Darłowo [Hinterpommern an der Mündung des Flusses Wieprza (Wipper) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.
] (deutsch Rügenwalde) ist eine Stadt inDarłowo | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Westpommern | |
Powiat: | Sławieński | |
Fläche: | 19,93 km² | |
Geographische Lage: |
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Höhe: | 1 m n.p.m. | |
Einwohner: | Ungültiger Metadaten−Schlüssel 4324413011−URB (Fehler: Ungültige Zeitangabe) | |
Postleitzahl: | 76-150 und 76-151 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 94 | |
Kfz-Kennzeichen: | ZSL | |
Gmina| class="hintergrundfarbe5" | Einwohner: | *GemeindeTyp fehlt zur Ermittlung aus Parameter TERYT* | |
Gemeindenummer (GUS): | 4324413011 | |
Verwaltung (Stand: 2007) | ||
Bürgermeister: | Arkadiusz Klimowicz | |
Adresse: | pl. Kościuszki 9 76-150 Darłowo | |
Webpräsenz: | www.darlowo.com.pl |
Geschichte
Darłowo liegt an der Stelle, wo in Germania Magna ein Ort der Rugier namens Rugium dokumentiert ist. Die Geschichte Darłowos, zwischen den größeren Städten Köslin und Stolp gelegen, ist eng mit der frühzeitlichen Burg Dirlo (wendisch „Wald“) verbunden. Da die Burg inmitten eines Waldes im Gebiet der Rugier lag, bildete sich für die nahe der Burg gelegene Siedlung über die Jahrhunderte der Name Rügenwalde heraus.
Mittelalter
Darłowo lag im Land Schlawe, mit dessen wechselvoller Geschichte sich der Ort zunächst unter der Herrschaft der Polen, dann der pommerschen Herzöge und später Brandenburgs befand. In einer Schenkungsurkunde des Fürsten von Rügen, Wizlaw II., vom 5. Februar 1271 wurde erstmals ein Ort Ruyenwolde erwähnt, bei dem es sich um das spätere Darłowo handelte. Aus dieser Zeit vermutet man auch den Baubeginn der Rügenwalder Marienkirche. Am 21. Mai 1312 wurde auf der Burg Schlawe eine Urkunde ausgestellt, in der bestimmt wurde, dass für Rügenwalde das Lübische Stadtrecht gelten solle. Dieses Datum galt später als Gründungstag der Stadt. 1327 erwarb die Stadt für 213 Mark die Burg Dirlow.
Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete die Stadt zu ihrem Schutz eine Stadtmauer, in die vier Stadttore eingelassen wurden. Im Jahre 1350 trat Rügenwalde der Hanse bei, wurde jedoch 1356 für 14 Jahre suspendiert, weil sich die Stadt im Krieg gegen Dänemark nicht an der Handelssperre beteiligt hatte.
Unter den Herzögen Bogislaw VIII. und Erich I., der auch für 42 Jahre König der skandinavischen Länder war, war Rügenwalde von 1402 bis zum Tode Erichs I. 1459 pommersches Herzogtum. Am 17. September 1497 wurde die Stadt von einer der größten Sturmfluten an der pommerschen Küste heimgesucht.
Nach der Reformation
Als Johannes Bugenhagen in den Jahren 1534 und 1535 für die Einführung der Reformation in Pommern warb, wählte er das Rügenwalder Schloss als einen seiner Stützpunkte aus. Am 4. Juli 1589 wurde Rügenwalde durch einen großen Brand schwer beschädigt, auch die Marienkirche brannte zu großen Teilen nieder. Von 1622 bis 1637 machte der letzte Pommernherzog Bogislaw XIV. Schloss Rügenwalde zu seiner Residenz. Am 11. November 1624 wurde die Stadt zum zweiten Mal Opfer eines Großbrandes, bei dem die Marienkirche völlig zerstört wurde. Erst 1639 konnte sie wieder aufgebaut werden. Während des Dreißigjährigen Krieges waren schwedische Truppen einquartiert. Am 10. August 1648 wurde Rügenwalde erneut durch einen Brand zerstört.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) wurde der Hafen Rügenwaldermünde zerstört. Auf Veranlassung von König Friedrich dem Großen wurden die Hafenanlagen 1772 wiederhergestellt, und der Hafen wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor Rügenwaldes. Als Vorbote der sich anbahnenden Industrialisierung wurde 1778 eine Segeltuch- und Leinenmanufaktur gegründet. Es bestand auch bereits eine Werft, auf der größere Schiffe gebaut wurden.
