Variation wird ein Musikstück genannt, das ein Thema nacheinander durch vielfältige melodische, harmonische und rhythmische Abwandlungen führt.
Beschreibung
Grundsätzlich lassen sich zwei Typen von Variationen unterscheiden:
- Der ältere Typus, bei dem die Oberstimmen über einem sich ständig wiederholenden Ostinato variieren, entwickelte sich ab der späten Renaissance und drückte sich in den Formen von Chaconne (oder Ciacona) und Passacaglia aus.
- Der klassische Typus, bei dem zunächst das Thema vorgestellt wird und alle Variationen dann kurze einzelne Sätze darstellen, etablierte sich im Barock und wurde seither von den meisten Komponisten gerne aufgegriffen.
In der Musik gibt es verschiedene Variationsmöglichkeiten. Verändert werden können Tempo, Tonart, Tongeschlecht, Melodie, Rhythmus, Begleitung, Harmonik und Klangfarbe. Sich hieraus ergebende Variationsarten sind z. B.:
- Figuralvariation, auch ornamentale Variation genannt: das Thema wird umspielt.
- Polyphone Variation: das Thema wird als Grundlage für einen polyphonen Satz, beispielsweise eine Fuge, verwendet.
- Ostinato-Variation: das Thema bleibt als Bassstimme erhalten.
- Cantus-Firmus-Variation: das Thema tritt als Cantus firmus auf.
- Minore Variation: das Tongeschlecht wird in Moll geändert.
- Majore Variation: das Tongeschlecht wird in Dur geändert.
- Charakter-Variation: es ist die am weitesten vom Thema entfernte Variation, indem der Charakter des Themas verändert wird, beispielsweise in Richtung eines Marsches.
Kapitel 22 des Romans "Doktor Faustus" von Thomas Mann bringt, ausgehend von der "Philosophie der Neuen Musik" von Adorno, die Vorstellung des genuin Archaischen der musikalischen Form der Variation. Vgl. Jürg Bauers "Archaische Variationen" von 1997 (s.u.).
Variationswerke (Auswahl)
Berühmte Variationenwerke für Tasteninstrumente sind:
- Variationen über „Ich gieng einmal spatieren“ von Hans Leo Haßler,
- „Goldberg-Variationen“ von Bach
- Diabelli-Variationen von Beethoven
- Eroica-Variationen von Beethoven
- „Variationen über ein Thema von Paganini (zwei Reihen) op. 35 (1866)“ von Brahms
- Variationen über ein Thema von Händel op. 24 (1862) von Brahms
- Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Sebastian Bach op. 81 (1904) von Max Reger
- Variationen und Fuge über ein Thema von Georg Philipp Telemann op. 134 (1914) von Max Reger
- Variationen über ein Thema von Chopin, op. 22 von Rachmaninov
- Variationen über ein Thema von Corelli, op. 42 von Rachmaninov
- Variationen für Klavier Op.27, (1935-1936), in drei Sätzen von Webern
- Variations on a Recitative for Organ op.40 (in D) (1941) von Schönberg
- Archaische Variationen über "Verleih uns Frieden" für orgel (1997) von Jürg Baur
Variationswerke für Orchester sind:
- Paganinivariationen von Rachmaninov, Blacher und Lutoslawski
- Rokoko-Variationen von Tschaikowsky
- Variationen über ein Thema von Haydn op.56a (1874) von Brahms
- Don Quixote, Phantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters op. 35 von Strauss
- Hiller-Variationen und Mozart-Variationen von Reger
- Enigma-Variationen (1899) von Elgar
- Tragische Geschichte (1921) von Reznicek
- Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven für Klavier (linke Hand allein) mit Begleitung des Orchesters (1923) von Schmidt
- Variationen für Orchester op.31 (1926–1928) von Schönberg
- Bolero (Ravel) (1928)
- Variationen über ein Husarenlied für Orchester; (1930-31) von Schmidt
- Variationen über Prinz Eugen (1939) von Graener
- Variationen op. 36 (1964) von Stevens