Hinweis: Eine weitere Bedeutung des Wortes OSCAR findet sich unter OSCAR
Die Academy Awards sind der bedeutendste US-amerikanische Filmpreis. Sie werden von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences verliehen. Die Academy Awards werden nach den verliehenen Statuetten gemeinhin Oscars genannt. Diese Statuetten stellen einen Ritter mit einem Schwert auf einer Filmrolle dar und wurden vom damaligen Art Director der Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), Cederic Gibbons, entworfen. Sie sind 34 cm hoch und wiegen etwa 4 kg. Während des 2. Weltkriegs herrschte auch in den USA Metallmangel. In den Jahren des Weltkriegs wurden deshalb Gips-Oscars verliehen, welche nach dem Krieg wieder ausgetauscht wurden. Der Oscar wurde 1927 von dem damaligen Präsidenten der MGM Studios, Louis B. Mayer, ins Leben gerufen.
Geschichte
Gegen Ende der 1920er Jahre befand sich die amerikanische Filmindustrie in einer Krise. Neue Erfindungen - zum Beispiel das Radio - führten dazu, dass nicht mehr so viele Menschen in die Kinos strömten. Für die Mächtigen in den großen Studios brachen schwierige Zeiten an: Die Bildung von Gewerkschaften auch in der Filmindustrie führte dazu, dass sie sich nicht weiterhin ungehindert selbst einen Rekordlohn zahlen und die Arbeiter in ihren Studios mit einem Hungerlohn abspeisen konnten. Im Rahmen von Demonstrationen wurden mehr Lohn und die Einführung geregelter Arbeitsverhältnisse gefordert. Zudem saßen den Studios die Zensoren im Nacken. Die selbsternannten Großen hatten es nicht mehr leicht.
Der Boss der damals sehr erfolgreichen und sehr einflussreichen Metro-Goldwyn-Mayer-Studios, Louis B. Mayer, traf sich mit zwei guten Freunden, um sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen. Zusammen mit Conrad Nagel und Fred Niblo ersann er ein Instrument, das die Kunst des Filmemachens verkörpern würde und eine zentrale Steuerung der Interessen der Filmschaffenden gewährleisten sollte: Eine Akademie schien diese Anforderungen zu erfüllen.
Am 11. Januar 1927 wurde ein Gala-Dinner veranstaltet, bei dem sich 33 einflussreiche und namhafte Filmgrößen eintrafen, um die “Academy of Motion Picture Arts and Sciences” zu gründen. Unter ihnen befanden sich Berühmtheiten wie etwa Douglas Fairbanks, Mary Pickford, Cecil B. DeMille, die Warner Brothers und andere. Beim ersten offiziellen Bankett der Akademie am 11. Mai 1927, bei dem über 250 Filmschaffende anwesend waren, feierten sich die Gründer der Akademie als Förderer von Filmkunst und Technik. Und tatsächlich schien die Idee regen Anklang zu finden: Die über 250 geladenen Gäste ließen sich nicht lange bitten und wurden sofort Mitglieder der neuen Akademie.
Man gab der Akademie Statuten. Es sollte festgeschrieben stehen, um welche Aufgaben sich die Akademie zu kümmern hatte. Von einem Preis war da noch gar nicht die Rede. Von einer Ehrung für herausragende Leistungen nur in einem Nebensatz in Absatz 7.
Anfang 1928 entschloss man sich, diesen Punkt 7 zu verwirklichen. Wie die Ehrung aussehen sollte, war bis dahin noch niemandem klar. Bis zum Jahresende nahm der Preis allerdings langsam Formen an: Mit einem goldenen Ritter, der auf einer Filmrolle stand, sollten besondere Leistungen gewürdigt werden. Am 16. Mai 1929 wurde der Preis zum ersten Mal vergeben. Interessiert hat das damals aber kaum jemanden: Zwölf Statuen wurden bei einem geschlossenen Dinner vergeben und die Gewinner waren schon eine Woche vorher einem Zeitungsinserat zu entnehmen. Die erste “Beste Schauspielerin” der Akademie, Janet Gaynor, brachte es Jahre später auf den Punkt: “Über die Begegnung mit Douglas Fairbanks habe ich mich damals viel mehr gefreut als über den seltsamen Preis.”
