
Hochwasser in Bremen stellen für die norddeutsche Stadt an der Weser eine stetige Gefahr dar. Diese resultiert in den meisten Fällen aus Sturmfluten, die das Weserwasser stromaufwärts drücken und einen zügigen Abfluss verhindern. Bei besonders starken Hochwassern können bis zu 50 Quadratkilometer überflutet werden, was gut 15 Prozent des Stadtgebietes entspricht. In solchen, selten auftretenden Fällen ist in der Innenstadt lediglich die Bremer Düne nicht überschwemmt.
Zum Schutz vor den Fluten wurden deshalb bereits sehr früh – in früheren Jahrhunderten – deichbautechnische Maßnahmen getroffen. Seit dem 20. Jahrhundert halten zwei Sperrwerke eventuelle Sturmfluten davor ab, in die Weserzuflüsse Lesum und Ochtum zu strömen. In den Jahren 1988 bis 1993 kam es zu einer umfassenden Erweiterung und Umgestaltung des Hochwasserschutzes in Bremen.
Situation vor Ort
Die stark eingeengte und begradigte Weser kann wenig Energie der auflaufenden Wellen abbauen, so hat sehr schnell sehr hohe Wasserstände erreicht werden. Weite Teile Bremens (ca. 85% des Stadtgebietes) liegen unter dem mittleren Tidehochwasserstand und sind damit hochwasser- und sturmflutgefährdet.
- Herbst: Sturmflut
- Frühjahr: Schneeschmelze, Binnenhochwasser, da die Böden noch gefroren sind; vereinzelte Sturmfluten
- Überfüllungsgebiete
- Ochtum, Lesum, Weser, Wümme: Gefahr von mehreren Seiten
Hochwasserstände
Jahr | Wert am Pegel über NN |
---|---|
1685 | 650 |
1699 | 710 |
1739 | 600 |
1827 | 729 |
1830 | 680 |
1845 | 771 |
1881 | 780 |
1906 | 491 |
1946 | 580 |
1962 | 541 |
1976 | 532 |
2007 | 508 |
Mittleres Hochwasser | 228 |
Mittleres Niedrigwasser | - 160 |
Historische Hochwasser
1717
Das Hochwasser, welches am 24. und 25. Dezember 1717 über die deutsche Nordseeküste hereinbrach und aufgrund des Datums den Namen Weihnachtsflut erhielt, war die schwerste Sturmflut des 18. Jahrhunderts. Die Stadt Bremen selbst wurde von den Fluten verschont, da diese sich im vielfältig verästelten Flusslauf der Unterweser brach. Trotzdem kam es in Gebieten, die damals noch eigenständige Gemeinden waren, heute allerdings Bremer Stadtteile sind, zu schweren Überschwemmungen. So zerstörte die Sturmflut im Amt Blumenthal einen Deich völlständig und in Rekum wurden zwei weitere Deichbrüche verzeichnet. Die Wassermassen drückten in die Mündungen der Weserzuflüsse Ochtum und Lesum. Infolgedessen wurden rechtsseitig der Weser alle links der Lesum und Wümme liegenden Gebiete überflutet, darunter das Werderland, das gesamte Blockland sowie die Ortschaft Walle. Am linken Weserufer überschwemmten die Hochwasser der Ochtum die niedervieländischen Niedrungsebenen mit den Dörfern Strom und Seehausen. Da Bremen nicht betroffen war, beteiligte sich die Hansestadt umfassend an den Hilfsaktionen.
März 1827
Ende Februar des Jahres 1827 setzte nach einem kurzen, aber sehr strengen Winter starkes Tauwetter ein und ab Anfang März begann die Weser im Bremer Stadtgebiet zu steigen. Lag ihr Pegel am 2. des Monats noch bei 2,40 Meter über Normalnull, erhöhte er sich bis zum Abend des 4. März auf 4,00 Meter. In der Nacht vom 5. auf den 6. März strömte das Hochwasser über die Kleine Weser in die Neusadt ein. Der Buntentorsteinweg und viele weitere Straßen in diesem Gebiet wurden vollständig überflutet. Am Morgen des 6. März brachen zwischen 9.00 und 10.00 Uhr die linksseitigen Weserdeiche sowohl oberhalb als auch unterhalb des Dorfes Habenhausen, einem heutigen Bremer Ortsteil. Dort kam es zu großflächigen Überschwemmungen. Am Nachmittag gab auch der Eisenradsdeich am rechten Weserufer an zwei Stellen nach und das Weserwasser spülte in die Ostertorvorstadt, wo zahlreiche Häuser sowie die Steintorbrücke über den Kanal Dobben zerstört wurden.
