Artikel im Aufbau
Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die Sprachen der heutigen Türkei und die Sprachen, die im Laufe der Geschichte auf dem Territorium der heutigen Türkei gesprochen wurden.
Auf dem Gebiet der Türkei wurden und werden insgesamt 46 Sprachen aus sechs verschiedenen Sprachfamilien gesprochen. Davon sind 23 ausgestorben, aber durch Inschriften oder historische Texte überliefert. Heute existieren insgesamt 22 Sprachen mit zusammen rund 72 Millionen Sprechern. Die heutigen Sprachen der Türkei gehören zu insgesamt fünf Sprachfamilien, nur die hurrisch-urartäische Sprachgruppe ist nicht mehr vertreten.
Übersicht
Die großen lebenden Sprachen
Die National- und Amtssprache der Türkei ist die Turksprache Türkisch, die in der Türkei von über 85% der Bevölkerung als Muttersprache und von weiteren 10% als Zweitsprache gesprochen wird. Damit ist das Türkische die mit Abstand wichtigste Sprache in der heutigen Türkei.
Darüber hinaus gibt es weitere 21 Sprachen aus insgesamt fünf verschiedenen Sprachfamilien, die heute von nicht-türkischen in der Türkei ansässigen Ethnien und Minderheiten gesprochen werden. In diesem Sinne ist die Türkei ein multiethnischer Staat. Die bedeutendsten dieser Sprachen sind (nach der Anzahl ihrer Muttersprachler)
- Kurmandschi oder Nordkurdisch mit etwa 10 Mio. Sprechern (indogermanische Sprache des iranischen Zweigs)
- Zazaki mit 1,2 Mio. Sprechern (indogermanische Sprache des iranischen Zweigs)
- Arabisch (Nordmesopotamisches Arabisch) mit etwa 1 Mio. Sprechern (afroasiatische Sprache des semitischen Zweigs)
- Aserbaidschanisch mit 550.000 Sprechern in der Türkei (Turksprache des oghusischen Zweigs)
- Kabardinisch oder Ost-Tscherkessisch mit 550.000 Sprechern in der Türkei (westkaukasische Sprache)
- Bulgarisch mit 300.000 Sprechern (indogermanische Sprache des slawischen Zweigs)
- Gagausisch mit 300.000 Sprechern (Turksprache des oghusischen Zweigs)
- Adygeisch oder West-Tscherkessisch mit knapp 300.000 Sprechern (westkaukasische Sprache)
Verlust des Armenischen, Griechischen und Aramäischen
Bis 1915 gab es in der Türkei über eine Million Armenier mit der Muttersprache Armenisch. Ihre Zahl ist durch den Genozid von 1915-17 und die anschließenden Vertreibungen auf etwa 40.000 zurückgegangen. Ebenfalls Griechisch (heute noch 4.000 Sprecher) und Aramäisch in der Variante Turoyo (heute nur noch 3.000 Sprecher) waren ursprünglich in der Türkei weit verbreitete Sprachen.
Weitere Minderheitensprachen
Andere Minderheitensprachen sind die indogermanischen Sprachen Albanisch (15.000 Sprecher in der Türkei), Romani (25.000) und Domari (30.000). Zur kartwelischen Gruppe der kaukasischen Sprachen gehören in der Türkei Georgisch (40.000 Sprecher) und Lasisch (30.000). Außer den schon erwähnten Sprachen Kabardinisch und Adygeisch werden die westkaukasischen Sprachen Abchasisch (5.000) und Abasinisch (10.000) in der Türkei gesprochen. Von den einst verbreiteten aramäischen Sprachen ist heute außer dem Turoyo (3.000) nur noch die kleine Hertevin-Sprache (1.000 Sprecher) in der Türkei vertreten. Die früheren aramäischen Sprachen Nestorianisch-Neuaramäisch ("Assyrisch"), Chaldäisch-Neuaramäisch (Kaldoyo) und Jüdisch-Neuaramäisch (Lishana Deni) werden heute in der Türkei nicht mehr gesprochen.
Sprachen der Flüchtlingsgruppen
Durch aktuelle Flüchtlingsbewegungen gibt es über die 22 genannten Landessprachen hinaus heute kleinere Gruppen von Sprechern der Turksprachen Turkmenisch, Kasachisch, Kirgisisch, Usbekisch, Uigurisch, Kumykisch und Krim-Tatarisch; außerdem einige Hundert Sprecher der kaukasischen Sprachen Tschetschenisch, Lakisch und Lesgisch sowie der iranischen Sprachen Ossetisch und Persisch (Farsi). Da es sich hierbei um Flüchtlingsgruppen handelt, werden diese Sprachen in der Regel nicht zu den "Sprachen der Türkei" gezählt. Die türkische Gebärdensprache wurde im Juli 2005 gesetzlich anerkannt.
Historische Sprachen auf dem Gebiet der Türkei
Auf dem Staatsgebiet der heutigen Türkei wurden im Laufe der fast viertausendjährigen Geschichte viele bedeutende Sprachen gesprochen, die heute ausgestorben sind. Zu den wichtigsten zählen Hethitisch, Luwisch, Lykisch, Lydisch, Phrygisch, Akkadisch (in der Form des Assyrischen), Urartäisch, Altgriechisch, Byzantinisch, Altarmenisch, Lateinisch und das klassische Syrisch, die Religionssprache der aramäischen Christen.