Das Interesse an der familiären Preisverleihung stieg zwar ein wenig, als man sie 1930 zum ersten Mal im Radio übertrug. Doch noch immer war der “Academy Award of Merit” eine Fußnote in der amerikanischen Filmindustrie. Erst 1941 ließ sich die Akademie einen geschickten Werbetrick einfallen. Ein Film ist nur halb so interessant, wenn man schon weiß, wie er endet. Warum also sollte man die Gewinner der Statute schon im voraus bekannt geben? Seit 1941 werden die Namen der Preisträger in versiegelten Umschlägen gehütet wie ein Schatz. Niemand außer den Notaren der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft “Price Waterhouse” (jetzt PricewaterhouseCoopers) weiß bis zur Öffnung der Umschläge, wer den Goldkerl mit nach Hause nehmen darf.
Die Rechnung ging auf. Das Interesse stieg kontinuierlich. Auch die Tatsache, dass nicht mehr nur eine Hand voll Erlesener die Gewinner bestimmte, wie es in den früheren Jahren der Akademie der Fall war, sondern dass alle Mitglieder ein Stimmrecht hatten, machte den Oscar immer bedeutender.
1953 sollte der Oscar einen weiteren Schritt hin zum Publikum machen: Zum ersten Mal wurde die Verleihung im Fernsehen übertragen. Das Fernsehen vermochte etwas, das das Medium Radio nicht konnte: Die Zuschauer konnten sich endlich selbst ein Bild machen. Die Preisträger waren nicht mehr nur Dankesreden und man konnte schließlich einen Eindruck von den Filmen anhand von Ausschnitten gewinnen. Die Zeremonie war nicht mehr nur ein familiäres Festbankett, sondern eine zuschauerwirksame Show geworden.
Geschichten, Skandale und Skandälchen verhalfen den Oscars zu immer mehr Popularität. Heute stimmen mehr als 5.500 Mitglieder der Akademie in den einzelnen Kategorien ab und die Verleihung wird weltweit übertragen und jährlich von etwa 800 Millionen Menschen verfolgt. Einen Oscar zu gewinnen, bedeutet heute für einen Film Umsatzsteigerung und für die Preisträger Prestige und Honorarsteigerung.
Austragungsorte
Im Laufe der Jahre wurden die Academy Awards in vielen Örtlichkeiten vergeben:
- The Blossom Room im Hollywood Roosevelt Hotel (1929)
- The Cocoanut Grove im Ambassador Hotel (1930, 1940, 1943)
- The Fiesta Room im Ambassador Hotel (1931, 1933-1934)
- The Sala D'Oro im Biltmore Hotel (1932)
- The Biltmore Bowl im Biltmore Hotel (1935-1939, 1941, 1942)
- Grauman's Chinese Theatre (1944-1946)
- The Shrine Civic Auditorium (1947, 1948, 1988, 1989, 1991, 1995, 1997, 1998, 2000, 2001)
- The Academy Award Theater (1949)
- The RKO Pantages Theatre (1950-1952, 1958-1960)
- The Santa Monica Civic Auditorium (1961-1968)
- The Dorothy Chandler Pavilion (1969-1987, 1990, 1992-1994, 1996, 1999)
- The Kodak Theatre seit 2002
Die 25. bis 29. Verleihung fand nicht in Los Angeles, sondern in New York statt:
- NBC International Theatre (1953)
- NBC Center Theatre (1954)
- NBC Century Theatre(1956 und 1957)
Kategorien
Academy Awards werden in den folgenden Kategorien vergeben:
Kategorie | Originalbezeichnung | verliehen seit |
---|---|---|
Bester Film | Best Picture | 1929 |
Schauspieler in einer Hauptrolle | Actor in a Leading Role | 1929 |
