Joseph Goebbels

hoher NSDAP-Funktionär, u. a. Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda 1933–1945
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Joseph Goebbels (*29. Oktober 1897 in Rheydt (heute Mönchengladbach), † 1. Mai 1945 in Berlin) war ein deutscher Politiker und Propagandaminister in der NS-Diktatur.

Goebbels entstammte einem katholischen Elternhaus und sollte Priester werden. Er studierte aber Literatur und Philosophie. Am 1. Weltkrieg konnte er nicht teilnehmen, weil ein Bein wegen einer Erkrankung zu kurz war.

Seine literarischen Ambitionen nach dem 1. Weltkrieg fanden bei Verlagen und Zeitungen keine Annahme. Diese Ablehnungen begünstigten seine Entwicklung zum Antisemiten, auch stand er der bürgerlichen Welt verächtlich gegenüber.

Er betätigte sich ab 1924 im nationalistischen Umfeld als Redakteur und Redner. Er fand dabei viel Zuspruch und Ermutigung. Goebbels wurde Gaugeschäftsführer in Rheinland-Nord. Parteifreunde fand er unter den Anhängern Gregor Strassers, die zum "linken" Flügel der NSDAP zählten.

Als sich Hitler gegen Strasser durchsetzen konnte, wechselte Goebbels das Lager. Hitler hatte die Talente von Goebbels erkannt. Goebbels, jetzt endgültig zum eifrigen Verehrer Hitlers gewandelt, unterstützte mit seiner Rhetorik und seinen Kampagnen die Politik seines "Führers".

Eine der ersten Aufträge führte Goebbels nach Berlin. Hier hatten die Kommunisten in vielen Stadtbezirken großen Einfluss. Er betätigte sich als Agitator, der auch nicht davor zurückschreckte, in "roten" Arbeitervierteln aufzutreten. Geschützt durch die SA und seinem rhetorischen Talent gelang es ihm, den Einfluss der NSDAP in Berlin auszuweiten. Geschickt verstand er es, Opfer in den eigenen Reihen zu glorifizieren, indem er sie zu "Blutzeugen" der Partei machte.

Er redigierte jetzt auch den "Angriff" und war seit 1930 Reichspropagandaleiter der Partei. Goebbels erkannte früh die Macht der Medien und nach dem 30. Januar 1933 sollte er diese geschickt für die Partei einsetzen.

Am 13. März 1933 wurde Goebbels Reichsminister für Volkaufklärung und Propaganda. Die von ihm gegründete Reichskulturkammer überwachte und regelte Presse, Literatur, Musik, Film und Radio. Viele jüdische Vertreter dieser Kultursparten wurden von Goebbels aus ihren Berufen verbannt.

Die Presse dirigierte er durch seine Presseanweisungen, oppositionelle Zeitungen gab es nicht mehr. Durch die Gleichschaltung aller Medien konnte er die Politik der NSDAP propagieren. Kampagnen in der Presse dienten dazu, das so genannte "gesunde Volksempfinden" zu mobilisieren. Auf diese Weise wurde z. B. die Reichspogromnacht (Kristallnacht) am 9./10. November 1938 propagandistisch von ihm vorbereitet.

Im Zweiten Weltkrieg sorgte Goebbels mit seinen Durchhalteparolen dafür, dass die deutsche Bevölkerung die Leiden des Krieges weiter erduldete. Berühmt wurde seine Rede im Berliner Sportpalast, in der er die Bevölkerung zum "totalen Krieg" aufrief.

Adolf Hitler ernannte Goebbels am 29. April 1945 noch zum Reichskanzler. Am 1. Mai 1945 brachte sich Goebbels zusammen mit seiner Frau um. Vorher hatte er seine sechs Kinder vergiftet.

Joseph Goebbels und seine Propaganda

Die Zeit mit Gregor Strasser

Goebbels, der in Rheinland-Westfalen als Agitator tätig war, wurde Privatsekretär von Gregor Strasser. Mit den Brüdern Strasser gab er ab dem 1. Oktober 1925 die "Nationalsozialistischen Briefe" heraus.

