Geschichte British Columbias

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Die Geschichte British Columbias, einer Provinz Kanadas, reicht mit Blick auf die menschliche Besiedlung bis an das Ende der letzten Eiszeit zurück.

Ur- und Frühgeschichte

Überblick

Erste menschliche Spuren

Schon während der letzten Eiszeit könnten an der Westküste Menschen gelebt haben, denn auf und um die Vancouver-Insel finden sich mehrere Refugia genannte eisfreie Gebiete. In der Port Eliza Cave, einer Höhle an der nördlichen Westküste, fanden sich zudem 16 bis 18.000 Jahre alte Überreste von Mammuten, Bergziegen, dazu verschiedene Pollenarten, die auf eine Vegetation mit Gras und Bäumen hinweisen.[1] Doch genügt der Nachweis einer für Menschen bewohnbaren Umgebung nicht, um einen Besiedlungsweg von der Beringstraße südwärts nachweisen zu können. Der älteste Fund aus dem Nordwesten stammt aus einer Höhle im Tongass National Forest (entdeckt 1996) auf der Prince of Wales Island, und wird auf ein Alter von 10.300 Jahren datiert.[2] Ausgrabungen bei Namu, auf dem Festland 150 km nördlich von Vancouver Island, und bei Lawn Point auf Graham Island im Queen-Charlotte-Gebiet, zeigen, dass die frühesten bisher bekannten Bewohner bereits um 8000 bis 9000 v. Chr. hier lebten.[3] Auffällig ist hier die enorme Menge an Microblades. Sie waren wohl Bestandteil von Kompositwerkzeugen, wurden also als Spitzen und Klingen in Halterungen aus Holz, Geweih oder Knochen gebraucht. Diese Technik war schon vor 20.000 Jahren in Nordostasien bekannt und dürfte vor 12-15.000 Jahren nach Alaska gekommen sein. Auffällig ist, dass im Norden beidseitig bearbeitete Speerspitzen fehlen.

Archaische Phase, ca. 8000 bis 4000 v. Chr.

Die Südwestliche und die Nordwestliche Küstenkultur lassen sich mindestens bis 8000 v. Chr. nachweisen. Aus welcher Richtung die Besiedlung erfolgte ist jedoch unklar. Schon die älteste Fundstätte auf Vancouver Island, die Bear Cove (ca. 6000 v. Chr.), deutet auf eine starke Orientierung auf die Jagd von Meeressäugern hin, während im Hinterland eher Lachs die Lebensgrundlage bildete.[4] Diese Aufteilung in eher meerwärts orientierte Gruppen mit hochseetauglichen Fahrzeugen, und Gruppen, die sich auf den Fang von Lachs verlegten, ist bis heute kennzeichnend. Wie fast überall an der Küste hat der ansteigende Meeresspiegel viele Spuren zerstört, sieht man von den Queen Charlotte Islands ab, die um 7500 v. Chr. besiedelt wurden. Sie tragen mit den Haida eine der ältesten ortskonstanten Bevölkerungen der Welt.

Auch auf dem Plateau lassen sich erste Spuren seit ca. 9000 v. Chr. nachweisen. Das Leben im trockeneren Hinterland basierte nur partiell auf Fischfang. Hier kamen der Jagd und dem Sammeln größere Bedeutung zu. Der älteste Obsidian-Handel soll bis 8000 v. Chr. zurückreichen und auf einer Lagerstätte am Mt. Edziza (2787 m) in Nord-British-Columbia basiert haben. [5]

Der Norden British Columbias gehört bereits dem sub-arktischen Kulturareal an, das erst sehr spät fassbar wird. Hier lebten Taku River Tlingit, Tagish, Dease River (Tahltan) und südliche Tutchone.

Ab etwa 4000 v. Chr.

Die Mittlere Plateau-Kultur zwischen den Rocky Mountains und dem pazifischen Küstengebirge entwickelte um 2500 v. Chr. das so genannte Pit House, das teilweise in die Erde eingegraben wurde. Zugleich basierte die Ernährung zunehmend auf Lachs, daneben spielten Muscheln und Wild, bis hin zu Skunks eine gewisse Rolle. Die Bevölkerung wuchs, und es entstanden Großdörfer, von denen manche mehr als ein Jahrtausend kontinuierlicher Nutzung aufweisen. Die heutigen Salish-Stämme werden mit dieser Kultur eng in Verbindung gebracht. Ausnahmen in diesem Gebiet sind die Nicola und die Kootenay, doch kamen etwa um 500 v. Chr. Eyak-Athapaskisch-Sprecher, wie Chilcotin und Dakelh hinzu. Als wichtigste Veränderung gilt der Übergang zu einer Halbsesshaftigkeit mit festen Winterdörfern und sommerlichen Wanderzyklen, entsprechend den Jagd- und Sammelerfordernissen, sowie dem Berühren von Punkten mit hoher ritueller Relevanz (um 2000 v. Chr.).

Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich an der Küste, deren Kulturen sich zunehmend regional differenzierten. Um den Skeena River im Norden werden Prince Rupert III/Haqwilget A, Gitaus VI und der Skeena Complex unterschieden. Im zentralen Norden unterscheidet man Namu II und III, McNaughton I und die Cathedral phase, an der zentralen Südküste Bear Cove II und O'Conner II. An der Westküste von Vancouver Island das mit den Nuu-chah-nulth in Beziehung stehende frühe und mittlere Yuquot, sowie Shoemaker Bay I; an der Georgian Strait und am unteren Fraser die Phasen Maurer, St. Mungo und die frühe Locarno-Beach-Phase, auf den Golfinseln die Mayne phase, und auch hier die frühe Locarno Beach phase; schließlich am Fraser Canyon die Phasen Eayem und frühes Baldwin. Die Gesellschaftshierarchie prägte sich deutlicher aus, einige Gruppen hatten besseren Zugriff auf Ressourcen, Reichtum wurde angehäuft und der Handel nahm zu. Lachs, Kerzenfisch und Schalentiere wurden zu den wichtigsten Lebensmitteln. Daher tauchen zahlreiche als shell middens bezeichnete Hügel auf, in denen auch weniger dauerhafte Artefakte überdauerten. Gegen Ende der Epoche lassen sich erstmals Plankenhäuser nachweisen.

Ausgrabungen bei Yuquot, um den Hesquiat Harbor und im westlichen Barkley Sound haben gezeigt, dass hier bereits um 2300 v. Chr. Menschen lebten.

Die späte Plateau-Kultur war durch Kleinräumigkeit gekennzeichnet. An dem Wechsel zwischen Winterdörfern und Sommerlagern hatte sich nichts geändert. In Erdlöchern wurden Vorräte angelegt, heiße Steine dienten zum Backen und Kochen. Tierförmige Schnitzereien scheinen zugenommen zu haben, ebenso der Handel mit den Küstenvölkern, allerdings hauptsächlich am mittleren Fraser und am Thompson River. Die Dörfer wurden größer und die Bevölkerung nahm zu, doch waren manche dieser Großdörfer nur kurzzeitig bewohnt, andere über tausend Jahre lang (z. B. Keatly Creek Site). Kennzeichnend ist das Pit House, wobei dies bei den Kootenay im Südosten British Columbias infrage gestellt wurde. Bei ihnen wurde der Einfluss der Plainskulturen erst mit der Einführung des Pferdes stärker.[6] Dieser Haustyp hat extensivere Bevorratung ermöglicht und so die Ernährung besser gesichert (ab ca. 2000 v. Chr.).

Die späte Plateauphase wird wiederum in drei Phasen unterteilt, die Shuswap horizon (2500 bis 500 v. Chr.), Plateau horizon (500 v. Chr. bis 800 n. Chr.) und Kamloops horizon (800 bis 1800) genannt werden. Pfeil und Bogen tauchten erst sehr spät auf. Auch entwickelte sich eine Gesellschaft, die auf Familienverbänden, stammesübergreifenden Verwandtschaften und einer Hierarchisierung basierte.

Am Nitinat Lake ist durch Überschwemmungen einiges konserviert worden.[7] Das älteste Stück, das sich eindeutig der Tradition der Nuu-chah-nulth zuweisen lässt, ist 2000 Jahre alt: ein Vogelkopf aus Walknochen. Auch fanden sich aus Geweihstücken gefertigte Kämme aus der Zeit um 1000 n. Chr., einige mit Wolfsskulpturen, andere mit menschlichen Gesichtszügen. Geweihe und Knochen, aber auch Tierzähne, Glimmer und Muscheln dienten ebenso als Ausgangsmaterial für Schmuck, selbst Vogelknochen. Doch die Zahl der Funde ist ausgesprochen klein. Wichtiger war wohl die Körperbemalung, die sich zwar früh, aber naturgemäß nur selten nachweisen lässt.

Spätestens um 500 v. Chr. entwickelten sich komplexe Formen der Gesellschaft mit ausgefeilten Ritualen, Kunsttraditionen und einem hoch entwickelten spirituellen Leben. Um 800 vermutet man ein gewisses Bevölkerungswachstum, denn eine Anzahl von neu entstandenen Dörfern lässt sich nachweisen, z.B. T'akw'aa bei den Toquaht im westlichen Barkley Sound oder Hesquiat und Kupti im oberen Nootka Sound. In ersterem fanden sich kleine steinerne Walfiguren, in Yuquot eine tausend Jahre alte Harpune. Die Küstenkultur am Pazifik näherte sich zwischen 500 v. und 500 n. Chr. annähernd der Ausprägung, die die Europäer Ende des 18. Jahrhunderts vorfanden. Die erbliche Ranggesellschaft war dabei von Süden nach Norden strenger, die Hierarchie steiler. Eine Schicht führender Familien beherrschte den Handel, den Zugang zu Ressourcen und die politische und spirituelle Macht. Die einfachen Stammesangehörigen mussten dabei keineswegs die Masse der Menschen stellen, ebenso wenig wie die Sklaven, die meist Kriegsgefangene waren.

An vielen Stellen ist es äußerst wahrscheinlich, dass lokale Funde bestimmten Stämmen derselben Region zugeordnet werden können, wie etwa den Tsimshian, die spätestens 2000 v. Chr. um den späteren Prince Rupert Harbour lebten. Regionale Differenzierungen liegen dabei etwa zu den Gruppen um die Straße von Georgia und das Frasertal vor. Auch hier tauchen erstmals Begräbnishügel auf. Erst um 400 n. Chr. erreichte der Bogen diese Region.

Auch hier wurden die Dörfer zahlreicher und offenbar größer, außer denen an der Straße von Georgia. Die heutigen Küsten-Salish lassen sich auf die Marpole-Kultur zurückführen. Sie war bereits von der gleichen sozialen Differenzierung, von Plankenhäusern, in denen mehrere Familien lebten, von Lachsfang und -konservierung, reichen Schnitzwerken von mitunter monumentalen Ausmaßen, komplexen Zeremonien und wohl auch schon Potlatches gekennzeichnet.

Um 500 bis 700 n. Chr. tauchten vermehrt befestigte Dörfer auf – vor allem im Süden mit ausgehobenen Wassergräben, weiter im Norden mit Palisaden. Diese kriegerische Phase erstreckte sich bis in die Zeit des ersten Kontakts mit Europäern, durch den sie weiter gesteigert wurde.

Ethnisch-kulturelle Gruppen

British Columbia lässt sich bereits früh in regionale Kulturräume einteilen, die sich mit wachsender Sicherheit heute existierenden ethnischen Gruppen zuordnen lassen. XXX

Küsten-Salish

Traditionell nehmen die zu den Salish gehörenden Sto:lo an, dass sie schon immer dort gelebt haben, wo sie heute wohnen.[8]Tatsächlich ist die Milliken-Phase (7500-6000 v. Chr.) die älteste greifbare Phase, ihr einziger Fundort ist Yale. Blattförmige, eiförmige und halbmondförmige Klingen, Stichel, dünne Schaber und Speckstein sind hier kennzeichnend. Argillite sind das verbreitetste Steinmaterial, selten sind Basalt, Quarz und Obsidian. Einige angekohlte Kirschkerne sind ein Hinweis auf die Jahreszeit, in der sich die Esser hier aufhielten. Da dies auch die Zeit der Lachswanderung ist, steht zu vermuten, dass die damals noch nicht so ausgedehnten und umfangreichen Lachswanderungen bereits zum Fischfang genutzt wurden. Bei Glenrose wurden Überreste von Kerzenfischen, Lachs, Hechten, Schalentieren, aber auch Robben und Elchen gefunden. Einige Obisidianstücke stammen aus Oregon, also aus einer 600 km entfernten Region.