März 1830
Die Flut von 1830, die die Weser auf 6,80 Meter über Normalnull auflaufen ließ, war das schwerste und verlustreichste Binnenhochwasser, das Bremen in seiner jüngeren Geschichte heimsuchte. Nahezu alle großen Marschenwiesen – das Werderland, das Blockland, das Hollerland, das Niedervierland, das Obervieland und die Mahndorfer Marsch – sowie zahlreiche heute zur Stadt gehörende Dörfer wurden überflutet.
Vorsorge
Der Winter 1829/1830 war ungewöhnlich lang und streng und die Böden zu beiden Seiten der Weser tief gefroren. So war abzusehen, dass sie bei schnell einsetzendem Tauwetter kein Schmelzwasser würden aufnehmen können. Zudem befürchtete man, dass durch einbrechende Eisbarrieren der Durchfluss der Weser und ihrer Nebenflüsse noch erhöht werden könnte. Aus diesem Grunde bestellte der Senat für beide Ufer Fachleute, die die Deichverteidigung und die eventuellen Hilfsaktionen für Personen leiten und kooridinieren sollten. Auf der linken Weserseite übernahmen diese Aufgabe der aus den niederlanden stammende Baurat Jacobus Johannes van Ronzelen, der Leutnant Sattler sowie der Conducteur Findorff.
Als eine der vorsorglichen Hilfsmaßnahmen wurden zwölf Schiffe bereitgestellt, um Menschen aus Not retten und für den Deichschutz benötigte Güter transportieren zu können.
Verlauf
Wie prognostiziert setzte das Tauwetter Ende Februar, am 26. des Monats, ein und führte, verbunden mit starken Regenfällen dazu, dass der Schnee schnell schmolz. Am folgenden Tag wurde die bis zu 60 Zentimeter starke Eisdecke auf der Weser vom schnell ansteigenden Wasser angehoben und durchbrochen, was rasch zu tempörären Barrieren führte.
Am Morgen des 1. März brach der Katrepeler Deich an der Wümme, sodass das Wasser in der Folge in die weiten und nahezu unbewohnten Wiesen des Holler- und des Blocklandes strömten. Der Bruch konnte in reativ kurzer Zeit bereits am Mittag des selben Tages wieder geschlossen werden. Die Weser stieg im Tagesverlauf an der Großen Weserbrücke auf 6,80 Meter über Normalnull.
In der darauffolgenden Nacht gelang es den Helfern mithilfe von bereitgestellten Ausrüstungswagen, die unter anderem Bretter, Handrammen, Erlenpfähle, Mist und Stroh geladen hatten, zahlreiche undichte Stellen an Deichen im Stadtgebiet abzudichten. Diese Erfolge wurden beispielsweise an der Brautstraße, in der Neustadt und an der Kleinen Weserbrücke verzeichnet.