Im 19. Jahrhundert
Im Koalitionskrieg gegen Napoleon war Rügenwalde von 1806 bis 1808 von französischen Truppen besetzt, das herzogliche Schloss wurde französisches Lazarett. Der Arzt Georg Büttner baute von 1814 an den Vorort Rügenwaldermünde zum ersten preußischen Seebad aus. In den Jahren 1831 bis 1853 litt das damals 3.400 Einwohner zählende Rügenwalde unter Cholera und anderen Epidemien. Von 1836 an, als mit dem Neubau einer Chaussee der Anschluss an das pommersche Fernstraßennetz hergestellt wurde, begann sich die Infrastruktur in und um die Stadt zu verbessern. Der Hafen wurde vom preußischen Staat übernommen und weiter ausgebaut, sodass 1856 mit 50 vor Anker liegenden Schiffen ein neuer Rekord aufgestellt werden konnte. 1863 wurde Rügenwalde an das Telegrafennetz und 1878 durch den Bau der Strecke Rügenwalde–Schlawe an den Eisenbahnverkehr angeschlossen. Rügenwaldes industrieller Aufschwung wurde auch durch die Tatsache belegt, dass Ende des 19. Jahrhundert die größte Reederei Pommerns mit über 40 Schiffen dort beheimatet war.
Gehandelt wurde hauptsächlich mit Fleischwaren (insbesondere Dauerwürsten und Gänsebrüsten) sowie mit Getreide und Holz. In ganz Deutschland bekannt wurde Rügenwalde seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Vertrieb der ‚Rügenwalder Teewurst‘.
Im 20. Jahrhundert
Durch den Ersten Weltkrieg wurde die Stadt nicht unmittelbar beeinträchtigt. Bemerkenswert ist aber, dass Rügenwalde in der Nachkriegszeit ein eigenes Notgeld herausgab. In den 1920er Jahren wurde die Stadt durch die Errichtung der Kopfberg-Siedlung erweitert. 1929 übernahm der Landkreis das herzogliche Schloss, das in den Jahrzehnten zuvor teilweise abgerissen worden war und als Gerichtsgebäude, Gefängnis und Getreidelager gedient hatte, um dort das Heimatmuseum des Kreises einzurichten. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam es in Rügenwalde für kurze Zeit noch einmal zu einer wirtschaftlichen Expansion. 1939 begann man mit dem Bau zweier Großsilos im Hafen, und 1943 lief in der Rügenwalder Werft unter großer Geheimhaltung das erste große Betonschiff vom Stapel. Das Ende des Aufschwungs deutete sich ab 1943 an, als das Herzogsschloss in ein Mehlpflichtlager umfunktioniert und kurz darauf in der Hanseschule ein Lazarett eingerichtet wurde. Am 2. August 1944 wurden alle arbeitsfähigen Bürger Rügenwaldes zum Bau des so genannten Pommernwalles zwangsverpflichtet. Im Dezember 1944 trafen die ersten Flüchtlinge aus Ostpreußen in der Stadt ein, und ab Januar 1945 lief eine groß angelegte Evakuierungsaktion der Marine an, mit der 5.600 Einwohner die Stadt verließen. Am 7. März 1945 wurde Rügenwalde von der Roten Armee besetzt. Im Juli 1945 wurde Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt, und die Polen nannten die Stadt nun Darłowo. Es wanderten Polen aus Zentralpolen und aus Gebieten östlich der Curzon-Linie zu. Soweit sie nicht bereits geflohen war, wurde die deutsche Zivilbevölkerung vertrieben.
Einwohnerentwicklung
1875: | 5.174 |
1890: | 5.296 (davon 27 Katholiken, 102 Juden) |
1910: | 5.978 |
1939: | 8.392 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Marienkirche, ein spätgotisches Ziegelbauwerk (Basilika) aus dem 14. Jahrhundert mit einer ‚Fürstengruft‘, die Sarkophage des Königs Erich I.(* 1382, † 1459), der Fürstin Hedwig (* ca. 1595, † 1650) und der letzten pommerschen Herzogin Elisabeth (* 1580, † 1654) enthält.