Die Mazama-Phase (6000-4500 v. Chr.) ist bei Yale fassbar, aber auch bei Hope. Als Neuerungen tauchen eiförmige Faustkeile, Hobel, Stichel und bipolare Keile auf. Microlithe sind nachweisbar, Basalt verdrängt die Argillite. Schon in dieser Phase lassen sich Kulturunterschiede zwischen dem stärker mit Alaska zusammenhängenden Norden und dem Süden, der über Kontakte mindestens bis nach Oregon verfügte, nachweisen.

Die Eayem-Phase (4000-1100 v. Chr.) - diese Phase wird gelegentlich mit der Mayne- und St.-Mungo-Phase gleichgesetzt - ist nur in Agassiz sicher nachweisbar. Dort wurde eine Hausvertiefung gefunden (ein pit house), der erste Nachweis für dauerhafte Wohnstätten (um 3000 v. Chr.). Neue Formen wie Projektilspitzen, seien sie eingeklemmt oder seitwärts eingekerbt befestigt, Bohrer, Spitzen und Schleifsteine tauchen auf. Der älteste Fundort eines Dorfs stammt von der Paul Mason-Fundstätte am Skeena River (um 1000 v. Chr.). Schon diese Häuser stehen dicht an dicht in Reihen, wie man es aus dem 18. Jahrhundert kennt. Doch war die Bauweise noch leichter. Die ältesten figürlichen Darstellungen stammen aus der Zeit um 2500 v. Chr. Bis in diese Zeit reichen auch die ältesten Begräbnisstätten zurück. Um 1500 bis 500 v. Chr. lassen sich die ersten Kriegskeulen nachweisen, die aus Stein oder Walknochen bestehen.

Die Baldwin-Phase (1100-650 v. Chr.) ist wiederum in Milliken, aber auch in Esilao und Katz fassbar. Ihre Kennzeichen sind Mikroklingen, kleine Projektilspitzen, Mörser und Stößel. Es tauchen Schmuckwerke auf, wie Ringe, Ohrringe, Perlen, Anhänger, aber auch figürliche Darstellungen. Diese Phase gilt als Vorläuferin der Marpole-Kultur. Nun finden sich auch vergänglichere Materialien wie Körbe, gewebte Hüte, Seile, Matten, Reste von Brettern. Diese Materialien wurden auch für Kisten benutzt, die der Aufbewahrung und dem Transport dienten, vor allem aber dominierten sie in der Nahrungsmittelbereitung und -aufbewahrung. Keramik existierte nicht, Ton wurde zunehmend verdrängt.

Zudem lassen sich ab etwa 500 v. Chr. erstmals Pfostenhäuseer nachweisen, die kennzeichnend für die Westküstenkultur wurden. Vermutlich lieferte der seit längerer Zeit begünstigte Regenwald inzwischen hinreichend große Bäume und die Holzbearbeitung war technisch weit genug fortgeschritten, um die Baumriesen zu bearbeiten. Auch die Bearbeitung von Steinskulpturen lässt sich für diese Zeit erstmals nachweisen, allein fünfzig dieser Objekte finden sich heute im Museum von Victoria.[9] An der Südküste lassen sich von ca. 2500 v. Chr. bis etwa 500 n. Chr. Lippenpiercings nachweisen, doch verschwanden sie dort wieder, im Gegensatz zu den nördlichen Küstengebieten. Ebenso hielt sich eine Art Ohrspule von etwa 1500 bis 500 v. Chr. Die so genannten Whatzits, Specksteinobjekte, lassen sich hier möglicherweise auch einordnen, doch ist ihr Gebrauch unklar. Als Schmuck dienten auch Perlenschnüre, gelegentlich auch Ringe aus Kupfer, einem Material, das aus Alaska stammte. Solche Funde weisen zudem auf ein weit ausgreifendes System von Handelskontakten, dessen Güter der Befriedigung besonderer Repräsentationsbedürfnisse gedient haben dürften, die wohl mit der Entstehung einer dominierenden Schicht, des späteren Adels zusammenhängen.

Die Skarnel-Phase (350 v.-250 n. Chr.) fällt durch das Verschwinden der Mikrolithe auf. Fundstätten sind Esilao, Katz, Pipeline und Silverhope Creek.

Spätestens in der Emery-Phase (250 - 1250) tauchten Pfeifen auf, wahrscheinlich um 500 n. Chr. Tabak wurde jedoch nur an der Südküste geraucht, im Norden eher gekaut. Dort wurde der Tabak in Gärten angepflanzt, doch machte Gartenbau bei Nahrungsmitteln offenbar nicht Schule. Zur gleichen Zeit erscheinen Spinnwirtel und weitere Hinweise auf die Herstellung von Decken, wohl aus dem Haar von Hunden und Bergziegen.[10]

Auffällig ist, dass um 500 bis 700 vermehrt befestigte Dörfer auftauchen, vor allem im Süden mit ausgehobenen Wassergräben, weiter im Norden mit Palisaden, z.B. das Kitwanga-Hügelfort am Skeena River. Diese kriegerische Phase erstreckt sich bis in die Zeit des ersten Kontakts mit Europäern, durch den sie weiter eskaliert.

Esilao-Phase (1250 - 1800). Für diese Phase, die mit den ersten Kontakten mit Europäern endete, gelten kleine Projektilspitzen bestimmter Befestigungsarten als kennzeichnend. Ungewöhnlich sind die Mounds, die mit Hilfe von Holzelementen stabilisiert wurden.

Die riesigen Muschelhaufen liefern inzwischen zahlreiche Hinweise auf die dahinter liegende Gesellschaft. Sie bestehen nicht nur aus Muscheln sondern auch aus Asche, aus durch Feuerhitze zerborstenen Steinen, aus Tierknochen und Abfällen. An der gesamten Küste lassen sich ab etwa 3000 bis 2500 v. Chr. Stein- und Knochen- bzw. Geweihtechniken nachweisen. Ab etwa 1500 v. Chr. scheint sich eine stärker auf Vorratshaltung basierende Gesellschaft entwickelt zu haben, die vor allem auf Lachs angewiesen war. Die ersten dauerhaften Winterdörfer sind ab 1200 v. Chr. fassbar, gemeinsame Großbauten um Christi Geburt.

Am unteren Skeena River, im Kitselas Canyon lassen sich dabei mehrere Phasen unterscheiden. Zum einen die Gitaus-Phase, etwa zwischen 1300 und 600 v. Chr. in Gitaus und an der Paul-Mason-Site. Es handelt sich um Sommerlager zum Fischen, dabei wurden keine Knochenwerkzeuge sondern nur Steinwerkzeuge gefunden. Die Skeena-Phase (1600-1200 v. Chr.), die sich nur in Gitaus nachweisen lässt, weist geformte, einseitig bearbeitete und lanzenförmige Bifaces auf, eine Art beiseitig geschärfter Faustkeile. Feuerstein war von größter Bedeutung.

Im Delta sind die wichtigsten Fundorte St. Mungo, Glenrose und Crescent Beach. Muscheln waren hier eindeutig wichtiger, Fisch bedeutsamer als Wild oder Meeressäuger (vor allem Lachs und Platichthys stellatus, eine Heilbuttart, die an fast allen Küsten des Nordpazifiks vorkommt.[11] Auch Wild bleibt von großer Bedeutung, gefolgt von Seehunden.

Wegen der überragenden Bedeutung des Lachsfangs nahm man lange eine Zuwanderung aus dem unteren Frasertal oder den Plateaus an, doch scheint sich die Marpole-Kultur (400 v. Chr. - 400 n. Chr.) regional zu speisen. Diese Kultur ist nach einem Fundort im heutigen Vancouver benannt, der damals an der Küste lag, die sich durch die Ablagerungen des Fraser inzwischen weiter nach Westen verlagert hat. Das auf dem Muschelhügel befindliche Dorf war mehrere Hektar groß, der Hügel 3 bis 4 m hoch. An der Südküste wird ein Höhepunkt der Komplexität erreicht. Es lassen sich dauerhafte Wintersiedlungen nachweisen, ab ungefähr Christi Geburt auch Planken- oder Langhäuser. Lachs wurde als Mittel der Bevorratung eingesetzt. Die Begräbnisstätten zeigen starke Statusdifferenzen.

Harpunen mit Widerhaken ersetzten die verschiedenen Typen der Gelenkharpunen, jedoch sind kaumm funktionale Unterschiede auszumachen. Eindeutig nimmt die Zahl der ornamentalen Werke zu, wie die steinerner Figuren. Wichtiger Fundort zur Marpole-Kultur ist Beach Grove, ein Winterdorf im Fraser-Tal. Ähnlich wie am Crescent Beach ist das Mengenverhältnis zwischen Lachs und Heilbutt. Es gibt dort diverse Einsenkungen von Häusern, die groß, aber noch nicht genau vermessen sind. Die Kindergräber sind auffallend reich ausgestattet, z. T. mit Dentalia, also Muscheln, und vor allem mit dem damals überaus wertvollen Kupfer.

Ab etwa 500 n. Chr. teilen die Küsten-Salish zahlreiche Kulturelemente mit ihren Nachbarn entlang der Küste. Ob die Jagd auf Meeressäuger als prestigeträchtiger galt, oder ob sich dadurch neue Handelsmöglichkeiten ergaben, ist unklar. Möglicherweise hängen sie aber auch mit Veränderungen in der Fauna zusammen. Eine weitere Veränderung war die Verlagerung der Begräbnisstätten aus den Siedlungen an abseits gelegene Stellen.

Um 400 v. Chr. entwickelte sich eine Gesellschaft, die die individuelle Aneignung von Ansehen bevorzugte. Zwischen etwa 500 und 1000 n. Chr. sind viele Süd-Salish-Gruppen durch Steinhaufengräber (cairns) gekennzeichnet. Um Victoria und Metchosin finden sich hunderte von ihnen. Zu dieser Zeit herrschte wohl noch die besagte Rang- oder Prestigegesellschaft vor. Erst um 1000 monopolisierte eine Elite nicht nur das ererbte und zugeschriebene Ansehen, sondern auch Machtmittel und Ressourcen.

So durfte nicht jeder überall jagen, denn bestimmte Familien hatten ihre Riffnetze und bestimmte Sammelfelder, wie die der horse clam, einer Molluskenart (Tresus nuttallii). Sie waren nur dem „Adel“ vorbehalten. Ähnliche Regeln galten für den Hausbau und für die Jagd, aber auch für das Sammeln zahlreicher Pflanzen, wie Beeren, Gräser usw. So konnte es geschehen, dass Familienclans entsprechend der jeweils besten Erntezeit der Pflanzen, in bestimmten, ihnen „gehörenden“ Gebieten wanderten - Jahr für Jahr.

 
Camassia quamash, deren Zwiebeln essbar sind
 
Die hochgiftige (daher der Name Deathcamas), am besten an der Blüte unterscheidbare Zigadenus

Die Salish waren jedoch nicht nur Jäger und Sammler, sondern auch nomadische, an ein bestimmtes Gebiet gebundene, Bauern. Sie pflanzten Camas, ein Agavengewächs mit blauen Blüten. Ihre Zwiebeln schmecken wie sehr süße, gebackene Tomaten, manche auch wie Birnen. Die Salish nutzten zwei Arten, nämlich die Gemeine Camas (Camassia quamash, auch Indian Camas genannt) und die Große Camas (Camassia leichtlinii). Anbau und Pflege des Bodens verwandelten die Landschaft im Laufe der Jahrhunderte, und gaben ihr einen parkähnlichen Charakter. Zugleich war die Ernte eine gute Gelegenheit, in den Lagern an den Feldern soziale Kontakte zu knüpfen und durch Rituale die Gesellschaft zu festigen.

Die baumarmen Zonen, die zum Anbau von Camas und Kartoffeln gleichermaßen nötig waren, wurden durch den Einsatz von Feuer geschaffen. Besonders wichtig war die Garry Oak (Quercus garryana), eine Eichenart. Sie ist zwischen British Columbia und Kalifornien verbreitet, wächst aber am besten um Victoria.

An den Flussläufen wurde überwintert, wobei sich dann größere Gruppen zusammenfanden. Von Oktober/November bis Februar/März fanden dementsprechend die wichtigsten Zeremonien und Feiern statt. Im Frühjahr ging es zum Fischfang, um die aufgezehrten Vorräte wieder aufzufrischen. Dabei wurde der Fisch luftgetrocknet, geräuchert, frisch verzehrt, aber niemals gesalzen. Getrockneter Fisch war auch ein wichtiges Handelsgut. Ebenso wichtige Nahrungsquellen waren aber auch Wurzeln, Schösslinge und Beeren. Im Sommer wurde weiterhin gesammelt, jetzt aber auch Holz geschnitten, aus dem nicht nur Hauspfähle und -planken, Kanus, Totempfähle, Waffen und Werkzeuge, sondern auch Kopfbedeckungen und Kleidung entstanden. Allerdings lieferte auch eine weißhaarige Hunderasse das Material für Decken und dergl., der Simon Fraser noch 1808 begegnete.[12] Zugleich gab es noch die so genannten camp dogs, die, Kojoten ähnlich, die Dörfer und Lager bewachten. Im Juli und August, wenn die Lachse flussaufwärts zogen, war wieder Fischfang die dringlichste Tätigkeit. Im Spätsommer ging es schließlich wieder in die Berge.

