Wenn die Rede von GEOS ist, muss klar unterschieden werden, welches "GEOS" gemeint ist.
Einführung
"GEOS" (Graphic Environment Operating System) bezeichnet ein Betriebssystem mit GUI und integrierter Büro-Software für die 8-Bit Homecomputermodelle C64, C128 und inoffiziell (durch eine Crackergruppe) "Commodore Plus/4" sowie Apple II. Diese 8-Bit Varianten von GEOS (HC/GEOS) nennen sich dementsprechend GEOS64, GEOS128, GEOSP/4 sowie AppleGEOS. Sie stellen als echtes Betriebssystem das UrGEOS dar.
Mit "PC/GEOS" (PC/Graphical Environment Object System) von "Geoworks Corporation" wurde 1990 eine Grafische Benutzerschnittstelle (kein Betriebssystem) GUI für DOS (MS-DOS und Kompatible DOS Versionen anderer Hersteller) für IBM kompatible PCs veröffentlicht. Diese PC Version, ist nicht Kompatibel zur Homecomputer-Reihe (C64, C128, Apple II) und ähnelt dieser im Aussehen und Handling nur entfernt. PC/GEOS war so populär und zukunftsweisend, dass sich z.B. AOL entschied, für seine erste Einwahlsoftware auf PCs die PC/GEOS Plattform zu wählen. Nicht von ungefähr, denn AOL hat seine Ursprünge am C64, für welches es in den 80er Jahren in den USA eine Art "Ur-WWW" gab: "Quantum Link" Netzwerk, später in AOL umbenannt. Heute ist PC/GEOS in Version 4.x ein empfehlenswertes GUI System für DOS-Fans und neben WordPerfekt6.0 (welches aber längst nicht mehr offiziell weiterentwickelt wird) das beste Büro-Software-Paket für DOS. Gegen Windows muss es sich wie zu Windows 3.x und 9x Zeiten nicht mehr durchsetzen, da Microsoft mit Windows 2000 und später Windows XP das DOS-Fundament verlassen hat. PC/GEOS (heute "Breadbox Ensemble") gilt seit Version 3.x als moderne grafische Benutzeroberfläche (GUI) für DOS (PC DOS, Novell DOS, Caldera Open DOS, Free DOS u.a.). PC/GEOS funktioniert auch direkt (wenn auch nicht immer problemlos im Bereich Grafikkarten) auf Windows NT (neben DOS eine GEOS "GOC" (C Dialekt) Borland "C" Entwicklungsumgebung), sowie Windows 9x, ME und mit grösseren Problemen (vorallem wegen der schnellen Hardware und AGP Grafikkarten) auf WINOWS2000 und XP. Außerdem läuft es auf diversen DOS Emulatoren unter Linux, MacOS u.a. GEOS funktioniert auch problemlos im Verbund mit OS/2 Warp4.
1992 veröffentlichte "Geoworks Corporation" ein "PEN/GEOS" für den damals beginnenden PDA Markt. "PEN/GEOS" basierte auf "PC/GEOS 2.x" (Geoworks Ensemble 2.x) hatte jedoch eine Stiftbedienbare (PEN-Based) Benutzeroberfläche (UI = User Interface). "PEN/GEOS" kam daraufhin in diversen PDA zum Einsatz (Casio Z-7000 (der erste PDA mit dem man ins Internet kam (über AOL)!, HP Omnigo100/120).
Zur Veröffentlichung eines der weltweit ersten PDA-Handys, dem Nokia Communicator entwickelte Geoworks mit einigen anderen Firmen (z.b. "BlueMug" und "Breadbox") das PEN/GEOS weiter und brachte daraufhin PEN/GEOS 3.0 im Nokia Communicator zum Einsatz. Geoworks entschied sich zu dieser Zeit ganz auf den Handymarkt zu schwenken und nannte das neue PEN/GEOS einfach "GEOS 3.0". Die Nokia Communicator Handy-Reihe mit GEOS wurde ein grosser Erfolg und hatte entscheidenden Einfluss auf Nokias marktbeherrschende Stellung und Top-Image am Handymarkt. "GEOS 3.0" kam daraufhin sogar in elektrischen Bildschirmschreibmaschinen und in einer "LowCost" Notebook Reihe zum Einsatz.