Gegen 10.00 Uhr am 2. März durchbrach das Weserwasser im Ortsteil Hastedt an zwei Stellen gleichzeitig den Deich und riss die Wohnungen von 27 Familien fort. Sechs andere Häuser sowie zwei Nebengebäude wurden irreperabel beschädigt. In Hastedt fielen der Flut vier Frauen und sechs Kinder zum Opfer. Auch im angrenzenden bezirk Mahndorf gaben die deiche nach. Pastor Hollmann, der damalige Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Alt-Hastedt, hielt in seinen niedergeschriebenen Erinnerungen fest:
- „Da das Wasser in alle Häuser, die in der Nähe der Pfarrwohnung liegen, drang, und nur diese frei blieb, so flüchteten 60 Menschen dahin, die einige Wochen dort gewohnt haben.“
Von der Neustadtseite meldete ein Vogt mit Namen Holscher, dass der Habenhausener Deich noch sicher sei, obwohl er an einigen Bereichen Wasser durchlaufen ließe. Van Ronzelen beschloss, den Deich selbst in Augenschein zu nehmen und stellte fest, dass er äußerst gefährdet war. Daraufhin beorderte er mehrere Arbeiter zur Absicherung, doch um 22.00 Uhr begann der Deich abzurutschen und gegen 3.00 am 3. März brach er auf einer Breite von 23 Metern. Dieser Bruch erweiterte sich binnen 20 Minuten auf 120 Meter. Infolge dieses Deichbruchs wurden weite Teile sowohl des Ober- als auch des Niedervielandes überflutet. Die Überschwemmungen intensivierten sich noch dadurch, dass auch in der weseraufwärts gelegenen Gemeinde Dreye der Weser- und in Stuhr ein Ochtumdeich brach. Die dort freigesetzten Wasser bahnte sich seinen Weg über die ebenen Felder bis in die Vielande. Nahezu die gesamte Neustadt stand unter Wasser und der Senat beschloss, die bereitgestellten Boote zur Erfüllung ihres Zwecks abzuschicken: Zwei entsendete man zum Buntentor, zwei zum Hohentor, drei zum Steinweg, zwei nach Habenhausen und eines nach Strom.
Besonders in letzterem Dorf war die Lage bisweilen dramatisch, da die Gehöfte von zwei Flutwellen gleichzeitig eingeschlossen wurden: Zu einen von jener, die vom Deichbruch in Habenhausen herrührte und zum anderen von der anderen Seite, da die Ochtum über ihre Ufer getreten war. Infolgedessen wurden auch Brinkum, Warturm, Huchting, Seehausen und das damals noch vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Grolland überschwemmt. Da auch die Brinkumer Heerstraße, die in südlicher Richtung aus Bremen herausführte, für mehrere Tage unpassierbar war, richteten die Bremer Kaufleute im Überflutungsgebiet einen Fährdienst ein, der Lastenwagen von Warturm bis nach Brinkum transportierte und so den Handelsverkehr Bremens mit dem Binnenland aufrechterhielt.
Die Folgen dieses Binnenhochwassers waren noch über Monate im Bremer Stadtbild zu sehen, unter anderem dadurch, das das Wasser noch bis zum Sommer auf den Wiesen und Feldern, aber zum Teil auch in den Dörfern stand. Erst im Herbst gelang es, den Habenhauser Deich wieder vollständig zu schließen und abzudecken, da es zuvor nicht möglich war, die dafür benötigte Kleierde zu beschaffen.
Dezember 1880
Im Dezember 1880 kam es am Oberlauf der Wümme zu außergewöhnlich intensiven Regenfällen, die den Fluss sehr stark anschwellen ließen. Der damalige Wümmedeich im nahezu unbewohnten Blockland, dem Gebiet linksseitig des Flusses in Bremen, war sehr schmal, dafür aber steil errichtet worden. Die Wümme wurde durch ihre engen Windungen rasch aufgestaut, wusch die Deichbefestigungen von deren Rückseite, sprich der flusszugewandten Seite, her aus und drang so in das Erdreich des Deiches ein. Kurz darauf trat es in Form zunächst kleiner Rinnsale am Fuße der Binnenböschung auf der landzugewandten Seite wieder hervor. Innerhalb weniger Tage rutschte die Binnenböschung auf ihrer gesamten Länge von vom Ortsteil Burgdamm im Westen bis zum Stadtteil Borgfeld im Osten ab. Bald war die Deichkrone nur noch so schmal, dass die wassermassen sie einzudrücken vermochten. Dieser Deichbruch ereignete sich am 29. Dezember nahe des Gehöfts Kropp und spülte ein acht Meter tiefes Loch aus.
Infolge des Bruchs wurden das gesamte Blockland mit einer Fläche von mehr als 30 Quadratkilometern sowie weite Gebiete der Stadtteile Findorff und Schwachhausen überflutet. Es dauerte gut drei Monate, bevor sich das Wasser wieder vollständig zurückgezogen hatte.
