Vorlage:Infobox Arzneistoff Nebivolol (Handelsname Nebilet®) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der selektiven β1-Adrenorezeptorenblocker (Betablocker), und setzt sich zusammen aus einem Gemisch der beiden Enantiomere D- und L-Nebivolol. Als Vertreter der 3. Generation von Betablockern hat Nebivolol zusätzlich zu der hohen β1-Selektivität (D-Nebivolol), die charakteristisch für Vertreter der 2. Generation ist, eine zusätzliche gefäßerweiternde Funktion durch eine Normalisierung des Stickstoffmonoxid (NO)-Haushalts (L-Nebivolol), die das positive Wirkprofil erweitert.
Patentstreit 2008 in Deutschland
Zum Jahresbeginn des Jahres 2008 kamen die ersten Nebivolol-Generika von den Firmen Hexal AG und Sandoz auf den Markt und wurden, noch bevor die Auslieferung begonnen hatte, aufgrund von patentrechtlichen Streitigkeiten durch einstweilige Verfügungen wieder außer Handel gesetzt.
Am 1. April 2008 wurden diese Verfügungen vom Landgericht Düsseldorf wieder aufgehoben mit der Folge, dass mittlerweile zahlreiche Generika am deutschen Markt sind und von den deutschen Generika-Firmen vertrieben werden. Da das Patent für Nebivolol mindestens noch bis zum 16. März 2009 besteht, ist die patentrechtliche Situation weiterhin ungeklärt. Die Generika-Firmen vertreiben die Nebivolol-Generika direkt, da die Zwischenhändler (Großhandlungen) durch die rechtsunsichere Lage sich nicht in der Lage sehen, diese Generika zu vertreiben.[1]
Für die deutschen Apotheken ergibt sich daraus folgender Konflikt. Da sie durch die geltenden Rabattverträge zwischen Generika-Firmen und Krankenkassen an die Abgabe preisgünstiger Präparate gebunden sind, sind sie verpflichtet Generika abzugeben und somit gegen geltendes Patentrecht zu verstoßen. Eine Entscheidung des Bundespatentgerichts steht aus.
Wirkungsweise
Nebivolol verfügt als Betablocker der 3. Generation über zwei Mechanismen: Neben der hochselektiven Blockade der β1-Rezeptoren, die charakteristisch für Vertreter der 2. Generation ist, wirkt es zusätzlich an den Endothelzellen der Gefäße. Hier hat es im Unterschied zu herkömmlichen Betablockern, eine gefäßerweiternde Wirkung, auf Grund einer Stickstoffmonoxid (NO)-Freisetzung in den Endothelzellen. Es kommt in Folge dessen zu einer ausgeprägten verbesserten endothelialen Funktion und zu einer Verbesserung der Hämodynamik. Dieses außergewöhnliche Wirkprinzip von Nebivolol führt, im Vergleich zu herkömmlichen Betablockern, zu einer klinisch relevanten verbesserten Zirkulation in den Makro- und Mikrogefäßen. Der maximale Effekt wird nach einer Einnahmedauer von ca. 1-2 Wochen erreicht.
Anwendungsgebiete (Indikationen)
Nebivolol ist als neuester Betablocker seit 1996 in Deutschland auf dem Markt und ist zugelassen für die Indikationsgebiete des Bluthochdrucks und der Herzinsuffizienz (hier auch bei älteren Patienten > 70 Jahre). Auf Grund des dualen Wirkprinzips über die sehr hohe β1-Selektivität und Verbesserung der peripheren Makro- und Mikrozirkulation sowie ausgeprägter antiatherosklerotische Wirkung durch die verbesserte NO-Freisetzung, profitieren besonders Patienten mit Begleiterkrankungen wie metabolischen Erkrankungen, Diabetes mellitus, peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK), koronarer Herzkrankheit (KHK) und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) von einer Behandlung mit Nebivolol.
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
Nebivolol sollte nicht eingenommen werden bei Leberinsuffizienz oder eingeschränkter Leberfunktion, akuter Herzinsuffizienz, Bronchospasmen und Asthma bronchiale, Bradykardie, schweren peripheren Durchblutungsstörungen, wie beim Raynaud-Syndrom ("weiße Finger", Leichenfinger, weiße und taube Zehen) und Hypotonie.
Nebenwirkungen
Als unerwünschte Arzneimittelwirkung können auftreten: Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit, Ödeme sowie gelegentlich Alpträume, Sehstörungen, Verlangsamung der Herzfrequenz (Bradykardie). Studien haben gezeigt, dass die Nebenwirkungsrate vermutlich durch das duale Wirkprinzip mit dem verbesserten Blutfluss sinkt und dadurch die Lebensqualität auf Grund reduzierter Nebenwirkungen und verbesserten Verträglichkeiten deutlich gesteigert wurde.
Dosierung [2]
Nebivolol steht in Form von Tabletten mit einer Wirkstoffmenge von 5 mg bezogen auf Nebivolol zur Verfügung und wird auch mit dieser Dosierung 5 mg pro Tag bei der artiellen Hypertonie eingesetzt. Dabei ist es wichtig die Tabletten immer zur selben Tageszeit einzunehmen, um eine optimale Wirkung zu erreichen. Bei Niereninsuffizienz ist auch eine Dosierung von 2,5 mg möglich, die auch auf 5 mg gesteigert werden kann.
Bei der Herzinsuffizienz lässt sich die Dosis von 1,25 mg initial bis auf 10 mg als Maximaldosis bei einmal täglicher Gabe steigern.
Handelsnamen [3]
- in Deutschland im Handel
- Nebilet® von der Berlin-Chemie AG
- Lobivon® als Import-Präparat
- Generika mehrerer Firmen
- in Österreich im Handel
- Nomexor® von Menarini Pharma