1997 veröffentlichte "Geoworks" mit "GEOS-SC" den quasi-GEOS3.0 (PEN/GEOS) Nachfolger. Es handelte sich um ein 32-Bit RiscCPU (Hitachi SH, MIPS, später auch ITRON) System für den Handymarkt, welches 1998 erstmals in einem Mitsubishi Handy für den japanischen Markt zum Einsatz kam. Ein schwerer Schlag für Geoworks war, dass sich Nokia 1998 für eine neue Produktreihe des Communicators nicht mehr für GEOS (bzw. GEOS-SC), sondern für das Konkurrenzsystem "SymbianOS" entschied.
C64/128 GEOS
Mit Einführung der zweiten Version des C64 (flaches Gehäuse), in Deutschland später auch als "Aldi-C64" bekannt geworden (erster Aldi-PC!) lag diesem Homecomputer ab 1986 mit GEOS eine GUI grafische Benutzeroberfläche mit integriertem Office-Paket bei, die derjenigen des Apple Macintosh ähnelte. Später erschien GEOS auch für den C64 Nachfolger C128D für höhere Bildschirmauflösungen, sowie beinahe unbemerkt für den Apple II PC. Das System wurde zusammen mit der Textverarbeitung geoWrite und der Bildbearbeitung geoPaint auf einer kopiergeschützten 5,25 Zoll-Diskette ausgeliefert. Anwendungen und Projekte mussten auf anderen Disketten gespeichert werden. Die Vertriebs- und Produktionsrechte des Betriebssystems lagen bei Berkeley Softworks, die sich später in Geoworks umbenannten. Die Commodore-Produktlinie wurde 1993 von Creative Micro Designs (CMD) übernommen. 2001 beendete CMD seinerseits alle Commodore-spezifischen Aktivitäten und übergab am 21. Juli 2001 alle Rechte an Click Here Software Company, die von Maurice Randall betrieben wird. Anfang 2004 stand das Betriebssystem für den C64 und C128 kostenlos unter http://www.cmdrkey.com/ zum Download zur Verfügung, was aber eine Reaktion von Breadbox zur Folge hatte, die befürchteten, damit würde nun öffentlich der Eindruck entstehen, GEOS an sich, also auch für PC wären frei kopierbar. Es folgten mehrere Emails zwischen Frank S. Fischer (CEO Breadbox) und Maurice Randall die zur Folge hatten, dass die Downloadmöglichkeit von GEOS C64/128 gestoppt wurde (offiziell wegen Überlastung des Servers). Weniger bekannt ist aber, dass zuvor bereits die legendäre Apple II Version von GEOS offiziell von Breadbox zum Download frei gegeben wurde.
"C64/128 GEOS" kam nachfolgend in folgenden Versionen auf den Markt:
C64/GEOS 1.0
C64/GEOS 1.1
C64/GEOS 1.2
C64/GEOS 2.0
C128/GEOS 2.0
Apple II GEOS
Der erste Verkaufsschlager und Kultrechner von Apple war/ist der Apple II. Er ist ein Tastaturcomputer und erschien daher in der Epoche der "Homecomputer (HC)". Während die nachfolgenden AppleLisa und AppleCube teure Flopps wurden, war der Apple II ein Mega Erfolg. Apple II GEOS, von Berkeley Softworks (nach dem Erfolg des UrGEOS am C64) 1988 veröffentlicht, wurde kein Verkaufserfolg und blieb weitgehend unbekannt. 1995: APPLE GEOS has been discontinued. Berkeley Softworks is no longer selling, distributing, or supporting any Apple GEOS products.
