle Meister, die Menschen in ihren spirituellen Studien und Reisen helfen, und sie auf den inneren Ebenen beschützen. Dem jeweils lebenden Eck-Meister wird die Rolle eines Wegweisers zugesprochen. Eine Guruverehrung des äußeren Menschen als Meister wird innerhalb der Organisation strikt abgelehnt. Die spirituelle Führung in Eckankar ist nicht automatisch eine lebenslange Position. Innerhalb der Organisation werden die spirituelle und administrative Führung getrennt besetzt. Verwaltung und Administration der Organisation werden von einem sog. Präsidenten der Organisation, derzeit Peter Skelskey in den U.S.A. am Sitz der Organisation geleitet. Die sog. "Eck-Meister" gehören nach Aussage von Eckankar einer langen Linie gottrealisierter Seelen an, die die Verantwortung kennen, die mit spiritueller Freiheit einhergeht (Zitat: Eck-Glossar, Die Spirituellen Übungen von Eck 1997).
Eckankar nennt eine Vielzahl z.T. berühmter Persönlichkeiten, die jeweils der Wegweiser des Heiligen Geistes (Eck) ihrer Zeit gewesen sein sollen, so z.B. Jetsüm Milarepa, Epictetus, Omar Khayyam, Jesus von Nazareth, Pythagoras von Samos, Ramamurta oder Sokrates. Eine vollständige Liste dieser Meister existiert nicht. Dabei ist es nach Eckankar unerheblich unter welcher Religion diese in ihrer Zeit gedient haben. Der Nachfolger von Paul Twitchell als lebender Meister war Darwin Gross, ein US-Amerikaner der nach nur zweijähriger Mitgliedschaft und ebenso kurzem Training von 1971 bis 1981 geistiger Führer von Eckankar war. 1981 hat er sein Amt zur Verfügung gestellt und musste Eckankar verlassen, als er begann sich öffentlich gegen Eckankar zu stellen. Nach gerichtlichen Streitigkeiten 1983 wurde ihm 1984 von seinem Nachfolger der Titel eines Eck-Meisters aberkannt und er wurde aus Eckankar ausgeschlossen. Er leitet die heutige Gemeinschaft A.T.O.M. (Ancient Teachings Of The Masters).
Harold Klemp, der derzeitige Eck-Meister wuchs in Wisconsin U.S.A. auf, wo er Theologie studierte. Er war Air-Force-Soldat in Japan, als er von Eckankar hörte. 1981 wurde er zum 973. lebenden Meister und spirituellen Führer von Eckankar ernannt. Seitdem hat Harold Klemp ca. 70 Bücher und eine Reihe von Jahreskursen mit monatlichen Briefen für die Mitglieder geschrieben sowie ca. 50 Videobänder mit seinen Vorträgen produziert. In den USA werden die Vorträge regelmäßig im Regionalfernsehen einzelner Bundesstaaten wiederholt. Von diesem Material liegen sämtliche Kursbriefe und 11 seiner Bücher sowie 9 Bücher von Paul Twitchell auf Deutsch vor.
Die Entscheidung darüber, wer der jeweils nächste Eck-Meister sein wird, trifft kein physisches Gremium. Da Eckisten außerkörperliche Erfahrung praktizieren, beziehen sie sich bei derart wichtigen Entscheidungen nicht mehr alleine auf den Verstand, sondern auch auf übersinnliche Kommunikation jenseits der physischen Wahrnehmung. Die bedeutendere Form der spirituellen Führung gestehen die Eckisten allerdings der inneren Führung eines jeden Menschen zu. Diese wird in Eckankar „Mahanta“ genannt und ist das eigene höhere Selbst. Während der Eck-Meister spirituelle Zusammenhänge für alltägliche Situationen aufzeigt, wird es den Eckisten selbst überlassen, im inneren Dialog mit dem „Mahanta“ mittels der spirituellen Übungen von Eck, die für sich richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Der Titel des „Mahanta“ wird auch einigen der ernannten Eck-Meister im Äußeren verliehen. Harold Klemp ist einer dieser lebenden Meister und somit gleichzeitig der „Mahanta“ dieser Zeit.
In seinen Schriften betont Eckankar allerdings, dass die Bedeutung des äußeren Meisters für den Fortschritt des Gläubigen häufig überbewertet wird. Obwohl das göttliche Prinzip immer einen (oder mehrere) lebende Vertreter im physischen Universum etabliere um den einzelnen auf den Weg zur Mitarbeiterschaft Gottes zu bringen, könne die wahre Religion doch nur im Inneren, im Dialog mit dem inneren Meister praktiziert werden. Dies ist auch der Grund, aufgrund dessen Eckankar als Organisation keine Stellung zu mentalen Auseinandersetzungen in Religionsfragen bezieht. Die Lehre sieht den äußeren Meister und seine Handlungen, sowie letztlich die ganze Organisation nicht als entscheidend für den individuellen Fortschritt des Gläubigen an, da eine Religion nie zu einem göttlichen Bewusstsein führe ohne die innere und ganz persönliche Hingabe an das Göttliche.
