Das Tannenberg-Denkmal wurde 1924–27 bei Hohenstein (poln. Olsztynek; heute Polen) in Ostpreußen errichtet. Es erinnerte an die 1914 während des Ersten Weltkrieges gegen russische Invasionstruppen errungenen Siege, insbesondere die nach der mittelalterlichen Schlacht bei Tannenberg (1410) benannten Schlacht bei Tannenberg (1914) sowie die Schlacht an den Masurischen Seen. Da die russische Offensive in Ostpreußen somit gescheitert war, wurden die beiden siegreichen Schlachten in der deutschen Öffentlichkeit euphorisch als „Sieg von Tannenberg“ gefeiert, bzw. Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff als Sieger.
Benennung und Lokalität
Die Schlacht bei Tannenberg, wurde vor dem Dorf Grünfelde, zwischen den Dörfern Tannenberg und Ludwigsdorf in Ostpreußen geschlagen. Die nächstgelegene Stadt war Gilgenburg). Zielone Pole ("Grünes Feld") im Altpolnisch, wie im Deutschen Grünfelde sind die ältesten Benennungen des Ortes gewesen ist. Auch der litauische Name für Grünfelde Žalgiris (vom Litauischen žalia giria) ist eine schlichte Übersetzung. Die Geschichtschreibung des Ordens nannte die Schlacht schlicht: „grossen streyth“ (der große Streit). Wahrscheinlich ist es auf einen Übersetzungsfehler von Jan Długosz Zurückzuführen, der die Schlacht nicht als Schlacht von Grünfelde, sondern als Schlacht von Grundwald bezeichnete. International gesehen, hat sich die polnische Nomenklatur durchgesetzt, nur im Deutschen wird in diesem Zusammenhang von der Tannenberg-Schlacht gesprochen.
Die Schlacht wird benannt:
- Schlacht bei Tannenberg in deutsch
- Žalgirio mūšis (Schlacht von Žalgiris) in litauisch,
- Bitwa pod Grunwaldem (Schlacht von Grunwald) in polnisch,
- Грю́нвальдская би́тва (Grúnvaldskaya bі́tva, Schlacht von Grunwald) in russisch,
- Гру́нвальдзкая бі́тва (Grúnvaldzkaya bі́tva, Schlacht von Grunwald) in weißrussisch,
- Ґрю́нвальдська би́тва (Grúnvaldska bítva, Schlacht von Grunwald) in ukrainisch
- Grünwald suğışı in tartarisch.
- Grünwaldi csata in ungarisch.
- Bătălia de la Grünwald in rumänisch
- Battle of Grunwald in englischen
- Bataille de Grunwald in französisch
- Batalla de Grunwald in spanisch
Die 2. Schlacht bei Tannenberg war eine Schlacht des Ersten Weltkrieges und fand in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen statt. Dabei war es eine Umfassungsschlacht, die letztlich ein weites Territorium mit einbezieht. Das Zentrum dieses Areals lag in Hohenstein. Sie müsste daher eigentlich Schlacht bei Hohenstein heißen. Aber auch das Feld von der 1. Schlacht bei Tannenberg war mit einbezogen, wenn auch von diesem ca 14 km entfernt. Daher wird im kaiserlichen Glückwunschtelegramm ursprünglich als Schlacht bei Allenstein bezeichnete Schlacht nachträglich in Schlacht bei Tannenberg umbenannt: Diese Benennung geschah auf Wunsch Hindenburgs.[1] Hindenburg wollte so symbolisch die „Scharte von 1410“ ausgewetzt haben. Traditionell hat der Sieger einer Schlacht das Recht der Benennung. Daher nimmt Hindenburg dieses Recht in Anspruch und die Benennung ist nicht falsch. Diese Benennung wird auch in allen anderen Sprachen übernommen.
