Pflicht- und Kürübungen beim Voltigieren

Überblick über die Pflicht- und Kürübungen beim Voltigieren
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Bei Gruppenturnieren im Voltigieren muss jede Gruppe Pflicht- und Kürübungen absolvieren. Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Übungen richtet sich dabei nach der Leistungsklasse (A,B,C oder D). Klasse A bezeichnet dabei das höchste Niveau, Klasse D die Anfänger. Die Pflicht- und Kürübungen werden von den üblicherweise drei Wertungsrichtern bewertet, die um den Voltigierzirkel verteilt jeweils zusammen mit einem Schriftführer sitzen.

Grundsitz
Nadel

Die Teilnehmer einer Voltigiergruppe, die in ihrer überwiegenden Mehrzahl aus jungen Frauen und Mädchen bestehen, sind bewusst in unterschiedlichem Alter und damit auch in unterschiedlicher Größe und mit verschiedenem Gewicht gewählt. So sind die jüngsten der Gruppe - nicht selten gerade mal 7 Jahre alt - „Obermänner“ und werden bei den Übungen der Kür von den „Untermännern“ gehoben und gehalten.

Pflicht

Die Pflichtübung, die aus einer vorgegebenen Folge von verschiedenen Figuren besteht, wird der Reihe nach von jedem Mitglied der Voltigiergruppe einzeln ausgeführt. Die Übungen der Pflicht werden für jeden Teilnehmer in zwei Blöcke eingeteilt.

Kür

In der Kür, die in den Leistungsklassen A und B vier Minuten und in den Klassen C und D vier Minuten dauern darf, turnen die Teilnehmer dann gemeinsam Übungen auf dem Pferd. In den Leistungsklassen A bis C sind dabei bis zu drei Personen gleichzeitig auf dem Pferd. In den unteren Klassen sind es maximal zwei. Bei der Kür geht es nicht nur um gute Ausführung, sondern auch um Gestaltung und Ausdruck. Die Gruppen denken sich gemeinsam mit ihrem Trainer meist jedes Jahr eine neue Kür mit dazu passender Musik und Armbewegungen aus. Beim Aufbau der Übungen ist Raum für viel Kreativität: ob im Stehen, Knien, Sitzen, vorwärts oder rückwärts, gerollt oder gehalten, Hauptsache, die Übungen sind sicher und niemand fällt vom Pferd. Hier ist Vertrauen zwischen den Voltigierern das Allerwichtigste.

Figuren der Pflichtübungen

Fahne

 
Halbe Fahne rückwärts auf dem Hals

Der Voltigierer kniet sich zunächst auf beide Unterschenkel, die Arme werden auf die Griffe gestützt. Aus dieser Position werden gleichzeitig der linke Arm und das rechte Bein ausgestreckt. Das Körpergewicht wird auf den rechten (stützenden) Arm und den linken (aufliegenden) Unterschenkel verteilt.

C-Fahne

Die so genannte C-Fahne ist eine Figur, die nur in der Leistungsklasse C geturnt wird. Sie entspricht einer Fahne, bei der aus einer korrekten Bank zuerst nur das rechte Bein und dann dazu der linke Arm ausgestreckt wird, wobei vom Arm bis zur Fußspitze eine gerade Linie gebildet werden muss.

Flanke

1. Teil zum Innensitz: Der Voltigierer holt wie bei der Schere Schwung und stützt sich nach oben heraus, im ideal Fall bis in den Handstand. Im höchsten Punkt wird die Hüfte abgeknickt, die Beine sind dabei geschlossen. Der Voltigierer landet weich mit geschlossenen Beinen im Innensitz.

2. Teil nach außen ab: Der Voltigierer nimmt mit beiden Beinen nach vorne Schwung und stützt sich nach außen weg. Die Landung neben dem Pferd wird in den Knien möglichst weich nach oben heraus abgefedert.

Mühle

Der erste Schritt der Mühle besteht im Überführen des gestreckten äußeren Beines nach innen zum Innensitz. Während des Überschlagens des Beines werden die Griffe nacheinander losgelassen, um das Bein vorbeizuführen.Aus dem Innensitz wird nun das andere Bein gestreckt über die Kruppe geführt zum Rückwärtssitz. Aus dem Rückwärtssitz wird nun das innere Bein übergeschlagen zum Außensitz.Die Mühle wird abgeschlossen, indem das innere Bein über den Pferdehals gehoben wird und man wieder im Vorwärtssitz endet.

