Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

deutsche Organisation
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Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland gegründet.

Der rote Winkel - das Kennzeichen der politischen Häftlinge in den Vernichtungslagern der NS-Faschisten - wurde zum Abzeichen der VVN


Geschichte der VVN

Anfang 1947 gründeten Überlebende des Naziterrors aus den Konzentrationslagern und dem antifaschistischem Widerstand die VVN. Der rote Winkel - das Kennzeichen der politischen Häftlinge in den Vernichtungslagern der NS-Faschisten - wurde zum Abzeichen der VVN. Ziel der überparteilichen Organisation war die soziale Betreuung der ehemaligen Häftlinge - worauf sich die zusammengeschlossenen Häftlinge aber nicht beschränken wollten. Den faschistischen Terror, den sie am eigenen Leib erfahren hatten, wollten sie getreu dem Schwur von Buchenwald nie wieder Wirklichkeit werden lassen: "Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel."

So engagierten sich die Mitglieder gegen die Wiedereinsetzung alter Nazis als Funktionsträger, gegen das Wiederentstehen faschistischer Organisationen, gegen Wiederbewaffnung und atomare Aufrüstung und gegen die Verdrängung der Geschichte. Initiativen der VVN führten zur Errichtung von Gedenkstätten; so waren beispielsweise VVN-Mitglieder Mitte der sechziger Jahre maßgeblich daran beteiligt, das ehemalige Konzentrationslager Dachau in eine würdige Gedenkstätte umzuwandeln.

Gründungsinitiative

Die Initiative zur Gründung ging von Vertretern der Arbeiterparteien, die in den Betreuungsstellen für politisch, religiös und rassisch Verfolgte bzw. den OdF(Opfer des Faschismus)-Einrichtungen den besten Kontakt zu den Betroffenen hatten, aus. "Über alle Schichten, Konfessionen und Rassen und Parteien hinweg schließen sich die Kämpfer gegen den Nazismus und die vom Nazi-Regime Verfolgten zu einer überparteilichen Organisation zur Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) zusammen", hieß es in dem ersten Programm vom August 1946.

Innerhalb der Organisation gewannen kommunistische Kräfte stark an Einfluß, so dass die VVN als getarnte KP-Organisation angesehen wurde. Im Mai 1948 setzte Kurt Schumacher im SPD-Vorstand einen Beschluss durch, die Mitgliedschaft in der SPD und der VVN sei unvereinbar. Mitglieder gerieten wegen des nach dem Krieg in Westdeutschland vorherrschenden Antikommunismus automatisch ins Visier des Verfassungsschutzes und waren in den 1970er Jahren teilweise vom Radikalenerlass betroffen.

Die VVN-BdA taucht in Verfassungsschutzberichten als linksextremistische Organisation auf, die mit gewaltbereiten autonomen Gruppen zusammenarbeite, und wird deswegen weiterhin vom Verfassungsschutz beobachtet.

Erweiterung zum "Bund der Antifaschisten"

1971 erweiterte sich die VVN zum "Bund der Antifaschisten", da im Gefolge der studentischen Protestbewegung und bedingt durch das starke Anwachsen der neofaschistischen NPD die junge Generation verstärktes Interesse an der Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit zeigte. Schwerpunkte der siebziger und achziger Jahre bildeten die Unterstützung der Friedensbewegung sowie Aktivitäten gegen alte und neue Nazis und deren Propaganda.

Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus, die Diskriminierung von Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder Weltanschauung, die Bedrohung für deren Leib und Leben, haben in den vergangenen Jahren gewaltig zugenommen. Die VVN setzt solchen Entwicklungen Widerstand entgegen. Sie macht dies im Bündnis mit allen demokratischen Kräften.

Vereingung der ost- und westdeutschen NS-Verfolgtenverbände

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Adolphe Low, Spanienkämpfer, Ritter der Ehrenlegion, ANACRE, Strasbourg spricht zu den Delegierten des Vereinigungskongresses, Oktober 2002

Im Oktober 2002 vereinigte sich die westdeutsche VVN-BdA in Berlin mit dem ostdeutschen Verband der ehemaligen Verfolgten und Widerstandskämpfer. Nach dem Zusammenschluss besitzt die VVN-BdA über 11.000 Mitglieder. An der Vereinigungskonferenz nehmen Vertreter in- und ausländischer Organisationen ehemals Verfolgter des NS-Regimes sowie Gäste bundesdeutscher Organisationen teil. Unter ihnen befand sich auch das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall, Horst Schmitthenner, der auf dem VVN-Kongress den Zusammenschluss nachdrücklich begrüsste und erklärte: “Wie in der Vergangenheit wird die IG Metall auch zukünftig das unverzichtbare Wirken der VVN-BdA unterstützen”.