Quelle der genannten Sprecherzahlen sind Ethnologue 2005 und mehrere statistische Übersichtswerke. Die genetische Einordnung der Sprachen stammt aus dem unten angegebenen Weblink "Die Sprachen der Türkei".
Genetische Klassifikation
Die Sprachfamilien
Die aktuellen und historischen Sprachen der Türkei lassen sich in sechs Sprachfamilien klassifizieren:
- Indogermanische Sprachen
- Hurritisch und Urartäisch
- Afroasiatische Sprachen
- Turksprachen
- Kartwelische Sprachen
- Nordwestkaukasische Sprachen
Nach der Zahl der Sprecher sind die Turksprachen heute mit Abstand am bedeutendsten. Uraräisch und Hurritisch, viele indogermanische Sprachen und die meisten afroasiatischen Sprachen sind inzwischen ausgestorben.
Indogermanische Sprachen der Türkei
Die älteste nachweisbare Sprache der Türkei ist - neben dem Akkadischen - das indogermanische Hethitische, die Sprache des Hethitischen Großreichs aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend mit dem Zentrum Hattussas. Damit nah verwandt sind die luwischen Sprachen, aber auch das Lydische und Lykische. Diese Sprachen bilden mit anderen den anatolischen Zweig des Indogermanischen. Weitere ausgestorbene indogermanische Sprachen auf dem Gebiet der Türkei sind Phrygisch und Thrakisch. Im Osten war Armenisch seit der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends verbreitet, erst durch den Genozid von 1915-17 wurden die Armenier auf wenige Tausend Personen reduziert. Im Westen und an der Schwarzmeerküste wurde Griechisch seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. gesprochen, das sich in seiner mittelgriechischen Form "byzantinisch" bis zur Einnahme von Konstantinopel durch die Türken im 15. Jahrhundert halten konnte. Auch danach lebten viele Griechen in der Türkei, erst im 20. Jahrhundert wurden sie in großem Umfang vertrieben. Die größte ethnische und linguistische Gruppe nach den Türken stellen die Kurden dar, Kurmandschi wird von rund 10 Mio. Kurden in der Türkei gesprochen. Dieses gehört - wie auch das eigenständige Zazaki - zu den iranischen Sprachen, genauer zur Nordwestgruppe des Iranischen. In der Phase ihrer größten Ausdehnung siedelten auch die Kelten um Christi Geburt in Zentralanatolien, dort nannten sie sich Galater. Mit dem Aufstieg des römischen Reiches und seiner Ausdehnung nach Anatolien und in den Orient wurde Lateinisch zur Amtssprache auf dem Gebiet der Türkei. Jüdische Flüchtlinge aus Spanien brachten den romanischen Dialekt des Ladino oder Sefardischen mit, der heute noch von 8.000 Juden vor allem in Istanbul gesprochen wird. Albanisch ist vor allem in einigen Gebieten der europäischen Türkei vertreten, genauso wie einige slawische Sprachen, vor allem Bulgarisch und Serbisch, Reste von Bevölkerungsgruppen, die im Osmanischen Reich durch den gesamten Balkan wanderten. Auch die sog. Zigeunersprachen Romani und Domari, die zur Untergruppe des Indoarischen gehören, werden in der Türkei gesprochen.
- Indogermanisch
- Anatolisch
- Hethitisch †
- Palaisch-Lydisch-Luwische Gruppe
- Palaisch †
- Lydisch †
- Luwische Gruppe
- Luwisch † mit den Varianten Keilschrift-Luwisch, Hieroglyphen-Luwisch
- Lykisch † mit den Varianten Lykisch A, Lykisch B = Milyisch
- Karisch †
- Pisidisch † nur schwach belegt, Zuordnung unsicher
- Sidetisch † nur schwach belegt, Zuordnung unsicher
- Phrygisch: Phrygisch †
- Dako-Thrakisch: Thrakisch †
- Griechisch: Altgriechisch †, Byzantinisch †, (Neu-) Griechisch (4.000 Sprecher in der Türkei)
- Armenisch: Altarmenisch †, Armenisch (40.000)
- Keltisch: Galatisch †
- Italisch: Lateinisch †, Ladino (Sefardi) (8.000)
- Albanisch: Albanisch (15.000)
- Slawisch: Bulgarisch (300.000), Serbisch (20.000)
- Indoiranisch
- Iranisch
- Kurdisch: Kurmandschi (10 Mio)
- Zaza: Zazaki (1,2 Mio)
- Indoarisch: Romani (25.000), Domari (30.000)
- Iranisch
- Anatolisch
Die Sprecherzahlen beziehen sich auf die Sprecher in der Türkei.
Hurritisch und Urartäisch
Semitische Sprachen in der Türkei
Turksprachen in der Türkei
Kartwelische Sprachen in der Türkei
Nordwestkaukasische Sprachen in der Türkei
wird fortgesetzt