Paracetamol

Analgetikum und Antipyretikum
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Acetaminophen (Paracetamol) ist schmerzstillendes und fiebersenkendes Medikament bzw. der Wirkstoff in entsprechenden Medikamenten.

Handesmarken und Darreichungsformen

Acetaminophen ist als Schmerzmittel (Analgetikum) und Fiebersenker (Antipyretikum) in deutschsprachigen Ländern von vielen Herstellern unter verschiedenen Markennahmen erhältlich, z.B. ben-u-ron®, Captin®, Fensum®, Mexalen®, Paedialgon®, Paracetamol-ratiopharm®. In Amerika ist es vor allem als Tylenol® (McNeil-PPC, Inc.) bekannt, in Asien und Australien als Panadol®.

Für Erwachsene wird es bevorzugt als Tablette oder Kapsel verabreicht, bei Kindern als Zäpfchen oder Sirup; außerdem wird es z.B. nach Operationen als Infusion gegeben.

Paracetamol ist zum Teil rezeptfrei erhältlich und ist apothekenpflichtig. Es hat bei korrekter vorsichtiger Dosierung wenig Nebenwirkungen, nur selten treten allergische Reaktionen auf. Bei Überdosierung kann es tödlich wirken, indem es die Leber irreparabel schädigt.

Chemische Struktur

Datei:Paracetamol.png

Strukturformel

Die chemische Verbindung Acetaminophen ist ein Derivat des 4-Aminophenols. Es ist also ein Phenol und damit ein Aromat, und gleichzeitig ein Derivat des Anilins. Es ist ein Acetamid (Amid der Essigsäure) und leitet sich auch vom Acetanilid (Phenylacetamid) ab, das selbst auch als Fieber- und Schmerzmittel wirkt.

Acetaminophen ist also 4-Hydroxyacetanilid oder para-(N-acetyl)aminophenol, von letztgenannter Bezeichnung leiten sich die Namen Paracetamol (para-(N-acetyl)aminophenol) und Acetaminophen (para-(N-acetyl)aminophenol) ab.

Paracetamol C8H9NO2, HO-C6H4-NH-CO-CH3, Molmasse 151.165 g/mol

Phenacetin und Acetaminophen gehören zur Schmerzmittelgruppe der Anilinderivate.

Stoffeigenschaften

Paracetamol ist ein weißer, kristalliner Feststoff mit einem Schmelzpunkt von 170°C. Es ist in Alkoholen gut löslich. In kaltem Wasser löst es sich mäßig (14g/l bei 20°C), aber in kochendem Wasser ist es löslich. Die Dichte ist 1.293 g/cm3. Paracetamol ist als Phenol schwach sauer (pH-Wert einer wässrigen Lösung ca. 6). Es hat einen leicht bitteren Geschmack.

Wirkung

Acetaminophen wird bei oraler Aufnahme vorwiegend im Dünndarm resorbiert. Es wirkt durch die Herabsetzung der Aktivität der Cyclooxygenasen COX-3 und COX-2, ein Enzym das Prostaglandine herstellt. Während andere Medikamente die reaktive Stelle von COX direkt blockieren, wirkt Acetaminophen indirekt. Diese indirekte Blockierung wirkt im Gehirn, aber nicht in Immunzellen, die hohe Konzentrationen von Peroxiden haben. Dies ist der Grund warum Paracetamol - im Gegensatz zu Aspirin - keine entzündungshemmende Wirkung besitzt.

Eine übliche Dosierung für Erwachsene ist 500 mg alle vier Stunden.

Gefahren

Eine Überdosierung über 150mg/kg oder 7.5 g für Erwachsene führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Leberschaden oder gar zum Leberversagen. Dieses kann zum Tod führen, wenn es nicht behandelt wird. Ein geeignetes Gegenmittel bei einer Paracetamolvergiftung ist N-Acetylcystein. Wer Alkohol zu sich genommen hat, sollte Acetaminophen nicht verwenden, da die mit dem Alkoholabbau beschäftigte Leber dieses nicht mehr korrekt verarbeiten kann.

Historisches

Paracetamol wurde erstmals 1873 (1878?) von Harmon Northrop Morse hergestellt, als er p-Nitrophenol mit Zinn in Eisessig reduzierte. Vignolo führte eine gezieltere Synthese durch, da von Aminophenol ausging, das es mit Essigsäure umsetzte. Friedlander verbesserte das Verfahren durch die Verwendung von Essigsäureanhydrid als Acetylierungsmittel. Bis 1893 wurde Paracetamol nicht medizinisch verwendet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es bekannt, als es (1948 von Brodie und Axelrod) als ein Metabolit von Phenacetin identifiziert wurde, und ab 1956 war es in Tablettenform mit 500mg Wirkstoff erhältlich.