Grundlage dieser Wanderung war eine Art spiritueller Kalender auf der Basis dieser Jahreswanderung, das System der dreizehn Monde. Es bildet den zeitlichen Rahmen, in dem ökonomische Handlungen, wie Fang, Suche, Ernte mit zeremoniellen und Erziehungsaspekten verbunden werden. Damit werden jedem Mondmonat Wohnorte, Zeremonien, die richtigen Momente für den Unterricht zugeordnet.

Daher kommt es, dass die Stämme, um Streitigkeiten in Grenzen zu halten und um überleben zu können, ein traditionelles Gebiet beanspruchten, das ihnen das Überleben auf ihren jährlichen Rundwanderungen sicherte. Diese Gebiete sind also Dutzende kleiner Siedlungskammern für ein halbnomadisches Leben. In schlechten Jahren konnte der Handel, der die Küsten als Wege für große Handelskanus nutzte, lebensrettend sein. Außerdem konnten so Camas, später Tomaten oder Kartoffeln in klimatisch ungeeignete Gegenden ausgeführt werden.

Der Vorzug dieser Lebensweise bestand darin, dass es kaum jemals Ernteausfälle gab, und selbst wenn in klimatisch ungünstigen Jahren die Ernte geringer ausfiel, so konnte man doch auf die See ausweichen. Um sich aber den Zugang zu solchen Gebieten zu sichern, griff das Prinzip der verwandtschaftlichen Linie, d.h. nur entlang einer Verwandtschaftslinie durften bestimmte Gebiete oder Vorrichtungen, wie Reusen, genutzt werden.

Die Gruppen der mittleren Küste (Nuu-chah-nulth, Kwakwaka'wakw)

Die mittlere Küste von British Columbia im Gebiet der Queen Charlotte Strait, ist zwischen 2500/2000 und 500/400 v. Chr. vor allem durch den Gebrauch von Obsidian gekennzeichnet. Lachs spielte inzwischen eine äußerst wichtige Rolle, sein Anteil liegt bei 35-50 % der Funde. Wild war allerdings nach wie vor wichtiger, als Meeressäuger. Möglicherweise gibt es Verbindungen zur Charles-Kultur der Küsten-Salish.

Die Frühkulturen der Westküste von Vancouver Island sind vor allem durch die Ausgrabungen von Yuquot bekannt geworden. Seine Überreste werden auf vor 2000 v. Chr. datiert. Sie unterscheidet sich erheblich von der Obsidiankultur. Hier gibt es praktisch keine abgeschlagenen Steine, dafür Knochenwerkzeuge. Wahrscheinlich herrschten hier Meeressäuger schon zu dieser Zeit bei der Nahrung vor, wie es später bei den Stämmen der Nuu-chah-nulth der Fall war, die nicht mit den Küsten-Salish verwandt sind.

Doch rund 100 km südlich von Yuquot fanden sich aus der Zeit um 2000 v. Chr. Abschlagwerkzeuge aus Stein, die Technologie ähnelte der der Charles-Kultur. Diese Charles-Kultur war von weiter räumlicher Ausdehnung. Sie reichte vom Fraser Canyon (Eayem-Phase, Esilao-Phase), über das Delta (St.-Mungo-Phase) bis zum Gulf of Georgia (Mayne-Phase).

Während im Südosten von Alaska gegen 1000 v. Chr. Fischreusen aufkamen (Favorite Bay), sich Dörfer mit kleinen Häusern (Kitselas Canyon, Paul Mason) entwickelten, und Begräbnisstätten ab etwa 500 v. Chr. fassen lasen, die bereits Anzeichen einer gesellschaftlichen Gliederung (Kupfer) aufweisen, und erste Kriegswaffen und -verletzungen nachweisbar sind, bestehen an der mittleren Küste noch große Datierungsprobleme. Nachweisbar sind Grundsteine und ausschließlich Knochenwerkzeuge. Lachs und Meeressäuger dominieren, ähnlich wie in Yuquot. Möglicherweise gab es eine Bewegung der Wakashan nach Norden, vielleicht zusätzlich nach Süden.

Trotz bestimmter Ähnlichkeiten mit der Kultur der Inuit, z.B. einer bestimmten Harpunenform, der Gelenkharpune (toggling harpoon), nimmt man heute an, dass sie ein direkter Abkömmling der Charles-Kultur ist. Sie ist durch wachsenden Gebrauch von Steinanhäufungen (ground stones), durch Schiefermesser, Spitzen und Breitbeile aus Nephrit gekennzeichnet. Die Nahrungsbeschaffung beruhte auf Wild, einer Vielzahl von Fischarten, Schalentieren, dazu kamen Meeressäuger. Am Fundort Crescent Beach dominierten jedoch Lachs und Heilbutt mit jeweils 40 % Anteil. Möglicherweise wurden hier Lachse bereits konserviert, denn ihnen fehlen die Köpfe. Darauf weist auch hin, dass der Fundplatz zu keiner Zeit ein günstiger Fangplatz gewesen ist. Es finden sich sehr hohe Muschelhügel (shell middens), doch bisher keinerlei Anzeichen dauerhafter Siedlungen. Aus den Funden lassen sich noch keine weitreichenden sozialen Differenzierungen ableiten.

Das nördliche Hinterland

Gesellschaften um 1800

Um 1850 war die gesellschaftliche Hierarchie der Küsten-Salish deutlich steiler und ausgeprägter, als im Hinterland. Dabei wurde sie wiederum von Süden nach Norden rigider. Neben der Führungsgruppe, die über reiche Ressourcen verfügte, gab es die einfachen Stammesmitglieder und Sklaven. Dem Konzept des Eigentums entging dabei nichts. So konnten nicht nur Gegenstände, Häuser und Menschen Eigentum sein, sondern auch Fangstellen für Lachs, wie generell Orte, Rituale und Zeremonien, Lieder und Geschichten, die noch lange nicht jeder kennen durfte. Krieg war daher vor allem ein Mittel der Reichtumsaneignung, z.B. in Form von Sklaven, die für die obere Klasse die Lebensgrundlagen schufen und erhielten. Dennoch lebten sie mit ihren Besitzern unter einem Dach. Außerdem konnten sie spirituelle Macht erwerben.

Dabei existierten mitunter große Siedlungen mit mehr als tausend Bewohnern. In den Häusern lebten meist mehrere Familien, die einen gemeinsamen, aber in sich unterteilten Haushalt führten. Diese Häuser wurden mit Symbolen ausgestattet, wie Totempfählen und bemalten Hauswänden - sicherlich der in Europa bekannteste Aspekt dieser Kultur. Ebenso berühmt sind die Masken der Küstenvölker. Häufig führten sich diese Lineages auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück, der wiederum in den rituellen Gegenständen erscheint. Die Gesellschaft war also nach dieser besonderen Art von Familien, nicht in erster Linie nach Stämmen organisiert. So bestimmten die Verwandtschaftsverhältnisse den familiär gebundenen Dialekt, aber auch die Frage, wer zusammenarbeitete, wer sich Ressourcen teilte. Diese Verwandtschaft reichte weit über die lokale Hausgruppe und das Dorf hinaus in andere Gemeinschaften. Das Dorf hingegen spielte eine Rolle bei bestimmten Arten von Zeremonien.

Während jedoch Tlingit, Haida und Tsimshian als matrilinear bezeichnet werden, herrschte bei den Wakashan und Salish die Zweilinienverwandtschaft über Vater und Mutter gleichermaßen vor - wobei der Rang bei den Wakashan zunehmend innerhalb dieser Linien erblich wurde. Diese Erblichkeit konnte sich bei den Küsten-Salish hingegen nicht durchsetzen, wenn sie auch die gleichen Verwandtschaftslinien betonten. Bei allen Salish war das Levirat (ein männliches Mitglied aus der Familie des verstorbenen Mannes heiratet dessen Witwe) und das Sororat (ein weibliches Mitglied heiratet den entsprechenden Witwer) zur Sicherung der Beziehungen zwischen durch Heirat verbundenen Gruppen verbreitet. Verwandtschaftsverhältnisse waren immer zweilinig und das Heiraten von Blutsverwandten unterlag Verboten. Diese weiträumigen Verwandtschaften waren extrem wichtig. Ortsgebundene Beziehungen bestanden daneben in der Familie, dem Haushalt, der lokalen Gruppe und dem Winterdorf. Die erweiterte Familie ist bis heute eine wichtige emotionale und ökonomische Basis. Familiensolidarität ist immer noch die Basis des politischen Lebens.

Die Häuptlinge der Stämme waren zumeist Männer, doch häufig waren Frauen die Häupter ihres Hauses. Führerschaft war abhängig von der Fähigkeit, spirituelle Macht zu erwerben und richtig zu üben, und von persönlichen Fähigkeiten. Eine formale, überpersonale Autorität gab es nicht. Dabei war das persönliche Prestige und das der erweiterten Familie überaus wichtig. Damit im Zusammenhang steht das Konzept der Redistribution, der Wiederverteilung vor allem durch das Potlatch im Sinne eines ostentativen und zugleich Reichtum ausgleichenden Verschenkens. Daher waren die bis 1934 (USA) bzw. 1951 (Kanada) gültigen Verbote ein Angriff auf eine der tragenden Säulen der Salish-Kultur, wie aller betroffenen Kulturen.

Handel

Der Handel spielte eine mit dem europäischen Handel nicht durchweg vergleichbare Rolle. Die Fahrten dienten zwar dem Austausch von Waren, doch ebenso der Begründung und Befestigung von Verwandtschaftsverhältnissen, auf die man, selbst nach längerem Ruhen der Beziehung, wieder zurückgreifen konnte. So hatten die Küsten-Salish praktisch überall im riesigen Wohngebiet Aufenthaltsmöglichkeiten, was wiederum den Handel erleichterte. Dieses Wissen war jedoch „privat“ und gehörte nur jeweils einer Familie. Die untere Schicht war regional viel eingeschränkter und besaß kein solches Wissen.

Mit Camas-Zwiebeln, die 4-8 cm Durchmesser hatten und über 100 g schwer werden konnten, wurde ein intensiver Handel betrieben, insbesondere mit den Nuu-chah-nulth, denn der überwiegende Teil der begehrten Früchte wuchs im weniger feuchten Süden von Vancouver Island. Noch bevor weiße Siedler sich dort niederließen, bauten Indianer Tomaten und Kartoffeln an, die sie wohl von den ersten Forts der Hudson's Bay Company bezogen hatten. Auch Bohnen wurden gelegentlich angepflanzt, sie waren aber anscheinend kein Handelsgut.

Wichtige Handelsgüter waren außerdem Otter- und Biberpelze, Tran und Fett (vor allem das butterartige Fett des Kerzenfischs), aber auch Bauholz für die Plankenhäuser und für die Forts der Pelzhandelskompanien. Dazu kamen Decken, die z. T. aus den Haaren von Ziegen, um die Juan de Fuca Strait auch häufig aus dem eigens gehaltener Hunde gewonnen wurden. Hunde wurden wohl wie Schafherden gehalten und lieferten weiße und dunkle Fasern für Decken, Matten, Körbe und Kleidung, die weiträumig getauscht wurden.

Die durch die ersten Pelzhändler und den stetigen Waffenzufluss verstärkten Raub- und Plünderungszüge der nördlich der Salish lebenden Stämme, vor allem der Haida, Kwakwaka'wakw und Tlingit, dürften dem Handel in manchen Jahren erheblichen Schaden zugefügt haben. Zu welchen wirtschaftlichen Veränderungen die geraubten Menschen bei den nördlichen Stämmen geführt haben, scheint noch kaum erforscht zu sein.

Kontakte mit Europäern

Nuu-chah-nulth und Kwakwaka'wakw

Der erste Sichtkontakt mit den aus Europa kommenden Entdeckern fand wohl am 9. August 1774 statt, als eine nicht genannte Gruppe von Ureinwohnern das Schiff Santiago, geführt vom spanischen Kapitän Juan Perez, zu Gesicht bekam. Doch die Spanier mieden jeden Kontakt und setzten keinen Fuß an Land. Diese Tatsache dürfte die Stämme der Region vor dem Schicksal der Küsten-Salish bewahrt haben, die durch den Kontakt mit der Santiago die Pocken einschleppten, der wahrscheinlich ein Drittel der Indianer an der pazifischen Westküste zum Opfer fiel.

