Tragschrauber
Ein Tragschrauber oder Gyrocopter (von griechisch gyros = Drehung, Wendung sowie pteron = Flügel, Parallelbildung zu Helikopter: "Drehflügler") ist ein Luftfahrzeug, das durch je einen oder sogar mehrere waagerechte und senkrechte Rotoren angetrieben wird. Es gibt sowohl passive als auch aktive Tragschrauber.
Funktionsweise
Sogenannte Gyroplanes oder Autogyros waren die Vorgänger des Hubschraubers und wurden zwischen den Weltkriegen in Deutschland, Frankreich und Italien entwickelt. Als der Erfinder des Autogyro gilt Juan De La Cierva. De La Cierva erkannte den enormen Stabilitätsvorteil von sich drehenden Flügeln gegenüber den steifen Tragflächen der damals üblichen Flugzeuge. Den ersten erfolgreichen Flugversuch absolvierte er am 9. Januar 1923. Bei den Autogyros dreht sich der Rotor durch einen bei der Vorwärtsbewegung des Fahrzeuges erzeugten Luftwiderstand mit und wirkt so als drehender Flügel, der das ganze Gefährt in die Luft heben kann. Die passiven Tragschrauber wurden schließlich durch aktive Hubschrauber, bei denen der Rotor bzw. ein oder mehrere Propeller angetrieben werden, abgelöst.
Eine Abwandlung besteht darin, den Rotor beim "jump start" anzutreiben - der Tragschrauber "springt" bei einer viel geringeren Geschwindigkeit vom Boden ab. Die für den Start benötigte Strecke ist viel kürzer.
Gebrauch in der Armee
Im Zweiten Weltkrieg führten einige deutsche U-Boote den unmotorisierten Schlepp-Tragschrauber Focke Achgelis Fa 330 "Bachstelze" mit, der, bemannt an einer Leine hinter dem aufgetaucht Fahrt machenden Boot hergezogen (um den nötigen relativen Wind herzustellen), als Ausguck diente. (Heutige U-Boote führen eine entweder mit Blattspitzenantrieb oder mit gegenläufigen Rotoren, für den nötigen Drehmoment-Ausgleich, ausgestattete Aufklärungsplattform mit eigenem Triebwerk mit sich. Diese kann man, wie früher Fesselballone, in weitem Höhenbereich aufsteigen lassen und dient, auf Grund diverser eingebauter passiver und aktiver Sensorik, weitreichenderer Aufklärung und Bedrohungsanalyse. Treibstoff-Versorgung und Datentransfer erfolgt über ein multifunktionelles aufgetrommeltes Schleppseil. Bei der deutschen Bundesmarine gibt es seit längerem dafür die von MBB gebaute Rotor-Plattform "Kiebitz".
Tragschrauber im Vergleich zu Helikopter und Flugzeug
Vorteile eines Tragschraubers sind:
- geringe Betriebskosten
- je nach Bauart nur ein Motor, der relativ unkompliziert konstruiert ist. Ein Helikopter hat auch einen Motor, jedoch muss dieser den Haupt- und den Heckrotor antreiben; und dies bedingt eine technisch aufwändige Übersetzung.
- hohe Sicherheit: Der Ausfall des Motors ist bei einem Tragschrauber ungefährlich, da er wie ein herkömmliches Flugzeug in den Gleitflug übergehen und die Landung vorbereiten kann. (Merke: der "Gegenwind" treibt den Rotor an, der dann für Auftrieb sorgt). Der Helikopter verliert bei Motorenausfall sofort den Auftrieb.
- im Gegensatz zu Flugzeugen eine kürzere Startstrecke
Nachteile sind:
- geringe Geschwindigkeit
- ein Tragschrauber kann nicht an Ort und Stelle schweben
- geringere Nutzlast
Ein weiterer Grund, weshalb Tragschrauber nicht den (verdienten?) Durchbruch geschafft haben ist, dass dem Laien die Funktionsweise des Fluggeräts ziemlich mysteriös vorkommt - schliesslich wird der Rotor, der für den Auftrieb sorgt, nicht von einem Motor angetrieben.
Tragschrauber werden heute fast nur mehr von Hobbypiloten geflogen. Wegen ihres niedrigen Preises (ein Autogyro kostet 10% eines Hubschraubers) und der geringen Betriebskosten sind sie recht beliebt.
Seit Mai 2004 sind in Deutschland Tragschrauber als Ultraleicht-Flugzeuge zugelassen und dürfen, nach dem Ablegen der Zusatzprüfung, auch mit Ultraleichtflug-Lizenz geflogen werden.