Erinnerungen an diese Flutkatastrophe, die eine der flächenmäßig größten Bremens war, findet man heute noch an mehreren Stellen im Stadtgebiet. An der Polizeiwache Parkallee am Bürgerpark ist beispielsweise eine Hochwassermarke befestigt, die den damaligen Wasserstand anzeigt. Ähnliches findet man auch im Bürgerpark selber sowie an der Außenwand eines Hauses in der Straße Klattendiek im Stadtteil Horn-Lehe. Am Ort des Deichbruchs von 1880, der heute zwischen den Hofstellen Niederblockland 14 und 15 liegt, wurde eine geschnitzte Holztafel aufgestellt. Das acht Meter tiefe Loch ist noch heute am Fuße der Binnenböschung des Deichs erhalten und trägt den Namen Niederblocklandsee.
Februar/März 1881
Noch während im Norden der Stadt das Wasser der letzten Flut auf den Feldern stand, wurde der Süden im Frühjahr des Jahres 1881 von einem neuen Hochwasser heimgesucht. Bedingt durch starkes Tauwetter schwoll die Weser sehr schnell an und brach am 19. Februar durch den linksseitigen Deich bei Thedinghausen. Die Ochtumdeiche konnten die nach in nordwestlicher Richtung vordringenden Wassermassen nur ungenügend zurückhalten und wurden größtenteils überspült. Dies hatte zur Folge, dass neben vielen anderen Dörfern auch die Gemeinden Stuhr, Varrel, Moordeich (gehören heute beide zu Stuhr) und Huchting sowie das desamte Niedervieland überflutet wurden. In Huchtig stand das Wasser bis zu 90 Zentimeter hoch in den Straßen. Gut drei Wochen darauf gaben am 13. März zeitgleich mehrere Deichabschnitte links der Weser von Hoya abwärts nach. Dadurch wurde die Flut noch verstärkt. Währenddessen lief in Bremen selbst die Weser über ihre rechten Deiche und strömte sowohl in die Innenstadt als auch zum Bürgerpark. Die auf einer Düne und somit etwas höher als die Umgebung gelegene Altstadt ragte laut Augenzeugenberichten wie eine Insel aus der Wasserfläche.
Dieses Binnenhochwasser überflutete insgesamt 36.000 Hektar Land und stellte die letzte vollständige Überflutung der Ochtumniederung von Hoya bis zur Mündung des Flusses dar. Auf der bereits erwähnten Hochwassermarke an der Polizeiwache Parkallee ist auch der Wasserstand dieser Flut markiert.
März 1906
Die Sturmflut vom 13. März 1906 war eine der schwersten, die Bremen je getroffen hat. Sie staute die Weser auf 4,91 Meter über Normalnull auf und somit 2,63 Meter höher als bei einem gewöhnlichen Mittleren Hochwasser. Doch die Hauptgefahr ging bei diesem Hochwasser nicht vom Weserstrom aus, sondern von seinem linken Nebenfluss Ochtum. Dadurch, dass das Weserwasser in diese eindrückte, ihren Abfluss verhinderte und sie sogar zeitweise rückwärts fließen ließ, trat die Ochtum schließlich über die Ufer, was eine großflächige Flutung der Dörfer Hasbergen (heute ein Ortsteil von Delmenhorst), Strom, Huchting, Grolland, Varrel sowie auch Stuhr zur Folge hatte. Insgesamt wurden an diesem Märztag 33 Quadratkilometer Land überschwemmt.
Februar 1946
Die Sturmflut von 1946 traf Bremen zu einem der ungeeignetsten Zeitpunkte überhaupt. Die Stadt lag nach dem Zweiten Weltkrieg noch zu großen Teilen in Trümmern. Die Nahrungsmittelversorgung für die notleidende Bevölkerung war noch nicht überall vollständig sichergestellt und besonders in den wintermonaten herrschte häufig ein Mangel und in der Folge Hunger unter den menschen, die zum Teil in einfachen Behelfsunterkünften oder in leerstehenden Kleingartenhäuschen lebten.
Am 11. Februar brach das Hochwasser herein. Besonders schlimm betroffen war die linke Weserseite, wo unzählige Parzellen zerstört wurden und somit den Menschen auch noch ihr letztes Hab und Gut abhanden kam, als die Weser an einigen Stellen im Niedervieland über ihre Ufer trat.