Die spirituelle Praxis von Eckankar
Es wird empfohlen zwischen 5 und 30 Minuten, ein bis zwei mal täglich zu kontemplieren, d. h. die Aufmerksamkeit in Stille sanft auf das dritte Auge zu legen und beispielsweise ein Mantra zu rezitieren. Im Gegensatz zur Meditation, bei der der Student bemüht ist seinen Verstand zu leeren, ist das Ziel der Kontemplation eine für den westlichen Menschen leichter ehrhaltbare sanfte Betrachtung einer Affirmation, eines heiligen Mantras oder einer Sache/Person die er liebt. Die Körperhaltung wird hierbei ebenso wenig vorgeschrieben wie die Tageszeit.
Die spirituelle Praxis des Eckisten besteht aus einer intuitiv und freiwillig zu kombinierenden Palette von spirituellen Übungen. Diese sind beispielsweise:
- Das Aufschreiben der Träume zur Selbstreflektion
- Das Singen des Mantras „HU“ (gespr.: „Hjuuuu“), halb-laut oder still als Liebeslied an Gott
- Das Singen eines persönlichen Mantras
- Das Segnen des Tages im Namen Gottes oder des inneren höheren Selbst
- Die liebevolle Betrachtung von ärgerlichen Mitmenschen als Seele, die gerade lernt
- Das Verwenden von Affirmationen
- Das Lesen der heiligen Schriften von Eck (Shariyat Ki Sugmad), alleine oder mit anderen Eckisten
- Das praktizieren außerkörperlicher Erfahrung in Begleitung des inneren Meisters
Während der Gesprächsrunden, Workshops oder Gottesdienste von Eckankar wird vornehmlich das HU zur Einstimmung gesungen (etwa ein bis zwei Minuten). Man kann aber auch einfach still sein. Nachdem das Thema kurz vorgestellt wurde, findet meist ein offenes Gespräch statt, an dem man sich beteiligen kann. Es wird niemand abgefragt oder eine Predigt gehalten. Wenn das Gespräch nicht weiterläuft, kommen Zitate oder spirituelle Parabeln von den Eck-Meistern zum Einsatz, wobei es dann oft leichter ist eigene Erfahrungen dazu zu sagen. Bei Gottesdiensten ist die Einleitung etwas länger. Bei Workshops werden auch schon mal Kleingruppen gebildet und anschließend diskutiert. Zum Abschluss der Veranstaltung, die meist eine bis anderthalb Stunden dauern, wird noch einmal gemeinsam kurz das "HU" gesungen. Andere Bücher als die der Eck-Meister kommen nicht zum Einsatz aber man kann durchaus auch von seiner Religion erzählen.
Die Wertvorstellungen
Allgemein
In den offiziellen Erklärungen von Eckankar wird beschrieben, dass der Eckist ein verantwortungsbewusstes Leben voller Anteilnahme führen sollte, während er seine Aufmerksamkeit auf die Welten Gottes gerichtet hält. Er sollte den eigenen Unterhalt selbst verdienen. Der Eckist soll der Gesellschaft dienen und die Verpflichtungen gegenüber sich selbst, seiner Familie, seinem Arbeitgeber und seinem Land erfüllen. Eckisten sollen innerhalb der menschlichen Gesetze handeln. Eckankar gibt keine spezifischen lebenspraktischen Anweisungen und gibt keine bestimmten gesellschaftlichen oder sozialen Werte vor, so wie sich Eckankar auch nicht mit sexueller Praxis als Mittel zur Erleuchtung befasst und keine vegetarische Ernährung erwartet. Dem Eckisten steht es frei, sich bewusst zu verhalten und sein Schicksal auf der Basis der geschaffenen Grundlagen, selbst zu bestimmen.
Die wesentliche Grundlage der Karma-Lehre geht davon aus, dass die individuellen Seelen die Voraussetzungen für ihr jetziges Leben durch ihre vergangenen Handlungen selbst geschaffen haben man selbst für die Ausgestaltung dieser gegebenen Voraussetzungen verantwortlich sei. Insbesondere wird Fatalismus in jeder Form von Eckankar abgelehnt.
Lebensweise und Ethik
Eckisten pflegen keinen kommunentaften Lebensstil. Isolation vom sozialen oder gesellschaftlichen Leben wird von Eckankar abgelehnt. Eine einheitliche Kleidung, bestimmte Erkennungsmerkmale oder bestimmte Kopfbedeckungen existieren nicht.
Vom Gebrauch von Tabak und Alkohol wird abgeraten. Eckankar-Zentren sind rauchfreie Zonen. Der Gebrauch von Drogen wird als ein Rückschritt der spirituellen Entfaltung betrachtet, und es wird stark davon abgeraten. Zum Einsatz von Medikamenten sagt Eckankar nichts aus, insbesondere gibt es keine Vorschriften bestimmte Substanzen trotz ärztlicher Verordnung zu meiden. Themen wie Ernährung oder die Arztwahl sind nicht Gegenstand der Lehre. Eckankar betrachtet das Leben als ein Geschenk Gottes und Selbsttötung wird als Verstoß gegen die spirituellen Gesetze angesehen.
Angelegenheiten wie Schwangerschaftsabbrüche, Scheidung, sexuelle Orientierung oder das Recht zu sterben werden als individuelle Entscheidung betrachtet, und Eckankar als Religion nimmt keine Stellung dazu. Der Militärdienst wird als Angelegenheit der individuellen Entscheidung gesehen. Viele Eckisten dienen in den Streitkräften oder sind Veteranen. Es wird erfahrenen Eckisten empfohlen freitags zu fasten. Dabei kann, auf freiwilliger Basis, auch ein sog. mentales Fasten durchgeführt werden, bei dem die Aufmerksamkeit verstärkt auf Gott und den heiligen Geist gerichtet bleibt und leichte Kost eingenommen wird.
