Umweltschutz
Umweltschutz bezeichnet den Schutz der Umwelt vor anthropogenen störenden Einflüssen oder Beeinträchtigungen, wie Umweltverschmutzung, Lärm, globaler Erwärmung und Flächenverbrauch. Ziel des Umweltschutzes ist die Erhaltung des Lebensumfelds der Menschen und ihrer Gesundheit.
Ziele und Philosophien
Ausgangspunkt des Umweltschutzes ist die Erhaltung des Lebensumfelds der Menschen und ihrer Gesundheit. Dies schließt auch den Schutz der die Menschen umgebenden Natur in einem gewissen Umfang mit ein. Der Umweltschutz bezweckt in erster Linie den Schutz der menschlichen Lebensbedingungen. Dazu bedient er sich oft technischer Mittel. Die zu lösenden Probleme sind teils globale, teils regionale oder lokale, wobei der Umweltschutz eher nach allgemeinen oder großräumigen technischen Lösungen sucht.
Auch wenn sich die Schutzgüter formal überschneiden gibt es Unterschiede zwischen Natur- und Umweltschutz. Als Beispiel eignet sich das Thema "Erneuerbare Rohstoffe": Naturschützer wollen die Bäume schützen damit sie möglichst alt werden, Todholz produzieren und zu einem wertvollen Lebensraum werden. Umweltschützer sehen den Baum als nachwachsenden Rohstoff. Sie wollen den Baum fällen und als Energiequelle nutzen. Ein anderes Beispiel wäre, dass der Umweltschutz versucht, das Waldsterben durch Luftreinhaltung zu bremsen. Der Naturschutz versucht die geschädigten Wälder wiederherzustellen und zu erhalten. Dabei muss er vor allem lokal agieren. Trotz dieser unterschiedlichen Perspektiven haben Umwelt- und Naturschutz im konkreten Zusammenhang oft identische Ziele.
Grundprinzipien
Aufgaben und Teilbereiche
Zu den wichtigsten Handlungsfeldern des Umweltschutzes zählen Klima-, Wald- und Gewässerschutz.
Aktuell werden vor allem die Probleme der Globalen Erwärmung und Luftverschmutzung diskutiert.
Klimaschutz
Ziel des Klimaschutzes ist es der unnatürlichen globalen Erwärmung entgegen zu wirken und ihre Folgen abzumildern. Hauptansätze des Klimaschutzes sind gegenwärtig die Verringerung des von Menschen verursachten Ausstoßes von Treibhausgasen und die Erhaltung und Unterstützung der Ozeane und Wälder. Diese nehmen das mengenmäßig bedeutsamste Treibhausgas Kohlenstoffdioxid auf. Der Klimaschutz ist daher stark mit den beiden Teilbereichen Waldschutz und Gewässerschutz verbunden.
Waldschutz
Der Waldschutz umfasst alle forstwirtschaftlichen Maßnahmen zum Schutz von Wäldern und Baumbeständen vor Schäden jeglicher Art verstanden. Dabei werden sowohl die forstwirtschaftlichen wie auch die nicht-materiellen Ansprüche (wie Erholung, Klimawirkung oder Landschaftsgestaltung) an den Wald als schützenswert betrachtet. Dabei steht der Schutz des Waldes gegen schädliche Tiere, Pilze und Pflanzen (Forstschädlinge) oder Umwelteinflüsse im Vordergrund.
Gewässerschutz
Umweltprobleme
Umweltprobleme sind vom Menschen verursachte Änderungen in der Umwelt. Sie wirken sich nachteilig auf die aktuelle oder zukünftige Existenz oder das Wohlergehen der Menschen aus.
Menschen beeinflussen unvermeidbar ihre Umwelt. Menschliche Handlungen haben neben den gewünschten Verbesserungen oft auch ungewollte, nachteilige Folgen. Früher waren diese Umweltbeeinflussungen und ihre Folgen lokal. Waren die negativen Folgen zu schwerwiegend, zogen die Menschen weiter. Heute hat sich die Situation grundlegend gewandelt. Die negativen Folgen menschlicher Handlungen sind unübersehbar und ein Weiterziehen ist nicht mehr möglich, da hierfür kein freier, unberührter Platz mehr vorhanden ist.