Der aus nordwestlicher Richtung wehende Orkan drückte das Weserwasser bis zu 17 Kilometer weit in Nebenflüsse zweiter Ordnung hinein, wie beispielsweise in die Varreler Bäke, die einen Nebenfluss der Ochtum darstellt. Ihr Oberlauf trägt den Namen Klosterbach. Dieser brach am Nachmittag zwischen den Dörfern Blocken und Groß Mackenstedt (heute beide zu Stuhr gehörend) durch die niederigen und nicht gesicherten Deiche. Obwohl es sich unter normalen Bedingungen lediglich um einen kleinen Wasserlauf handelt, hatte die Sturmflut durch die Deichbrüche eine Überflutung der Ochtumniederung von Kladdingen (heute ein Ortsteil von Stuhr) bis zur Ochtummündung zur Folge. Zahlreiche Dörfer, zum Beispiel Blocken, Moordeich und Stuhr, standen unter Wasser. Somit war das Niedervieland erneut doppelt betroffen: Durch die Deichbrüche am Klosterbach und durch die Weserflut.
In Bremen forderte diese Sturmflut, die die Weser auf 5,80 Meter über Normalnull und somit 3,52 Meter höher als bei Mittlerem Hochwasser auflaufen ließ, zwei Todesopfer.
Februar 1962
Die Sturmflut in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962, die durch den Orkan Vincinette ausgelöst wurde, traf auch die Stadt Bremen. 50 Quadratkilometer des Stadtgebietes wurden innerhalb weniger Stunden überschwemmt.
Am Vormittag des 16. Februar herrschte in der Hansestadt bereits Orkansturm und das Mittagshochwasser des 16. Februar lief an der Großen Weserbrücke in der Innenstadt 1,93 höher auf, als es dies normalerweise tat und erreichte somit 4,21 Meter über Normalnull. Zunächst rechneten die örtlichen Behörden noch damit, dass die Stadt glimpflich davonkommen könnte. Diese Hoffnung rührte daher, dass einige Monate zuvor Inspekteure die Deiche kontrolliert und kritische Stellen abgedichtet hatten, so dass man davon ausging, dass keine große Gefahr bestünde. In der Stadt lagerten 60.000 Sandsäcke, eine so hohe Zahl, dass es sich Bremen sogar erlauben konnte, weitere 80.000 nach Otterndorf und Stade und 10.000 nach Bremerhaven zu schicken, da man davon ausging, dass diese Orte schlimmer von einem eventuellen Hochwasser betroffen sein würden.
Zunächst richtete sich das Hauptaugenmerk der Bremer auf die Sturmschäden, die erheblich waren. So rissen beispielsweise im Ortsteil Gartenstadt Vahr mehr als zwölf Pultdächer ab und wehten auf die Straße, wobei einige Personen verletzt wurden. Am Abend beschloss die Feuerwehr aus diesem Grunde, das Wohngebiet zum großen Teil abzusperren.
Etwa zur gleichen Zeit begann eine langsame Evakuierung der ersten in Wesernähe gelegenen Kleingartengebiete, da man auf Grund des sich verstärkenden Orkans befürchtete, dass das Nachthochwasser noch deutlich höher steigen könnte, als das Mittagshochwasser. Diese Vermutungen wurden bestätigt. Während des Nachthochwassers erreichte die Weser am Pegel eine Höhe von 5,41 Metern über Normalnull. Damit war sie 3,13 Meter höher, als bei Mittlerem Hochwasser. Wie erhofft hielten die bremischen Deiche dem Druck der Sturmflut stand. Sie waren jedoch in iher Höhe nicht ausreichend. Um 00.45 am 17. Februar überspülte die Weser die Wiesen des linksseitigen, ländlichen Ortsteils und Straßendorfs Strom im Niedervieland. Wenig später standen die Häuser ausnahmslos unter Wasser.