Kritiker aus dem rechten Lager kritisierten die Sprache Goebbels' als kommunistisch. Goebbels und die Brüder Strasser waren in der Partei Vertreter des "linken" Flügels. Für sie lag das Interesse mehr beim Sozialismus als beim Nationalismus.

Es schien Goebbels zu dieser Zeit auch nicht abwegig, dass Deutschland ein Bündnis mit der Sowjetunion eingehen sollte. So feierte er in seinen Beiträgen Lenin als den "nationalen Befreier" Russlands. Auch sollte Deutschland nicht für den Kapitalismus kämpfen. Trotz dieser Ansichten verstand sich Goebbels nicht als Kommunist.

Zu dieser Zeit ging Goebbels auch auf Distanz zu Hitler, obwohl er den Parteiführer bisher sehr verehrt hatte. Goebbels wollte nicht akzeptieren, dass Hitler Gelder von Industriellen dankbar entgegennahm. Goebbels wollte den Flügel um die Strasser-Brüder stärken, die Machtzentrale der Partei sollte von München nach Norddeutschland verlegt werden. Hitler sollte nur noch Ehrenvorsitzender der Partei sein und Gregor Strasser Parteiführer.

Hitler kannte und schätzte Goebbels als geschickten Propagandisten und wollte ihn von der Strasser-Fraktion abwerben, was ihm auch gelang. Hitler zeigte Goebbels die Abschnitte aus "Mein Kampf", die sich mit Propaganda und Organisation beschäftigten. Goebbels war von diesen Thesen begeistert. Seine alte Verehrung Hitlers erstarkte wieder, und er wurde zum treuen Gefolgsmann.

Erste Auftritte in Berlin

Goebbels wurde zwar nun nicht gleich zum Leiter der Propaganda der NSDAP ernannt, aber er erhielt den Posten des Gauleiters von Berlin. Propagandachef wurde zunächst Gregor Strasser.

Berlin war zu dieser Zeit eine Stadt, in der Kommunisten und Sozialdemokraten die Mehrheit hatten. Die Berliner NSDAP war desorganisiert und ihre Anhänger zerstritten, und der Einfluss in der Stadt war gering. Goebbels warf zahlreiche Mitglieder aus der Partei, mit dem Ziel, neue Mitglieder zu werben, die der Partei nutzten.

Bereits seine erste Aktion in Berlin zeigte die Methoden von Joseph Goebbels. Im Berliner Arbeiterbezirk Wedding mietete er einen Saal, der sonst von den Kommunisten genutzt wurde. Die Werbeplakate für die Veranstaltung ahmten die kommunistischen Vorbilder nach. Alle Berliner Mitglieder der NSDAP mussten am 11. Februar 1927 an einem Demonstrationszug durch den Wedding teilnehmen. Damit provozierte er die Berliner Kommunisten, die in ihren Zeitungen "blutige Drohungen" gegen die Veranstaltung der Nationalsozialisten ausstießen.

Am 11. Februar kam es dann zur von den Nationalsozialisten erwarteten Saalschlacht. SA-Leute strömten in den Saal und prügelten auf ihre Gegner ein. Goebbels bewahrte dabei auf dem Podium die Ruhe und gewann damit unter den SA-Leuten Anerkennung. Nach der Prügelei ließ er die Tragen mit den verletzten SA-Leuten auf die Bühne bringen. Vor dem Publikum drückte er den Verletzten die Hand. In seiner anschließenden Rede stachelte er die Zuschauer auf. In kurzen, stakkatohaften Sätzen würdigte er die SA-Männer und weckte die Empörung der Zuhörer.

Goebbels, im Rheinland bereits erfolgreich, spielte hier sein ganzes rhetorisches Talent aus. Er hatte mit seinem Auftritt Erfolg. Am nächsten Tag berichteten die Zeitungen über die Saalschlacht. Das Parteibüro wurde mit über 2600 Mitglieder-Neueintritten überschwemmt. 500 Männer wollten in die SA eintreten.