James Cook landete 1778 mit zwei Schiffen am Nootka Sound und in der Resolution Bay, womit der erste Handelskontakt begann. Die Besucher der fünf Dörfer schätzten die Einwohnerzahl von dreien auf 700 bis 1000, während die anderen beiden nur etwa 100 Einwohner zählten. Außerdem registrierten sie, dass es Kämpfe zwischen diesen Gruppen gab. Hauptauslöser war der Streit um das Handelsmonopol mit den Fremden. Die Mowachaht, die (spätestens 1786) um den Nootka Sound siedelnde Stammesgruppe, monopolisierte bald den Weitervertrieb ins Hinterland.

Es scheint, als sei dieser Kontakt von den Mowachaht wie eine Initialzündung für die Ausbreitung einer Art von Oberherrschaftsanspruch über die direkten Nachbarn betrachtet worden. Die Bereicherungsmöglichkeiten hoben das Prestige der Führungsschicht, des „Adels“, in der Stammesgruppe. 1788 bekämpften sich die Bewohner von beiden Seiten des Yuquot-Sunds. Zahlreiche Kriegsgefangene wurden zu Sklaven, was die unterste der drei Gesellschaftsgruppen stark vergrößert haben dürfte.

Doch der Anspruch der Indigenen ging viel weiter. Sie hatten offenbar keine Bedenken, alles was sie für schön oder nützlich hielten, mitzunehmen, so, als ob es ihnen sowieso gehörte. Die Briten, mit ihrer völlig anderen Eigentumsvorstellung, waren hilflos und reagierten äußerst gereizt.

 
Blick auf die Wohnbauten im Nootka Sound. in: „A Collection of Voyages round te World ... Captain Cook's First, Second, Third and Last Voyages ...“ Volume V, London, 1790, S. 1767

Während der Jahre 1778-90/95 versuchten Spanier und Briten ihren Anspruch auf diesen Küstenabschnitt durchzusetzen. Die Verhandlungen zur Beilegung des Streits fanden bei Maquinna, dem Häuptling der Mowachaht statt. Sie waren in Yuquot im Nootka Sound ansässig und hatten größtes Interesse, mit beiden Nationen Handel zu treiben. Maquinna, trug den Titel Hyas Tyee, was wohl so viel wie bedeutender Häuptling meint. Da dieser Titel auch für Könige benutzt wurde, passt dies zu der Art Oberherrschaft, die er offenbar anstrebte. Dazu nutzte er die jährlichen Versammlungen in Yuquot zu bedeutenden Potlatches, führte eine gezielte Kriegspolitik und fädelte Ehebündnisse ein. Zugleich gelang es ihm, den Pelzhandel und die Gewinne daraus zu kontrollieren und enormes Ansehen zu gewinnen. Dass damit auch europäische Waffen in seine Hand gelangten, gab seiner Herrschaft überlegene Durchsetzungskraft.

Als 1784 die Journale der Expedition publiziert wurden, wurde ein regelrechter Run auf die Seeotterfelle ausgelöst. Zwischen 1785 und 1805 steuerten mehr als 50 Handelsschiffe die abgelegene Region an. Man stritt nun um Diebstähle, die Auslieferung eines Deserteurs, 1788 plünderte eine Schiffsbesatzung kurzerhand ein Dorf, um an Fisch und Öl für die Rückfahrt zu kommen. Im selben Jahr besetzten die Besucher Land, um eine Handelsstation zu gründen, im folgenden Jahr hinterließen die Spanier eine Garnison. Schließlich kämpften Spanien und Großbritannien um die Vorherrschaft, wobei der spanische Kapitän Martinez vier britische Schiffe kaperte und die Mannschaften gefangensetzte. Maquinna setzte sich zeitweise von Friendly Cove ab und floh in den Clayoquot-Sund, wo er mit Wikaninnish lebte.

John Meares trat im Juni in direkten Kontakt mit dem Häuptling der Tla-o-qui-aht, Wikaninnish. Die beiden vereinbarten, dass der Häuptling für Felle sorgen, und dass der Kapitän im nächsten Jahr zurückkehren würde. Doch 1789 wurden die vier Schiffe, die Meares ausgesandt hatte, von der Flotte des spanischen Kapitäns Don Estevan José Martinez geentert. Meares brachte im Mai 1790 eine Petition im British House of Commons ein, die den Premierminister darin bestärkte, den Konflikt bis an den Rand des offenen Krieges zu treiben.

Anderen Häuptlingen gelang es, als die Spanier im April 1790 mit 75 Soldaten zurückkehrten, sich mit ihnen zu verbünden. Möglicherweise versuchten sie das völlig ungewohnte „System Maquinna“ wieder abzuschütteln. Maquinna erkrankte offenbar in diesen Monaten, sein Stamm litt unter Hunger.

1792, als Bodega Quadra die spanische Sache vertrat, änderte sich die politische Lage. Er versuchte Verbündete gegen die Briten zu gewinnen und bewirtete und umwarb die Häuptlinge, auch Maquinna, den er aufforderte, zurückzukehren.

Maquinna lud sowohl Quadra als auch Vancouver nach Tahsis ein, wo er große Feste veranstaltete. Tatsächlich bot Maquinna den Spaniern an, den Mord an einem ihrer Landsleute durch fremde Eingeborene zu rächen. Kaum jemals war die Präsenz der Europäer so dicht, wie in den Jahren 1792-94, als 30 Schiffe im Sound ankerten, allein zehn (bzw. zwölf) zur gleichen Zeit im September 1792.

Die Spanier gaben im März 1795 die nördlichste Ansiedlung im Pazifik nach der Einigung mit London auf. Nun kehrten die Nuu-chah-nulth zurück. Die Handelsniederlassung verschwand.

Die Konflikte mit den Europäern drehten sich im Allgemeinen um Besitzvorstellungen, aber weitere kulturelle Missverständnisse kamen hinzu. Sie drehten sich um die Frage des Kannibalismus, das Verständnis von Geschenken, vielleicht die Rolle der weiblichen Sklavinnen. Es scheint, als sei Kannibalismus, dem die Europäer immer mit dem allergrößten Widerwillen begegneten, und der sie zu den schlimmsten Gewaltandrohungen veranlasste, immer wieder benutzt worden, um die jeweiligen Nachbarn in Misskredit zu bringen. Damit wäre es ein Mittel zur Rufschädigung und zur Umleitung der Handelskontakte im eigenen Interesse gewesen. Dies könnte auf die Lehren aus der ersten Begegnung mit James Cook zurückgehen. Bei dieser ersten Begegnung glaubten die Indianer anscheinend, dass die Weißen Menschenfresser seien und boten ihnen mit der Geste des Essens Leichenteile an, was diese empört zurückwiesen.

Weitere Missverständnisse tauchten auf, wenn die Häuptlinge nach einem Potlatch, bei dem sie äußerst freigebig waren, an Bord erschienen und das gleiche vom Kapitän und seinen Offizieren erwarteten. Ihre Forderungen oder ihr Betteln stießen auf größte Verachtung und Widerwillen, und führten zu schweren Beleidigungen. Völlig unklar bleibt die Frage, ob weibliche Sklavinnen den fremden Männern „angeboten“, und welche Ziele dabei von den Häuptlingen verfolgt wurden. Immerhin waren solche Anekdoten ein nicht zu unterschätzendes Lockmittel für die Besatzungen, und wurden vielleicht sogar nur deshalb kolportiert, um ausreichend Mannschaften anwerben zu können.

Schließlich war das Procedere des Handels, das oftmals sehr zeremoniös und umständlich verlief, eine Quelle ständiger Missverständnisse, und die weißen Händler fühlten sich oftmals provoziert. So wurden gelegentlich Häuptlinge einfach festgesetzt, um die sofortige Herausgabe aller Felle zu erzwingen, bevor die Bezahlung erfolgte.

1793-94 versorgten die Spanier die „Wilden“ in ihrer Umgebung mit Lebensmitteln. Vielleicht hatten sich die Stämme so stark auf den äußerst gewinnbringenden Handel konzentriert, dass der ebenfalls im Sommer stattfindende Walfang darunter litt. Solange der Tauschhandel genügend Lebensmittel einbrachte, war dies kein Problem, aber im Winter kamen keine Schiffe. Vielleicht begann deshalb der jährliche Zug ins weiter im Inland gelegene Tahsis, um Thunfisch und Wild zu jagen, aber auch, um Beeren und Wurzeln zu sammeln. Der Kulturwandel wäre dann sehr früh und sehr radikal gewesen.

Der Pelzhandel war zeitweise Teil eines Dreieckshandels zwischen Europa, China und Nordwestamerika. Die Europäer fuhren mit Metallen und allem, was als begehrt bekannt war, zum Nootka Sound. Dort nahmen sie Otter- und Biberpelze an Bord und verkauften sie in Ostasien. Mit den enormen Gewinnen erwarben sie dort Porzellan, Seide und andere chinesische Waren, die in Europa äußerst gefragt waren. Dabei entwickelte man eine Händlersprache, die als Chinook bezeichnet wurde. Sie bestand aus zahlreichen chinesischen, englischen, spanischen Wörtern, aber auch aus Wörtern der Chinook und der Nuu-chah-nulth.

Trotz des Abzugs der Euroäer hatte sich vieles geändert. Die Mowachaht zogen nun saisonal zwischen Küste und Inland hin und her, um an der See Fische und Wale zu jagen, und um im Hinterland Beeren und Fleisch an sich zu bringen. Der Lebensstil war innerhalb weniger Jahre radikal verändert worden. Die jährlichen Treffen in Yuquot hatten eine andere Bedeutung erlangt, denn es ging jetzt um die Außendarstellung und Befestigung von Hierarchien, Macht und Abhängigkeiten.

Dennoch war der Einfluss der europäischen Besucher zunächst überwiegend bei den Stämmen spürbar, die den Pelzhandel monopolisierten, also vor allem den Mowachaht. So betasteten noch 1805 die Mitglieder der Ehatteshaht den wohl ersten hellhäutigen und in seltsame Kleider gehüllten Besucher mit großem Erstaunen (s. Maquinna).

Doch die Tatsache, dass die Pelzhändler den Nootka Sound nach dem Gewaltakt von 1803 mieden - wovon wir vor allem durch die Aufzeichnungen des Briten John R. Jewitt wissen -, trug dem Häuptling bald viel Feindschaft von Seiten der anderen Stämme ein. Als 1805 ein Schiff auftauchte, ließ sich Maquinna notgedrungen auf das hohe Risiko ein und besuchte das Schiff. Doch der Kapitän setzte ihn gefangen, um ihn gegen die 1803 gefangen genommenen Briten auszutauschen. Dieser Akt der Geiselnahme scheint letztlich das Ansehen des Häuptlings zerstört zu haben. Spätestens 1817 war die Vormacht der Mowachaht offenbar gebrochen. Viele Stämme waren zerstritten.

Im Juni 1811 ankerte die Tonquin im Clayoquot Sound. Doch der Häuptling der Tla-o-qui-aht (von Echachist), Nuukmis, empörte sich, dass er betrogen worden sei, und schlug dabei dem Unterhändler mit einem zusammengerollten Fell ins Gesicht. Doch ignorierten die Fellhändler dieses deutliche Warnzeichen und blieben. Wenige Tage nach diesem Vorfall näherten sich mit Fellen beladene Kanus, andere folgten. Nuukmis und sein Wolfsclan waren nicht mehr am Handel interessiert. Als der Kapitän, misstrauisch geworden, Segel setzen wollte, zogen die Tla-o-qui-aht Messer aus ihren Fellbündeln und machten die Mannschaft nieder. Einigen Männern gelang jedoch die Öffnung der Waffenschränke, und mit den Musketen vertrieben sie die Eindringlinge. Die wenigen überlebenden Matrosen versuchten das manövrierunfähige Schiff zu verlassen und zu fliehen, wurden aber ebenfalls umgebracht. Der letzte Überlebende auf dem Schiff lockte am nächsten Tag die Tla-o-qui-aht an Bord, sprengte aber dann den gesamten Schießpulvervorrat in die Luft. Rund 150 Tla-o-qui-aht kamen dabei ums Leben. Dieser Verlust an Kriegern war so gewaltig, dass die Frauen sich angeblich als Krieger verkleiden mussten, sobald ein anderer Stamm in die Nähe ihres Gebietes kam. Die Fellhändler mieden nach diesem Ereignis auf Jahrzehnte die Region.[13]

Damit war auch der Stamm des Wickaninnish, der mit Maquinna verschwägert, einer der Gewinner des Pelzhandels gewesen war, stark dezimiert. Der Handel mit Seeotterfellen endete 1825 endgültig, gleichzeitig war die Macht der beiden vorherrschenden Stämme offenbar gebrochen.