Um 01.30 Uhr wurden nahezu gleichzeitig mehrere verschiedene Deiche überspült: Die Weser flutete über den Hasenbürener Deich und setzte die Dörfer Hasenbüren und Seehausen im linksseitigen Stadtteil Seehausen meterhoch unter Wasser. Ebenfalls in Hasenbüren trat die Ochtum über die Ufer und im nördlichen Stadtteil Burglesum strömte die Lesum über den Lesumbroker Deich. Dies hatte eine Überschwemmung des Werderlandes, des Blocklandes, Lesumbroks, von Teilen der Wohngebiete im Ortsteil Burglesum und sogar noch der 26 Kilometer Luftlinie von der Lesummündung entfernt liegenden Wümmewiesen durch die Hochwasser führende Lesum, beziehungsweise Wümme, zur Folge.
Die Hochwasser in Ochtum und Lesum rührten daher, dass – wie bei nahezu jeder Sturmflut – das Weserwasser auch in die Nebenflüsse gedrückt wurde. Speziell an der Ochtum traten große Probleme auf. Obwohl sie bereits in Hasenbüren über die Ufer getreten war, führte sich auch weiter flussaufwärts noch viel zu viel Wasser für ihren durch enge Deiche eingegrenzten Lauf. Dies hatte zur Folge, dass sie auch dort unkontrolliert über die Befestigungen floss und das komplette Niedervieland, das südliche Obervieland, sowie weite Teile Huchtings überflutete. In Huchting ragte neben den Dächern der Häuser lediglich der Bahndamm aus den Fluten. Während die Ochtumflut den Osten Huchtings traf, überschwemmte die Varreler Bäke den Westteil, da sie als Nebenfluss der Ochtum ebenfalls Hochwasser führte.
Doch auch die Weser trat nicht nur in Hasenbüren über ihre Deiche. Ähnliches ereignete sich an ihren linken Ufern auch in Woltmershausen, Rablinghausen sowie im Woltmershauser Vorfeld, sodass das Wasser dort hoch an den Häusern stand. Mehrere Kleingartengebiete bis nach Warturm reichend wurden vollständig zerstört, was den Verlust von mehreren hundert Häuschen bedeutete. Auch der weiter weseraufwärts gelegene Stadtwerder stand unter Wasser, ebenso das Gebiet Suhrfeld, dass sich im Osten an das Nordende der heutigen Karl-Carstens-Brücke anschließt.
Von den Auswirkungen der nächtlichen Sturmflut war auch Bremen-Nord stark betroffen. So kenterte im Ortsteil Aumund-Hammersbeck in Folge der durch das Hochwasser hervorgerufenen Strömungen die Weserfähre „Willy“ und sank. Am Ufer wurde die Rekumer Mühle zerstört. Darüberhinaus strömten in das wesernahe Kraftwerk Farge mehr als 20.000 Hektoliter Wasser ein, die erst nach mehreren Wochen wieder abgepumpt werden konnten.
Am nächsten Morgen ließ der Sturm etwas nach und das Mittagshochwasser des 17. Februar stieg nur noch auf 2,23 Meter über dem Mittleren Hochwasser, also auf 4,51 über Normalnull.
Die Sturmflut von 1962 kostete in Bremen sieben Personen das Leben. Sie starben in Rablinghausen, Huckelriede und Woltmershausen. Während der Nacht waren in Bremen etwa 4.000 Katastrophenhelfer im Einsatz, darunter gut 1.000 Bundeswehrsoldaten. Sie mussten 453 Personen von Hausdächern retten und die mehr als 1.000 Obdachlosen versorgen, die während der Flut ihr Haus oder ihre Wohnung verloren hatten. Während der Sturmflut wurden in der Hansestadt unabhängig von den Sandsäcken noch 2.000 Tonnen Sand transportiert, um die Deiche im Blockland, in Grolland, in Huchting, an der Lesum und an der Ochtum zu zu halten. Der Sachschaden des Hochwassers belief sich auf gerundete 50.000.000 Deutsche Mark.
