Werner von Eppstein

Erzbischof von Mainz, Reichserzkanzler
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Werner von Eppstein (* um 1225, † 2. April 1284 in Aschaffenburg) war Kurfürst Erzbischof von Mainz und Reichserzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Leben

Der Sohn Gerhards II. von Eppstein und Elisabeths von Nassau wurde früh auf eine geistliche Karriere vorbereitet. Er wurde an der Mainzer Domschule ausgebildet und begann in der Stadt auch seine Laufbahn als Geistlicher. Bei seinem Aufstieg half ihm die Macht seiner Familie, die mit Siegfried II. und Siegfried III. - dessen Neffe Werner war - bereits zweimal den Mainzer Bischofsthron besetzt hatte. So wurde Werner schon 1248 Propst von Mariagreden, 1249 von St. Peter und 1257 von St. Peter und Alexander in Aschaffenburg. Vor allem die letzten beiden Stellen waren von Bedeutung, da mit ihnen jeweils ein Archidiakonat, eine damalige Oberverwaltungseinheit von Bistümern, verbunden war.

Erzbischof von Mainz

Im Oktober 1259 wurde Werner von Eppstein vom Mainzer Domkapitel zum Nachfolger Gerhards I. von Dhaun gewählt. Da sich damals schon erste Tendenzen abzeichneten, nach denen der Papst bei der Einsetzung des Mainzer Erzbischofs mehr Einfluss verlangte (seit Peter von Aspelt (1306-1320) reklamierte er die Investiturgewalt für sich), musste Werner nach Rom reisen, wo er von Papst Alexander IV. persönlich konsekriert wurde.

Territorialpolitik

Begleitet wurde Werner auf seinem Italienzug vom Grafen Rudolf von Habsburg, den Werner später bei der Königswahl am 29. September 1273 durchsetzen als neuen König durchsetzen konnte. Schon zur Zeit des Italienzuges mussten sich die beiden den Angriffen ihres ärgsten Widersachers, des Königs Ottokar II. von Böhmen, Herr über Österreich, erwehren. Dieser hatte schon die Königswahl von 1257 scheitern lassen, um seine territorialen Ansprüche im Reich besser durchsetzen zu können. Ottokars Ziel war dabei auch, die Bistümer Olmütz und Prag aus der Mainzer Kirchenprovinz zu lösen. Als Metropolit dieser Bistümer hatte der Mainzer Erzbischof eine bedeutende Machtposition in Böhmen: Ihm stand nämlich so das Krönungsrecht zu. Um den Bestrebungen Ottokars keine zusätzliche Intensität zu geben, krönte Werner ihn und seine Frau an Weihnachten [1261]].

Außerdem führte Werner die Fehde um Territorialansprüche seines Vorgängers gegen das hessisch-thüringische Haus ersteinmal fort und verhängte über ihr Land das Interdikt. Doch wohl schon bald kam er zu der Einsicht, dass sich weiterreichende politische Ziele nur mit Ruhe und Sicherheit im Kurstaat bzw im Erzbistum erreichen ließen. Daher einigte er sich 1263 mit dem Haus Hessen-Thüringen und auch mit anderen Lehensträgern. Denn noch bedrängte die ungelöste Königsfrage die Zustände im Reich. Kurfürst Werner von Eppsteins Politik war auf eine Klärung der Frage und eine Neuwahl ausgerichtet. Als Kandidaten erkor er zunächst den letzten Sproß der Staufer, den noch minderjährigen Konradin. Doch diese Bemühungen scheiterten am weiterhin aufs ärgste antistaufischen Papst. Als Konradin 1268 in Neapel hingerichtet wurde, legte sich Werner auf Richard von Cornwall fest. Doch Richard starb bereits 1272, bevor die Verhältnisse wieder endgültig geordnet waren.

Die Königswahl von 1273

Bei der folgenden Königswahl am 1. Oktober 1273 schlug die Stunde des Mainzer Erzbischofs: Durch geschickte Verhandlungen erreichte er die Wahl Rudolfs von Habsburg zum neuen König. Dies brachte den Erzbischof von Mainz, zugleich auch Reichserzkanzler wieder an die erste Stelle der Reichspolitiker, nachdem der Einfluss unter seinem glücklosen Vorgänger stark zurückgegangen war.

Am 6. Juni 1274 bestätigte der neue Papst Gregor X. die Wahl. Rudolf bemühte sich sofort um eine Stärkung der Zentralgewalt, was von den Kurfürsten kritisch beäugt wurde. Anders als andere vermied Werner jedoch den offenen Konflikt mit dem König. Er ging zunächst daran, die Territorialgewalt in seinem Kurstaat zu festigen. Ab 1275 betrieb er hierzu eine zielstrebige Politik, bei der auch kriegerische Auseinandersetzungen nicht ausblieben. Dies führte zu allerlei Spannungen zwischen dem Kurfürsten und den Bewohnern von Mainz und Erfurt. 1281 schloß er sich dann dem von Rudolf von Habsburg initierten „Reichslandfrieden“ an und beendete die Fehdehandlungen.

Werner von Eppstein starb am 2. April 1284 in Aschaffenburg und wurde im Mainzer Dom begraben. Er hinterließ geordnete Verhältnisse im Kurstaat und eine in ihrer Bedeutung wieder gestärkte Mainzer Kirche.

Siehe auch: Bistum Mainz, Kurmainz


Vorgänger:
Gerhard I. Wildgraf von Dhaun

Erzbischof von Mainz

Nachfolger:
Heinrich II.