Der Niedergang der Nuu-chah-nulth setzte sich durch schwere Pockenepidemien ab 1824 fort, um 1850 folgten Masern, während sich vor allem nach der Gründung von Victoria ein unablässiger Goldsucherstrom nordwärts bewegte. Damit erhöhte sich rapide die Infektionsgefahr. 1850-54 schloss Gouverneur James Douglas 14 Landabtretungsverträge gegen geringe Kompensation. Gleichzeitig lieferten sich die Tsimshian, Haida und Küsten-Salish jahrelange Kriege, die nun mit modernen Gewehren ausgetragen wurden. So kam es zwischen den Stämmen zu erheblichen Machtverschiebungen, und Bevölkerungsbewegungen. Auch zwischen benachbarten Stämmen tobten manchmal endlose Kriege, wie etwa zwischen den Ahousaht und den Otsosaht, die sich 14 Jahre lang bekriegten.

1862-63 wütete an der Westküste eine schwere Pockenepidemie, der vermutlich 20.000 Indianer zum Opfer fielen.[14] Im Gegensatz zu den frühen, ebenso schweren Pockenepidemien waren diesmal auch die Nuu-chah-nulth betroffen.

1864 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Ahousaht eine Händlerschaluppe angriffen und die Besatzung umbrachten. Im Verlauf eines Rachezugs beschoss und zerstörte eine Flotte neun Dörfer, 13 Ahousaht starben.

Die ersten Kontakte der Salish mit Europäern, Handel und Forts

Die ersten Kontakte der Küsten-Salish mit Europäern erfolgten bei den südlichsten Stämmen. 1774 unternahm Juan José Pérez Hernández die erste dokumentierte Reise, um das Land für Spanien in Besitz zu nehmen. Ein Jahr später folgte die Expedition von Juan Francisco de la Bodega y Quadra. Mit ihm erschien 1775 ein weiteres spanisches Schiff, die Santiago unter der Führung Bruno de Hezetas, die die Pocken bei den Quinault einschleppte. Diese katastrophale Pockenepidemie hat, so schätzt man, mindestens ein Drittel der Indianer der Pazifikküste das Leben gekostet, bei den Salish in den heutigen USA waren die Verluste wohl noch wesentlich höher, so hoch, dass sie sich gegen die Überfälle der weniger betroffenen Völker kaum noch wehren konnten. Immer wieder flackerte die Krankheit auf, so 1790, als der Besuch eines Schiffs unter Führung des Spaniers Manuel Quimper im Juli 1790 bei der Beecher Bay First Nation die Krankheit übertrug, allein bei den Lower Elwha Klallam fanden sich bei Tse-whit-zen im Jahr 2005 mindestens 335 Skelette.[15]

Ein Pelzhändler namens Charles Barkley erreichte die Juan de Fuca Strait wohl 1787. Die Spanier Dionisio Alcalá-Galiano und Cayetano Valdés y Flores Bazán, sowie der Brite George Vancouver, kamen 1792. Die Lewis-und-Clark-Expedition erforschte im Auftrag der US-Regierung den amerikanischen Westen und erreichte den unteren Columbia und den Pazifik 1805, Simon Fraser, Pelzhändler der North West Company fuhr 1808 den später nach ihm benannten Fraser River hinab und erreiche ebenfalls den Pazifik, bzw. die Juan de Fuca Strait. 1811 setzten sich am Columbia die ersten Pelzhändler fest, dazu kamen Forts, wie Fort Shuswap (1812-13). Die Hudson’s Bay Company folgte in den 1820er Jahren und ließ 1827 Fort Langley errichten. Zu dieser Zeit zogen die nördlichen Stämme auf ausgedehnten Raubzügen bis weit in den Süden vor und überfielen beispielsweise 1823 die Nanoose im Süden von Vancouver Island. 1839 lebten von ihnen nur noch 159.[16]

1793 erreichte Alexander Mackenzie, ein Mitglied der North West Company, als erster Europäer die Küste von Osten her. Dort traf er auf die zu den Küsten-Salish gehörenden Nuxalk. Mackenzies Begleiter John Finlay gründete 1794 Fort St. John, die erste dauerhafte europäische Siedlung in British Columbia. Simon Fraser erkundete 1808 einen Teil des Landesinneren. 1811 erforschte David Thompson den Columbia River. Diese Reisen wurden nicht aus politischen Gründen unternommen, sondern dienten primär dazu, neue Handelsrouten zu finden.

Südlich der Grenze zu Russisch-Amerika (54°40' N) waren neben der North West Company auch die Hudson’s Bay Company (HBC) und die American Fur Company im Pelzhandel tätig. Großbritannien und die USA schlossen 1818 den Londoner Vertrag ab, der vorläufig die gemeinsame Nutzung des damals als Oregon Country bezeichneten Gebiets regelte. Nach der Fusion von HBC und North West Company im Jahr 1821 wurde das Gebiet des heutigen British Columbia in drei Handelsdistrikte aufgeteilt. Der nördliche und zentrale Teil des Landesinneren bildete New Caledonia (Verwaltungssitz Fort St. James). Das Landesinnere südlich der Wasserscheide des Thompson River und nördlich des Columbia River gehörte zum Columbia District mit dem Verwaltungssitz Fort Vancouver. Der äußerste Nordosten, bekannt als Peace River Block, war Teil des von Fort Chipewyan in Alberta aus verwalteten Athabasca District.

Wie meistens, so halfen die örtlichen Indianer, in diesem Fall die Kwantlem, sogar beim Aufbau, ähnlich wie die Songhees beim Aufbau von Fort Victoria. Manche der höher gestellten Frauen heirateten Angestellte der Companys.

Hudson's Bay Company, North West Company

1821 vereinigte sich der Pelzhändler- und -jägerverband der North West Company nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit der Hudson's Bay Company. Sie griff weit auf heute US-amerikanisches Territorium aus, einem Gebiet, etwa den Staaten Washington, Oregon, Idaho, Montana und Wyoming entsprechend. Diese neue Gesellschaft erhielt 1838 das ausschließliche Recht, mit den „Eingeborenen“ zu handeln und gründete 1843 eine Handelsstation an der Stelle des heutigen Victoria. Gesichert wurde sie durch den Grenzvertrag zwischen Kanada und den USA vom 15. Juni 1846, der Vancouver Island Kanada zuschlug. Kanada überließ der Company für zehn Jahre die gesamte Insel.

Unter der Leitung von George Simpson veränderte die Company ihren Charakter und griff damit immer tiefer in die regionalen Verhältnisse ein. 1838 beantragte er für seine Gesellschaft das Recht, nicht nur mit den Ureinwohnern Handel treiben zu dürfen, sondern auch selbst Unternehmen zu gründen. Da das Parlament dies ablehnte gründete Simpson eine Untergesellschaft. Sägemühlen schnitten nun Holz für die Ausfuhr nach Kalifornien und Ostasien, Lachs und Cranberrys wurden ausgeführt, in Victoria entstand zu diesen Zwecken bereits 1843 die Puget Sound Agricultural Company. In Fort Rupert im Norden entstand die erste Kohlegrube. Mit der S.S. Beaver befuhr das erste motorisierte Schiff den amerikanischen Nordwesten (1834). 1849 wurde James Douglas von der Company zum Gouverneur der neu geschaffenen Kronkolonie ernannt. Schließlich änderte die Kolonialmacht in einem entscheidenden Punkt ihren Kurs: 1852 gestattete sie der Kolonie den Verkauf von unbewohntem Land. Es wurde für einen Dollar pro Acre (ca. 4.000 m²) verkauft.

Victoria, das bis zum 25. April 1858 kaum 300 Einwohner hatte, wurde an diesem Tag um 450 Minenarbeiter reicher. Obwohl auf den Queen Charlotte Islands bereits 1851 Gold gefunden wurde, hielt der Gouverneur den Fund bis 1856 geheim. Die Indianer verkauften der Company bis dahin 800 Unzen Gold. Doch mit Bekanntwerden der Goldfunde kamen in kürzester Zeit 16.000 Menschen nach Victoria. Dazu kamen Missionare, die die Dörfer der Ureinwohner aufsuchten. Der Bevölkerungsdruck nahm rapide zu.

 
Karte des Oregon County mit britischen und amerikanischen Gebietsansprüchen

Bis 1849 waren diese Handelsdistrikte Territorien in Britisch Nordamerika, die de facto der Rechtsprechung der HBC-Administratoren unterstanden. Im Gegensatz zu Ruperts Land im Norden und Osten waren die Distrikte kein Pachtgebiet der Gesellschaft. Die HBC besaß hier lediglich ein Handelsmonopol mit den Ureinwohnern und war vorderhand nicht an einer Kolonisation interessiert. Dies änderte sich jedoch in den 1840er Jahren, als die Vereinigten Staaten ihre Einflusssphäre immer weiter nach Westen ausdehnten. Dies führte zu überlappenden Gebietsansprüchen, insbesondere am Unterlauf des Columbia River (in den heutigen Bundesstaaten Washington und Oregon).

Um die britischen Ansprüche zu sichern, wurde 1843 Victoria gegründet. 1846 legten Großbritannien und die USA mit dem Oregon-Kompromiss den 49. Breitengrad als gemeinsame Grenze fest, die weiter südwärts ragende Vancouver-Insel und die Gulf Islands gelangten vollständig in britischen Besitz. 1849 erfolgte die Gründung der Kronkolonie Vancouver Island, mit Victoria als Hauptstadt. New Caledonia, wie der gesamte Festlandteil der späteren Provinz nun genannt wurde, blieb ein Territorium unter der informellen Verwaltung der HBC-Administratoren.

Wirtschaftliche Veränderungen

Die Küsten-Salish am unteren Fraser River waren als erste von wirtschaftlichen Veränderungen betroffen. Großbritannien zog alles Land als Crown Land an sich und richtete später Reservate (Reserves) ein. Die Stämme wurden entsprechend ihren Dörfern und einem überaus stark schwankenden Schlüssel, der Familien und Flächenbedarf in Beziehung setzte (10 bis 600 ha pro Familie), auf Reservate verteilt, die das Land extrem zerstückelten - bis heute gibt es in British Columbia über 1.700 Reservate. Die entstehenden Farmen machten den Indianerfrauen das Sammeln und Graben unmöglich. Dann zerstörte der zunehmend industrielle Fischfang, dem die kanadische Regierung mit Restriktionen gegen die Indianer beisprang, den Fischhandel der Salish. Bauten, wie die Eisenbahnbrücke über den Fraser, zerstörten sogar die für den Fisch notwendigen Fischtreppen und beendeten damit manchen der massenhaften fish runs. Dazu kamen Staumauern. Seen, wie der Lake Sumas wurden in den 1920er Jahren zur Gewinnung von Ackerland einfach trockengelegt.

Die Indianer verdingten sich zunehmend als Holzfäller, Sägemühlengehilfen, für eine gewisse Zeit sogar als Minenarbeiter in den Kohlebergwerken und als Seeleute. Andere arbeiteten in der Fischindustrie, die Männer meistens als Fischer, die Frauen beim Ausnehmen und Verpacken. Doch Japaner und Chinesen verdrängten sie zunächst beim Eisenbahnbau, dann in der Fischerei. Die Gesetzgebung verhinderte einen kommerziellen Fischfang bei den Indianern. Sie waren zunehmend auf Tagelöhnerei, auf ungelernte Arbeit und Saisonbeschäftigung angewiesen.

Epidemien und Mission

Schutzmaßnahmen gegen die unbekannten Krankheiten durch manche Missionare und Ärzte wie 1853 und 1862 halfen nur punktuell. So überlebten zahlreiche Salish um Victoria und im Puget Sound, jedoch war diesmal der Norden dem Desaster hilflos ausgesetzt. Dennoch profitierten die Missionsstationen von diesen Katastrophen, denn die Verluste an kulturellem Wissen durch das Sterben der Schamanen und Medizinmänner, der Älteren und Heiler, dazu der Glaube an die zu schwache Macht der eigenen Kräfte, veranlassten viele Salish zum Übertritt zum Christentum.

Der erste Missionar war Modeste Demers, ein katholischer Missionar, der Fort Langley 1841 erreichte. Mit St. Mary's entstand 1861 eine Oblatenmission am Fraser. Bischof Durieu gelang es sogar, geradezu einen Gottesstaat bei den Sechelt durchzusetzen. 1859 kamen die Methodisten in Hope hinzu.