- Gertrudkirche, spätgotischer Zentralbau (15. Jahrhundert) mit Zeltdach und einer prächtig geschnitzten Barockkanzel aus der ehemaligen herzoglichen Schlosskirche.
- Steintor, ein früher mit stattlichen Giebelaufbauten versehenes Stadttor, das 1732 erneuert wurde.
- Herzogsschloss, ein spätgotischer Ziegelbau in der Nähe des Stadtparks.
- Patrizierhaus aus der Renaissancezeit (1630), Ecke Mündener Str. 7.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Erich I. (1382–1459), Herzog von Pommern, König von Dänemark, Norwegen und Schweden.
- Bogislaw X. (1454–1523), Herzog von Pommern.
- Anna Fincken (1584-1663), wirkte in Stettin als Erzieherin.
- Modeste von Unruh (Dorothea Modeste Christiane d'Unruh) (1771-1854), Tochter des preußischen Generals und Trägers des Roten Adlerordens Karl Philipp Unruh (*1731 in Crossen/Oder, † 1805 in Bayreuth), heiratete 1803 den Grafen Wilhelm Ernest zu Lippe-Biesterfeld, ist Großmutter des Grafen Ernst zu Lippe-Biesterfeld und eine Vorfahrin der niederländischen Königsfamilie, löste wegen ihrer Herkunft vom niedrigeren Adel einen Thronfolgestreit im Fürstentum Lippe aus.
- Karl August Koberstein (1797-1870), Literaturhistoriker (Geburtshaus: Markt 56).
- Berthold Volz (1839-1899), Geograph und Geschichtsforscher (Geburtshaus: Schmiedestr. 14).
- Clara Quandt (1841-1919), Schriftstellerin.
- Johannes Vehlow (1890-1958), Astrologe.
- Werner Selke (1901–1971), deutscher Agrikulturchemiker.
- Richard Zenke (1901-1980), Maler und Kunsterzieher.
Sonstige
- Katharina, Herzogin von Pommern-Stolp (* ca. 1390, vermutlich in Rügenwalde, † 1426 in Neumarkt in der Oberpfalz.
- Emil Palleske (1823-1880), Schriftsteller, verlebte im Haus Lange Str. 26 seine Jugend.
Landgemeinde
Die Landgemeinde (gmina wiejska) Darłowo umfasst ein Gebiet von 269 km² mit 7.558 Einwohnern. Dazu gehören folgende Ortschaften:
- Barzowice (Barzwitz)
- Bobolin (Böbbelin)
- Boryszewo (Büssow)
- Bukowo Morskie (See Buckow)
- Dąbki (Neuwasser)
- Dąbkowice (Damkerort)
- Darłówko (Rügenwaldermünde)
- Dobiesław (Abtshagen)
- Domasławice (Damshagen)
- Drozdowo (Hohen Drosedow)
- Gleźnowo (Steinort)
- Jeżyce (Altenhagen)
- Jeżyczki (Abtei Neuenhagen)
- Kopań (Kopahn)
- Kopnica (Köpnitz)
- Krupy (Grupenhagen)
- Nowy Jarosław (Neu Järshagen)
- Pęciszewko (Petershagen)
- Porzecze (Preetz)
- Rusko (Rußhagen)
- Sińczyca (Schöningswalde)
- Stary Jarosław (Alt Järshagen)
- Sulimice (Zillmitz)
- Słowino (Schlawin)
- Wicie (Vitte)
- Wiekowice (Wieck)
- Wiekowo (Alt Wieck)
- Zagórzyn (Vosshagen)
- Zakrzewo (Sackshöhe)
Die Stadt Darłowo gehört nicht der Landgemeinde Darłowo an, sondern bildet eine eigene Stadtgemeinde.
Verweise
Literatur
- Carlheinz Rosenow: Aus der Heimat Rügenwalde (Kreis Schlawe - Pommern) - Jahrbuch 1987. Glücksstadt 1987.
- Karl Rosenow: Rügenwalde - Zur 600jährigen Jubelfeier der alten Hansestadt - Eine Festgabe zum 21. Mai 1912. Rügenwalde 1912.