Es wird von jedem Verantwortlichen in Eckankar erwartet, dass er genau darauf achtet seine persönlichen oder beruflichen Interessen nicht mit der Ausübung seines Amtes zu verbinden und Mitglieder nicht dazu anhält für Eckankar Zeit, Geld oder Sachwerte zu spenden. Wenn es zu Aufwendungen kommt, so nur auf freiwilliger Basis.
Handhabung von Regeln
Die spirituellen Gesetze von Eck sind als Handbuch erschienen und umfassen eine Reihe von universellen Regeln und Sichtweisen, die dem Eckisten nahe gelegt werden. Innerhalb der Eckankar-Organisation gibt es keine Instanz oder Vereinbarung, nach der das Einhalten dieser Gesetze beobachtet, kontrolliert oder Verstöße geahndet werden. Es gilt die Maxime der vollkommenen Selbstverantwortung innerhalb und außerhalb der Organisation. Einzig für die interne Absprache der Vereinsorganisation herrscht eine hierarchische Ordnung, nach der verantwortliche Eckisten öffentliche Darstellungen und Veranstaltungen gewissen Mindestanforderungen im Bezug auf die Lehre anzupassen haben.
Verhältnis zu anderen Religionen
Gemäß Aussage von Eckankar respektiert Eckankar die wichtige spirituelle Rolle der anderen Religionen und missioniert nicht mit dem Ziel Gläubige zu bekehren. Es wird erwartet, dass die Mitglieder von Eckankar den Glauben und die Freiheit anderer respektieren, wenn religiöse Dinge besprochen werden. Eine intensive Vermischung mit Themen anderer Religionen während den Veranstaltungen wird freundlich aber bestimmt durch den jeweiligen Leiter unterbunden.
Eckankar bezieht sich in seiner Lehre auf eine Reihe von anderen Religionen und Inhalte der verschiedensten Lehren ohne diese offen zu benennen. In den Fünfzigerjahren war Paul Twitchell gemäß eigenen Angaben Mitglied vieler spiritueller Bewegungen. Mit einer Reihe von Artikeln in der „Mystic World" (der offiziellen Mitgliederzeitschrift) und seinen öffentlichen Vorträgen bestätigte Harold Klemp, dass der Gründer von Eckankar u.a. ein Anhänger von Swami Premananda, Kirpal Singh und auch L. Ron Hubbard gewesen war. Eine Zeit lang hatte man von offizieller Seite her immer bestritten, dass Twitchell je mit einem von diesen Lehrern in Verbindung stand. Einige Aussagen von Ron Hubbard, die dieser pikanter Weise selbst ebenfalls nicht erfunden hat, verwendete Twitchell später auch in seinen Büchern für Eckankar. Dessen Organisation verließ Twitchell allerdings fünf Jahre bevor er Eckankar gründete, da er den destruktiven Charakter der Bewegung erkannt habe. Seine Arbeit als Pressesprecher der frühen Scientology-Bewegung und der Textvergleich wurde in der Vergangenheit, hauptsächlich von einzelnen Sektenbeauftragten der Amtskirchen jedoch zum Anlass genommen das später gegründete Eckankar mit Scientologe in Verbindung zu bringen und "zweifelhafte" Parallelen zu behaupten.
Tatsächlich handelt sich es sich bei diesen Parallelen um Textstellen zu weltanschaulichen Axiomen ohne Bezug zu totalitären Inhalten sowie um einige Sätze zum Wesen der Zeit, Energie und Objektivität, die Hubbard aus theosophischen Richtungen entnommen hatte und von Twitchell in einem veröffentlichtem Brief an seine Frau vom 22. Februar 1963 verwendet wurden (Textvergleich hier). Die spätere Organisation von Eckankar (Twitchell gründete die Bewegung 1965) hat keinerlei Verbindung mit Scientology (Näheres unter Sektenberichte).
Die weltanschaulichen Parallelen zu Scientology beziehen sich auf
- die Annahme der Reinkarnation mit dem Ziel der Vollendung als Individuum
- dem Anpassen einer östlichen Weltsicht und Ethik auf westliche Verhältnisse, ohne dass die Mitglieder ihre Religion verlassen müssen
- der Lehre des Karma und ausdrücklicher Betonung der persönlichen Verantwortung
- die Verurteilung von Drogen
- außerkörperlicher Erfahrungen als vermittelte Praxis.
Scientology distanziert sich von Eckankar und sieht die Organisation als Feind an. Umgekehrt distanziert sich der derzeitige Führer von Eckankar, Harold Klemp, in seinen Schriften von jeder Form der totalitären Einflussnahme beim Menschen. Die Bewegung hat viel mehr Gemeinsamkeiten mit anderen, fernöstlichen Wegen:
Die weltanschaulichen Parallelen zum Radhasoami beziehen sich auf
- die enge theologische Verwandtschaft zum Sikhismus
- die Ablehnung des Kastenwesens und der Pantheon des Hinduismus
- der Lehre von Karma und der Glaube an Reinkarnation
- der Abfolge von "lebenden Meistern" (Sant Satgurus) - gewissermaßen vergleichbar mit der Abfolge der Päpste im Katholizismus
- der Vermittlung verschiedener Meditationstechniken
- dem Glauben, dass der Mensch aus Körper, Geist und Seele besteht, die Seele jedoch unsterblich ist
- der Ablehnung von Alkohol und jeglichen Rauschmitteln.