Bei einer weiteren Veranstaltung wurde am 4. Mai 1927 ein Pfarrer von SA-Leuten krankenhausreif geschlagen. Der Polizeipräsident von Berlin verbot daraufhin die NSDAP in Berlin. Goebbels war wieder auf den Titelseiten. Er verstand es in den weiteren Wochen, die Partei als Opfer darzustellen.

Er schrieb: "Man begann, uns zu verleumden und zu beschimpfen ... Jetzt schäumte der Gegner vor Wut ... Wer von Euch hätte je geglaubt, dass wir so stark seien." (S. 83-84). Goebbels gründete in diesen Monaten Clubs in der Stadt, um das Parteiverbot zu umgehen. Hier konnte er seine Reden halten. Daraufhin wurde ihm für Preußen Redeverbot erteilt.

Goebbels nutzte die Situation geschickt für sich aus, indem er sich als Held wie als Märtyrer darstellte. Ein gefälschtes Bild, das ihn in Fesseln zeigte, prangte auf der Titelseite des "Völkischen Beobachters". In mehreren Artikeln schrieb er reißerisch, wie er von Kommunisten verfolgt würde.

"Der Angriff"

Als ein weiteres Presseorgan gründete Goebbels die Zeitung "Der Angriff". Eine große Plakataktion kündigte das Erscheinen des Blattes am 4. Juli 1927 an. Zuerst erschien die Zeitung an wenigen Kiosken, und Goebbels war mit dem Erscheinungsbild zunächst nicht einverstanden.

Er formte das Blatt zur Arbeiterzeitung um, das gegen die "Ausbeuter" wetterte. Für Gregor Strasser, der die "Berliner Abendzeitung" in Berlin herausgab, war Goebbels' Blatt eine ungeliebte Konkurrenz. Zwischen den Verkäufern der beiden Blätter kam es in der Folgezeit zu handgreiflichen Auseinandersetzungen.

Am 29. Oktober 1927 wurde das Redeverbot für Goebbels aufgehoben. "Der Angriff" wurde zum Sprachrohr für Joseph Goebbels, der auf jeder Titelseite mit einem Leitartikel vertreten war. Ziel der Zeitung war die Verunglimpfung und Verleumdung politischer Gegner.

Goebbels hatte sich jetzt in Berlin eingelebt, er war "hart" und "kalt" geworden. Mit beißender Ironie und Berliner Jargon attackierte er seine Gegner. Er genoss es, von diesen beleidigt zu werden. Als er ein Mal als "Oberbandit" bezeichnet wurde, verwandte er diesen Begriff gleich auf einem seiner Plakate, auf denen er sich ankündigte unter: "Heute abend spricht Oberbandit Dr. Goebbels". Am 9. Januar 1929 wurde er von Hitler zum Reichspropagandaleiter ernannt.

Propagandaleiter

Goebbels begann nun Massenveranstaltungen zu inszenieren. Begleitet von Garden und Fahnenträgern wurde der Redner der Veranstaltung in den Saal geführt. Da Goebbels nicht bei allen Veranstaltungen als Redner auftreten konnte, organisierte er eine Abteilung für Redner. Diese wurden für ihre Auftritte genau instruiert und wurden bei ihren Auftritten überwacht.

Obwohl Goebbels es geschickt verstand, die Massen zu lenken, verachtete er seine Zuhörer und wunderte sich, wie einfach die Beeinflussung des Menschen war. Neben seinen Propagandaaktionen förderte und leitete er den Terror durch die SA. Er stilisierte die Männer der SA als Heroen in seinen Zeitungsartikeln.

Der Tod von Horst Wessel bot Goebbels eine Gelegenheit, einen Helden zu schaffen. Er organisierte ein prunkvolles Begräbnis, bei dem er die Trauerrede hielt. Dabei verschwieg er die wahren Hintergründe des Todes von Horst Wessel und erschuf eine neue Legende.

Wahlen

Für die Wahlen am 14. September 1930 mobilisierte Goebbels die ganze Partei. Er verkündete, dass die Nationalsozialisten 40 Sitze im Reichstag erreichen wollten. Auf über 6000 Veranstaltungen traten die von Goebbels ausgesuchten Redner auf. Unzählige Plakate erschienen im Land. Die Zeitungen der NSDAP vervielfachten ihre Auflage.

