Als Repellent, auch Repellens, Repulsivstoff oder Vergrämungsmittel (lat. repellere = vertreiben, zurückstoßen) wird ein Wirkstoff bezeichnet, der von einem Organismus über den Geruchsinn wahrgenommen wird und der diesen abschreckt, ohne ihn zu töten.[1] Eher im englischen Sprachraum werden zu den Repellentien auch physikalische Methoden gezählt, die Organismen vertreiben oder zurückstoßen wie elektrische Weidezäune oder Ultraschallquellen.
Repellentien werden gegen unterschiedliche Organismen eingesetzt, die vom Anwender als Schadorganismen oder an einem bestimmten Ort unerwünschte Organismen angesehen werden. Als Zielorganismen kommen heute Gliederfüßer, Fische, Säugetiere, auch Menschen in Betracht.
Repellentien gegen Gliederfüßer
Diese Gruppe der Repellentien werden vor allem gegen Blut saugende, krankheitsübertragende Insekten wie wie Stechmücken, Bremsen und andere beißende oder stechende Gliederfüßer wie Zecken eingesetzt. Sie sollen diese Organismen vor allem von Mensch und Tier, aber auch von Pflanzen fernhalten.
Natürliche Repellentien gegen Gliederfüßer sind meist sekundäre Pflanzenstoffe, zum Beispiel gewisse Terpenoide wie Sesquiterpene. Bekannte Wirkstoffe sind Öle aus Corymbia citriodora (speziell p-Menthan-3,8-diol) und aus Zitronengras (Citronellöl) sowie Zimtöl.
Künstliche Repellentien dieser Gruppe sind beispielsweise Icaridin (Bayrepel®), Diethyltoluamid (DEET) oder IR3535 (Ethylbutylacetylaminopropionat). Icaridin (1-Piperidincarboxylsäure 2-(2-hydroxyethyl)-1-methylpropylester) wird zu etwa 20 % in dem Repellent Autan und anderen Produkten verwendet. Bei Hunden wird vor allem das sowohl als Insektizid wirksame, aber auch Gliederfüßer vergrämende Permithrin eingesetzt, eine synthetisch hergestellte Abart des Pyrethrums, welches natürlicherweise in Chrysanthemen vorkommt.
Repellentien dieser Gruppe werden vor allem in Regionen mit einem hohen Risiko der Übertragung von Krankheitserregern durch Insekten und andere Gliederfüßer als vorbeugende Maßnahme eingesetzt. In den gemäßigten Zonen Europas ist der Einsatz von Repellentien gegen Zecken neben nahezu vollständiger Bedeckung der Haut durch Kleidung und FSME-Schutzimpfung eine sinnvolle Schutzmaßnahme.
Hai-Repellentien
Als erste Epoche der ernsthaften Erforschung von Repellentien gegen Haie wird die Zeit des Zweiten Weltkriegs angesehen. Zu dieser Zeit suchte das Militär das scheinbare oder auch reale Risiko für notgewasserte Flugzeugbesatzungen oder in Seenot geratene Seeleute zu minimieren. Die Forschungen ergaben zusammen mit historischen Erfahrungen, dass Haie wirksam durch den „Geruch“ von toten Haien vertrieben werden. Entscheidende Bestandteile dieses Geruchs schienen gewisse Kupferverbindungen wie Kupfersulfat und Kupferacetat zu sein. Diese Verbindungen wurden mit anderen Inhaltsstoffen vermischt, die den Geruch des Körpers eines toten Hais imitieren sollten, um so im Wasser befindliche Menschen zu schützen. Als Hai-Repellent für Seeleute war jahrelang eine Zubereitung aus Kupferacetat und Farbstoffen üblich. Spätere Forschungen haben ergeben, dass diese Zubereitung für ihre Zweckbestimmung nahezu unwirksam war.
Auch heute wird noch nach einem wirksamen Hai-Repellent gesucht. Am wirksamsten erwiesen sich bisher jedoch physikalische Maßnahmen, wie Geräte, die durch elektrische Felder das empfindliche Seitenlinienorgan der Haie stören.
Repellentien gegen Säugetiere
Repellentien basieren grundsätzlich auf dem Prinzip, die natürliche Abneigung eines Tieres gegen etwas auszunutzen. Der ausgewählte Gegenstand der Abneigung ist meistens etwas, das das Tier in seiner natürlichen Umgebung zu meiden gelernt hat oder auch instinktiv meidet. Manche Tiere werden von allen Gegenständen vergrämt, die den Geruch des Urins eines bestimmten Raubtiers tragen. So ist der Urin eines Tigers ein sehr effektives Repellent gegen viele Säugetiere. Koyotenurin hat eine gewisse Bedeutung beim Vergrämen von Hirschen erhalten. Der Geruch des Urins von Füchsen ist wirksam, um Kaninchen, Waldmurmeltiere, Eichhörnchen und Streifenhörnchen zu vertreiben. Der Urin von Rotluchsen vergrämt Maulwürfe, Mäuse, Wühlmäuse und andere Nagetiere. Der Duft von Wolfsurin vertreibt Elche.
Es gibt Tiere, die sich selbst durch Repellentien zu schützen suchen. Sie verbreiten, meistens wenn sie angegriffen werden, Stoffe, die sich durch widerlichen Gestank auszeichnen. Zu ihnen zählen z.B. bestimmte Wanzen wie die Bettwanze oder die grüne Stinkwanze. Die prominentesten Vertreter dieser Gruppe sind jedoch die Stinktiere oder Skunks. Sie verspritzen zu ihrer Verteidigung ein geruchsintensives Analdrüsensekret, das als Repellent vor allem die Alkanthiole (auch als Mercaptane bekannt) E-2-Buten-1-thiol und 3-Methylbutanthiol enthält. Die Wirkstoffe des Analdrüsensekrets werden inzwischen sythetisch hergestellt und in repellent wirkenden Zubereitungen (nicht nur) gegen Hunde und Katzen verwendet.
Weitere Synthetisch hergestellte Repellentien sind
- Aluminium-Ammoniumsulfat gegen Hunde und Katzen,
- Calciumcarbid gegen Maulwürfe und Wühlmäuse, durch die Erdfeuchte wird Ethin, aber auch in Spuren Monophosphan, Ammoniak und Schwefelwasserstoff freigesetzt, den Rückstand Karbidkalk betrachtete man als Dünger.
Einzelnachweise
- ↑ Definition partiell nach: Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2003. ISBN 3-8274-0167-4