Der Radhasoami-Weg unterscheidet sich von Eckankar durch seine Guru-Verehrung, die vegetarische Lebensweise, der Auffassung dass der Mensch eine mikrokosmische Abbildung der gesamten Schöpfung darstelle und der Beschränkung weltlichen Besitzes auf das Notwendigste.
Die weltanschaulichen Parallelen zum Hinduismus beziehen sich auf
- das Gesetz von Ursache und Wirkung, auch im spirituellen Bereich (Karma)
- die Annahme der Reinkarnation mit dem Ziel der Vollendung als Individuum
- Menschen und Tiere durchwandern als Seele die Yugas genannten Weltzeitalter
- Es gibt keine Gründerfigur wie etwa Jesus im Christentum oder Buddha im Buddhismus
- Es gibt keine abgeschlossene Schriftensammlung, die alleingültig ist oder als vollständig gilt
- Es gibt ähnlich wie Brahma, Vishnu, Shiva und Shakti individuelle "Gottheiten",
für die verschiedenen Himmelsebenen. - Jedem Gläubigen ist der direkte Umgang mit Gott möglich
- Es gibt eine Vielzahl von spirituellen Führern, die die Lehre jeweils an die
Umstände der jeweiligen Umgebung anpassen. - Der Weg des Yoga vom Klang und Licht (nicht das gesamte System) findet sich bei
Eckankar als das Prinzip von Licht und Ton wieder.
Der Hinduismus unterscheidet sich von Eckankar durch das Kastensystem und die im einander teilweise widersprechende Richtungen, welche aufgrund von Traditionen und Gottesvorstellungen als eigenständige Religionen im Hinduismus angesehen werden. Die spirituellen Führer werden als Guru im Hinduismus anders als in Eckankar auch persönlich verehrt. Ebenfalls werden in Eckankar die unterschiedlichen Herrscher der Himmelswelten nicht als Gottheiten verehrt; innerhalb von Eckankar kommt diesen nur die Rolle eines Mitarbeiter Gottes zu. Der Seele wird im Hinduismus anders als in Eckankar keine Pesönlichkeit zugeschrieben, während Eckankar der Seele die Essenz der Erfahrungen aus allen Inkarnationen zuschreibt. Lebenspraktisch schreibt der Hinduismus der Frau die Hauptaufgabe als Mutter vor und erwartet von einer Witwe dem Mann auch nach seinem Tode treu zu bleiben. Behinderte werden von vielen Hindi-Familien in Indien auch heute noch verstoßen, da man sich für ihr schlechtes Karma schämt. Dies, in Verbindung mit dem gelebten Patriarchat des Hinduismus, unterscheidet die beiden Wege erheblich voneinander.
Die weltanschaulichen Parallelen zum Buddhismus beziehen sich auf
- das Ziel Weisheit, Verständnis und Liebe zu entwickeln
- die Lehre von Reinkarnation und das Gesetz des Karma
- eine Art der Meditation, in der die eigene meditative Schau ein Verständnis der Natur
des eigenen Geistes und der Natur aller Dinge hervorbringt (Kontemplation) - die Einteilung der Sein-Ebenen in 5 Bereiche (vergl. Skandhas)
- die Warnung vor blinder Autoritätsgläubigkeit und die Bitte, die aufgezeigte Lehre
nicht dogmatisch zu befolgen (Selbstverantwortung des Menschen). - der Erkenntnis, dass Leid seine Ursache in Gier, Bindung und in Hass (Ärger) hat
- der Erkenntnis, dass der Weg aus dem Leiden über das Beachten von
einfachen ethischen Regeln führt (vergl. Achtfacher Pfad) - ein Weg der Mitte, der alle Extreme meidet um kein Karma mehr zu erzeugen
Der Buddhismus unterscheidet sich von Eckankar durch seine Verneinung der individuellen Seele und konstanten Einheit, die auch wiedergeboren werden könne sowie der asketischen Vorgabe von Lebensgewohnheiten (vergl. buddhistische Silas). Die Bezeichnung von Befreiung karmischer Bedingungen wird im Buddhismus als Erleuchtung (in Eckankar "Selbstrealisation") bezeichnet. Durch seine spätere Aufteilung in verschiedene Schulen, die z.T. eigene Interpretationen etablierten, erfuhr der Buddhismus anders als Eckankar zudem ine lange Tradition der polytheistischen Glaubenspraxis.
Obwohl Eckankar ein natürliches Verhältnis zu OBE („out of body experience“) hat, wird von der in okkulten Gruppen praktizierten Astralprojektion ohne Begleitung des inneren Meisters abgeraten. Die in diesem Bereich existierenden Energien und Wesenheiten ermöglichen nach Auffassung von Eckankar keine direkte göttliche Erfahrung. Auch unterscheidet sich Eckankar von spiritistischen Gemeinschaften, indem es jede Einmischung mittels übersinnlicher Kräfte in das Leben anderer ablehnt. Dies betrifft auch Reiki-Heilungen oder Wahrsagungen mittels Karten. Es ist auch nicht das Ziel von Eckankar mittels magischer Rituale oder Drogenkonsum bzw. durch übermäßige Mediation in Kontakt mit Verstorbenen zu treten. Magie, egal ob weiße oder schwarze und die Bereiche der okkulten Praxis werden von Eckankar nicht vermittelt. Auch lehnt Eckankar jede Manipulation der Augen und Gehörgänge zur Erfahrung der inneren Betrachtung ab.