Schauspielerin in einer Hauptrolle | Actress in a Leading Role | 1929 |
Schauspieler in einer Nebenrolle | Actor in a Supporting Role | 1937 |
Schauspielerin in einer Nebenrolle | Actress in a Supporting Role | 1937 |
Animierter Spielfilm | Animated Feature Film | 2002 |
Ausstattung | Art Direction | 1929 |
Kamera | Cinematography | 1929 |
Kostümdesign | Costume Design | 1949 |
Regie | Directing | 1929 |
Dokumentarfilm | Documentary Feature | 1942 |
Dokumentar-Kurzfilm | Documentary Short Subject | 1944 |
Schnitt | Film Editing | 1935 |
Fremdsprachiger Film | Foreign Language Film | 1947 |
Make-Up | Makeup | 1982 |
Musik | Music - Original Score | 1935 |
Song | Music - Original Song | 1935 |
Animierter Kurzfilm | Short Film - Animated | 1932 |
Kurzfilm | Short Film - Live Action | 1932 |
Ton | Sound Mixing | 1930 |
Tonschnitt | Sound Editing | 1964 |
Spezialeffekte | Visual Effects | 1940 |
Drehbuch nach einer literarischen Vorlage | Writing - Screenplay - Adaptation | 1929 |
Originaldrehbuch | Writing - Screenplay - Original | 1929 |
Sonderpreise
Kategorie | Originalbezeichnung | verliehen seit |
---|---|---|
Ehrenoscar | Academy Honorary Award | 1929 |
"Irving G. Thalberg"-Preis | The Irving G. Thalberg Memorial Award | 1938 |
"Gordon E. Sawyer"-Preis | Gordon E. Sawyer Academy Award | 1982 |
"Jean Hersholt"-Preis | Jean Hersholt Humanitarian Award | 1957 |
Miniatur-Oscar (Jugendpreis) | Juvenile Award | 1935 (wird nicht mehr verliehen) |
Technische Verdienste | Technical Achievement Award | 1931 |
Wissenschafts- und Entwicklungs-Preis | Scientific and Engeneering Award | 1931 |
Die erfolgreichsten Filme
Lange Zeit war der Film Ben Hur (1960) der erfolgreichste Film in der Oscargeschichte. Er bekam 11 der begehrten Trophäen. Erst im Jahr 1998 konnte Titanic mit ebenfalls 11 Auszeichnungen gleichziehen. Nur sechs Jahre sollte es dauern, bis sich mit Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs ein weiterer Film mit 11 Oscars in diese Riege einreihte. Letzterer war sogar einer der wenigen Filme, welcher alle Nominierungen auch in Auszeichnungen umsetzen konnte.
Interessante Fakten
- Walt Disney wurde im Laufe seines Lebens insgesamt 64 mal für einen Oscar nominiert. Bekommen hat er ihn 26 mal, darunter ein Sonder-Oscar im Jahr 1932 für die Schöpfung von Mickey Maus und der Irving G. Thalberg Memorial Award.
- Die meistnominierte noch lebende Person ist der Komponist John Williams. Im Jahr 2005 wurde er zum 42. mal nominiert.
- Die am häufigsten nominierte Schauspielerin ist Meryl Streep. Sie wurde 13 mal nominiert und hat bisher 3 Auszeichnungen bekommen. Katherine Hepburn war insgesamt 12 mal nominiert und hat 4 Oscars erhalten. Sie ist damit die am häufigsten ausgezeichnete Darstellerin.
- In der Geschichte der Academy Awards wurde bisher erst drei Mal eine Frau für die Beste Regie nominiert: Lina Wertmüller 1976 für Sieben Schönheiten, Jane Campion für Das Piano (1993) und Sofia Coppola 2004 für Lost in Translation.
- Alfred Hitchcock wurde insgesamt vier Mal nominiert, bekommen hat er aber erst 1967 den Irving G. Thalberg Award, einen Ehren-Oscar.
