Songtsen Gampo (auch: Srong-btsan sgam-po) war König von Tibet zwischen ca. 617 und 649. Unter ihm tauchten die Tibeter erstmals in größerem Stil in der Geschichte auf.
Die Grundlagen von Songtsen Gampos Erfolgen haben offensichtlich schon seine Vorgänger gelegt, z.B. sein Vater, der in Südtibet eine gewisse Einheit erreichte. Die regierende Dynastie waren die "Yarlung-Könige", aus deren Geschlecht bis 842 einundvierzig Könige hervorgegangen sein sollen. Ein anderer Begriff für die ersten Könige Tibets ist "Chö-gye", d.h. Gesetzkönige.
Unter Songtsen Gampo schickten je 100 Familien einen Vertreter an den Hof. Ein Palast wurde in Lhasa erbaut, an der Stelle des heutigen Potala. Es gab neun Ministerien mit ebensovielen Ministern und ein "Gesetzbuch" mit immerhin 16 allgemeinen moralischen Grundsätzen. Seit dem 6. Jahrhundert existierten tibetische Städte mit Mauern und kleine Festungen in bebautem Land. Es gab Metallarbeiter, die zur Herstellung von goldenen Schmuckpanzern und ebensolchem Geschirr in der Lage waren. Münzen wurden geprägt und eine Schrift entwickelt.
Zur Entwicklung einer tibetischen Schrift sandte der König seinen ranghöchsten Minister, einen gewissen Thönmi Sambhota nach Kaschmir, das damals ein Zentrum der Gelehrten war. Thönmi Sambhota lernte Sanskrit und wurde in den Buddhismus eingeführt. Auf der Basis von Brahmi- and Gupta-Scripten entwickelte er das tibetische Alphabet und die dazugehörige Grammatik.
Schließlich verlangte Songtsen Gampo 635 vom Tang-Kaiser Tai-tsung eine Prinzessin, die er nach einem Krieg auch bekam. Prinzessin Wen-tscheng war eine fromme Buddhistin und brachte gleich noch Mönche und Schriftrollen mit; Khri-btsun, die Tochter des Königs von Nepal ebenso. Von Bedeutung ist dabei heute noch die damalige Stellung Songtsen Gampos im Vergleich zum chinesischen Kaiser, denn China sähe es gerne, wenn Tibet ein Vasall gewesen wäre. Aber die Inschriften zweier Säulen in Lhasa -eine von 821 und eine von 1794, beide zweisprachig- sprechen dagegen. Auf letzterer bestätigte Chinas Gesandter Ho Lin, daß Tibet zur Tang- und Sung-Zeit kein Vasall war.
Unter Songtsen Gampo begann der Buddhismus in Tibet Fuß zu fassen, auch wenn es zu dieser Zeit nur wenige Buddhisten gab und ihre Tempel schlichte Kapellen waren. Der König selbst gründete zwei dieser Heiligtümer in Lhasa. Vorherrschend war damals noch die schamanistische, animistische Bön- bzw. Bon-Religion. Erst im 8. Jahrhundert -unter König Trisong Detsen (742-797)- gab es buddhistische Mönche tibetischer Herkunft und 779 baute man das erste Kloster, das von Samye.