Trickle-down-Ökonomie

Wirtschaftsthese
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Die Trickle-down-Theorie (von engl. trickle = sickern - soll den Sickereffekt von staatlichen Wohltaten (sprich niedrigen Steuersätzen) für die Reichen zugunsten der übrigen Bevölkerung ausmalen), die im Deutschen auch als Pferdeäpfel-Theorie bzw. Trickle-down-Ökonomie bezeichnet wird, war ein Ausdruck sowohl der Kritiker als auch der Befürworter für Teile der Politik Ronald Reagans (siehe "Reaganomics).

Es handelt sich um die Sichtweise, dass Wohltaten (sprich niedrige Steuersätze) für die Reichen zugleich Wohltaten für die Mittelklasse und selbst für die Armen sind, denn diese Wohltaten sickern nach unten durch. Diese Vorstellung steht im Zentrum der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik und war ein hochpolitisch besetzter Gegenstand der Reagan-Administration. Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik wurde eingeführt, und die Wirtschaft erholte sich. Es wird jedoch darüber debattiert, was diese Erholung verursachte. Paul Volcker, der damalige Chef der US-Notenbank (sh. Zentralbank), hatte bereits mit der Einführung von weit weniger kontroversen Mitteln der Geldpolitik begonnen, das Problem der Stagflation zu lösen, und viele haben gesagt, dass es diese Maßnahmen seiner Geldpolitik waren, die die ökonomische Wende brachten. David Stockman, Reagans Wirtschaftsberater, charakterisierte später die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik und die Trickle-down-Ökonomie als rhetorische Angelegenheit.

Geschichte der Idee

Unter verschiedenen anderen Namen wurde diese Vorstellung viele Dekaden vertreten, besonders in den 1920er Jahren, als es so schien, als ob das laissez-faire für das Unternehmertum der Wirtschaft einen endlosen Boom von Investitionen und Wachstum bescheren würde. Die Vorstellung, dass die Spitze der ökonomischen Struktur Wachstum und Erträge produzierte, die dann nach unten weitergegeben würden in Form von höheren Löhnen, wurde unter anderem verbreitet durch Henry Ford und hatte ihre Grundlage in der damaligen Interpretation des Sayschen Theorems.

Politische Gegner dieser Vorstellung bespöttelten sie als „Toryismus“ – in den Worten von Franklin Delano Roosevelt – oder mit John Kenneth Galbraith' berühmter Bemerkung: „Wenn man einem Pferd genug Hafer gibt, wird auch etwas herauskommen, um die Spatzen zu füttern“. Der Schauspieler Will Rogers witzelte, wenn man die Spitze der Wirtschaft mit Gold überschütte, bleibe es oben hängen.

Mit der Verbreitung des New Deal und dem Auftreten der Regierung als eine Hauptquelle der Kapitalversorgung und des Wirtschaftswachstums, wurde die politische Debatte über mehrere Dekaden von nachfrageorientierten Modellen wie dem keynesianischen bestimmt. Jedoch begann sich mit den inflationären Tendenzen der 1970er Jahre eine politische Koalition zu bilden, um die Steuerbelastung für Kapitalerträge und Besserverdiener zu vermindern. „Trickle Down“ wurde zum politischen Schlagwort für die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik (siehe Monetarismus).

Einige interpretieren das folgende Zitat von Adam Smith im Sinne der Trickle-down-Theorie:

"Es ist die große Vermehrung der Produktion in allen möglichen Sparten als Folge der Arbeitsteilung, die in einer gut regierten Gesellschaft jenen universellen Reichtum verursacht, der sich bis zum niedrigsten Bevölkerungsständen verbreitet" (englisch unter: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations Chapter 1).

Nach dieser Auslegung wird die staatliche Lenkung ersetzt von der “gut regierten Gesellschaft” durch Märkte als Mittel der Ressourcen-Allokation (sh. Volkswirtschaftslehre). Smith kritisierte den König und andere Vertreter des Staates nachdrücklich als ökonomische Akteure, die ihre Macht zur Durchsetzung ihrer eigenen Sonderinteressen benutzten, als Teil dessen, was er das Merkantile System nannte (sh. Merkantilismus). Viele zweifeln jedoch, dass Adam Smith als Vertreter der Trickle-down-Theorie beansprucht werden kann. Der Wohlstand der Nationen ist eine umfassende Kritik spezieller Interessen, und in der Praxis zeigt die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik nach den Prinzipien der Trickle-down-Theorie eine verblüffende Ähnlichkeit zu der Art von Arrangements im Sinne von Sonderinteressen, die von Smith kritisiert wurden.

Reagonomics und die Trickle-down-Theorie

Der Ausdruck Trickle-Down-Ökonomie wurde geprägt nach einer Rede von David Stockman, der Ronald Reagans Chefberater in Wirtschaftsfragen war. Er malte die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik aus als den Teil einer langen Tradition der Ökonomie, wonach das laissez-faire nicht nur jenen hilft, die gut im Markt platziert sind (die Reichen), sondern auch den Ärmsten. Das allgemeine Prinzip ist gut beschrieben durch den Satz in Bernard de Mandevilles, The Grumbling Hive (1733)) „private Laster sind öffentliche Tugenden“. Durch die verschwenderischen Ausgaben der Reichen und ihre Anstellung der Armen werden aus den Wohltaten für Reiche die Wohltaten für die Armen.

Die Vorstellung, dass „der kreative Sektor der Ökonomie“ Beschäftigung schaffe, gründet sich in dem Argument, dass die Vereinigten Staaten erfolgreich sind, weil sie ein freier Markt und ein kapitalistischer Staat sind.

Der Ausdruck verlor an Zustimmung in den späten 1980er und früher 1990er Jahren, obwohl das Programm zur Senkung der Grenzsteuersätze, zum Ausverkauf der Staatsanteile und zur Deregulierung weiterhin der zentrale Gegenstand der US-amerikanischen Republikanischen Partei war.

Trickle-down-Effekt

Die behaupteten Wirkungen der Trickle-down-Theorie werden auch als Trickle-down-Effekt bezeichnet. Dieser Ausdruck wird auch häufig verwendet, um entsprechende Effekte für die Entwicklungsländer zu beschreiben. Vertreter der Modernisierungstheorie gehen davon aus, dass auch in den Entwicklungsländern bei Wirtschaftswachstum ein Trickle-down-Effekt eintrete, steigender Wohlstand also auch den unteren Bevölkerungsschichten zu Gute komme. Dies wird vor allem von den sogenannten Globalisierungskritikernn bestritten. Die Investitionen würden immer dorthin gehen, wo der Nutzen für die sozial Schwächeren am geringsten sei. Dies sei vor allem durch die Globalisierung zu einem Problem geworden.

Siehe auch

  • quote.bloomberg.com includes economic numbers for the Reagan Administration.
  • Dollar & Sense includes numbers on savings and investment during the Reagan Administration.
  • Rossäpfel-Theorie: Steuersenkung für Besserverdiener oder Internet-Recherche für Einsteiger (laufend aktualisierte Webseite mit großer Sammlung von Internet-Quellen).