Niyazi Misri, islamischer Mystiker (siehe auch Sufismus), ist einer der bekanntesten Sheikhs der Halveti-Tariqa (Halveti- Derwisch-Orden); gest. 1697 im Exil auf der griechischen Insel Lesbos.
Er ist Autor einiger mystischer Gedichte, ebenso ist er durch Kommentare zu früheren türkischen mystischen Versen bekannt geworden, wie zum Beispiel von Yunus Emre († 1321), dessen Werke noch heute in der Jerrahi-Halveti-Tariqa gepflegt werden.
Weil Niyazi Misris Verse von den orthodoxen Gelehrten mißverstanden werden, verbannt man ihn später auf Geheiß des Sultans auf die Insel Lesbos. Die letzten Tage seines Lebens verbringt er dort gefesselt in einem Verließ. Weil er nicht die Möglichkeit hat sich sauber zu halten, stirbt er dort schließlich völlig verwahrlost in seiner Zelle.
Der Überlieferung nach ruft der orthodoxe Totenwäscher beim Anblick seines Leichnams: „Schau Dich nur an, man nennt Dich einen Heiligen, aber wie kannst Du bei Deinem Tod nur so dreckig sein!“ Darauf setzt sich der tote Niyazi Misri auf und sagt: „Wir fanden keine Zeit mehr unser Äußeres zu reinigen, während wir mit der Reinigung des Inneren beschäftigt waren.“ Der Totenwäscher soll daraufhin in Ohnmacht gefallen sein.