Januar 1976
Anders als in vielen anderen Gebieten an der deuschen Nordseeküste lief die Sturmflut vom 3. Januar 1976 in Bremen nicht höher auf als jene 14 Jahre zuvor. Dennoch führte sie, ausgelöst durch einen Orkan, der in der Hansestadt Spitzengeschwindigkeiten von 128 Kilometern pro Stunde erreichte, zu massiven Überflutungen. Die erste Warnung vor dem Hochwasser erging um 10.55 Uhr verbunden mit der Aufforderung an die Bevölkerung, sich auf eine eventuelle Evakuierung vozubereiten. Gegen 11.30 Uhr wurde die Uferpromenade am Osterdeich an der rechten Weserseite überspült und die Weserfähren stellten ihren Dienst ein. Drei Stunden nach den ersten Warnungen gab mit dem linksseitigen Sommerdeich der Lesum im Flussknick an der Burger Brücke der erste bremische Deich unter dem Druck des vom Orkan in die Weser und ihre Nebenflüsse geschobenen Wassers nach. Der Deich war absichtlich nicht mit Sandsäcken erhöht worden, damit das Wasser in die vorgesehenen Überfüllungsgebiete abfließen konnte. Den Plänen entsprechend ergoss es sich ins Blockland. Um 15.05 Uhr verzeichneten die Katastrophenhelfer ein Überschwappen des Weserwassers über den Deichschartweg und wenig später ein Einströmen in den Werdersee. Die Flutrinne zeigte sich jedoch für die unerwartet großen Wassermengen nicht genug ausgebaut, sodass knapp eine Stunde später bereits der gesamte Stadtwerder sowie das Gebiet im Suhrfelde unter Wasser standen. Zahlreiche Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.
Während die Weser am Pegel ihren maximalen Wert von 5,32 Metern über Normalnull erreichte, wurde von den Behörden die Sprengung des Bahndamms zum Neustädter Hafen mit einer Tonne Trinitrotoluol vorbereitet. Das dahinterliegende Niedervieland war Überfüllungsgebiet ausgewiesen, doch der Damm wirkte wie ein Deich: Er hielt das Wasser auf der der Weser zugewandten Seite und hätte es möglicherweise in das dicht bebaute Woltmershausen umleiten können. Da die Bauherren diesen Umstand vorausgesehen hatten, waren bereits bei der Errichtung des Bahndamms Sprengkammern eingebaut worden. Die Sprengung musste in letzter Instanz vom Präsidenten des Senats Hans Koschnick sowie zwei Senatoren beschlossen werden, da der Hafen dann für gut einen Monat von jeglichen Bahnverbindungen abgeschnitten gewesen wäre. Letztendlich bedurfte es keiner Sprengung, weil um 16.40 Uhr der Rablinghauser Groden brach und sich das Wasser wie vorgesehen ins Niedervieland ergoss. Die bis zu sechs Meter hohen Winterdeiche hielten dieser Belastung stand.
März 1981
Zur Mitte März 1981 kam es bei einem Binnenhochwasser in Bremen zu den schwersten Überschwemmungen seit 1946. Die Oberweser führte bis zu 2.650 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, die nicht in ausreichendem Maße in die Unterweser abfließen konnten, da eine Einheit des alten Weserwehres defekt war. Das Wasser brach oberhalb des Wehres auf der linken Flussseite durch den Deich und überschwemmte den nördlichen Teil des Ortsteils Habenhausen. Dieser war zwar als Überfüllungsgebiet ausgewiesen, doch von zahlreichen Kleingartengebieten bestanden. Durch eine ungünstige Deichführung drohte zudem ein Einbruch in das Wohngebiet hinein, der allerdings von bis zu 200 Helfern abgewendet werden konnte, die einen Entlastungsdamm errichteten. Schließlich strömte das Wasser durch einen weiteren Deichbruch zurück in die Weser und richtete an ihren Ufern noch erhebliche Schäden an. Im Zuge dieses Weserdurchbruchs wurde ein Gebiet von 70 Hektar überflutet und zirka 150 Parzellenhäuschen zerstört. Als Folge der Flut, die eine im Land Bremen bis dahin beispiellose Spendenaktion nach sich zog, wurde der Hochwasseraschutz der Stadt grundlegend neugeregelt. Neben dem Neubau des Weserwehres kam es auch zur Verlängerung des Werdersees, der als Auffangrinne für Sturmhochwasser dienen sollte, sich aber bei der Flut 1981 als nutzlos erwies. Die Reste der Flutrinne von 1981 sind heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
November 2007
Am 9. November kam es in Folge des Orkans Tilo zu starken Überschwemmungen im Bremer Stadtgebiet. Die Behörden sprachen von einer schweren Sturmflut. Die Weser, die normalerweise bei mittlerem Hochwasser eine Höhe von 2,28 Meter über Normalnull aufweist, stieg 2,8 Meter höher. Am stärksten von der Flut betroffen war die rechte Weserseite.