Eckankar geht davon aus, dass jede Religion einem bestimmten Bewusstseinszustand entspricht, dessen Angehörige in der entsprechenden Religion am richtigen Platz sind. Da Eckankar den eigenen Weg allerdings für den Weg mit der weitesten Entfaltungsmöglichkeit hält, werden andere Religionen als Bewusstseinszustände mit weniger hoher Schwingung angesehen. Es wird in der täglichen Praxis von Eckankar darauf geachtet, hieraus keine Abwertung abzuleiten. Es gilt der Grundsatz: „Alles ist an seinem richtigen Platz, wer sich nicht mehr wohlfühlt, wo er ist, wird von selbst beginnen einen anderen Weg zu suchen.“
Während aus der Sicht von Eckankar einerseits Toleranz im Sinn von Gewährenlassen resultiert, werden auf diese Weise andererseits die anderen Religionen in die eigene Einheitsschau von Religionen eingefügt - eine Sichtweise, die viele Religionen, z.B. Judentum, Christentum und Islam, entschieden nicht teilen.
Aus der Sicht von Eckankar ist es in den ersten Jahren möglich, dass z.B. ein Christ Eckist wird und zunächst auch Christ bleibt. Er kann dies auch dem Namen nach unbegrenzt lange bleiben, er würde allerdings im Laufe der Zeit mehr und mehr von der Weltsicht und religiösen Praxis seiner früheren Religion ablassen. Dennoch wird, insbesondere wenn familiäre Konflikte drohen, von Eckankar nicht erwartet, dass er den früheren Weg offiziell kündigt. Allerdings handelt es sich dann nur um äußerliche Kirchenmitgliedschaft in der bisherigen Religion; die Weltanschauung von Eckankar ist mit der traditionellen Theologie von Christentum, Judentum, und Islam nicht vereinbar.
Organisation
Eckankar unterhält in den U.S.A. am Sitz in Minneapolis ein größeres Gelände mit derzeit einem Tempel, einer Kapelle und dem Verwaltungszentrum. Weitere Gebäude sind längerfristig vorgesehen. In 48 US-Bundesstaaten sowie auf allen Kontinenten außer dem Gebiet der ehem. Sowjetunion und streng muslimischen Staaten werden eigene nationale Organisationen unterhalten. Eckankar ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in Italien, Dänemark, Finnland, Holland und Frankreich durch Studiengruppen und Center in angemieteten Räumlichkeiten vertreten. Eine eigene Kirche oder ein Verwaltungsbesitz existiert in Europa nicht.
Die größte Gemeinde weltweit ist in Nigeria (lokaler Link). Staatspräsident Olusegun Obasanjo, der u.a. etwa 15 Jahre internationaler Präsident der Anti-Korrruptionsorganisation Transparency International sowie Kandidat für das Amt des UN-Generalsekretärs war, unterstützte Eckankar einige Jahre. Er führte die Religion zur drittgrößten des Landes nach Islam und Christentum und benannte ein College nach Harold Klemp. Nach dem Studium des Buches von Ford Johnson "Confessions of a God Seeker" (Link unten) gab er seine Unterstützung auf und verlängerte auch seine persönliche Mitgliedschaft nicht mehr.
Der lebende Meister legt nach eigener Aussage Wert großen darauf nicht persönlich verehrt zu werden oder für die äußere Organisation der Lehre massiv im sozial/gesellschaftlichen Rahmen zu missionieren. Vor allem der Regionale ECK-Spirituelle Helfer (RESA) ist als ECK-Geistlicher für die Aufsicht von Eckankar-Aktivitäten in den ihm oder ihr übertragenen Staat(en), Provinz(en) oder Land (Ländern) verantwortlich. Er oder sie wird von einer Organisation von ehrenamtlichen Helfern unterstützt, die regionale und örtliche Aktivitäten koordinieren. Dabei sollen die organisatorischen und sachlichen Fehler aus der Gründungzeit von Eckankar vermieden werden. Allerdings werden diese heute auch nicht mehr intern kommuniziert, was bei einigen Eckisten zu Irritationen führt (siehe Kritik).
Eck-Center in Deutschland:
In Deutschland unterhält Eckankar einen eingetragenen Verein mit Sitz in München ECKANKAR Gemeinnützige Studiengruppen Deutschland e.V. [VR 8888]. Hier unterhält die Organisation 29 regionale Centren und einige regionale Studiengruppen.
Eck-Center in der Schweiz:
In der Schweiz: Eckankar-Gesellschaft Schweiz, Zürich. Ebenfalls als Verein organisiert, wie in der Schweiz für alle Nicht-Landeskirchlichen religiösen Gemeinschaften üblich. Hier finden sich 7 regionale Centren.
Eck-Center in Österreich:
In Österreich: Eckankar Österreich, Gemeinschaft für spirituelle Entfaltung - eingetragener, gemeinnütziger Verein, Wien. Es gibt hier 11 regionale Centren.
