Tillandsien
Mit über 400 Arten ist die Gattung Tillandsia die größte und artenreichste in der Familie der Bromeliaceae (= Bromelien), zu der auch die Ananas gehört. Carl von Linné stellte diese Gattung im Jahre 1753 auf, und benannte sie nach dem finnischen Botaniker Elias Tillandz (1640 bis 1693).
Tillandsienarten leben epiphytisch also auf anderen Pflanzen (Bäumen aber auch Kakteen) oder an Felsen (lithophytisch) oder seltener auf dem Boden (terrestrisch).
Tillandsien lassen sich in grüne und graue Arten aufteilen. Die grünen Arten mit ihrem Anspruch an ein feuchtes Klima leben meistens mehr im Schatten in den unteren Etagen der Wälder.
Dagegen leben fast alle grauen Tillandsienarten in der vollen Sonne - in den oberen Etagen der Wälder oder an Felsen oder auf dem Boden.
Als weitgehend wurzellose Pflanzen haben sie eine ganz besondere und hochgradig spezialisierte Lebensweise. Ihr graues Aussehen resultiert daraus, dass ihre Sprosse und Blätter extrem dicht von winzigen Saugschuppen (Trichomen) bedeckt sind. Es sind komplex gebaute Haare, die an der Außenhaut (Epidermis) der Blätter gebildet werden, aber gleich danach absterben. Die toten Zellen dieser Schuppenhaare füllen sich mit Luft, so dass das Licht reflektiert wird und die Pflanzen fast weiß erscheinen. Umso graue die Arten sind umso mehr (oder größere) Saugschuppen haben sie.
Die Funktion der Saugschuppen gleicht der von Fließpapier. Sobald sie sich mit Wasser vollgesogen haben, wird das unterhalb der Saugschuppen liegende grüne Blattgewebe wieder sichtbar und die Pflanze "ergrünt". Nun kann das Blattgewebe wieder mehr Licht aufnehmen. Sobald die Sonne die Pflanzen wieder abtrocknet werden diese wieder weiß. So dienen die Saugschuppen nicht nur der Wasseraufnahme, sondern auch als Verdunstungs- und Sonnenschutz. Durch diesen speziellen Überlebenstrick sind die Pflanzen in der Lage, auch ohne Wurzeln, Nebeltröpfchen, aber auch Regenwasser, unmittelbar aufzusaugen und so ihren Wasserbedarf zu decken. Die benötigten Mineralstoffe beziehen diese Pflanzen aus den geringen Mengen, die im herangewehten Staub enthalten sind und sich im so aufgenommenen Wasser gelöst haben.
Die Wurzeln dienen lediglich der Befestigung und verfügen darum über keine Härchen, durch die Mineralstoffe und Wasser aufgenommen würden.
Vermehrung
Tillandsien können sich - wie andere Bromelien auch - auf zweierlei Art vermehren.
Die erste ist die "normale" durch Bestäubung und Samenbildung. Dabei muß der Pollen aber von einer anderen Pflanze der gleichen Art stammen, da sie nicht selbstfertil sind, d.h. sie können sich nicht selbst bestäuben.
Die zweite Vermehrungsvariante ist die so genannte Kindelbildung. Hierbei sprießen, häufig am Stamm der Mutterpflanze, neue Pflanzen. Dies geschieht ebenfalls nach der Blüte.
Mit der Blüte ist das Leben der Tillandsie am Ende angelangt. Es werden noch Samen bzw. Kindel gebildet, dann geht die Mutterpflanze zugrunde.
Verbreitung

Die Tillandsien sind vom Süden der USA bis fast zur Südspitze Südamerikas verbreitet. Sie wachsen:
- epiphytisch auf Bäumen und Kakteen, auf Felsen, Dächern, sogar Telefondrähten oder auch terrestrisch.
- Sie sind in der heißen Sandwüste der Küste (Atakamawüste) zu finden (z.B. Tillansia purpurea),
- ebenso in den feuchten, heißen Regenwäldern,
- den kühlen, ebenfalls feuchten Nebelwäldern,
- tiefeingeschnittenen Trockentälern,
- als auch den Hochsteppen bis 4000 m Höhe.
Kultur

Viele Tillandsien stellen kaum Pflegeansprüche und können bei ausreichend Licht und regelmäßigem Besprühen mit Regenwasser auch im Wohnzimmer gedeihen, was sie zu idealen Zimmerpflanzen macht, da sie auch keine Erde benötigen.
Deshalb sieht man sie in letzter Zeit immer häufiger in Blumengeschäften und sogar Baumärkten mit Gartenabteilung. Dies liegt auch an ihrer bizarr anmutenden Erscheinung und ihren oft attraktiven Blüten und Blütenständen.
Kuriosum
Sehr anregend wirkte die Pflanzenart in der Vergangenheit auf die Wissenschaft, die gern herausfinden wollte, wie die Pflanze überhaupt an ihre Nährstoffe kommt. Der französische Forscher Kervran meinte herausgefunden zu haben, dass sie das nur durch biologische Elementumwandlungen schaffen könne, und er glaubte, diese seien nachgewiesen worden, was aber nach heutigem wissenschaftlichen Denken nicht akzeptabel erscheint.
Literatur
- Klaus Labude: Tillandsien (2002) ISBN 3897451557
- Elvira Groß: Tillandsien für Zimmer und Wintergarten (2001) ISBN 3800132222
- Rauh, Werner; Bromelien - Tillandsien und andere kulturwürdige Bromelien; (1990) ISBN 3800163713