Problemtypen
Umweltprobleme lassen sich nach verschiedenen Kriterien einteilen, z. B.
- betroffenen Umweltbereichen (Umweltmedien Boden, Wasser, Luft; Ökosysteme)
- räumlich
- lokale (z. B. Luftverschmutzung in Ballungszentren)
- grenzüberschreitende (z. B. Verschmutzung grenzüberschreitender Flüsse)
- internationale (z. B. Kriege usw.)
- globale (z. B. Belastung der Atmosphäre, Ozonloch)
Geschichte
Die modernen westlichen Umweltschutzbewegungen wurden während der Industriellen Revolution begründet. Doch schon vorher machten sich unterschiediche Kulturen Gedanken über den Schutz ihrer Umwelt.
Vorgeschichte
Altertum
Mit der Bildung von zusammenhängenden Siedlungen entstanden auch Probleme durch Abfälle und Abwässer. Schon im Altertum befasste man sich mit dem Problem der Abwasserbeseitigung. Entwässerungskanäle lassen sich bereits 3000 v. Chr. im Euphrattal nachweisen. Im Römischen Reich wurden meist offene Gerinne genutzt, aufgrund des hohen Bauaufwandes waren Abwasserrohre selten.
Mittelalter
Im frühen Mittelalter ging das Wissen um eine geordnete Abwasserentsorgung weitgehend verloren, weshalb es über Jahrhunderte hinweg zu verheerenden Pest- und Choleraepidemien kam.
Im England des dreizehnten Jahrhunderts verbot König Edward I. von England die Verbrennung minderwertiger Kohle, da sich der Rauch in London zu einem großen Problem entwickelt hatte.
Ursprung der Umweltschutzbewegung
In Europa begann die großflächige Umweltverschmutzung mit der Industriellen Revolution. Große Fabriken und die Verbrennung immer größer werdender Mengen von Kohle und anderer fossiler Brennstoffe führten zu zunehmender Luftverschmutzung. Der Müll der Fabriken und der Abfall der Städte ließ die Müllberge wachsen. Die Umweltschutzbewegung entwickelte sich als Gegenreaktion auf die Industrialisierung, Urbanisierung sowie Luft- und Wasserverschmutzung.
In den stark gewachsenen Städten musste eine geordnete Abwasserentsorgung errichtet werden. Im Jahre 1739 war Wien als erste Stadt Europas erstmals vollständig kanalisiert. Erst ab 1842 wurde in London mit dem Bau des Kanalisationssystems begonnen. Die erste Kläranlage auf dem europäischen Festland wurde 1882 in Frankfurt am Main in Betrieb genommen.
Umweltschutz im 20. Jahrhundert
Das neuzeitliche Bewusstsein für den Umweltschutz entwickelte sich in den westlichen Ländern in den 1960er Jahren, als man feststellte, dass sich industrielle Tätigkeiten sehr nachteilig auf die Umwelt auswirken können. Maßgeblich zu diesem Wertewandel beigetragen haben offensichtliche Missstände wie das Fischsterben im Rhein, die Versauerung von Gewässern, spektakuläre Chemiekatastrophen wie etwa in Seveso oder Bhopal, sowie das damals propagierte „Waldsterben“
1971 wurde die bekannte Umweltschutzorganisation Greenpeace von Friedensaktivisten in Vancouver, Kanada gegründete. Die Organisation entstand aus der Formation Don't Make a Wave Committee, die von amerikanischen und kanadischen Atomkraftgegnern und Pazifisten gegründet worden war. Ziel dieses Komitees war es eine Serie von Atombombentests zu verhindern. Später nahmen viele unabhängige Gruppen den Namen Greenpeace an. Erst am 14. Oktober 1979 wurden sie alle zu einer einzelnen Organisation Greenpeace International zusammengefasst.
Umweltschutzorganisationen
Eine Umweltschutzorganisation ist eine Organisation, die gegen aus ihrer Sicht schädliche Veränderungen der Biosphäre vorgeht. Zu den bekanntesten Umweltschutzorganisationen zählen Greenpeace e.V. und die Naturfreunde.