Finanzen
Eckankar finanziert sich auf Spendenbasis und erhält keine Kirchensteuer. Sämtliche Aktivitäten außerhalb der Zentrale in U.S.A werden ehrenamtlich organisiert, eine Verpflichtung zur Mitarbeit für Mitglieder besteht nicht. Die Selbstverwaltung von Eckankar ist auf drei Ebenen organisiert:
- International: Das spirituelle Zentrum liegt in Minneapolis, (Minnesota, U.S.A.); es erhebt einen jährlichen Mitgliedsbeitrag. Mitgliedern, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, wird dieser auf Antrag ohne Angabe von Gründen ganz oder teilweise erlassen. In der Zentrale sind hauptamtliche Mitarbeiter in der Verwaltung beschäftigt und auch der spirituelle Führer von Eckankar selbst sowie die administrative Führung erhalten mit Wissen der Mitglieder offiziell Gehälter aus den Spendeneinnahmen der Organisation.
- National: Nationale gemeinnützige Vereine unterhalten die Infrastruktur für die nationale Öffentlichkeitsarbeit. Für das Mitglied in Eckankar ist der Beitritt in diesem Verein nicht verpflichtend.
- Regional: Die regionalen Center sind Organe des jeweiligen Vereines und unterliegen finanzieller Selbstverwaltung. Die Mitglieder im Bereich eines Centers sind selbst für Raummiete, regionale Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation von Gesprächrunden oder Gottesdiensten verantwortlich. Die regionalen Veranstaltungen sind für Mitglieder und Besucher kostenfrei.
Mitgliedschaft
Für die Mitgliedschaft bei Eckankar gilt, dass die Mitgliedschaft immer nur für ein Jahr möglich ist und dann automatisch abläuft. Möchte jemand weiter Mitglied sein, muss er sich jährlich neu entscheiden und die erbetene Spende von 120,- $ (Einzelperson) oder 150,- $ (Familien) für das nächste Studienjahr (bzw. aus wirtschaftlichen Gründen einen geringeren Beitrag) selbst überweisen. Es gibt kein Einzugsverfahren.
Öffentlichkeitsarbeit und Schriften
Eckankar bietet in seinen Centern Gesprächsrunden zu spirituellen Themen des Alltags an und wirbt dafür in regionalen Anzeigenblättern und esoterischen Zeitschriften. Es werden zudem Workshops in öffentlichen Räumen angeboten sowie Bücherstände auf esoterischen Messen. In Buchhandlungen oder Drogerien werden vereinzelt Programme ausgelegt. Für die Werbung in Programmkinos wird den regionalen Centern ein deutscher Werbespot zur Verfügung gestellt. Eine offensive Öffentlichkeitsarbeit oder ein verstärktes Auftreten in den Medien ist nicht erkennbar. Fundraising wird als Mittel der Marktkommunikation bzw. zur Finanzierung abgelehnt.
Neben lokalen Veranstaltungen veranstaltet Eckankar in Europa jährlich eine Großveranstaltungen. Zu diesem Anlass treffen sich ca. 1000 Eckisten aus ganz Europa an jährlich wechselnden Orten und halten Workshops ab, besuchen Vorträge oder Diskussionsrunden. Für Kinder von Eckisten bestehen eigene, pädagogisch angepasste Programme, die auf kindliche Fragen nach Gott und dem Sinn des Lebens einfühlsam eingehen sollen. Interessenten erhalten auf Anfrage einen monatlichen Newsletter, der per E-Mail verteilt wird (älteres Beispiel).
Kritik
Vereinzelt gibt es ehemalige Mitglieder, die von negativen Erfahrungen mit Eckankar berichten. Vorwürfe dieser Leute betreffen hauptsächlich:
- die Behauptung einer ununterborchenen Linie von Eck-Meistern ohne Belege
- fehlende finanzielle Transparenz der Organisation
- mangelnde Kritikfähigkeit der Organisation
- alleinseligmachender Anspruch, der die Beziehungen zu außenstehenden Freunden
und Angehörigen schwierig macht, wenn man daraus ein elitäres Auftreten ableitet - die Nichtkennzeichnung der Textübernahmen von Twitchell bei seinen ersten Büchern
mit der Darstellung, die heiligen Schriften via innere Vision erhalten zu haben - eine, in spirituellen Fragen mental nicht nachvollziehbare, dogmatische Haltung
des lebenden Meisters, der sich in der Auslegung des Wortes Gottes nicht rechtfertige.
Neben auch außerhalb von Eckankar bekannten Persönlichkeiten, werden von Eckankar auch Eck-Meister aufgezählt, von denen Kritiker annehmen, dass es sich um Erfindungen Paul Twitchell handelt, die tatsächlich nie existiert haben. So z.B. auch Sri Gakko, der vor etwa sechs Millionen Jahren die wahre Lehre auf die Venus (genauer der Stadt Retz auf der Venus) gebracht haben soll. Da Eckankar die Seele auch ohne physischen Körper als individuelles Wesen betrachtet und davon ausgeht, dass es immer einen Gottmenschen im physichen Universum gegeben habe, ist diese Diskussion - zumindest in der Sichtweise Eckankars - nicht im wissenschaftlichen Sinne führbar. Eine Reihe von Mitgliedern der ECKANKAR Bewegung war mit der Ernennung von Darwin Gross als Eck-Meister aufgrund der Kürze seines Trainings nicht einverstanden und verließen daraufhin die Bewegung in den Achtziger-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Finanziell verzichtet Eckankar auf jede Verpflichtung oder Abbuchung für die Mitglieder zur Zahlung von Geldern. Jedes Mitglied muss jedes Jahr neu entscheiden, ob und wie viel es spenden möchte und ob es sich regional finanziell beteiligen will. Eine interne Beeinflussung der Mitglieder für Spenden ist ausdrücklich nicht gewünscht und wäre von Seiten der Organisation nicht gedeckt. Die Spendenaufrufe für die Gebäudebauten in den U.S.A. sind transparent und den Mitgliedern gehen seit Mitte der Neunziger Jahre Informationen über den Stand der Spenden für die aktuellen Vorhaben zu.