Goldfunde

 
Barkerville (1865)

Als Gouverneur James Douglas 1858 eine Ladung Erz nach San Francisco zur Untersuchung verschifft hatte, stellte sich heraus, dass dieses nördlich von Yale am Thompson River geförderte Erz Gold enthielt. Diese Entdeckung löste den Fraser-Canyon-Goldrausch aus und Victoria wandelte sich in kurzer Zeit zu einer großen Zeltstadt. Tausende, meist amerikanische Prospektoren, Spekulanten, Agenten und Händler zogen hierher. Das Fort Langley der HBC diente vielen Goldsuchern als Ausgangspunkt, obwohl Gouverneur Douglas nur den Zugang über Victoria erlaubt hatte. Zwischen Goldsuchern und den Nlaka’pamux kam es zu Spannungen und schließlich zum Fraser-Canyon-Krieg.

Angesichts der Präsenz Tausender Amerikaner fürchtete Douglas um den Verlust des britischen Einflusses. Ein von ihm angefordertes Kanonenboot erzwang am Fraser River Lizenzgebühren für Boote und Schiffe, die auf den Fluss wollten. Das britische Kolonialministerium erklärte schließlich am 2. August 1858 den Festlandteil zur Kronkolonie British Columbia, mit New Westminster als Hauptstadt. Douglas wurde zum Gouverneur beider Kolonien ernannt.

Kaum war der Fraser-Canyon-Goldrausch vorbei, wurde weiter im Landesinneren erneut Gold entdeckt. Während des Cariboo-Goldrauschs strömten 1861/62 Zehntausende von Menschen in die Gegend um Barkerville und Lillooet. Sie waren es, die unbekannte Krankheiten einschleppten, gegen die die Indianer wehrlos waren. 1862 starb rund die Hälfte der Indianer an einer verheerenden Pockenepidemie.

Um den Zugang für Europäer zu erleichtern und um das Cariboo-Gebiet besser kontrollieren zu können, ließ die Regierung der Kolonie die Cariboo Wagon Road errichten. Mit den Einnahmen aus Lizenzgebühren finanzierte sie die Bereitstellung einer Grundinfrastruktur in den schnell wachsenden Goldstädten. Allerdings erwirtschaftete die Regierung ein großes Defizit. Die beiden Kolonien wurden daher aus Spargründen am 6. August 1866 zu den Vereinigten Kolonien von Vancouver Island und British Columbia fusioniert, mit Victoria als Hauptstadt.

Doch noch war die Zahl der Siedler in der Region äußerst gering. Mit dem Goldrausch am Fraser von 1858 stieg die Bevölkerungszahl bereits sprunghaft an. Tausende von meist bewaffneten Goldsuchern - vor allem aus Kalifornien - durchkämmten die Region und verdrängten oder töteten eine unbekannte Zahl von Indianern. Auch die „Altsiedler“ wurden schnell zur Minderheit. Das wiederum zwang die britische Kolonialregierung, für ein Gegengewicht zu sorgen. So förderte man dringend die Zuwanderung aus Großbritannien, wodurch insbesondere die Sto:lo bzw. Tait noch mehr zusammengedrängt, andere in winzige, abseits gelegene Reservate abgeschoben wurden.

Douglas war bereits vor geraumer Zeit in Richtung Reservatspolitik geschwenkt, schon die ersten Verträge mit den Stämmen um Victoria oder Nanaimo machten dies klar. So befahl er 1861 dem Chief Commissioner of Lands and Works Maßnahmen zu ergreifen, Reservatsabgrenzungen vorzunehmen. Die Ausdehnung der Indian Reserves sollte jedoch von den natives selbst dargelegt werden.[17] Diese vergleichsweise milde Indianerpolitik endete 1864 mit Joseph Trutch als Chief Commissioner of Lands and Works.

Kronkolonie und Kanada (seit 1871)

 
Karte British Columbias von 1873, die die natürlichen Ressourcen der Provinz verzeichnet

Der Rückgang der Wirtschaftskraft nach dem Ende der Goldräusche sowie der Wunsch nach Selbstverwaltung und einer eigenverantwortlichen Regierung führten zur Bildung einer politischen Bewegung, die den Beitritt der Kolonie zur Kanadischen Konföderation forderte, die 1867 aus der Vereinigung dreier britischer Kolonien im Osten des Kontinents entstanden war. Insbesondere die Confederation League, angeführt von den drei späteren Premierministern Amor De Cosmos, John Robson und Robert Beaven vertrat dieses Anliegen. Ihre Hauptargumente waren die Furcht vor einer möglichen Annexion durch die USA und das große Defizit aufgrund des starken Bevölkerungswachstums - immerhin schätzte man 1871 die Bevölkerungszahl auf 60.000.[18]

Am 20. Juli 1871 trat British Columbia, nach langen Verhandlungen in Ottawa, bei denen Dr. John Sebastian Helmcken eine entscheidende Rolle spielte, schließlich als sechste Provinz der Konföderation bei. Der kanadische Bundesstaat verpflichtete sich im Gegenzug zur Übernahme der Schulden und versprach den Bau der Canadian Pacific Railway innerhalb von zehn Jahren. Die Einlösung dieses Versprechens verzögerte sich jedoch um mehrere Jahre. Mit dem Setzen des symbolischen Letzten Nagels in Craigellachie am 7. November 1885 wurde die transkontinentale Eisenbahnstrecke fertiggestellt.

 
Ansicht von Vancouver im Jahr 1898

Begünstigt durch die leichtere Erreichbarkeit entstanden vor allem im Südosten British Columbias zahlreiche Kohle- und Eisenerzminen sowie Eisenwerke. In deren Nähe wurden mehrere neue Städte gegründet. Neben dem Bergbau begannen auch Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Fischerei eine bedeutende Rolle zu spielen und die Aussicht auf Arbeitsmöglichkeiten zog viele Einwanderer an. Der Wirtschaftsboom förderte die Entwicklung der alten Pelzhandelsposten (wie z.B. Victoria, Nanaimo, Prince George, Kamloops und Fort St. John) zu großen Städten. Zur größten Stadt der Kolonie entwickelte sich jedoch Vancouver. Seinen raschen Aufstieg verdankte die Stadt vor allem der Tatsache, dass die Canadian Pacific Railway 1887 ihren westlichen Endpunkt dorthin verlegte und dass dort ausgedehnte Hafenanlagen entstanden, von denen aus die Bodenschätze der Provinz exportiert werden konnten.

 
Gebietsansprüche im Alaska Panhandle
Rot: Von Großbritannien beanspruchte westliche Grenze
Blau: Von den USA beanspruchte Ostsgrenze
Gelb: Heutige Grenzziehung

Erst 1903 standen die Grenzen der Provinz endgültig fest. Zwar hatten Großbritannien und Russland bereits 1825 in einem Abkommen den Grenzverlauf zwischen ihren Besitzungen festgelegt, doch war der Wortlaut sehr ungenau gehalten. Als Alaska 1867 von den USA gekauft wurde und British Columbia 1871 Kanada beitrat, verlangte Kanada eine Vermessung des Alaska Panhandle, was die USA jedoch aus Kostengründen ablehnten. 1903 handelten US-Außenminister John Hay und der britische Botschafter Michael H. Herbert einen Kompromiss aus. Seither verläuft die Grenze ungefähr in der Mitte der jeweiligen gegenseitigen Gebietsansprüche.

Indianerpolitik

Mit der Gründung der Provinz übernahm British Columbia auch die Aufgabe der Indianerangelegenheiten, die das Department of Indian Affairs leitete. Damit wurde die Indianerpolitik staatlich geregelt. Zunächst einmal sollten die Ureinwohner verstärkt christianisiert, dann sollte ihr Land für die Siedler erschlossen werden. 1864 baten die Indianer British Columbias den Gouverneur anlässlich der Geburtstagsfeierlichkeiten der Königin um den Schutz ihres Landes, doch im folgenden Jahr forderte die Gesetzgebende Versammlung von Vancouver Island dazu auf, sich für freiwerdendes Indianerland zu bewerben. 1866 untersagte man den Indianern zusätzlich, ihr Land selbst zu erwerben (Pre-Emption Ordinance).

Die Indianerpolitik British Columbias ist stets rücksichtsloser gewesen, als die der Regierung in Ottawa. Das hängt partiell mit der Zuwanderung von Goldgräbern aus Kalifornien zusammen, die mit ihrem völlig fehlenden Unrechtsbewusstsein selbst freundlich gesinnte Stämme in die Rebellion trieben, wie im Fraser-Canyon-Krieg. Hatte Ottawa noch 160 Acres Land pro Familie für angemessen gehalten, so wollte die Provinzregierung nur 25 zugestehen. Doch die Passagen des British Columbia Land Act von 1874, die Ansprüche der Ureinwohner für nichtig erklärten, wurden 1875 kassiert. Im selben Jahr wurde eine Indian Reserve Commission eingesetzt, um die Landfrage zu regeln. Die Reservate sollten treuhänderisch verwaltet werden und entsprechend der Bevölkerungsentwicklung verkleinert oder vergrößert werden. 1877 wurde Gilbert Malcolm Sproat einziger Indian Reserve Commissioner, doch wurde er 1880 gestürzt, weil er zu viel Land zugestanden hatte. Peter O'Reilly folgte ihm bis 1898. Die Bundesregierung geriet immer wieder in Streit mit der Provinzpolitik und 1908 begann die Auflösung der Kommission. 1911 sollte der Vorgang an den Obersten Gerichtshof gehen, doch die Provinz verweigerte die Zusammenarbeit. Am 24. September 1912 wurde die McKenna-McBride-Kommission eingesetzt. Von 1913-16 suchte sie die Reservate auf. Am Ende empfahl sie 54 Reserveatsverkleinerungen im Gesamtumfang von 47.000 Acre, nach Protesten reduzierte man auf 35 betroffene Reservate bzw. 36.000 Acre. Die verbleibenden 733.891 Acre wurden in über 1.700 Parzellen aufgeteilt.

1875 beendete die Regierung das System des Indian Board durch ein System von Superintendencies, denen exekutive Gewalt zustand. Immerhin lehnte die Regierung 1884 eine Initiative ab, nach der Indianer von jeder Art wertvollen Landes vertrieben werden sollten. Stattdessen erhielten die meisten Stämme zwischen 1875 und 1889 Reservate zugewiesen. Dennoch verpflanzte die Regierung noch 1903 die Songhees aus dem Raum Victoria, eine Politik, die in British Columbia erst 1908 offiziell aufgegeben wurde.

Ein besonderes „Problem“ stellten die Erbhäuptlinge oder Traditionellen Häuptlinge dar. Sie erfüllten zwar die britische Grundforderung nach indirekter Herrschaft, die auch die kanadische Regierung zunächst verfolgte, doch verhinderten sie zugleich den Zugriff auf ihre „Untertanen“, und sie standen in den Augen der kanadischen Regierung ihrem Ideal der Gleichheit der Individuen entgegen. Der Indian Act von 1951 bestimmte daher, dass jedes Band Council (Stammesrat) aus einem gewählten Chief und einem Councilor pro 100 Stammesmitglieder bestehen musste. Es mussten dabei mindestens zwei, maximal 12 Berater eingesetzt werden. Damit kam es bei vielen Stämmen zu Streitigkeiten.

Kommerzielle Fischerei wurde den Indianern durch die kanadische Regierung von 1871-1923 verboten. Immerhin durften Indianer ab 1922 kommerziell fischen und ab 1923 dabei Motorboote benutzen. Auch wurde ihnen von 1872-1949 das Wahlrecht entzogen, 1876 sogar das kommunale - erst 1960 durften sie an den Wahlen für ganz Kanada teilnehmen. 1880 bis 1927 war ihnen zusätzlich das Versammlungsrecht abgesprochen und sie wurden noch bis 1970 beim Landkauf benachteiligt. 1885 folgte ein Verbot des Potlatch (bis 1951).

1896 forderten die Indianer British Columbias die Regierung auf, ihre Lachsfischerei zu schützen, doch im folgenden Jahr zerstörten Beamte ihre Netze. Die ungeklärten Rechtsfragen veranlassten die Regierung immerhin, eine Liste der den Indianern zustehenden Rechte zu erstellen.

1906 traf sich eine Delegation der Häuptlinge aus British Columbia unter Führung des Squamish-Häuptlings Joseph Capilano mit König Edward. 1910 wurde die Conference of Friends of the Indians of BC gegründet. Immerhin nahm das Abkommen zwischen Kanada und den USA, das die Jagd auf Meeressäuger beendete, Rücksicht auf die Bedürfnisse der Ureinwohner in British Columbia, deren Gesamtzahl 1913 auf 21.489 geschätzt wurde. 1916-27 versuchten die Allied Indian Tribes of British Columbia die Landfrage voranzubringen.