Grunwald- bzw. Tannenbergmythos
Der Grunwaldmythos, der nach 1870 einen enormen Bedeutungsgewinn erfuhr und zu einem beliebten Sujet der polnischen Malerei und Literatur wurde.. In Deutschland wurde der Tannenbergmythos als Gegenbewegung beim Sieg über die russischen Truppen bei Tannenberg im August 1914 mit der Schlacht von 1410 verknüpft. Der Sieg von 1914 spielte eine wichtige Rolle im Hindenburgkult, und das Nationaldenkmal Tannenberg wurde zum Ort großer deutschnationaler und nationalsozialistischer Feiern.
Das erste Mal wurde Grunwald in der Literatur wie Adam Mickiewicz' Versepos 'Konrad Wallenrod' als historische Sujet genutzt, um Kritik an der aktuellen russischen Politik in ein unverdächtiges historisches Gewand zu kleiden. Mickiewicz verlegte den aktuellen polnisch-russischen Konflikt ins Mittelalter und verwandelte die Russen in deutsche Ordensritter und umgang damit die russische Zensur. Karol Szajnocha die Geschichtserzählung 'Jagie³³o und Jadwiga', die auf Jan Długosz' Annalen beruhte wie auch das erste Buch über die 'Kreuzritter' – Krzy¿acy von Józef Kraszewski aus dem Jahre 1874 dämonisierte die Ordensritter. Als sich im Bismarckschen Kulturkampf der Druck auf katholische Kirche und polnische Sprache erhöhte, war die Rückbesinnung auf Grunwald naheliegend. Der Maler Jan Matejko und der Schriftsteller Henryk Sienkiewicz prägten den Mythos entscheidend. 1878 fertig stellte. Matejko zieht den Zuschauer in das Kampfgeschehen hinein. Nach eigenem Bekunden hatte Matejko das Gemälde "mit Wut" auf die deutsche Polenpolitik gemalt. Die Bevölkerung nahm das Gemälde an, während die professionelle Kunstkritik die Komposition kritisierte. Das Gemälde inspirierte den späteren Literaturnobelpreisträger Henryk Sienkiewicz zu seinem patriotischen Roman 'Krzy¿acy', der zwischen 1897 und 1900. Sienkiewicz schilderte die Auseinandersetzung zwischen polnischer Krone und den Ordensrittern als Kampf zwischen Gut und Böse und zog – für jeden Zeitgenossen erkennbar – eine direkte Linie zum polnisch-deutschen Kulturkampf in der Provinz Posen. Der Roman war ein großer internationaler Erfolg und wurde sofort ins Russische, Tschechische, Französische und Deutsche übersetzt. Erstmals wurde der Jahrestag der Grunwaldschlacht im Jahre 1902 als Nationalfest begangen. Die Organisatoren in Galizien reagierten damit auf die Verschärfung des polnisch-deutschen Konflikts, den Wreschener Schulstreik von 1901, die darauf folgenden Prozesse anlässlich der Einführung des deutschen Katechismus in den polnischen Religionsunterricht und die antipolnische Rede Kaiser Wilhelms II. auf dem Johanniterfest auf der Marienburg 1902. Höhepunkt der Grunwaldbegeisterung war aber der fünfhundertste Jahrestag der Schlacht im Jahre 1910, der in Krakau stellvertretend für alle Teilungsgebiete begangen wurde. 150.000 Besucher nahmen an den dreitägigen Feiern teil.
Im protestantischen Preußen wurde dagegen der Deutsche Ritterorden bis ins 19. Jahrhundert hinein kritisch betrachtet. Doch dann integrierte ihn Heinrich von Treitschke in die preußische Tradition als Verkörperung der deutschen 'Mission im Osten' und als Beleg einer 'deutschen Kulturträgerrolle'. Die polnischen Feiern wurden im Deutschen Reich aufmerksam beobachtet. Deutsche Historiker deuteten daraufhin Tannenberg als ehrenhafte und tragische Niederlage gegen einen heimtückischen Feind. Kennzeichnend dafür war schon die Inschrift auf dem Gedenkstein, der 1901 für Ulrich von Jungingen auf dem Schlachtfeld aufgestellt wurde: "Im Kampf für deutsches Wesen, deutsches Recht starb hier der Hochmeister Ulrich von Jungingen am 15. Juli 1410 den Heldentod". Ludendorff, Hindenburg und der General Max Hoffmann behaupteten, als erste die Idee gehabt zu haben, die Schlacht nach dem Ort Tannenberg zu benennen. Schon die Namensgebung zeigt das Bemühen, sie mit der mittelalterlichen Schlacht zu verbinden.