Kritik an der Organisation kann vorgetragen werden und wird privat diskutiert. Eckankar diskutiert seine internen Angelegenheiten grundsätzlich nicht öffentlich und stellt es jedem Mitglied frei, seinen Weg ausschließlich in Eigenregie, mittels Schriftstudium und der spirituellen Übungen von Eck auch ohne Kontakt mit der äußeren Organisation zu gehen. Dies sei für die wirkliche Entwicklung im Inneren sogar der bessere Weg. Kontakt zu anderen Eckisten oder elitäres Verhalten bzw. strenge Mitarbeit in der Organisation ist nicht förderlich, so Eckankar, um auf dem Weg zu Gott Fortschritte zu machen. Wichtig sei das Einhalten von klaren Regeln in der Öffentlichkeit für Eckisten, die bei der Organisation im Namen von Eckankar mithelfen möchten und ansonsten ein erfülltes Leben inmitten der jeweiligen Gesellschaft, in der der Eckist lebt. Dazu gehöre Toleranz und Mitgefühl, aber nicht Eitelkeit, Ärgerlichkeit oder die Verhaftung an mentalen Auseinandersetzungen.
David C. Lane zeigte 1983 in den U.S.A. auf, dass Paul Twitchell in den Jahren 1962 bis 1967 weite Teile in 5 seiner 10 Bücher - oft inklusive sprachlicher Fehler - aus dem Sant-Mat Grundlagenwerk "The Path of the Masters" von Julian P. Johnson abgeschrieben hatte und die Namen der genannten Meister durch das Universal-Synonym "Mahanta" ersetzte, ohne dabei jedoch diese Quelle zu nennen (Textvergleich der Originalfassungen). Auch fand er keine Belege für Twitchells Studienreisen nach Indien oder die Meister, die Twitchell bei seinen außerkörperlichen Erfahrungen getroffen haben wollte. Die Tatsache, dass die Religion aus einer Vielzahl von anderen Wegen zusammengetragen wurde, wird von Eckankar selbst betont. Lane definiert den Begriff einer „Urreligion„ allerdings hauptsächlich urheberrechtlich und stellt die Integrität von Eckankar massiv in Frage. Nicht zuletzt kritisiert Lane, das Twitchell mit Eckankar seinen eigenen und den Lebensunterhalt seiner Frau verdient habe. Vor allem aber der Vorwurf der Plagiarismus hat Eckankar in den Achtziger Jahren erheblich erschüttert.
Lane verzichtet in seiner religionswissenschaftlichen Arbeit auf jede inhaltliche oder spirituelle Betrachtung der Lehre von Eckankar als solche sowie auf die Berücksichtigung der sonstigen, selbst erstellten Aussagen von Paul Twitchell. Eine vergleichende Betrachtung zur theologischen Entwicklung und Ansammlung von anerkanntem Material in anderen Religionen bzw. den inhaltlichen Verbindungen bekannter Wege untereinander findet sich bei Lane ebenfalls nicht, obwohl dieser College Professor der Philosophie und vergleichende Religion ist. Unter Religionswissenschaftlern ist bekannt, dass viele große Religionen weite Teile ihrer Schriften aus anonymen Quellen beziehen und oft keine Quellenangaben in ihren Werken machen. Kritiker weisen hier darauf hin, dass einige Quellen Twitchells keineswegs anonym waren und dass sich das moderne Urheberrecht für bestimme Quellen von Paul Twitchell durchaus Gültigkeit gehabt hätte. Lanes Kritik betraf in der Folge dann auch die Haltung von Klemp zu den nachgewiesenen Abschriften des Gründers von Eckankar. Die aufgeworfenen Fragen haben gegenüber Twitchell oder der Organisation allerdings zu keiner juristischen Auseinandersetzung geführt.
Anfang dieses Jahrhunderts hat der ehemalige Klemp-Vertraute und langjährige Eckist Ford Johnson in seinem Buch "Confessions of a God Seeker" die Vorwürfe auf der Basis David Lanes nachrecherchiert und bestätigt gefunden. Er kritisiert in seinem Buch u. a. auch die aus Sicht von Eckankar eher metaphysisch zu verstehenden Aussagen der Lehre in den Grundtexten zu drohendem Unglück bei einer Abkehr von der wahren Lehre als nicht liebevoll. Eckankar versteht diese Textpassagen und auch die Berichte von Seelenreisen mit gewaltigen Machtdemonstrationen der göttlichen Kraft in einigen Texten losgelöst von irdischen Personen und einer weltlichen Organisation als sinnbildliche Darstellung, ähnlich einigen Aussagen im alten Testament, den Veden oder anderen religiösen Grundtexten. Im täglichen Miteinander sollen gerade die Eckankar-Verantwortlichen die Freiheit des Einzelnen betonen und Mitgefühl sowie Toleranz walten lassen und jede Kritik an mentalen Konzepten und Diskussionen mit größtmöglicher Liebe an den inneren Meister weitergeben.
