Ein Wortspiel ist eine rhetorische Figur, die hauptsächlich auf der Mehrdeutigkeit, Verdrehung, Umdrehung (dem Sinne nach), oder sonstiger Wortveränderungen beruht und dem Verfasser humorvoll und/oder geistreich erscheint. Zum Beispiel ist Copyleft ein Wortspiel zu Copyright.
Arten
Es gibt mehrere Kategorien von Wortspielen. Die häufigsten sind:
- Paronomasie: die klangliche Ähnlichkeit von Wörtern ist die Grundlage
- Eile mit Weile – Wer rastet, rostet – Urbi et orbi
- „Bist du per Anhalter gekommen?“ – „Wieso?“ – „Du siehst so mitgenommen aus.“
- Buchstabendreher: es werden Buchstaben vertauscht
- Kentucky schreit ficken (Kentucky Fried Chicken)
- ein Spezialfall davon sind Schüttelreime
- Es wird mit dem Klang fremdsprachlicher Wörter gespielt, die in einen Satz der eigenen Sprache eingebaut werden
- Ming Kölsch, ding Kölsch, sing Kölsch (heißt auf Kölsch: Mein Kölsch, dein Kölsch, sein Kölsch; klingt aber chinesisch).
- Los Wochos (hier wurde das deutsche Wort „Woche“ wie ein spanisches Wort verwendet, eigentlich müsste es „Las Semanas“ heißen).
Konstruktion
Das Wortspiel ist ein Begriff aus der Allgemeinsprache und steht für einen speziellen Umgang mit der Sprache. Diese Verwendung kann geistreich, witzig, sarkastisch, aber auch kalauernd sein. Das Wortspiel bedient sich dabei der homographen oder homonymen Wörter und Ausdrücke.
Zum Einsatz kommen im Wortspiel zudem mannigfaltige Techniken, wie etwa die Auflösung von Zusammensetzungen, die Ableitung, das „Wörtlichnehmen“, der Vergleich, die Buchstabenumstellung, die Umstellung von Wörtern (s. u.), Akzentverlagerung, leichte Veränderung der graphischen oder lautlichen Gestalt oder das Kofferwort.
Vorkommen
- Wortspiele werden häufig im Kabarett, in der Werbung, in Witzen und Scherzfragen verwendet.
- Ein berühmtes Beispiel von 1933: Werner Finck: „Nationalsozialismus - aufgehobene Rechte!“
- Bei Kinder-Anekdoten - vor allem für Kinder im Vorschulalter [1] - werden leichte Wortspiele zur Verbesserung der Verständlichkeit eingesetzt.
- Wortspiele sind selten in andere Sprachen übersetzbar. Das zeigt das folgende englische Beispiel:
- „Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana.“ Groucho Marx von den Marx-Brothers
- „Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana.“ Groucho Marx von den Marx-Brothers
erster Satz: „Die Zeit fliegt wie ein Pfeil“. Der zweite Satz kann aber sowohl als: „Eine Frucht fliegt wie eine Banane“ aber auch als „[[Fruchtfliegen mögen eine Banane]]“ verstanden werden.
- Es gibt Wortspiele mit fremden Sprachen: Scheinbare gleiche Wortpaare haben eine unterschiedliche Bedeutung
- »Hey Mister, when become I a beefsteak.« - »I hope never, Sir!«
Deutsch: ›kommen ↔ bekommen‹ aber Englisch: ›come → become‹ meint ›kommen → werden‹.
- »Hey Mister, when become I a beefsteak.« - »I hope never, Sir!«
- Die Süddeutsche Zeitung ist für ihre Verwendung von Wortspielen und Doppeldeutigkeiten in den Überschriften des Streiflichts bekannt.
- Die Verwendung in Namen ist populär, hierbei werden entweder Worte aus Vor- und Nachname gebildet oder Worte in anderer Schreibweise als Name benutzt.
- Beispiel zu 1: Bernhard Diner
- Beispiel zu 2: Ilaf Yu (sprich eilafju), für I love you
- Deutsche Komiker, die Wortspiele einsetz(t)en sind Heinz Erhardt, Otto Waalkes, Willy Astor, Hans-Joachim Preil und Rolf Herricht.
- Kalauer sind eine Art von Witzen, die auf Wortspielen basieren und dadurch zwar versteckt, aber dennoch leicht verständlich sind.
- Raptexter benutzen sehr häufig Wortspiele, da diese hier die Rhythmik unterstützen.
- Annomination, Echogedicht und Aphorismus sind literarische Klein- und Kleinstformen, die das Wortspiel verwenden.
- Anekdoten bedienen sich in Wortspielen des Schüttelreims.
Weitere Beispiele
- Wörtlichnehmen: „die Presse, die sich den Kopf der Welt dünkt und doch nur ihr Schreihals ist“ (Karl Kraus)
- leichte Änderung: „... macht fromme Mädchen zu Bettschwestern“ (K. Kraus)
- Auflösung: „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft“ (Friedrich Schleiermacher)
- Kofferwort: „Famillionär“ (Heinrich Heine)
- Vergleich: „Das Verhältnis der Linguisten zur Literatur gleicht der Kinderliebe von Kidnappern.“ (Bloor Schleppey)
- Ähnlich klingende Wörter: „Wer nichts wird, wird Wirt.“, „Fliegen Fliegen hinter Fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.“
- Zeugma: Ich heiße Heinz Erhardt und Sie recht herzlich willkommen. (Heinz Erhardt)
- Schüttelreim: "Die Blusen des Böhmen" von Robert Gernhardt, nach "Die Blumen des Bösen" (Charles Baudelaire)
- Einsatz von Klangähnlichkeit: „Wo früher einst der Bulle war, erstreckt sich heut' der Boulevard.“
- Unfreiwillige Wortspiele: „Was wortest Du darauf an“, „das sind nämlich verschlossene Kinder“, oder „ein Mitglied ohne Glied . . . “ und „Kakiloke“ (aus: „30 Kilo Fieber“; Zürich 1997)
- Kryptogramm:
- Friedrich der Große lud Voltaire zum Essen nach Sanssouci: à
- venez sous pé à cent sous six = Kommen Sie zum Souper nach Sanssouci.
- Voltaire antwortete gleichfalls kryptisch: G a. (g grand - a petit = „J'ai grand appetit“) [2]
- Friedrich der Große lud Voltaire zum Essen nach Sanssouci: à
Zitate
„Die Menschheit wird nicht erlöst werden, bevor nicht alle Wortspiele gemacht sind.“
Quellen
- ↑ siehe: „30 Kilo Fieber“, Zürich 2003, 1997
- ↑ Kleine Enzyklpädie Sprache/ Schrift/Rundfunk. Leipzig, Bibliographisches Institut, 1964.
Literatur
- F.J. Hausmann: Studien zu einer Lingua des Wortspiels. 1974.
- J. Drews & Co.: Das endgültige zynische Lexikon. 1989.
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 2000.
- N. Kühne: 30 Kilo Fieber - Die Poesie der Kinder. Ammann, Zürich 1997. ISBN 3-250-10326-8
- N. Kühne: Wie Kinder Sprache lernen. 129 ff.: Kinder-Anekdoten. Primus, Darmstadt 2003. ISBN 3-89678-467-6.
- D.E. Zimmer: Redens Arten. Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch. 1986.