Die Barmherzigkeit ist eine positive Eigenschaft des menschlichen Charakters. Eine barmherzige Person öffnet ihr Herz fremder Not.
Die umgangssprachliche Formel "Mitleid und Barmherzigkeit" deutet an, dass hier Unterschiedliches vorliegt, dass es also bei der "Barmherzigkeit" weniger um ein Mit-Fühlen geht, als um eine dessen nicht bedürftige Großherzigkeit. Sie gilt als eine der Haupttugenden und wichtigsten Pflichten der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum, Islam, sowie anderer Religionen wie dem Hinduismus.
Judentum
Gott ist nicht unbedingt barmherzig, er ist "ein eifriger [eifersüchtiger] Gott"; dennoch sind Beispiele der Barmherzigkeit im 'Alten Testament' aufzufinden: Josef ist zu seinen Brüdern barmherzig.
Christentum
Man nennt "Barmherzigkeit" auch - und ist dabei nicht immer genau - Nächstenliebe, Menschenliebe oder Humanität (siehe auch Diakonie; die lateinische Bezeichnung ist caritas (daher die katholische Organisation Caritas). Jesus Christus hat viele Gleichnisse erzählt, die von der Barmherzigkeit handeln. Z. B. das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10, Vers 25-37 - der nun gerade kein 'Rechtgläubiger' war), auch das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Matthäus 21, Vers 23-32) und die Krankenheilungen (Markus 1, Vers 16-20; Lukas 8, Vers 1-3; Markus 7, Vers 31-37). Auch in der Bergpredigt ist von der Barmherzigkeit die Rede:
-Selig sind die Armen, denn ihrer ist das Himmelreich. -Selig sind die Hungernden, denn sie sollen satt werden. -Selig sind, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. -Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen. -Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen. -Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. -Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. -Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.
Seit dem Mittelalter zählt man die Sieben Werke der Barmherzigkeit auf, die den Sieben Todsünden (Stolz, Neid, Zorn, Geiz, Unmäßigkeit, Unkeuschheit und eben Trägheit des Herzens) gegenüber gestellt werden:
- Hungernde zu atzen (ihnen zu essen zu geben),
- Durstende zu tränken,
- Kranke zu besuchen,
- Fremde zu beherbergen,
- Tote zu bestatten,
- Gefangene zu besuchen,
- Nackte zu bekleiden
Islam
Eine Äußerung der Barmherzigkeit, das Geben von Almosen, ist eine der Hauptanforderungen an die Gläubigen.
Literatur
- Stefan Dybowski: Barmherzigkeit im Neuen Testament – Ein Grundmotiv caritativen Handelns. (HochschulSammlung Theologie. Exegese Band 2). Aachen: Hochschul-Verlag, 1992. ISBN 3-8107-2243-X