Errichtung
Zum fünften Jahrestag der Schlacht schlug der Bund der Veteranen der Provinz Ostpreußen vor, am Ort der Schlacht ein Denkmal für die Weltkriegsschlacht zu bauen und die Gefallenen dort zu ehren. Am 31. August 1924 fand in Anwesenheit von Hindenburg und Ludendorff die feierliche Grundsteinlegung statt. Insgesamt 60.000 Menschen, die meisten davon Veteranen der Schlacht, nahmen daran teil. Der Entwurf dieses größten deutschen Kriegsdenkmals stammte von den Berliner Architekten Walter (1888–1971) und Johannes Krüger (1890–1975). Die Architektur sollte an das neolithische Stonehenge und an das mittelalterliche, oktogonale Castel del Monte erinnern. In der Mitte der acht Außenseiten stand (verbunden durch die Ringmauer) jeweils ein 20 m hoher Turm aus roten Steinen. Diese Türme (entgegen dem Uhrzeigersinn von 1 bis 8 nummeriert) bekamen verschiedene heroische Funktionen: 1. Eingangsturm, 2. Weltkriegsturm (diese Funktion hat der Turm aber nie besessen, in ihm stand bis zur Fertigstellung der Hindenburg-Gruft der Sarg Hindenburgs), 3. Ostpreußenturm, 4. Fahnenturm, 5. Hindenburgturm (in diesem Turm, der keine Zwischendecken besaß, befand sich eine 4 Meter hohe Hindenburg-Statue und später auch die Hindenburg-Gruft), 6. Soldatenturm (mit Aussichtsplattform), 7. Weiheturm, 8. Feldherrenturm. Für die 14 Städtesteine, die die Wappen der im Ersten Weltkrieg beschädigten ostpreußischen Städte zeigten, wurde farbiger Granit verwendet. Zwischen dem Denkmal und dem Ort Hohenstein wurde ein 7,5 ha großer Denkmalpark angelegt. Die eigentliche Gedenkstätte bestand ursprünglich aus der im Inneren des Denkmals unter einem Grabhügel mit hohem Kreuz befindlichen Ruhestätte für 20 unbekannte Soldaten. Sie kompensierte teilweise das Fehlen eines zentralen Grabmals des unbekannten Soldaten in Deutschland.
Der Einweihungstag
Zu seinem 80. Geburtstag weihte der inzwischen zum Reichspräsident gewählte Paul von Hindenburg am 18.September 1927 ein. In der monumentale Denkmalsanlage, die ausschließlich durch Spenden finanziert worden war, hielt er eine Rede, die in Auszügen in Messing am Eingangstor angebracht wurde:
"Die Anklage, dass Deutschland schuld sei an diesem Kriege, weisen wir, weißt das deutsche Volk in allen seinen Schichten einmütig zurück! Nicht Neid, Haß oder Eroberungslust gaben uns die Waffen in die Hand. Der Krieg war uns vielmehr das äußerste, mit dem schwersten Opfer verbundene Mittel der Selbstbehauptung einer Welt von Feinden gegenüber. Reinen Herzens sind wir zur Verteidigung des Vaterlandes ausgezogen und mit reinen Händen hat das deutsche Heer das Schwert geführt. Deutschland ist jederzeit bereit, dies vor unparteilichen Richtern nachzuweisen. In den zahllosen Gräbern, welche Zeichen deutschen Heldentums sind, ruhen ohne Unterschied Männer aller Parteifärbungen. Sie waren damals einig in der Liebe und in der Treue zum gemeinsamen Vaterlande. Darum möge an diesem Erinnerungsmale stets innerer Hader zerschellen; es sei eine Stätte, an der sich alle die Hand reichen, welche die Liebe zum Vaterlande beseelt und denen die deutsche Ehre über alles geht!"