Die Umweltaktivisten wenden auch Aktionen des Zivilen Ungehorsams an und riskieren häufig Geldstrafen, manchmal gar ihre körperliche Unversehrtheit. Für aufsehenerregende Umweltaktionen in diesem Sinne sind vor allem die Anti-Atomkraft-Bewegung, Greenpeace und Robin Wood bekannt. Bekannte Umweltaktivistinnen und -aktivisten sind Al Gore, Monika Griefahn, David McTaggart und Wangari Muta Maathai.
Umweltpolitik
siehe Hauptartikel Umweltpolitik
Unter Umweltpolitik versteht man die Gesamtheit politischer Bestrebungen, welche die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen bezwecken. (Für Umweltleitlinien in Organisationen siehe betriebliche Umweltpolitik.)
Deutschland
In Deutschland sind von staatlicher Seite in erster Linie das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das Umweltbundesamt (UBA) für den Umweltschutz zuständig. Auf Länder- und Landkreisebene sind weitere Behörden auf dem Gebiet des Umweltschutzes tätig. Das Bundesumweltministerium veröffentlicht jährlich u. a. Zustandsberichte; die letzten Jahrgänge dieses Berichts sind im Internet abrufbar.
Österreich
In Österreich sind das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) kurz Lebensministerium und das Umweltbundesamt für den Umweltschutz zuständig.
Schweiz
In der Schweiz liegt die Zuständigkeit beim Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation.
Rechtsgrundlagen
siehe Hauptartikel Umweltrecht
Unter Umweltrecht versteht man die Gesamtheit der Rechtsnormen, die den Schutz der natürlichen Umwelt und die Erhaltung der Funktionsfähigkeit der Ökosysteme bezwecken.
Umweltrecht in Deutschland
Seit 1994 verpflichtet das deutsche Verfassungsrecht in Art. 20a des Grundgesetzes den Staat dazu, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. Es handelt sich um eine sogenannte Staatszielbestimmung, das ist ein Programmauftrag für die öffentliche Gewalt. Gesetzgeber und Verwaltung werden dadurch allgemein verpflichtet, jedoch nicht zu einem bestimmten gesetzgeberischen oder verwaltungsmäßigen Handeln, das gerichtlich einklagbar wäre.
Das Umweltrecht ist in vielen Gesetzen verstreut. Wenn beispielsweise eine europarechtliche Vorgabe (die Gesetzgebungskompetenzen der Länder berührt z.B. Wasserrecht, Naturschutzrecht) in nationales Recht umzusetzen ist, werden in Deutschland insgesamt 17 verschiedene Rechtsakte verfahrenswirksam, zunächst vom Bund und dann von den Bundesländern. Deswegen fordern Umweltwissenschaftlern und Umweltjuristen seit vielen Jahren, das Umweltrecht in einem Umweltgesetzbuch (UGB) kodifiziert zusammenzufassen und die Einzelvorschriften besser aufeinander abzustimmen.
Beispiele:
- Bundesnaturschutzgesetz
- Wasserhaushaltsgesetz und Landeswassergesetze
- Bundes-Immissionsschutzgesetz
Umweltrecht in Österreich
Auch in Österreich gibt es noch kein einheitliches Umweltrecht. Die rechtlichen Grundlagen sind über zahlreiche Gesetzesbücher verteilt.
Umweltrecht in der Schweiz
Grundlage der Umweltschutzgesetzgebung der Schweiz ist der Artikel 74 der Bundesverfassung. Absatz 1 dieses Artikels lautet: Der Bund erlässt Vorschriften über den Schutz des Menschen und seiner natürlichen Umwelt vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen.
Gestütz darauf wurde das Bundesgesetz vom 7. Oktober 1983 über den Umweltschutz (Umweltschutzgesetz, USG) erlassen. Der Gewässerschutz ist in einem separaten Gesetz geregelt: Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer vom 24. Januar 1991 (Gewässerschutzgesetz, GSchG).