Nachdem man das Scheitern eingesehen hatte, verfolgten die meisten Stämme eine Politik der Verbindung untereinander, und die Allied Tribes of British Columbia entstanden. 1923 legten sie der Regierung Forderungen vor, die sich erstmals um Entschädigung (2,5 Millionen CAD) drehten, dann um Vergrößerung des Anspruchs auf 160 Acres pro Person bei der Reservatsgröße, außerdem bestimmte Jagd- und Fischrechte. Dazu kamen Bildungs- und Gesundheitshilfen. Die Regierung konterte mit dem Great Settlement von 1927, das alle Landansprüche abwies. Außerdem wurde den Indianern explizit das Engagement von Anwälten untersagt, um ihre Rechte wahrzunehmen. 1932 gründeten die Stämme die Native Brotherhood of British Columbia, die das Monatsblatt Native Voice herausgab. Dazu kam die Mitarbeit bei der Indian Homemakers’ Association und der Confederation of British Columbia Indians. 1951 konnte man durchsetzen, dass kulturelle Praktiken, wie das Potlatch, von allen Verboten befreit wurden. Die Kinder durften in öffentliche Schulen gehen, juristischer Beistand konnte eingeholt werden, dazu wurde die Strafbarkeit von Alkoholkonsum und -besitz aufgehoben.

Für 1835 schätzt man die Gesamtzahl der Nuu-chah-nulth nur noch auf 7.500, während vor 1780 ihre Zahl auf etwa 25.000 geschätzt wird [19]. Bis 1881 schrumpfte ihre Zahl auf 3.613, sollte aber erst 1924 mit 1.459 Menschen den Tiefpunkt erreichen. Immerhin hat sich ihre Zahl bis 2005 wieder auf 5.775 erholt.[20]

1920 erlitten alle Bemühungen, die Autonomie zurückzugewinnen, einen weiteren Rückschlag. Alle Kinder von 7 bis 15 Jahren waren von nun an gezwungen, die Residential Schools zu besuchen. Das „Indianerproblem“ sollte durch die Erziehung zu „neuen Kanadiern“ gelöst werden. In einigen dieser Schulen herrschten derartige Zustände, dass zahlreiche Tuberkulosefälle und schwerste Misshandlungen dazu führten, dass die Todesrate auf bis zu 75 % in die Höhe schoss[21]. Erst in den Sechzigern gestattete man den Indigenen wieder den Gebrauch ihrer Muttersprache. Die letzte Residential School wurde 1983 in Tofino geschlossen. 1998 entschuldigte sich Kanadas Minister of Indian Affairs offiziell bei den ehemaligen Schülern.

Im Laufe der 1970er Jahre begannen ernsthafte Verhandlungen um die Landrechte, bei denen die Indianer ihre Forderungen formulierten und der Regierung überreichten. 1990 mündeten diese Forderungen im Indian Self-government Enabling Act, das die Selbstregierung stärken sollte. Eine Grundsatzeinigung erfolgte 2001, 2007 kamen weitere Verträge zustande.

Heute versucht man durch Kampagnen gegen Drogen und Alkohol, der Depression und der Gewalt, oftmals den Spätfolgen dieser Vorgänge, entgegenzuwirken. Der Gesamtvorgang, also der Versuch, eine Kultur auszulöschen, wird aber immer noch nicht als Verbrechen anerkannt.

Industrialisierung, Einwanderung, politische Parteien

Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen erforderte große Arbeitskraft, was unter den damaligen Bedingungen einer großen Anzahl an Immigranten gleichkam, denn das Arbeitsreservoir der Indianer und der frühen Siedler war viel zu gering. Die Zuwanderer kamen jedoch nicht nur aus Europa, sondern vermehrt auch aus China, Britisch-Indien und Japan, was häufig zu rassistischen Übergriffen führte. Auf politischer Ebene wurde die Einwanderung nichteuropäischer Menschen immer mehr eingeschränkt. Der Erlass des Chinese Immigration Act 1923 machte die Einwanderung von Chinesen praktisch unmöglich (ausgenommen waren lediglich Händler und Investoren).

1914 wurde mit der Grand Trunk Pacific Railway eine zweite transkontinentale Eisenbahnlinie vollendet. Sie führte durch den Norden der Provinz vom Yellowhead Pass über Prince George nach Prince Rupert. Diese Strecke ermöglichte die wirtschaftliche Erschließung der zuvor dünn besiedelten Region.

 
1933 versuchte man - nur gegen Kost und Logis - Männer im Straßenbau zu beschäftigen. Das führte 1934 zu Protesten.

1917 trat die Alkoholprohibition in Kraft, die jedoch bereits 1921 wieder aufgehoben wurde, da sie wegen des Schwarzmarkthandels und der um sich greifenden Korruption nicht durchgesetzt werden konnte. Da die Produktion und der Verkauf von Alkohol in den angrenzenden USA weiterhin verboten blieben, entwickelte sich in British Columbia eine blühende Alkoholindustrie, die ihre Produkte durch Schmuggel über die Grenze brachte. Die Weltwirtschaftskrise stürzte die Wirtschaft der Provinz ab 1929 in eine tiefe Rezession.

 
Internierungslager für Japaner

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam es zu einem starken Wachstum der Rüstungsindustrie. Dies führte, zusammen mit erhöhtem Rohstoffbedarf, zu einem raschen Wirtschaftsaufschwung. Im Jahr 1942, wenige Monate nach dem Angriff auf Pearl Harbor, betrachtete die kanadische Regierung die japanischstämmigen Kanadier als Bedrohung der nationalen Sicherheit, ähnlich wie im Ersten Weltkrieg die Deutschen. Sie wurden enteignet, zusammengetrieben und danach in Lagern im Landesinneren interniert. Erst 1988 entschuldigte sich die kanadische Regierung offiziell und leistete Entschädigungszahlungen.[22]

In der Nachkriegszeit vollzog sich ein Wandel in der Provinzpolitik. Die bisher dominierenden Liberalen und Konservativen erlitten bei den Wahlen 1952 eine schwere Niederlage und sanken in die Bedeutungslosigkeit ab. Unter Premierminister W. A. C. Bennett stieg die British Columbia Social Credit Party zur stärksten Partei auf. Während Bennetts zwanzigjähriger Regierungszeit erlebte British Columbia einen noch nie dagewesenen Wirtschaftsaufschwung.

Abgesehen von einer kurzen Regierungszeit der New Democratic Party of British Columbia (NDP) von 1972 bis 1975 blieb die Social Credit Party bis 1992 an der Macht. Aufgrund zahlreicher politischer Skandale während der Regierungszeit von Bill Vander Zalm fiel die Social Credit Party jedoch völlig in sich zusammen. Ihre Wählerbasis wandte sich fast geschlossen der wiedererstarkten British Columbia Liberal Party zu, die seit 2001, nach einer ebenso skandalumwitterten und von wirtschaftlicher Flaute geprägten zehnjährigen Regierungszeit der NDP, die Regierung stellt.

Industrialisierung durch und mit den Indianern

Die frühe Industrialisierung wäre ohne die Arbeitskraft der Immigranten nicht möglich gewesen. In der Frühphase spielten die Indianer eine entscheidende Rolle, bis sie durch die Indianerpolitik ins Abseits manövriert wurden. Bis 1862 war ihre Rolle im Wirtschaftsleben sogar ausgesprochen dominierend. Vor allem die wachsende Stadt Victoria wurde von ihnen mit Baumaterial, Arbeitskraft und Lebensmitteln versorgt. 1859 kampierten über 2.800 Indianer nahe der Stadt, mehrere hundert wohnten in der Stadt. Sie hatten die „Neulinge“ in ihr weitläufiges und seit langem bestehendes Handelssystem integriert. Die zu den Nuu-chah-nulth gehörenden Makah im Nordwesten Washingtons gründeten 1880 die Neah Bay Fur Sealing Company und charterten das Schiff Lottie in Port Townsend. Die Lottie wurde schließlich von Häuptling James Claplanhoo gekauft, weitere drei Schoner wurden dazu erworben, schließlich die Discovery in Victoria. 1886 kaufte Häuptling Peter Brown den Schoner Champion. Doch auch diese Bemühungen wurden durch restriktive Indianergesetze zerstört.

Dass umfangreiche Kohlevorkommen überhaupt entdeckt wurden, war dem „Nanaimo Coal Tyee“ zu verdanken, der die Hudson's Bay Company fragte, ob sie wert auf den schwarzen Berg lege, der brennt. Er selbst hatte von dort schon Kohle nach Victoria verschifft. 1852 zeigte sich Joseph MacKay, leitender Offizier in Fort Nanaimo, zufrieden mit der Arbeit der Indianer in den Gruben. Von den ersten 1400 Barrels, die zutage kamen, stammte die Hälfte von ihnen. Auch wurden viele von ihnen Mitglieder in den Gewerkschaften. 1890 wurde Thomas Salmon, Bewohner von Nanaimo, als Repräsentant der Miners and Mine Labourers Protective Association nach Ottawa gesandt. Während des Kohlestreiks in Nanaimo von 1912-1914 weigerten sich Indianer, als Streikbrecher zu arbeiten und landeten damit auf Schwarzen Listen. Sie wurden zunehmend von den gegen sie ausgespielten Chinesen verdrängt.

Doch die meisten Indianer arbeiteten in der Fischindustrie. Während um 1900 noch 1.500 bis 2.000 als Fischer und Ruderer arbeiteten, waren es 1929 bereits 3.632.[23] Auch hier organisierten sie sich und nahmen 1893 am ersten Fischerstreik teil. Ebenso waren sie an Gewerkschaftsgründungen beteiligt, wie etwa 1912 die Squamish bei der Gründung der International Longshoremen’s Association. Auch nahmen sie an den Dockstreiks in Vancouver von 1923 und 1935 teil.

Seit den sechziger Jahren wurden zahlreiche Stellen durch staatliche Mittel bei der Selbstverwaltung geschaffen. Diese Stellen hatten häufig Frauen inne. Inzwischen versuchen sich viele Stämme ökonomisch wieder unabhängiger zu machen, indem sie ihr Gebiet touristisch nutzen, nachdem ein großer Teil der natürlichen Ressourcen aufgebraucht oder zerstört worden ist. Seit 1993 dürfen sie auch begrenzten Lachsfang am Fraser betreiben, der kommerziellen Zwecken dient. Jedoch gehen die Lachsbestände massiv zurück, was partiell auf die Fischzuchten zurückzuführen ist.

Kulturverluste, kulturelle Vielfalt

Der kulturelle Niedergang der Indigenen geschah höchst ungleichzeitig. Die großartigen Holzschnitzwerke, insbesondere die Pfähle, hatten schon seit langem die Aufmerksamkeit von Anthropologen, Ethnologen und Kunstinteressierten auf sich gezogen. Noch 1904 wurde das größte Bauwerk, der Whalers' Shrine der Mowachaht in Yuquot verkauft, abgebaut und nach New York verbracht. Er besteht heute aus 88, z. T. monumentalen, figürlichen Darstellungen, die zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert entstanden sein dürften.[24] Andererseits war die Rückkehr und die Beschäftigung mit den in aller Welt verstreuten Werken eine der Voraussetzungen und Folgen der Wiederbelebung.

Sprachkurse nehmen seit den 1990er Jahren stark zu, auch die Zulassungszahlen an höheren Schulen und Universitäten stiegen. Dazu trug erheblich das First Nations House of Learning an der University of British Columbia bei.

 
Klallam-Männer in Sonntagskleidung am Strand, im Hintergrund eine Shaker-Kirche

Die Revitalisierung im religiösen Bereich nahm andere Wege. Die Indian Shaker Church, die früh christliche und indigene Konzepte verband, basiert auf den persönlichen Todes- und Wiedergeburtserfahrungen eines Küsten-Salish aus dem Puget Sound namens John Slocum. Von dort breitete sich die 1882 ins Leben gerufene Lehre nach British Columbia aus.

Der winterliche Spirit Dance wurde seit den 50er Jahren neu entdeckt und erreichte in den 90ern einen ersten Höhepunkt. 1960 gab es immer noch erst rund 100 Tänzer, doch in den 90er Jahren versammelten sich oftmals 500 und mehr Tänzer.

Ebenfalls wiederbelebt wurden die Künste des Schnitzens, Malens und Webens. Dazu kommt der Kanubau. Kanufahrten ziehen mittlerweile zahlreiche Touristen an, aber es werden auch Wettbewerbe zwischen den Stämmen und Clans ausgetragen.

Powwows, stammesübergreifende Tanzversammlungen haben ebenfalls an Zulauf gewonnen. Diese Feierlichkeiten kulminieren alljährlich in einem großen, grenzübergreifenden Treffen aller Küsten-Salish, dessen Teilnehmer von den Stämmen reihum empfangen werden.

Kampf um Ressourcen am Beispiel der Nuu-chah-nulth

Exemplarisch für die Schärfe der Auseinandersetzungen ist der Konflikt um den Clayoquot Sound an der Westküste der Vancouver-Insel. Der Streit entzündete sich am Fischfang: 1955 vergab der (bestochene) Minister für Forstwirtschaft Holzeinschlagrechte für mehr als die Hälfte des Clayoquot Sound an den vorherrschenden Holzkonzern. Bald schwemmten Regenfälle Schlamm in die Flüsse, so dass lebenswichtige Fischbestände zusammenbrachen. 1958 vereinten sich daher erstmals Stämme zu den West Coast Allied Tribes, woraus 1978 der Nuu-chah-nulth Tribal Council hervorging. 1984 riefen die Bewohner der Insel Meares, die unmittelbar von Abholzung bedrohte Insel einseitig zum Tribal Park aus und verlangten - erstmals - den Schutz in Anerkennung ihrer kulturellen Autonomie. 1985 stoppte eine einstweilige Anordnung die Abholzung. 1989 verbündeten sich erstmals Naturschutzvereine und Vertreter des Tourismusverbands. 1992 sprengte die Auseinandersetzung den engen Provinzrahmen und überschritt auch die nationalen Grenzen. Internationale Holzboykotte führten dazu, dass ein kleiner Teil unter Schutz gestellt wurde, jedoch durfte der Rest abgeholzt werden. Bei Blockaden der Forststraßen wurden über 900 Personen festgenommen.

1994 erhielten die Indigenen ein vorläufiges Vetorecht. Seit 1995 wird in Kanada über ein Autonomie-Statut der First Nations beraten. 1997 wurde die Regional Aquatic Management Society (RAMS) gegründet, eine Gesellschaft, in der sich Nuu-chah-nulth und Nicht-Indigene zusammenfanden, die Fischer, Umweltschützer, Regierungsmitglieder und Kommunen, insgesamt über 70 Gruppen, zum Schutz der Küstenregion zusammenfanden.

2000 erhob die UNESCO den gesamten Clayoquot Sound zum Biosphärenreservat.[25] Seitdem entstanden mehrere Schutzgebiete in Form von Provincial Parks, 2001 der Pacific Rim National Park.

Gegen den Widerstand der kanadischen Regierung, aber auch derjenigen der USA, Australiens und Neuseelands, verabschiedete die UNO am 13. September 2007 eine Resolution, in der nicht nur die Beseitigung jeder Benachteiligung gefordert wird, oder das Recht auf Mitsprache in sie betreffenden Angelegenheiten, sondern auch das Recht „anders zu bleiben“.[26]

Ihren Lebensunterhalt verdienten die Nuu-chah-nulth überwiegend durch Fischfang und Arbeit in Konservenfabriken, auch durch Holzfällerei, aber inzwischen auch im Tourismus. In den vergangenen Jahren wurden die traditionelle Korbmacherei und andere Handwerkstechniken wieder belebt. Dazu zählen vor allem Schnitzarbeiten in traditionellen Motiven, die inzwischen eine eigene Fortentwicklung erfahren. Dabei profitieren sie von einem stark expandierenden Kunstmarkt.

Von den rund 8.700 Angehörigen der 15 kanadischen Nuu-chah-nulth-Gruppen leben 3.000 leben in den Reservaten.

Insgesamt leben in British Columbia 198 anerkannte Stämme mit zusammen rund 130.000 Angehörigen. Damit lebt beinahe jeder fünfte Status-Indianer Kanadas in dieser Provinz.

Einwanderung

Japaner

Japaner kamen erst um 1877 nach Vancouver Island. Sie waren vor allem Fischer. Schon 1895 versuchte British Columbia die asiatische Zuwanderung zu stoppen. 1901 lebten im District Victoria 338 Japaner, im District Vancouver sogar 1062. Nachdem es 1907 in Vancouver zu Ausschreitungen gekommen war, begrenzte Japan die Zahl der Zuwanderer auf 400 pro Jahr, 1923 sogar auf 150. 1919 waren die Fischer so erfolgreich, dass sie beinahe die Hälfte der Fischereilizenzen innehatten. Wenige Jahre später hatte die Regierung ihnen rund 1.000 von den mehr als 3.000 Lizenzen entzogen. 1920 entstand eine erste gewerkschaftliche Organisation, die ab 1924 eine eigene Zeitung herausbrachte (Minshu).

Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor wurden alle Japaner enteignet, ihre rund 1200 Fischerboote beschlagnahmt, und sie wurden ab dem 16. Januar 1942 in Lagern im Landesinneren bis zum Kriegsende verbracht [27]. Zunächst wurden sie im Hastings Park in Vancouver interniert. Ein erstes detention camp wurde im April in Greenword/British Columbia eingerichtet, es folgten Kaslo, New Denver, Slocan, Sandon und Tashme. 572 Farmen wurden zwangsverkauft. 1946 wurden 3.964 Japaner gezwungen, nach Japan auszureisen. Erst am 22. September 1988 entschuldigte sich Premierminister Brian Mulroney offiziell. [28]

Chinesen

Die ersten chinesischen Immigranten kamen 1858 aus Kalifornien. Die meisten wohnten in Victoria in Zelten oder Holzhütten. Schon um 1880 war die Chinatown die größte in Kanada. 1911 wohnten 3.458 Chinesen in der Stadt, viele hatten längst ihre Familien nachgeholt.[29] Die Chinese Consolidated Benevolent Association versuchte Konflikte mit Nichtchinesen beizulegen und repräsentierte die Community. Auch in anderen Orten, wie Nanaimo, entwickelten sich Chinatowns, deren ökonomische Basis allerdings eher der Handel und der Kohlebergbau war. 1887 kamen beim Grubenunglück von Nanaimo allein 53 Chinesen ums Leben. Auch in Cumberland, Wellington, Northfield, South Wellington und Extension gab es Chinatowns. 1892 lebten in Nanaimo 228 Chinesen in 75 Haushalten (darunter nur 5 Frauen), in Wellington sogar 312. Im District Victoria zählte man 1901 allein 3.004 Chinesen.

Die erste größere Gemeinde entstand 1863 in Barkerville am Fuß der Cariboo Mountains. Sie umfasste 300 Männer. Ebenso wie den First Nations enthielt 1872 der Qualifications of Voters Act den Chinesen das Wahlrecht vor, außerdem durften sie ab 1878 nicht mehr für Bauprojekte der Provinz eingestellt werden. Stattdessen arbeiteten tausende von ihnen zwischen 1880 und 1885 an der Canadian Pacific Railway. Mit Fertigstellung der Bahn durften Chinesen nur noch einwandern, wenn sie eine Kopfabgabe von 50 Dollar zahlten. Diese wurde 1900/02 verdoppelt, 1903 sogar auf 500 Dollar erhöht. Viele wanderten nun ostwärts ab. 1907 kam es zu antichinesischen Ausschreitungen in Vancouver, wo 1919 bereits 6.000 Chinesen lebten. 1923 stoppte die Regierung die weitere Zuwanderung.

1895 wurde das Chinese Board of Trade gegründet, das den Handel mit China intensivieren wollte. Während des Zweiten Weltkriegs waren China und Kanada Verbündete, Chinesen sammelten für die Kriegführung der Alliierten. Ab 1945 durften chinesische Kriegsveteranen in British Columbia wählen, 1947 erhielten alle Chinesen das Wahlrecht, auch in British Columbia. 10 Jahre später saß Douglas Jung als erster Chinese im Parlament und wurde später Kanadas Vertreter bei den UN. Erst 1967 erhielten die Chinesen das gleiche Einwanderungsrecht wie alle anderen Immigranten. Das Chinese Canadian National Council wurde 1979 nach rassistischen Ausfällen auf CTV gegründet. 1997 entstand in Toronto der erste Radiosender in chinesischer Sprache. Vor 1999, als Hongkong von Großbritannien an die Volksrepublik China abgetreten wurde, wanderten zahlreiche Chinesen nach Kanada ein, vor allem nach Vancouver, das inzwischen spöttisch „Hongcouver“ genannt wird.

Anmerkungen

  1. Vgl. den Beitrag der Simon Fraser University: Coastal Refugia.
  2. Associated Press meldete am 19. Oktober 2007 die Rückgabe dieser Funde an die Tlingit, genauer an die beiden Gemeinden Craig und Klawock: [1].
  3. Roy Carlson/Luke Dalla Bona, Early Human Occupation in British Columbia, University of British Columbia Press 1996, ISBN 9780774805353.
  4. Auffällig sind die winzigen Klingen, die gleichfalls dort gefunden wurden. Vgl. (PDF, 144 kB): Aubrey Cannon, An Example of Precision Microblade Technology from the Central BC Coast
  5. Vgl. Obsidan from Mount Edziza, vom Royal British Columbia Museum.
  6. Thomas H. Richards, Michael K. Rousseau, Late prehistoric cultural horizons on the Canadian Plateau, Simon Fraser University, Department of Archaeology 1987.
  7. Ich folge hier Alan D. McMillan, Early Nuu-chah-nulth Art and Adornment: Glimpses from the Archaeological Record, in: Alan L. Hoover, Nuu-chah-nulth, 230-256.
  8. Dies und das Folgende nach Ryan Spady, Archaeological Impact Assessment. Sonora Enterprises and Woodbrook Aggregates' Proposed Gravel Pit Expansion Near Deroche, B.C., Februar 2007.
  9. Ein Beispiel findet sich hier: [2].
  10. Hier ein Beispiel: [3].
  11. Vgl. [4].
  12. Fraser 119 u.a. Vgl. Barbara Huck, The hair of the dog: was it a sheep or a dog? online: [5].
  13. Nach Griffith, Tonquin 15-20. Heute versucht die im November 2003 gegründete Tonquin Foundation sowohl das inzwischen entdecke Wrack der Tonquin und die Seefahrtsrelikte der Region zu untersuchen, als auch die maritimen Traditionen der Nuu-chah-nulth museal aufzubereiten. Dazu soll in Tofino ein eigenes Museum entstehen. Zugleich fördert die Organisation Grabungen, wie in Echachist. Ihre Homepage: Tonquin Foundation. Möglicherweise fanden sich Teile des Schiffswracks und im Jahr 2007 ein Schädel (PDF, 2,3 MB: Investigations of a potential shipwreck site, Templar Channel, Clayoquot Sound, B.C. und in einem Bericht des Westcoaster (Locals Stumped By Skull Peppered With Holes) vom 28. 2. 2007.
  14. Diese Karte zeigt die Ausbreitung der Pocken von 1800 bis 1863 (Seattle Times, ursprgl. aus dem Handbook of North American Indians, Bd. 7): The Spread of Small Pox in the Pacific Northwest.
  15. Unearthing Tse-whit-zen, Seattle Times 22.-25. Mai 2005: [6].
  16. Pascoe Anm. 110.
  17. Reuben Ware, The Lands We Lost: A History of Cut-Off Lands and Land Losses from Indian Reserves in British Columbia. Vancouver: Union of B.C. Indian Chiefs 1974, 4f.
  18. Journals of the House of Commons of the Dominion of Canada from 15th February to 14th April, 1871 ... being the 4th session of the 1st Parliament of Canada, session 1871, S. 185.
  19. Arima und Dewhurst 408
  20. Schätzungen und Ergebnisse der Zählungen: Four Directions Institute - Nootka.
  21. Vgl. Lorena Sekwan Fontaine, Canadian Residential Schools: The Legacy of Cultural Harm.
  22. Japanese Canadian Internment – University of Washington Libraries
  23. Rolf Knight, Indians at Work: An Informal History of Native Labor in British Columbia, Vancouver: New Star Books 1996, 186.
  24. Aldona Jonaitis, The Mowachaht Whalers' Shrine: History Revealed by Carvings, in: Alan L. Hoover (Hg.), Nuu-chah-nulth, 292-305.
  25. Näheres zum Biosphärenreservat am Clayoquot-Sund, s. Clayoquot Sound UNESCO Biosphere Reserve.
  26. Vgl. United Nations adopts Declaration on Rights of Indigenous Peoples (www.un.org).
  27. Chronologie der Enteignungen und Zwangsumsiedlungen
  28. Seit 1992 besteht die National Nikkei Heritage Centre Society, 1995 folgte die Japanese Canadian National Museum & Archives Society, die im Rahmen der Stiftung über die japanischen Kanadier informiert.
  29. Ein Grundriss der Chinatown von Victoria findet sich hier (BC Archives): [7].

Literatur

  • H. H. Bancroft: History of British Columbia, 1792–1887, San Francisco 1887
  • J. E. Hendrickson, The constitutional development of colonial Vancouver Island and British Columbia, in: British Columbia: historical readings, Hg. W. P. Ward / R. A. J. McDonald, Vancouver 1981, 245–74

Siehe auch