"APPLE II GEOS" kam nachfolgend in folgenden Versionen auf den Markt:
APPLE II/GEOS 1.0
PC/GEOS
Ab 1990 wurde GEOS als "PC/GEOS" auf den PC adaptiert und setzte damals ähnlich wie Windows 3.0 auf MS-DOS auf, war und ist jedoch weitaus Hardwaregenügsamer. Wenig bekannt ist, dass "OS/90" die ursprüngliche Bezeichnung für das spätere "PC/GEOS" war. PC/GEOS wurde zuerst (Versionen 1.0 bis Pro) in reinem Assembler geschrieben unter dem Namen PC/GEOS vertrieben, später wurde es in objektorientiertem C und Assembler (z.B. Kernel) als Geoworks Ensemble 2.0/2.1 zusammen mit einem integriertem OfficePaket veröffentlicht und in Deutschland jahrelang von Heureka vertrieben. Spätere PC/GEOS Versionen heißen PC/GEOS 3.x, von NewDeal auch als NDE (Sharewareversion) und NDO (Vollversion NewDealOffice) bekannt, und seit 2001 PC/GEOS 4.x (von Breadbox Computer LLC auch als BBX bzw. Breadbox Ensemble bekannt).
"PC/GEOS" kam nachfolgend in folgenden Versionen auf den Markt:
OS/90 (nur als Beta Version an Entwickler)
PC/GEOS 1.0
PC/GEOS 1.2
PC/GEOS 1.2 Pro (im Bundle mit Borland QuattroPro Tabellencalculation für DOS im PC/GEOS "Look and Feel")
PC/GEOS 1.2 DTP & PRO (zusätzlich noch mit Schriften und Illustrationen)
GEOWORKS ENSEMBLE
Als WINDOWS 3.1 erschien. gab es 1993 mit GeoworksEnsemble 2.0/2.01 ein Technisch konkurrenzfähiges System.
"GEOWORKS ENSEMBLE" kam nachfolgend in folgenden Versionen auf den Markt:
1993: GeoWorks Ensemble 2.0
1993: Geopublish 2.0 (kostenlose, eingeschränkte Werbeversion)
1994: Geoworks Ensemble 2.01
NEW DEAL OFFICE
Als Windows95 mit kollosalem Werbeetat erschien, versuchte NewDealInc. 1996 in Lizenz mit PC/GEOS in der Version 2.2 unter der Bezeichnung "NewDealOffice" zu kontern.. In zeitlich begrenzter Lizenz von NewDeal Inc. wurde PC/GEOS als "NewDeal Office 2.2" bis "3.2a" in der Clinton-Ära auch für Entwicklungshilfeprojekte der United Nations u.a. eingesetzt. 1999/2000 wurde "NewDeal Office 2000" mit grossen Plänen von Teddy Turner (Sohn des US Medien-Mogul Ted Turner) und CNN mit der Firmengründung "MyTurn" in einen "Einsteiger Internet & Office-PC" (Weltcomputer) namens GlobalPC zusammengefasst, dessen US Kino- und TV-Spot zur Markteinführung unter Macintosh Fans aufgrund von Ähnlichkeiten mit einem legendären Mac-Spot grosse Aufregung verursachte.
Mit der Dot.com Krise und dem Börsencrash ging MyTurn pleite, was auch NewDeal Inc. und deren Tochterfirma "GreenPC" (vermarktete Gebraucht-PCs an US Schulen mit NDO 3.2) in den Strudel riss und zur Pleite zwang. Kurz darauf ging aus anderen Gründen auch noch die "GEOS-Mutter" Geoworks zu Grunde. Da Geoworks jedoch an der Entwicklung der WAP-Technologie beteiligt war und wichtige Rechte daran besitzt, wird Geoworks seitdem durch andere Grossfirmen, die am WAP-Kuchen mitverdienen möchten, finanziell gestützt. In der Zwischenzeit lief die PC/GEOS Lizenzvergabe an NewDeal Inc. aus und wurde aufgrund deren Pleite auch nicht verlängert.