Während dieser Sturmflut wurden in Bremen zwar keine Personen verletzt, es waren aber zum Teil empfindliche Sachschäden zu beklagen. In der Bremer Innenstadt lief das Wasser um 14.35 Uhr auf 5,08 Meter über Normalnull auf und erreichte damit den Höchstwert. Der Martinianleger sowie die Weserpromenade wurden überflutet. Zudem lief das Weserwasser in eine Fußgängerunterführung nahe der St.-Martini-Kirche und machte den Weg für mehrere Stunden unpassierbar. Die Überflutungen zogen sich am rechten Weserufer flussaufwärts bis zur Karl-Carstens-Brücke. So wurden beispielsweise die auenartigen Grünflächen zwischen dem Zentrum und dem Weserstadion, die im Norden von dem zu einer Straße ausgebauten Osterdeich begrenzt werden, überschwemmt. Vor dem Stadion selbst erreichte der Strom das doppelte seiner üblichen Breite.
Auch die Pauliner Marsch war betroffen. Dies ist ein Grüngebiet im Weserbogen, welches vom Osterdeich im Norden, der Weser im Süden und der Karl-Carstens-Brücke im Osten abgegrenzt wird und Sportplätze, Parzellen sowie ein Restaurant beherbergt. Zahlreiche Kleingartengrundstücke standen bis zu 70 Zentimeter unter Wasser. Am noch einige Hundert Meter weiter flussaufaufwärts gelegenen Weserwehr war zwischen Ober- und Unterweser kein Strömungsgefälle mehr festzustellen.
In den rechtsseitigen nördlichen Stadtteilen Blumenthal und Vegesack aber auch an den Uferbereichen der linksseitigen Neustadt bedurfte es der Feuerwehr, um mehr als ein Dutzend Autos abzuschleppen, die falsch geparkt und vom Wasser erfasst worden waren. In Vegesack, wo zahlreiche Straßen tief unter Wasser standen, zeigten sich die Auswirkungen der Sturmflut besonders eindrucksvoll daran, dass die Fluten zum teil bis zu zwei Meter hoch an den Hauswänden standen. Im Hafengebiet des Stadtteils besitzen jedoch die meisten Gebäude aus Schutzgründen Sicherheitstüren und Fenster aus Panzerglas. Diese verhinderten ein Eindringen des Wassers.
Gegen 17.30 Uhr war der Pegel bereits wieder soweit gesunken, dass keine größere Gefahr mehr bestand. Allerdings erlangte das mittlere Niedrigswasser, welches für gewöhnlich bei 1,6 Metern unter Normalnull liegt, nicht annähernd diese Tiefe, da der nach wie vor starke und anhaltende Sturm das Wasser auf einem Nieveau von etwas über NN festhielt. Es wurden daher Befürchtungen laut, dass es im Zusammenspiel mit dem Nachthochwasser eine erneute Überschemmung geben würde. Dies traf nicht ein.
In der abendlichen regionalen Nachrichtensendung buten un binnen im Radio Bremen TV äußerte sich der Geschäftsführer des Bremischen Deichverbandes am rechten Weserufer, Wilfrid Döscher, über das Hochwasser:
- „[...] Wenn man das in ein Ranking stellen will, dann war das eigentlich Nummer vier auf der Hitliste – also die vierthöchste jemals in Bremen gemessene Sturmflut haben wir heute erlebt. [...]“
Hochwasserschutz
Geschichte
- Für weitere Informationen zur Geschichte des Hochwasserschutzes in Bremen siehe den Hauptartikel: Geschichte des Bremer Deichwesens.
Anlagen
Weblinks
- „Sturmflut an der Nordseeküste“ – Berichte, Galerien und Videos zum Orkan Tilo auf den Internetseiten von radiobremen
- „Kein Deich, kein Land, kein Bremen“ – Allgemeiner Bericht über Überschwemmungen, Hochwasserschutz und Geschichte des Deichwesens des Bremischen Deichverbandes am rechten Weserufer (PDF-Datei)