Otto Sander (* 30. Juni 1941 in Hannover) ist ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher und Hörspielsprecher.
Ausbildung und Arbeit am Theater
Otto Sander wurde in Hannover geboren und wuchs in Peine und Kassel auf. Er legte 1961 am Kasseler Friedrichsgymnasium das Abitur ab und absolvierte anschließend in den Jahren 1961/62 seinen Wehrdienst bei der Bundesmarine. Mit dem ursprünglichen Ziel, Regisseur zu werden studierte Sander von 1962 bis 1967 Theaterwissenschaft, Germanistik, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie in München. 1964 wechselte er an die Münchner Otto Falckenberg Schule, um Schauspielunterricht zu nehmen, welcher er jedoch 1965 verwiesen wurde und seine dortige Ausbildung mit einer externen Abschlussprüfung vollendete.
Sein erstes Engagement erhielt Sander an den Kammerspielen in Düsseldorf, wo er 1965 debütierte. In den Jahren 1967/68 folgte ein Engagement am Theater der Stadt Heidelberg, ehe er 1968 von Claus Peymann an die Freie Volksbühne Berlin berufen wurde. Danach wurde er von Peter Stein an die 1970 gegründete Schaubühne am Halleschen Ufer geholt, wo Sander unter anderem mit Klaus Michael Grüber, Wilfried Minks und Luc Bondy zusammenarbeitete. Ab 1980 gastierte Sander an unterschiedlichen Bühnen, so unter anderem 1981 am Schillertheater Berlin, 1985 an der Freien Volksbühne und 1989 an der Komödie am Kurfürstendamm. In jüngerer Zeit war Sander zum Beispiel als Hauptmann von Köpenick am Schauspielhaus Bochum zu sehen (2004).
Neben seiner Arbeit als Schauspieler betätigte Sander sich zudem als Regisseur und stellte seine Inszenierungen, die teilweise in Zusammenarbeit mit anderen Regisseuren wie Wolf Redl und Peter Fitz entstanden, unter anderem an der Schaubühne am Halleschen Ufer (1975, 1977 1982 und 1983) und am Schauspielhaus Zürich (1984/85) vor.
Nach längerer Krankheit kehrt Otto Sander im Oktober 2007 auf die Theaterbühne zurück und spielt im Renaissance-Theater in Berlin Das letzte Band von Samuel Beckett.
Film und Fernsehen
Sander feierte 1964 in der Rolle eines Bauernsohns in Roland Klicks Kurzfilm Ludwig sein Filmdebut. Danach folgten weitere Produktionen für Film und Fernsehen, so ist Sander unter anderem 1976 in Éric Rohmers Die Marquise von O. und 1979 in Die Blechtrommel von Volker Schlöndorff zu sehen. Zu seinen wohl bekanntesten Filmrollen gehören die des Engels Cassiel in Der Himmel über Berlin von Wim Wenders sowie die des U-Boot-Kommandanten Kapitänleutnant Philipp Thomsen in Das Boot von Wolfgang Petersen.
Dank seiner warmen, kräftigen Stimme, die ihm den Beinamen The Voice einbrachte, wird Sander sehr häufig als Sprecher für Fernsehdokumentationen, Hörbucher und Hörspiele sowie als Synchronsprecher eingesetzt. So lieh er unter anderem Dustin Hoffman (Tod eines Handlungsreisenden) und Ian McKellen (Richard III.) seine Stimme, sprach den Kommentar in der Oscar-gekrönten Arthur-Cohn-Produktion Ein Tag im September und war der Erzähler in dem Film Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders wie auch in diversen Werner-Filmen.
Privates
Sander ist mit der Schauspielerin Monika Hansen verheiratet und somit Stiefvater von Ben und Meret Becker. Er hat zwei Brüder und eine Schwester.
Filmografie (Auswahl)
- 1970 Nicht fummeln, Liebling - Regie: May Spils
- 1973 Einer von uns beiden - Regie: Wolfgang Petersen
- 1974 Meine Sorgen möcht' ich haben - Regie: Wolf Gremm
- 1975 Lehmanns Erzählungen - Regie: Wolfgang Staudte
- 1976 Die Marquise von O - Regie: Éric Rohmer
- 1976 Vier gegen die Bank - Regie: Wolfgang Petersen
- 1979 Die Blechtrommel - Regie: Volker Schlöndorff
- 1980 Palermo oder Wolfsburg - Regie: Werner Schroeter
- 1980 Eine Liebe in Deutschland - Regie: Andrzej Wajda (als Erzähler)
- 1981 Das Boot - Regie: Wolfgang Petersen
- 1981 Der Mann Im Pyjama - Regie: Christian Rateuke, Hartmann Schmige
- 1986 Rosa Luxemburg - Regie: Margarethe von Trotta
- 1987 Der Himmel über Berlin - Regie: Wim Wenders
- 1988 Der Bruch - Regie: Frank Beyer
- 1988 Zum Beispiel Otto Spalt - Regie: René Perraudin
- 1993 In weiter Ferne, so nah! - Regie: Wim Wenders
- 1994 Das Loch - Regie: Matthias Heise
- 1995 Nikolaikirche - Regie: Frank Beyer
- 1996 Gespräch mit dem Biest Regie: Armin Mueller-Stahl
- 1997 Comedian Harmonists - Regie: Joseph Vilsmaier
- 1999 Der Einstein des Sex - Regie: Rosa von Praunheim
- 2000 Les Misérables – Gefangene des Schicksals - Regie: Josée Dayan
- 2000 Marlene - Regie: Joseph Vilsmaier
- 2001 Sass - Regie: Carlo Rola
- 2002 Tödliches Vertrauen - Regie: Johannes Grieser
- 2005 Little Spoon - Regie: Régine Provvedi
CD
- Ritter und Raben (Balladen); Otto Sander und das Oakmusic Ensemble, 2007, Patmos Verlag
- "Otto Sander liest Bukowski" (Hörbuch); für eine Hörspiel Reihe der SZ (Bibliothek der Erzähler) liest Sander Kaputt in Hollywood, 2006 von Süddeutsche Zeitung GmbH
- Barclay und Felipe - Hörspiel von Peter Eckhart Reichel mit Otto Sander und Manfred Steffen, hoerbuchedition words & music, 2007, ISBN 978-3-98117-780-0 (Nominierung: Deutscher Hörbuchpreis 2008 in der Kategorie: Beste Fiktion)
Auszeichnungen
- 1979 Deutscher Kritikerpreis
- 1980 und 1989 Deutscher Darstellerpreis
- 1997 Berliner Bär (BZ-Kulturpreis)
- 2007 Die Goldene Kamera in der Kategorie Jubiläum für Das Boot
Literatur
- Klaus Dermutz, Karin Meßlinger: Otto Sander. Ein Hauch von Anarchie darf schon dabei sein .... Henschel, Berlin 2002, ISBN 3-89487-381-7
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Sander, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 30. Juni 1941 |
GEBURTSORT | Hannover |