Georg Groscurth

deutscher Arzt und Widerstandskämpfer
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Dr. med. Georg Groscurth (* 27. Dezember 1904 in Unterhaun, heute zu Hauneck, Provinz Hessen-Nassau, † 8. Mai 1944 im Zuchthaus Brandenburg, Brandenburg-Görden), war ein deutscher Arzt und Widerstandskämpfer in Nazi-Deutschland.

Leben

Georg Groscurth ist Sohn eines Landwirtes, er studierte Medizin an der Universität Marburg, der Universität Freiburg, der Universität Graz und der Universität Wien. In Berlin schloß er sein Studium 1930 schließlich mit einer Promotion zum Dr. med. ab. Anschließend war Groscurth als Assisstent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie tätig. Dort machte er auch Bekanntschaft mit Robert Havemann, mit dem er einige Jahre später eine Widerstandsgruppe gründete.

Ab 1933 arbeitete Groscurth als Internist am Berliner Robert-Koch-Krankenhaus und später im Berliner Krankenhaus Moabit. 1940 wurde Groscurth als Dozent an die Friedrich-Wilhelm-Universität als Dozent berufen. Dort fiel er der Nationalsozialisten Rudolf Hess auf, der ihn zu seinem Leibarzt ernannte.

Da Groscurth ab 1933 unter anderem miterlebte, wie seine jüdischen Kollegen ihrer Ämter enthoben wurde, brach er bewußt die ärztlich Schweigepflicht und versuchte alles, was Hess ihm in seinen Konsultationen erzählte, an Widerstandsgruppen weiter zu melden; dies schließt zum Beispiel die Pläne neuer Konzentrationslager oder den Überfall auf Sowjetrußland ein. Zusammen mit dem Chemiker Robert Havemann, dem Architekten Herbert Richter-Lukian und dem Zahnarzt Paul Rentsch gründete Groscurth dann die Widerstandsgruppe Europäische Union: sie versteckten Juden und Fahnenflüchtlinge. Groscurth schrieb, soweit es ihm möglich war, auch Soldaten wehruntauglich. 1943 lernte er die zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppte Ärztin Galina Romanowa kennen, versorgte sie mit Medikamenten, gab ihr fachlichen Rat und unterstützte sie bei der Organisation des Widerstands.

Die Widerstandsgruppe Europäische Union wurde 1943 verraten und Groscurth am 4. September 1943 festgenommen. Danach wurde er am 16. Dezember 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde von den Richtern am Volksgerichtshof Roland Freisler und Hans-Joachim Rehse unterzeichnet. Er wurde am 8. Mai 1944 in Brandenburg-Görden auf dem Schafott hingerichtet.

Nach Kriegsende lebte seine Witwe, Dr. Anneliese Groscurth, mit den beiden gemeinsamen Söhnen in Wehrda in Hessen. Der spätere Schriftsteller Friedrich Christian Delius wuchs mit den Söhnen Groscurth auf und schrieb 1999 das Buch Mein Jahr als Mörder, in dem er das Leben Georg Groscurths darstellte.

Literatur

  • Delius, Friedrich C.: Mein Jahr als Mörder. - Berlin : Rowohlt, 1999. - ISBN 3-87134-458-3

Eine Gedenktafel die an sein Wirken erinnert befindet sich in der Turmstraße 21 (Tiergarten) in Berlin, des Weiteren wurde 31. August 1977 im Bezirk Pankow eine Straße nach ihm in Groscurthstraße benannt.