Harold Klemp setzt sich seit seinem Amtsantritt 1981 für eine urheberrechtlich ordnungsgemäße Arbeit in Eckankar ein und hat seine ca. 70 Bücher ohne Abschriften verfasst. Anfang der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat Klemp in verschiedenen Vorträgen und auf der Internetseite von Eckankar Stellung zu den Anfangsjahren der Organisation bezogen und erklärt, dass Twitchell auch menschliche Schwächen gehabt hätte, wie jeder Meister der im physischen inkarniert. Die Redaktion des internationalen "Who´s Who-Magazin", die sich in ihren Veröffentlichungen in der Regel auf die Informationen der dargestellten Persönlichkeiten stützt, hat auch keine Kritik gegen Harold Klemp in ihrer Darstellung der Person veröffentlicht.
International sind keine Konflikte zwischen Harold Klemp und staatlichen Stellen bekannt.
Die Frage, ob ein lebender Meister, der Pontifex einer Amtskirche, ein Guru oder Prophet sich zu den spirituellen Aussagen seiner Lehre gegenüber seinen Anhängern rechtfertigen sollte, wenn diese z.B. innere Erfahrungen mitteilten die das Wort der Lehre anders auslegen oder in Frage stellen, kann eine Religion auf sachlicher Ebene kaum klären. Im Allgemeinen erkennen die Anhänger einer Religion das Wort ihrer Führer-Figur oder ihres Propheten unkritisch an oder werden, bei hartnäckiger Kritik aus der Lehre mehr oder weniger sanft ausgeschlossen. Der ehemalige Klemp-Vertraute Ford Johnson hat seine Erfahrungen hierzu publiziert (Link unten). Insofern gleicht Eckankar vielen anderen Religionen, in denen keine Demokratie in Fragen der Auslegung des Wort Gottes oder innerer Visionen herrscht. New Age-Bewegungen haben im Allgemeinen hier eine offenere und vielschichtigere Tradition, wenn auch Eckankar im Gegensatz zu den meisten orthodoxen Religionen seine Lehre nicht festschreibt, sondern unter dem Einfluss des jeweiligen lebenden Meisters den Anforderungen an die sich verändernden Bedingungen der Zeit anpasst. Eine Verfolgung von Andersdenkenden innerhalb der Organisation, Bestrafungsaktionen oder die Ausübung von psychischer oder physischer Gewalt gegen ehemalige Eckankar-Mitglieder ist weltweit nicht festzustellen.
Es sind darüber hinaus keine Fälle von Entführung, Vermögensuntreue, Verwicklung in mafiöse Strukturen oder der Handel mit Kirchenbesitztümern, die Schaffung von paramilitärischen Einheiten oder andere strafbare Handlungen über Eckankar bekannt.
Sektenberichte
Eckankar findet in Deutschland keinerlei Erwähnung in den Sektenberichten der Kirchen bzw. der kommunalen Trägerschaften im Zusammenhang mit gesellschaftlich geächteten Vorgehensweisen. Es gibt keine Berichte über manipulative Mitgliederwerbung oder ähnliches Sektenverhalten (siehe „Abschlussbericht der Enquete-Kommission Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ oder Sektenbericht der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport 2002)
In Europa sind keine juristischen Verfahren bekannt, in denen Eckankar als Kläger oder Beklagte auftritt.
Literatur
- Eckankar Pressemappe 1999: "Eckankar, Religion von Licht und Ton Gottes"
- The Who is Who: "International Who's Who of Intellectuals", Ninth Edition
- Linda C. Anderson: "Wer sind Sie? Warum sind Sie hier? - 35 Goldene Schlüssel zu diesen Fragen" ISBN 1-57043-156-6
- Paul Twitchell: "DAS SHARIYAT-KI-SUGMAD", religiöses Grundlagenwerk von Eckankar, Buch 1 ISBN 1-57043-087-X
- Paul Twitchell: "DAS SHARIYAT-KI-SUGMAD", religiöses Grundlagenwerk von Eckankar, Buch 2. ISBN 0-914766-70-8
- Harold Klemp: "Die Spirituellen Übungen von ECK", ISBN 1-57043-139-6
- Harold Klemp: "Die Spirituellen Gesetze von ECK" ISBN 1-57043-107-8
- Gasper, Müller, Valentin: "Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen 2000" ISBN 3451055287
- Wolfgang Bendel: "The Making of a Spiritual Movement 1983", deutsche Privatübersetzung
- Ford Johnson: "Confessions of a God Seeker - A Journey to Higher Consciousness" Kritisches Buch eines ehemaligen Vertrauten von Klemp zu seinem Weg von Eckankar weg. ISBN 0-9728835-8-4
- Harold Klemp: "The Language of Soul" Buch über die innere Stimme der Seele. In den USA von der MIPA in der Kategorie Religion für das Jahr 2003 zum besten Buch des Jahres gewählt. ISBN 1-57043-195-7
- Dr. Michael Newton: "Die Reisen der Seele" Hypnosemitschriften einer Vielzahl von Rückführungssitzungen zum Thema "Erleben zwischen den Inkarnationen". ISBN 390702950X
Weblinks
- ECKANKAR Hauptseite deutschsprachiges Europa
- Zwei kostenlose deutschsprachige Infobücher zum Download (PDF-Format)
- David Lane: Eckankar vs. Scientology (englisch)
- eckist.info: Deutschsprachige kritische Hintergrund-Informationen über Eckankar
- Homepage des ehemaligen Klemp-Vertrauten Ford Johnson - mit Diskussionsseite auf engl.
- relinfo.ch über Eckankar