Im Nationalsozialismus
Das Tannenberg-Denkmal war ein patriotischer Ort und ein nationaler Sammelpunkt gegen die Folgen des Versailler Vertrages. Im Nationalsozialismus entwickelte sich eine Um- und Weiterdeutung. Tannenberg wurde Teil des opferhaften Totenkults und der fatalistischen Nibelungentreue. Der Feldherr Hindenburg wurde vom „Helden von Tannenberg“, zum faschistischen Mythos gesteigert, der im Trauerakt um ihn am 7. August 1934 seinen Kulminationspunkt erreichte. Hindenburgs Sarg wurde, gegen seinen eigenen ausdrücklichen und den Willen seiner Angehörigen, nach den Trauerfeierlichkeiten vorerst im 2. Turm aufgebart. In der Zwischenzeit erarbeiten Walter und Johannes Krüger die Pläne zur Umgestaltung des Denkmals zum Reichsehrenmal, in deren Zuge von Mitte 1934 bis Mitte 1935 die Hindenburggruft entstand. Dazu wurde der Grabhügel der unbekannten Soldaten in der Hofmitte beseitigt, das Kreuz am Hindenburgturm angebracht, die Toten in die Seitenkammern der Gruft umgebettet und der Ehrenhof zweieinhalb Meter tiefer gelegt. Am 2. Oktober 1935, dem Geburtstag Hindenburgs erfolgte dann schließlich die Beisetzung des Reichspräsidenten Hindenburg zusammen mit seiner 1921 verstorbenen Ehefrau Gertrud von Hindenburg in der neuen Gruft. An diesem Tage wurde das Denkmal auf Anweisung von Hitler offiziell vom Tannenberg-Nationaldenkmal zum Reichsehrenmal Tannenberg erhoben.
Das Ende
Im Januar 1945 wurde es beim Rückzug der deutschen Truppen auf Befehl Hitlers teilweise gesprengt. Der Befehl zur Sprengung erreichte den Kommandeur der 229. Infanteriedivision (Oberst Göbel) zwar am Morgen des 21. Januar 1945. Da keine Pionier-Sprengmittel vorhanden waren erfolgte am gleichen Tag die Sprengung der Hindenburg-Gruft, mit T-Minen). Mit neu herangebrachten Pionier-Sprengmitteln erfolgte am gleichen Abend die Sprengung des Hauptturmes (Hindenburgturm) und des Eingangsturmes. Mit weiteren 30t Munition wurde am 22. die Zerstörung fortgesetzt. Der Antransport erfolgte, bedingt durch die weiteren Kriegs- und Hampfhandlungen, nicht mehr. Die entnommenen Särge von Hindenburg und seiner Frau wurden über Königsberg in ein thüringisches Salzbergwerk in Sicherheit gebracht. Die Amerikaner, die Thüringen und weite Teile Sachsens eroberten, führten sie, mit den Särgen der Preußenkönige und anderen vorgefundenen Kunstwerken, nach Westdeutschland. Sie ruhen heute in der Elisabethkirche. Vollständig abgetragen wurde das Ehrenmal in den Jahren 1952/53 durch polnische Pioniertruppen.
Bilder vom Tannenberg-Denkmal
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Gedenktafel am Eingang
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Tannenbergdenkmal
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Zugang zum Denkmal
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Totale des Denkmals
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Briefmarke des Denkmals
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Überblick des Reichsehrenmals (nach 1935)
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Im Innenhof des Denkmals (nach 1935)
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In den 40er Jahren
Einzelnachweise
- ↑ Holger Afflerbach (Bearb.): Kaiser Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg. Quellen aus der militärischen Umgebung des Kaisers 1914-1918. Verlag Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-57581-3, S. 148
Literatur
- Walter u. Johannes Krüger: Das Tannenberg-National-Denkmal. Eine Erläuterung von den Erbauern. Allenstein: Südostpreußisches Verkehrsbüro o. J. [1928].
- Jürgen Tietz: Das Tannenberg-Nationaldenkmal. Architektur, Geschichte, Kontext. (Dissertation TU Berlin) Berlin: Verlag Bauwesen 1999. ISBN 3-345-00673-1