Hatun Sürücü

kurdischstämmige Deutsche und Mordopfer (1982–2005)
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Hatin Sürücü (* 1981; † 7. Februar 2005 in Berlin) war eine junge Deutschtürkin, die in einer Berliner Bushaltestelle ermordet wurde. Ihr Tod sorgte bundesweit für Entrüstung und entflammte eine Debatte über Zwangsehen und Wertvorstellungen in muslimischen Familien.

Sürücü wurde 16-jährig mit einem Cousin in der Türkei zwangsverheiratet und bekam ein Kind von ihm. Sie kehrte jedoch bald allein mit ihrem Kind nach Berlin zurück. Während sie anfangs in einem Wohnheim für minderjährige Mütter lebte, machte sie den Hauptschulabschluss und begann schließlich eine Lehre als Elektroinstallateurin, die zur Zeit ihres Todes kurz vor dem Abschluss stand. Am 7. Februar 2005 wurde sie in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung erschossen.

Als Tatverdächtige nahm die Polizei am 14. Februar 2005 drei ihrer Brüder fest. Als Tatmotiv wird ein sogenannter Ehrenmord vermutet, da Sürücü ihren Ehemann wie ihre Familie verlassen und sich enschlossen hatte, ein selbstständiges Leben zu führen.

Seit Oktober 2004 war dies das fünfte Tötungsdelikt in Berlin, bei dem es sich vermutlich um einen Ehrenmord an einer Frau handelt. Weitere Aufmerksamkeit erregte der Fall durch die Diskussion in einer achten Klasse der Thomas-Morus-Oberschule in Berlin-Neukölln, in der drei Schüler den Mord billigten („Die hat doch selbst Schuld. Die Hure lief rum wie eine Deutsche“), woraufhin der Schuldirektor einen offenen Brief an die Eltern veröffentlichte („Diese Schüler zerstören den Frieden des Schullebens, wenn sie den Mord gutheißen. Wir dulden keine Hetze gegen die Freiheit.“). Damit löste er eine erneute Diskussion über ein Pflichtfach Wertekunde an Berliner Schulen aus.

Am 22. Februar 2005 fand am Tatort eine Mahnwache statt, an der etwa 100 Deutsche und Türken gemeinsam teilnahmen. Zu ihr hatte der Berliner Lesben- und Schwulenverband aufgerufen. Eine weitere, von Politikern und Künstlern initiierte Mahnwache wird am 24. Februar stattfinden. Politiker und Frauenrechtlerinnen forderten von türkischen und islamischen Verbänden in Deutschland eine klare Stellungnahme zum Thema Ehrenmord.