Chögyel Phagpa

Vizekönig von Tibet
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Dromtön Chögyal Pagpa, kurz Phagspa (*1235 / † 1279/80) war die bedeutendste Figur der Sakyapa-Sekte des tibetischen Buddhismus (vgl. Vajrayana). Er war der Vizekönig von Tibet zwischen dem Tod seines Vorgängers und Onkels Sakya Pandita 1251 und seinem eigenen Tod 1270/80.

Und zwar bemühten sich die Mongolenherrscher im 13./14. Jahrhundert, Tibet ohne aufwendige Feldzüge oder Verhandlungen zu kontrollieren, da die damaligen Kleinstaaten ohnehin keine Gegner darstellten. Also setzten sie auf ein in sämtlichen Kleinstaaten anerkanntes kirchliches Oberhaupt, dem man ein Dutzend Militärs ("khri-skor") und Administratoren ("khri-dpon") zur Verfügung stellte, Zensus, Steuereintreibung, Gesandtenaustausch und höhere Rechtsprechung in die Hand gab und schließlich einen Ziviladministrator ("dpon-chen") zur Seite stellte. Die Tibetfrage oblag dabei zunächst Prinz Goden († 1251), einem Sohn Ugedais.

Phagspas Onkel Sakya Pandita war auf den ausdrücklichen Wunsch Prinz Godens hin an den Mongolenhof gereist, wo er 1247/9 von Karakorum zum Vizekönig Tibets ernannt worden ist. Sakya Panditas Neffen, Phagspa und Phyag-na rdo-rje (*1239 / † 1267) waren am Mongolenhof schnell aufgefallen und zu geachteten Lehrern Kubilais geworden. Als Sakya Pandita noch vor seiner Rückkehr nach Tibet starb, ernannte er Phagspa zum neuen Oberlama am Dach der Welt (1251).

In Tibet war Phagspas Herrschaft nicht unangefochten. So mußte ihn eine mongolische Armee unter dem Feldherren Uriang-kadai nach Hause "begleiten" und sich auf dem Weg nach Lhasa mit 40 verschiedenen Bergstämmen und -festungen auseinandersetzen (1253/4). Der zweite bedeutende Oberlama, der Karmapa Pakshi (Schule Karma-Kagyü), ein Gegner der Sakyapa reiste an Kubilais Hof, wo er aber gegen die Sakyapa-Sekte nichts mehr ausrichten konnte und unerlaubt wieder abreiste. Danach ging der Karmapa zu Möngke Khan.

Letztlich entschied der Bruderkrieg zwischen Kubilai und Arigkbugha, welche Schule bzw. Sekte die Kontrolle über Tibet bekam. Der rivalisierende Oberlama, Karmapa Pakshi hatte Kontakte nach Karakorum und wurde der Unterstützung Arigkbughas beschuldigt. Kubilai sandte eine Armee und ließ ihn verfolgen. Der Streit wurde zwar bald gütlich beigelegt und der Karmapa Pakshi († 1283) lehrte noch lange, aber Phagspa und Phyag-na waren nun als Regenten Tibets unangreifbar. Phyag-na rdo-rje heiratete z.B. eine von Kubilais Töchtern.

Die neuen Regenten wurden mit 16 000 Kilogramm Silber, Gold und Tausenden Seidenkleidern beschenkt, kleideten sich (zum Unwillen der Mönche) mongolisch und hatten stets eine eindrucksvolle Delegation um sich. Phagspa und Phyag-na kehrten 1264/5 nach Tibet zurück und wollten sich die Verwaltung offenbar (mit unklarer Kompetenzabgrenzung) teilen, aber Phyag-na starb 1267 überraschend. Das nahm die Bri-khun-Sekte (ein Ableger der Phagmogrupa?) zum Anlaß für eine Revolte, die aber mit einer neuen mong. Armee 1267/8 niedergeschlagen wurde.

Zu Phagspas Zeit verfestigten sich die damals noch beiderseitigen Beziehungen zwischen China und Tibet. Phagspa hatte unter der Yuan-Dynastie in China das Amt eines Reichslehrers inne. Diesem Amt war neben den buddhistischen Angelegenheiten der Yüan auch Tibet unterstellt, das damit einmal mehr von den Mongolen abhängig wurde. Im übrigen beanspruchte Phagspa bei Hofe eine höhere Stellung, als sie der Herrscher selbst innehatte. Kubilais (zweite) Hauptfrau Chabi († 1281) soll hier einen Kompromiss vermittelt haben, demzufolge Phagspa in geistlichen Dingen den höheren Rang haben sollte.

Die Yuan-Kaiser halfen der Sakyapa-Sekte bei der Verwaltung Tibets gegen rivalisierende Sekten wie die Bri-khun-Sekte (1267, 1282-91 mit der Zerstörung des Kosters Bri gung mthil 1290/1) und spendeten den Würdenträgern reiche Geschenke. Dafür standen diese ihnen bei den religiösen Angelegenheiten in China bei. Da ist z.B. die Rivalität zwischen Buddhisten und Taoisten in China zu nennen, die in mehreren Religionsdisputen und einer Bücherverbrennung 1280 zum Ausdruck kam.

Bekannt ist Phagspa auch, weil er für Kubilai eine mongolische Schrift entwickelte, die sich aber nicht nachhaltig gegen das bereits von den Uiguren übernommene Alphabet durchsetzen konnte.

Phagspa lebte lange Zeit bei Hofe (Khanbalyq) in China und kehrte erst vier Jahre vor seinem Tod nach Tibet zurück. In Tibet führte in der Zeit ein Ziviladministrator ("dpon-chen") namens Kun-dga-bzang-po die eigentlichen Regierungsgeschäfte. Nach Phagspas Tod 1279/80 wurde dieser Ziviladministrator von den Sakyapa bzw. den mong. Befehlshabern wegen der angeblichen Vergiftung Phagspas hingerichtet, da die Feindschaft der beiden bekannt war.

Phagspas Nachfolger als Religions-Chef des Yuan-Reiches wurde der von Phagspa noch selbst ausgesuchte Mönchsstudent Senge († 1291), der ihm aufgrund seines Talentes (Sprachen u.a.) aufgefallen war. Senge und sein Stellvertreter Yanglianzhenja werden allerdings aufgrund ihrer Geldeintreibungen, Finanzspekulationen, Morde und Plünderungen (1278 Song-Fürstengräber) in der chinesischen Geschichte negativ beschrieben. In Tibet folgte ihm ein Sakyapa als Vizekönig, und zwar 1281/2 sein kindlicher Neffe Dharmapalaraksita.