"NewDeal Office" kam nachfolgend in folgenden Versionen auf den Markt:
1996: NewDeal Office 2.2
1996: NewDeal Office 2.5
1996: NewDeal Publish 2.5 (kostenlose, eingeschränkte Werbeversion)
1997: NewDeal Office 97
1998: NewDeal Office 98
1999: NewDeal Office Release 3
1999: NewDeal Office Release 3 Evaluation (kostenlose, eingeschränkte Werbeversion)
1999: NewDeal Office 3.2
2000: NewDeal Office 3.2d (Patch zum eindeutschen von 3.2 durch eine Benutzergruppe aus der Schweiz)
2000: NewDeal Office 2000
BREADBOX ENSEMBLE
Nach der Pleite von MyTurn, NewDeal Inc. und Geoworks erwarb die kleine Softwarefirma Breadbox Computer LLC, Florida zuerst zeitlich begrenzte Lizenz-Rechte am PC/GEOS (vor allem um ihre eigene Softwareproduktlinie für das System weiter vermarkten zu können). In der Insolvenzzeit von Geoworks konnte Breadbox dann das zeitlich unbegrenzte, weltweite Recht an PC/GEOS erwerben. Seitdem wurde PC/GEOS von Breadbox mehrmals aktualisiert, verbessert und durch neue Programme erweitert. Unter der Bezeichnung "Breadbox Ensemble 4.x" kann PC/GEOS seitdem bei Breadbox erworben werden. Seit 2001 arbeitet Breadbox Computer LLC im Stillen an der Übersetzung von GEOS in die wichtigsten westlichen Sprachen. Breadbox ist eine Firma mit Geschichte, die bis zum C64 zurückgeht und die genauso, wie die Geschichten anderer Firmen, die irgendwann etwas mit GEOS zu tun hatten, eng verwoben mit der Kalifornischen Universität Berkeley ist. Hauptsächlich ist Breadbox Computer LLC jedoch mit Äuftragsarbeiten für Nokia (z.b. für den Communicator) tätig.
"BREADBOX ENSEMBLE" kam nachfolgend in folgenden Versionen auf den Markt:
2002: BreadBox Ensemble
2002: BreadBox Ensemble Lite (kostenlose, eingeschränkte Werbeversion)
PEN/GEOS
Das objektorientierte Konzept von PC/GEOS ermöglicht es, GEOS-basierende Benutzerschnittstellen (UI bzw. GUI) für verschiedenste "X86 kompatible" Hardware und Einsatzzwecke zu entwickeln. So war PC/GEOS mehrmals Wegbereiter erster PDA Technologien. "PEN/GEOS" (09.04.1992) war GUI eines der weltweit ersten PDA "Casio Z-7000 bzw. Casio XL-7000" (auf dem auch Palm seinen ersten Auftritt in Form eines "Notemakers" hatte). Später wurde "PEN/GEOS" erfolgreicher auf dem TaschenPC "HP Omnigo100/120" eingesetzt.
Mit GEOS 3.0 (PEN/GEOS 3.0) für "Smart Phones" (Handys) (07/1995) erschien das weltweit erste Handy mit integriertem Computer, das Flaggschiff von Nokia: Der "Nokia Communicator (Modelle: 9000 (15.08.1996), 9110 und 9110i)". Brother brachte die "LowCost" Consumer Notebookserie "GeoBook" auf den Markt, in der ein modifiziertes GEOS 3.0 integriert war. Außerdem erschien PC/GEOS in mehreren elektronischen Bildschirm-Schreibmaschinen mit integriertem Office-Paket.
"PEN/GEOS" kam nachfolgend in folgenden Versionen auf den Markt:
1992: PEN/GEOS 2.0
1995: PEN/GEOS 3.0
GEOS-SC
Mit "GEOS-SC" (01.12.1997) verliess Geoworks die X86 Plattform und schuf ein GEOS für SingleCPU Handys (RISC CPU wie ARM, Hitachi SH und MIPS). Im August 1998 kam GEOS-SC auch für die Itron Technologie auf den Markt. "GEOS-SC" ist in C, C++ und Java programmierbar.