Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, oft auch Principia Mathematica oder einfach Principia genannt, ist das Hauptwerk von Sir Isaac Newton. Der lateinische Titel bedeutet übersetzt Mathematische Prinzipien der Naturphilosophie.

Geschichte und Übersetzungen
Die Principia wurden 1686 erstmals als Manuskript der Royal Society vorgelegt und am 5. Juli 1687 in lateinischer Sprache veröffentlicht. Von Edmund Halley, welcher der Initiator des Werkes war und auch die Erstausgabe organisierte, immer wieder ermuntert, verfasste Newton eines der größten philosophisch-wissenschaftlichen Bücher aller Zeiten.
Im 18. Jahrhundert verfasste die Marquise du Châtelet, eine Freundin von Voltaire, gemeinsam mit Alexis-Claude Clairaut eine Übersetzung ins Französische, welche mit die moderne Leibnizsche Integralrechnung benützenden Kommentaren versehen war, was die strikt geometrische Fassung des Originals stark veränderte. Insbesondere gingen bei dieser "positivistic interpretation" (P. Casini) die geometrischen Proportionen verloren, die Newton in den Principia durchwegs verwendet, und wurden im Leibnizschen Sinn durch arithmetisch-analytische Gleichungen ersetzt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1872) übersetzte Wolfers[1] das Buch ins Deutsche. Es ist, trotz erheblicher Mängel, immer noch erhältlich. Die Herausgabe des Newtonschen Gesamtwerkes unter Cohen[2] genau hundert Jahre danach (1972) machte die Principia Mathematica wiederum dem Leser im Original zugänglich. 1988 folgte eine Neuübersetzung ins Deutsche von Ed Dellian (Neuauflage 2007)[3], zum Ende der 20. Jahrhunderts (1999) eine weitere (mit erweiterter Kapitelauswahl) von Schüller[4].
Inhalt
Newton leitete in den Principia u.a. das Gesetz der Schwerkraft ab. Er vereinte damit die Forschungen Galileo Galileis zur Bewegungslehre und Johannes Keplers zu den Planetenbewegungen (Keplerschen Gesetze) zu einer einheitlichen Theorie der Bewegung unter Einschluss der Gravitation und legte die Grundsteine seiner Mechanik, indem er die drei Grundgesetze der Bewegung formulierte. Auch stellte er hier im Anschluss an Galilei die Konzepte von absoluter Zeit und absolutem Raum vor, welche allesamt für das naturwissenschaftliche Weltbild vieler Generationen bis zur Relativitätstheorie Albert Einsteins und der Quantenmechanik prägend waren.
Das rund 600 Seiten lange Werk ist in drei Bücher gegliedert, wovon das erste vor allem die auf Erfahrung beruhenden Herleitungen der berühmten Newtonschen Bewegungsgesetze (Newtonsche Gesetze und Gravitation) enthält, während das zweite, ebenfalls sehr mathematisch orientierte Buch, von Körperbewegungen in viskosen Flüssigkeiten handelt. Das zweite Buche endet mit der Widerlegung der Hypothese, die Bewegungen die Planeten und ihrer Trabanten seien durch Wirbelbewegungen eines das ganze Weltall erfüllenden ätherischen Fluidums verursacht. Somit stellt Newtons "Principa mathematica" von 1687 unter anderem eine Antwort auf Descartes "Principia philosophiae" aus dem Jahre 1644 dar, wo Descartes im dritten Abschnitt "Von der sichtbaren Welt"[5] genau dies auf Grundlage eines unendlich ausgedehnten Ätherfluidums auf fluidmechanische Art ausführlich zu begründen versuchte, und damit den Großteil der damaligen Gelehrten überzeugt hatte. (Später kritisierte Newton das Ätherfluidum nochmals in seinem sehr einflußreichen Buch "Optics" von 1704.)
Das dritte Buch mit dem Titel "Über das Gefüge der Welt" betrifft die Anwendung der in den ersten beiden Büchern erarbeiteten Erkenntnisse auf die tatsächlichen Bewegungen von Himmelskörpern, wobei Newton seine Berechnungen mit einer Vielzahl von Messdaten anderer Naturforscher vergleicht und auf diese Weise die Richtigkeit seiner theoretischen Herleitungen beweist. In diesem Sinne leitet Newton das dritte Buch mit den folgenden Worten ein:
- "In den vorangehenden Büchern habe ich die Grundlagen der Philosophie dargestellt, doch nicht die philosophischen, sondern nur die mathematischen, von denen aus nämlich in philosophischen Dingen Untersuchungen angestellt werden können. Es sind das die Gesetze und Bedingungen der Bewegungen und der Kräfte, die am meisten Bedeutung für die Philosophie haben. Damit eben diese Untersuchungen aber nicht unergiebig erscheinen, habe ich sie durch gewisse philosophische Erläuterungen ins rechte Licht gesetzt, indem ich dasjenige behandelte, was allgemein gültig ist und worauf die Philosophie in größtem Umfang gegründet werden zu können scheint... Es bleibt noch übrig, dass wir, ausgehend von eben diesen Grundlagen, das Gefüge der Welt aufzeigen." [6]
- "In den vorangegangenen Büchern habe ich Prinzipien für die Physik dargelegt, allerdings keine physikalischen, sondern nur mathematische, nämlich damit auf deren Grundlage physikalische Dinge behandelt werden können. … Es bleibt uns nun noch übrig, auf der Grundlage dieser Prinzipien den Aufbau des Weltsystems auseinanderzusetzen. Über dieses Thema habe ich das dritte Buch in allgemeinverständlicher Form abgefaßt, damit es von recht vielen gelesen werden kann …"[7]
Einzelnachweise
- ↑ Mathematische Prinzipien der Naturlehre / Isaac Newton: mit Bemerkungen und Erläuterungen; hrsg. von J. PH. Wolfers. - Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1963; unveränd. fotomechanischer Nachdruck der Ausgabe, Berlin 1872
- ↑ Isaac Newton's Philosophiae naturalis principia mathematica / the 3d ed., with variant readings, assembled & ed. by Alexandre Koyré & I. Bernard Cohen ; with the assistance of Anne Whitman. - ([Facs.] of the ed.) 1726 - Cambridge - Mass. : Harvard University Press, 1972. - ISBN 0-674-66475-2
- ↑ Mathematische Grundlagen der Naturphilosophie / Isaac Newton; ausgew., übers., eingel. und hrsg. von Ed Dellian. - Hamburg : Meiner, cop. 1988. (Philosophische Bibliothek ; Band 394), ISBN 3-7873-0764-8; Neuauflage 2007 im Academia Verlag Sankt Augustin.
- ↑ Die mathematischen Prinzipien der Physik / Isaac Newton; übers. und hrsg. von Volkmar Schüller. - Berlin [etc.] : de Gruyter, 1999. ISBN 3-11-016105-2
- ↑ "René Descartes: "Principia philosophiae", Elzevier Verlag Amsterdam 1644, deutsch "Die Prinzipien der Philosophie", Felix Meiner Verlag, Leipzig 1922 Abschnitt 3:"Von der sichtbaren Welt" - Online bei zeno.org.
- ↑ Dellian Übersetzung (1988), S. 167
- ↑ Schüller Übersetzung (1999), S.379
Weblinks
- George Smith: Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Digitalisat der Ausgabe London, 1726
- Digitalisat der Ausgabe Genf, 1739–1742: Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3.1, Bd. 3.2