- Frankreich hält in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film den Rekord mit 32 Nominierungen. Italien ist das Land mit den meisten Auszeichnungen in dieser Kategorie, nämlich mit 10 Oscars. Deutschland war in dieser Kategorie bisher 12 mal nominiert, zuletzt im Jahr 2005 mit dem Film Der Untergang. Gewonnen hat Deutschland erst ganze zwei Mal: 1976 mit Die Blechtrommel und Caroline Links Film Nirgendwo in Afrika im Jahr 2003.
- Bisher haben es nur drei Filme geschafft, alle Preise in den sogenannten Hauptkategorien (Bester Film, Regie, Hauptdarsteller, Hauptdarstellerin und Drehbuch) zu bekommen: It Happened One Night (1934), Einer flog über das Kuckucksnest (1975) und Das Schweigen der Lämmer (1991).
- Es gibt aber auch Verlierer bei der Oscarverleihung. Einer von ihnen ist sicher der Film Die Farbe Lila von Steven Spielberg. Dieser war im Jahr 1986 11 mal nominiert und ging gänzlich leer aus. Eine ähnliche Enntäuschung mußte Martin Scorsese mit seinem Film Gangs of New York hinnehmen, denn er ging bei 10 Nominierungen ebenfalls leer aus.
- Ganze zwei Mal kam es bisher erst vor, dass ein Schauspieler in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Preis erhalten hat. Der erste Schaupieler war Spencer Tracy, welcher im Jahr 1937 für seine Rolle in Captains Couragegous und im Jahr darauf für seine Darstellung in Boys Town ausgezeichnet wurde. Zum zweiten mal geschah dieses durch Tom Hanks in den Jahren 1993 Philadelphia und 1994 Forrest Gump.
- Eine "Panne" passierte im Jahr 1968. Da mußte die Academy nämlich wegen absoluter Stimmengleichheit gleich zwei Schaupielerinnen auf die Bühne bitte: Barbra Streisand (Funny Girl) und Katherine Hepburn Ein Löwe im Winter
- Die älteste mit einem regulären Oscar ausgezeichnete Person war im Jahr 1989 die Schaupielerin Jessica Tandy, welche im Alter von 80 Jahren den Oscar für ihre Rolle in Miss Daisys Chauffeur (Driving Miss Daisy) entgegen nehmen konnte.
- Die jüngste Person war Tatum O'Neal als beste Nebendarstellerin im Film Paper Moon. Sie war damals 10 Jahre alt. Den Juvenile Award bekam allerdings im Alter von nur sechs Jahren Shirley Temple überreicht.
- Die Oscarverleihung wurden in ihre Geschichte bisher dreimal kurzfristig verschoben: Das erste Mal passierte dieses 1938, als ein Hochwasser Los Angeles überschwemmt. Die Veranstaltung fand eine Woche später statt. Im Jahr 1968 wurde die Verleihung aus Respekt vor den Trauerfeierlichkeiten von Martin Luther King (die Beisetzung war am Tag der geplanten Verleihung) um zwei Tage verschoben. 1981 wurde die Oscarverleihung aufgrund des Attentates auf Präsident Ronald Reagan um 24 Stunden verschoben.
- Seit 1989 hat die Academy darauf bestanden, dass es bei dieser Preisverleihung eigentlich keine Verlierer (und somit eigentlich auch keine Gewinner) gibt. Daher hieß es ab diesem Jahr nicht mehr And the winner is... sondern And the Oscar goes to.... Allerdings hatten in den folgenden Jahren noch so einige damit ihre Probleme und so kam es hin und wieder zu den alten Worten. Vor einigen Jahren vergaben übrigens Michael und Kirk Douglas einen Oscar und Kirk Douglas bestand demonstrativ auf And the winner is..., ganz zur Belustigung der Gäste.
Siehe auch: Filmpreis, Deutscher Filmpreis
Weblinks
- Die Homepage zur aktuellen Oscarverleihung
- Die Homepage der Academy of Motion Picture Arts and Sciences
- Interessante Homepage von Filmfans mit Spekulationen und allem wichtigen rund um den Oscar
- Vollständige deutschsprachige Oscar-Datenbank
- Deutsche Homepage zur Oscarverleihung
- Gewinner der letzten Jahre