Das Wahlergebnis: 18 Prozent der Stimmen wurden für Hitler abgegeben, und 107 Abgeordnete zogen in den Reichstag. Goebbels' Einfluss wuchs an. Er musste nun nicht mehr um Geld für seine Kampagnen betteln. Zahlreiche Industrielle spendeten jetzt im großen Stil der NSDAP. "Der Angriff" erschien jetzt täglich.

Die Politik des Reichskanzlers Heinrich Brüning trieb den Nationalsozialisten weitere Mitglieder zu. Die Millionengrenze wurde überschritten. Goebbels nutzte diese Krisensituation, in dem er allen alles versprach, wenn die Nationalsozialisten an die Macht kämen. Dass manche Versprechen anderen Zusagen widersprachen, fiel für ihn dabei kaum ins Gewicht.

So versprach er den Hausbesitzern steigende Mieteinnahmen, den Mietern sinkende Mieten. Der Wahlsieg brachte aber noch nicht den gewünschten Einfluss für die NSDAP. Die Wahl des Reichspräsidenten 1932 bot sich für Goebbels dazu an, den Durchbruch zu erringen. Es gelang ihm, Hitler zur Gegenkandidatur gegen Hindenburg zu bewegen.

Goebbels setzte wieder seine Propagandamaschine ein. Plakate und unzählige Redner warben für Hitler. Goebbels selber trat täglich an bis zu drei Orten auf. Doch die Wahl ging knapp verloren, aber auch Hindenburg verpasste die absolute Mehrheit.

Goebbels wertete die eigenen Fehler des ersten Wahlganges aus. Hitler sollte im nächsten Wahlgang noch häufiger auftreten. Dazu wurde für Hitler ein Flugzeug gechartert. Die eigenen Journalisten wurden instruiert, wie sie von den Auftritten Hitlers zu berichten hatten. Hitler gewann zwar Stimmen hinzu, doch Hindenburg blieb im zweiten Wahlgang Sieger.

Goebbels organisierte nun mehrere Wahlkämpfe in den deutschen Ländern in der gewohnten Weise. Neu war, dass er dabei den Reichskanzler Brüning zum öffentlichen Rededuell herausforderte. Doch Brüning lehnte ab. Die Kampagnen zeigten deutliche Erfolge in Württemberg, Bayern und Preußen.

Doch Goebbels beschränkte sich nicht nur auf Wahlpropaganda. Er setzte auch auf Provokationen und Terror. So prügelten die NS-Abgeordneten im Reichstag auf die Vertreter der Kommunisten ein, Krawalle wurden angezettelt.

Vor der Macht

Am 31. Juli 1932 errangen die Nationalsozialisten einen weiteren Sieg, 230 Abgeordnete stellte die NSDAP. Doch die Stimmen für die NSDAP gingen in den folgenden Wahlen in den Ländern zurück. Die Partei geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Gregor Strasser wollte diesen Abschwung dadurch auffangen, in dem er Hitler zu Koalitionen mit anderen Parteien riet. Doch Goebbels war strikt dagegen. Er konnte Hitler davon überzeugen, dass Zusammenarbeit mit anderen Parteien nicht in Frage kam.

Goebbels wollte aber den Abwärtstrend der Partei abwenden. Die Gelegenheit bot ihm die Wahl zum Landtag von Lippe-Detmold. Obwohl das Land unbedeutend war, organisierte Goebbels eine große Wahlkampagne. Die gesamte Führung trat hier an, vor oft nur wenigen Zuhörern.

Der Wahlerfolg war groß und ebenso das publizistische Echo. Am 30. Januar 1933 hatten es Hitler und seine Anhänger geschafft. Hitler nahm die Paraden der SA in Berlin ab, hinter ihm stand Joseph Goebbels. Er schrieb in sein Tagebuch: "Das neue Reich ist erstanden ... Wir sind am Ziel. Die deutsche Revolution beginnt."

Literatur

  • Curt Riess, Goebbels: Dämon der Macht, Biographie, München: Universitas Verlag 1989

Siehe auch: Nationalsozialismus, Propaganda, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda