Der Zweite Kreuzzug war ein von der Kirche geförderter Kriegszug zur Entlastung der Kreuzfahrerstaaten, der durch den Verlust der Grafschaft Edessa im Jahre 1144 veranlasst wurde. Er begann 1147 und endete nach mehreren Niederlagen der Kreuzfahrer im Jahre 1149 ergebnislos.

Ursachen
Zwischen den in Folge des ersten Kreuzzuges gegründeten Kreuzfahrerstaaten kam es recht schnell zu Konflikten, oftmals kriegerischer Art. Zudem war das normannische Fürstentum Antiochia in ständige Kämpfe mit dem Byzantinischen Reich verwickelt, bis es im Jahre 1138 unter byzantinische Oberhoheit geriet. Die Uneinigkeit der Kreuzfahrerstaaten und ihre daraus resultierende Schwäche wurde von Emir Zengi von Mossul im Jahre 1144 dazu genutzt, Edessa zu erobern und alle Franken (Bezeichnung der Muslime für alle Kreuzfahrer) in der Stadt zu töten. Dadurch gerieten die verbliebenen Kreuzfahrerstaaten in Bedrängnis. Auf der anderen Seite steigerte der erste vernichtende Schlag gegen einen Kreuzfahrerstaat den Kampfeswillen der Moslems.
Diese Entwicklung ließ einen weiteren Kreuzzug notwendig erscheinen. Von dem Zisterzienser-Abt Bernhard von Clairvaux beeinflusst, rief Papst Eugen III. deshalb im Dezember 1145 zu einem zweiten Kreuzzug auf. Der Hilferuf war zunächst an den französischen König gegangen, der aber zögerte. Für Bernhard von Clairvaux war es wichtig, dass die Führung von Kreuzzügen in den Händen des Papstes blieb. Durch das zähe Drängen von Bernhard von Clairvaux konnten der französische König Ludwig VII. und der deutsche König Konrad III. schließlich dazu bewogen werden, diesen Kreuzzug zu organisieren und dessen Führung zu übernehmen. Bernhard von Clairvaux wandte sich gezielt an den Adel, um die Ausschreitungen der Volkskreuzzüge zu vermeiden. Mindestens genauso wichtig wie die eigentliche Kreuzzugspredigt waren Bernhards Bemühungen um den Ausbau des Templerordens, des ersten christlichen Ritterordens, der 1120 in Jerusalem gegründet worden war, zunächst aber nur geringe Bedeutung hatte.
Verlauf
Beginn
Im Mai 1147 erfolgte der Aufbruch Konrads III. in Regensburg, während Ludwig VII. wenige Wochen später von Paris aus aufbrach. Den Kreuzritterheeren folgte eine große Zahl unbewaffneter, einfacher Leute. Unterwegs kam es zu Plünderungen und Ausschreitungen, unter denen besonders Personen jüdischen Glaubens zu leiden hatten, so beispielsweise Rabbenu Tam im nordfranzösischen Dorf Ramerupt. Hinter den Exzessen des Ersten Kreuzzugs blieben diese Vorkommnisse aber zurück.
Ein Teil der deutschen Kreuzfahrer reiste nicht in Richtung Palästina, sondern ging gegen die slawischen Wenden vor, welche nordöstlich des Reiches siedelten. Dieser so genannte Wendenkreuzzug wurde von der Kirche als solcher anerkannt und den Teilnehmern der Ablass gewährt. Im selben Jahr brach eine mit englischen, flämischen und deutschen Kreuzfahrern bemannte Flotte in Richtung Iberische Halbinsel auf, wo mit ihrer Hilfe die Eroberung Lissabons und weiterer Städte von den Mauren gelang.
Das eigentliche deutsche Kreuzfahrerheer traf mehrere Wochen vor den Franzosen in Konstantinopel ein. Anstatt auf die französischen Kontingente zu warten, setzten die Truppen Konrads recht schnell nach Kleinasien über.
Kämpfe in Kleinasien
In Kleinasien angekommen, teilte sich das Kreuzfahrerheer Konrads. Die unbewaffneten Teilnehmer des Kreuzzuges wählten eine Route entlang der kleinasiatischen Küste, während Konrad mit seinen Truppen direkt durch Kleinasien reiste. Konrads Heer wurde schnell in Kämpfe mit den türkischen Seldschuken verwickelt, die in der schweren Niederlage für die Kreuzritter im Oktober 1147 bei Doryläum gipfelten. Konrad floh mit seinen verbliebenen Truppen nach Nicäa. Ein Großteil der an der Küste entlang gereisten Kreuzfahrer wurde von den Seldschuken bei Laodikeia umgebracht.
Ungefähr einen Monat später trafen die Franzosen unter König Ludwig VII. ein und brachen gemeinsam mit den verbliebenen Truppen Konrads III. von Nicäa aus auf. Als das Kreuzfahrerheer Ende 1147 Ephesos erreicht hatte, erkrankte Konrad und reiste zurück in das sichere Konstantinopel. Die Franzosen zogen weiter und wurden bei Laodikeia von den Seldschuken angegriffen, wobei sie schwere Verluste erlitten. Die restlichen französischen Truppen kämpften sich bis zur Stadt Attaleia durch, von wo aus sie nach Antiochia übersetzten.
Belagerung von Damaskus
Konrad war inzwischen genesen und nahm im März 1148 den Seeweg nach Palästina. Im Juni 1148 traf Konrad mit Ludwig in Akkon zusammen, wo über das weitere Vorgehen beraten wurde. Edessa war von Emir Nur-ad-Din - Sohn des 1146 verstorbenen Zengi - fast vollständig zerstört worden, weshalb die Stadt als Angriffsziel ausschied. Konrad, Ludwig und König Balduin III. von Jerusalem beschlossen einen Angriff auf Damaskus, obwohl sich die Stadt gegenüber den Kreuzfahrerstaaten neutral verhielt und zu den Gegnern Nur-ad-Dins zählte. Allerdings lag die Stadt in erreichbarer Nähe und bot angesichts ihres Reichtums ein lohnendes Ziel.
Die Belagerung begann im Juli 1148. Angesichts dieser Bedrohung beschlossen die buridischen Herrscher der Stadt, ihren bisherigen Feind Nur-ad-Din um Hilfe zu bitten. Als der Emir mit einem Entsatzheer nahte, mussten die durch Wassermangel und Uneinigkeit der Befehlshaber geschwächten Kreuzfahrer die Belagerung nach nur zehn Tagen abbrechen und sich nach Jerusalem zurückziehen. Alle Seiten fühlten sich gegenseitig betrogen.
Siehe Belagerung von Damaskus
Folgen
Konrad III. zog mit seinen Truppen nach Askalon, doch aufgrund des nun herrschenden Misstrauens nach dem missglückten Angriff auf Damaskus traf keine Hilfe ein. So musste der Plan zur Eroberung von Askalon wieder aufgegeben werden. Konrad III. kehrte im September 1148 nach Konstantinopel zurück und verbündete sich dort mit Manuel I. Komnenos.
Ludwig VII. blieb zunächst in Jerusalem kehrte im April 1149 nach Frankreich zurück, ohne etwas bewirkt zu haben. Nach seiner Rückkehr in Europa wurde auch Bernhard von Clairvaux gedemütigt und versuchte sich, nachdem sein Aufruf zu einem neuen Kreuzzug ohne Echo blieb, vom Fiasko des Zweiten Kreuzzuges ganz zu distanzieren. Er starb 1153.
Der unüberlegte Angriff auf Damaskus hatte für Jerusalem langfristig katastrophale Konsequenzen. Damaskus traute dem Königreich der Kreuzfahrer nicht mehr und ergab sich 1154 Nur ad-Din. König Amalrich I. verbündete sich mit den Byzantinern und nahm 1169 an einer Invasion von Ägypten teil, die schließlich missglückte. 1171 stieg Saladin zum Sultan von Ägypten auf. Er vereinigte Ägypten und Syrien, so dass das Königreich Jerusalem schließlich vollständig umzingelt wurde. Die byzantinische Allianz endete mit dem Tod von Kaiser Manuel I. Komnenos, und im Jahre 1187 erroberte Saladin Jerusalem. Dies war dann der Anlass zum Dritten Kreuzzug.5RÖMER OLET