Schere

 
1. Teil der Flanke

1. Teil zum Rückwärtssitz: Der Voltigierer holt aus dem Sitzen mit den Beinen Schwung, indem er diese nach vorne streckt. Direkt anschließend schwingt er die Beine gestreckt nach hinten. Der Oberkörper geht gleichzeitig nach vorne, der Voltigierer stützt sich auf die Arme, ideal wäre es hier sich in den Handstand heraus zustützen. Im höchsten Punkt werden die Beine so aneinander vorbei genommen (geschert), dass der Voltigierer bei der Landung auf dem Pferd rückwärts weich einsitzt.

2. Teil zum Vorwärtssitz: Der Voltigierer hebt das Gesäß und setzt es wieder ab und holt somit Schwung. Das alles muss sehr schnell gehen. Dann schwingt er die Beine über den Pferderücken und hebt den Po mit an. Am höchsten Punkt wird wieder geschert und vorwärts weich eingesessen.

Stehen

Der Voltigierer kniet sich zunächst kurz auf beide Unterschenkel und stellt sich dann gleichzeitig auf beide Füße. Dann richtet er den Oberkörper auf, die Arme werden dabei in die Seithalte genommen. Der Voltigierer muss die Bewegungen des Pferdes in den Knien abfedern, Oberkörper und Arme sollen ruhig gehalten werden.

Übersicht über die Pflichtübungen

Pflichtübungen in der Leistungsklasse S ===

Übungen im 1. Block

  • Aufsprung
  • Grundsitz
  • Fahne
  • Mühle
  • Abgang nach innen

Übungen im 2. Block

  • Aufsprung
  • Schere
  • Stehen
  • Flanke

Pflichtübung in der Leistungsklasse L

Übungen im 1. Block

 
2. Teil der Schere
  • Aufsprung
  • Grundsitz
  • Halbe Mühle im Rückwärtssitz (Vierertakt)
  • Stützschwung rückwärts mit Abgang nach innen

Übungen im 2. Block

  • Aufgang
  • C-Fahne
  • Stehen
  • Stützschwung vorwärts
  • Wende nach außen

Pflichtübung in der Leistungsklasse D

Übungen im 1. Block

  • Aufgang
  • Grundsitz (Beide Arme ausgestreckt)
  • Fahne (nur mit Bein) daraus
  • Liegestütz (mit Einbücken zum Sitz)
  • Abgang nach außen

Übungen im 2. Block

  • Aufgang
  • Innen-/Außensitz (dabei jeweils 4 Galoppsprünge sitzen) und Arm ausstrecken
  • freihändiges Knien
  • Wende nach innen

Altersgrenze

Bis vor kurzem bestand für das Gruppenvoltigieren eine Altersgrenze, die im Laufe der Jahre von 16 auf 21 Jahre angehoben wurde, inzwischen jedoch fast vollständig aufgehoben ist. In A- und B-Gruppen dürfen nun auch Jugendliche über 21 voltigieren, jedoch nicht mehr als vier in einer Gruppe, die bereits auf internationalen Turnieren gestartet sind. Für die anderen Gruppen gilt weiterhin die Altersbeschränkung bis 18.

Klassenaufstieg

Der Aufstieg in die nächst höhere Klasse hängt von der Bewertung während eines Turniers ab. Bei den Wertnoten drücken hohe Zahlen eine gute Leistung aus. Es existieren Bewertungsnoten von 0.0 bis 10.0. Dabei gelten für den Aufstieg folgende Regelungen: Eine Voltigiergruppe, die bisher in Klasse D gestartet ist, muss im laufenden oder vergangenem Jahr zweimal mindestens die Wertnote 5.0 erreicht haben, um zukünftig in Klasse C antreten zu können. Analog dazu ist für einen Aufstieg nach B mindestens zweimal die Note 5.5 erforderlich; für einen Aufstieg in die höchste Klasse A ist mindestens zweimal die Wertnote 6.5 im laufenden oder letzten Jahr nötig.

Um nicht wieder abzusteigen muss die Gruppe jede Saison eine so genannte Haltungsnote erreichen. Diese befindet sich bei jeder Leistungsklasse einen Punkt unter der Aufstiegsnote, also beispielsweise in Klasse C die Note 4.5.