Inter- und Supranationaler Umweltschutz
Im Bereich des Umweltschutzes wird der nationalstaatliche Einfluss immer geringer. Durch den steigenden Grad an internationalen Kommunikationsnetzwerken und weltwirtschaftlicher Verflechtungen entsteht eine kollektive Verantwortung für die Umwelt. Die Staaten werden dazu gezwungen gemeinsam nach Problemlösungen zu suchen. Umwelt kennt keine von Menschen gezogenen Grenzen. Die durch industrielle Herstellung erzeugte Verschmutzung einer Region die auf die übrigen Teile der Welt ausstrahlt, wird zu einer Angelegenheit aller. Länderübergreifende Umweltpolitik rückt folglich zunehmend in das außenpolitische Blickfeld zumindest der Staaten, denen durch die Summe der globalen Umweltverschmutzung auch höhere Umweltbelastungen entstehen. Internationale Foren und Organisationen sind eine Antwort auf diesen Prozess.
Die erste internationale Umweltschutzkonferenz fand 1972 in Stockholm statt (s. Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen).
Einer der wichtigsten supranationalen Akteure ist die UN (UNEP) – unter ihrem Dach kommt ein Großteil der mulitlateralen Umweltabkommen zustande. Eine Übersicht über die Vielzahl mittlerweile bestehender internationaler Umweltabkommen bietet die Liste internationaler Umweltabkommen.
Probleme
Vielen Schwellen- und Entwicklungsländern fehlen oftmals die nötigen Ressourcen für effektive Umweltschutzmaßnahmen. Globale Auflagen werden von diesen Ländern oft nicht akzeptiert. Sie argumentieren, dass die Industrienationen zum größten Teil für globale Umweltschäden verantwortlich sind. Bei lokalen Problemen, wie dem Einsatz akkumulativer Pestizide, fehlen oftmals bezahlbare Alternativen. So wird beispielsweise DDT in diesen Staaten trotz erwiesener Umweltgefahren weiterhin großflächig zur Insektenbekämpfung eingesetzt.
Fußnoten
Literatur
- „The Ecological Crisis as Part of the Multi-Dimensional Crisis and Inclusive Democracy“ by Takis Fotopoulos, in: ’The International Journal of Inclusive Democracy, Vol.3, no.3, 2007 [1]
- Hans-Joachim Koch, Susan Krohn: Umwelt in schlechter Verfassung? Der Umweltschutz nach der Föderalismusreform. Natur und Recht 28(11), S. 673–680 (2006), ISSN 0172-1631
- Takis Fotopoulos: „The Multidimensional Crisis and Inclusive Democracy“. Athens 2005. Englische Online Ausgabe: [2]
- Torsten Mertz: Schnellkurs Ökologie. Dumont-Verlag, Köln 2006, ISBN 3-8321-7638-1
- Bruno Kürbiß: Responsible Care. Arbeitssicherheit und Umweltschutz in Chemieanlagen, Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2008, 184 Seiten, ISBN 978-3-8085-7165-1
- Bernhard Verbeek: Die Anthropologie der Umweltzerstörung, 1998, ISBN 978-3896780997
Siehe auch
Weblinks
Linkkatalog zum Thema Umweltschutz bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- www.Umweltschutz-NEWS.de – Aktuelle Umweltnachrichten aus Deutschland und der Welt – täglich neu recherchiert
- www.bmu.de – Homepage des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
- www.umweltbundesamt.de – Homepage des deutschen Umweltbundesamtes
- www.umwelt-online.de – Umwelt online (Umweltrecht)
- www.dbu.de – Deutsche Bundesstiftung Umwelt – Sie fördert innovative beispielhafte Projekte zum Umweltschutz
- Übersichtsartikel zum Umweltschutz (Klima, Luft, Klärschlamm, Wasser); Quelle: FLUGS-Fachinformationsdienst am GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
- Informationen zur Umweltschutz-Situation in der Schweiz
- Der Wald lebt, und die Atomkraft auch, Dirk Maxeiner und Michael Miersch über Umweltmythen, Die Welt, 7. September 2006
- Grünbuch „Marktwirtschaftliche Instrumente für umweltpolitische Ziele“ – vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestags