Die Vereinigte Presseabteilung der Reichsregierung und des Auswärtigen Amtes war die zentrale Institution der Pressepoltik der Reichsregierung in der Weimarer Republik. Diese Presseabteilung hatte die Aufgabe, die Pressearbeit der Stellen der Reichsregierung zu zentralisieren, zu koordinieren und zu filtern, um parallele und widersprüchliche Verlautbarungen zu vermeiden.
Gründung
Nach Beratungen, die vom Reichskanzler Georg von Hertling geführt wurden, erfolgte die Gründung der Presseabteilung am 1. Oktober 1919. Damit wurden die bisherigen Institutionen wie die Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes und dem bisherigen Chef der Presse beim Reichskanzler in die neue Presseabteilung übernommen. Die Leitung der Presseabteilung wurde einem Pressechef der Reichsregierung - der auf Vorschlag des Reichskanzlers ernannt wurde - übergeben, der den Rang eines Ministerialdirektors trug und direkt dem Reichskanzler verantwortlich war. Er hatte die Pflicht, an den Sitzungen des Kabinetts der Reichsregierung teilzunehmen. Sein Stellvertreter stellte das Auswärtige Amt, das damit eng in die Presseabteilung eingebunden wurde.
Leitung und Sitz
Karl Spiecker war von Dezember 1923 bis Januar 1925, Otto Kiep anschließend bis November 1926 Reichspressechef. Ihm folgte unmittelbar Dr. Walter Zechlin bis zum 1. Juni 1932, sein Stellvertreter war Dr. Heinrich von Kaufmann-Asser, der die Nachfolge von Zechlin übernahm. Letzter Pressechef vor der NS-Machtergreifung war Erich Marcks von August 1932 bis Ende Januar 1933. Den Posten des Leiters des Inlandsreferats bekleidete damals Dr. Hermann Katzenberger. Der Sitz des Presseabteilung lag im Ordenspalais am damaligen Wilhelmplatz 8/9.
Organisation
Die Presseabteilung gliederte sich in elf Referate. Sechs davon umfassten das Ausland entsprechend der Gliederung des Auswärtigen Amtes. Die Übermittlung von Nachrichten in das Ausland übernahm ein weiteres Referat. Die Reichszentrale für Heimatdienst umfasste ein anderes Referat. Ein Referat befasste sich mit Aufgaben des Personals, der Verwaltung, der Finanzen und der Organisation. Für den Lese- und Archivdienst wurde ein eigenständiges Referat errichtet. Die zentrale Arbeit der Presseabteilung fand im Referat Inland statt. Alle Verlautbarungen und Veröffentlichungen musste vor der Herausgabe dem Inslandsreferat vorgelegt werden. Dort erfolgte nicht nur eine Prüfung der Texte, sondern auch notfalls eine Korrektur in Form einer Überarbeitung der Formulierungen.
Pressearbeit
Die praktische Pressearbeit erfolgte durch Pressekonferenzen am Sitz der Presseabteilung an sechs Tagen in der Woche. Jeweils drei Tage führte der Reichspressechef oder der Leiter des Inlandsreferats die sogenannten Presseempfänge, an den anderen Tagen lag der Vorsitz bei einem Vertreter der Journalisten. Der Beginn der Konferenz erfolgte ab 12 Uhr 15. Vorausgegangen war eine interne Konferenz der Presseabteilung, bei der die Ergebnisse der Besprechungen der Ministerrunden bekanntgegeben wurden. Die Zusammensetzung der Teilnehmer der Pressekonferenz wurde durch einen Ausschuss strikt gehandhabt und die Teilnehmer streng überprüft. Da in den Besprechungen der Konferenz auch manchmal vertrauliche Informationen weitergegeben wurden, konnte ein Vertrauenbruch zum Ausschluss aus der Konferenz führen. Etwa sechzig Presseinstitutionen waren zu dieser Zeit bei der Konferenz angemeldet.
Die Presseabteilung finanzierte ihre laufenden direkten Ausgaben durch bestimmte und begrenzte eigene Mittel. Regulär waren die Haushaltsmittel der Presseabteilung dem Etat des Auswärtigen Amtes zugeordnet.
Referenzen
- Cuno Horkenbach, Das Deutsche Reich von 1918 bis Heute, Berlin 1930
- Helga Wermuth, Dr. h.c. Winkler - Ein Gehilfe staatlicher Pressepolitik in der Weimarer Republik, Dissertation München 1975
- Ulrich Heitger, Vom Zeitzeichen zum politischen Führungsmittel : Entwicklungstendenzen und Strukturen der Nachrichtenprogramme des Rundfunks in der Weimarer Republik 1923-1932, Münster 2003
Literatur
- Walter Zechlin, Pressechef bei Ebert, Hindenburg und Kopf - Erlebnisse eines Pressechefs und Diplomaten, Hamburg 1956
- Peter Bauer, Die Organisation der amtlichen Pressepolitik in der Weimarer Zeit (Vereinigte Presseabteilung der Reichsregierung und des Auswärtigen Amtes), Dissertation Berlin 1962
- Johannes Karl Richter, Die Reichszentrale für Heimatdienst - Geschichte der ersten politischen Bildungsstelle in Deutschland und Untersuchung ihrer Rolle in der Weimarer Republik, Berlin 1963