Turkmenische Sprache

südwesttürkische Sprache innerhalb der Turksprachen
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Die turkmenische Sprache (Eigenbezeichnung: Türkmen dili oder Түркмен дили [kyrillisch]) ist die Muttersprache des Turkvolkes der Turkmenen. Sie gehört zur Ostgruppe der oghusischen Sprachen. Als Alternativbezeichnungen sind auch Türkmence (Turkmenisch) und aus der türkischen Turkologie Türkmen Türkçesi (Turkmenisches Türkisch) oder kurz: Türkmençe bekannt.

Datei:Verbreitungsgebiet der Turkvölker.PNG
Verbreitungsgebiet des Turkmenischen und des "Chorassan-Türkischen" Irans innerhalb der Turksprachen

Sprecherzahlen und Dialekte

Turkmenisch ist heute die Muttersprache von rund 3,5 Millionen Menschen. Davon sprachen es 1989 über 2,688 Millionen oder 98,5 % aller Turkmenen in der damaligen UdSSR, rund 380.000 in den angrenzenden Gebieten Afghanistans (1983) und rund 751.600 im Iran. Im Jahre 1982 gaben noch 925 Menschen in der Türkei die Turkmenische Sprache als Muttersprache an.

Die turkmenische Sprache zerfällt bis heute in zahlreiche Dialekte, von denen nun die wichtigsten aufgeführt werden:

Nokhurli, Anauli, Khasarli, Nerezim, Yomud, Teke (= Tekke), Göklen, Salyr, Saryq, Esari, Cavdur, Chaghatay und Nayman.

Vom Lautstand, Grundwortschatz und Aufbau her ähnelt das Turkmenische dem alten Oghus-Türkischen noch am meisten – es ist, als hätte sie sich seit fast 800 Jahren nicht verändert.

Alphabete

Im frühen Mittelalter dienten den heutigen Turkmenen das Choresm-Uyghurische, das im 15. Jahrhundert dem Tschagataiischen wich. Beide Sprachen wurden mit einem arabischen Alphabet geschrieben. Ab dem 18. Jahrhundert entstand in arabischer Schrift erste bedeutende Literatur in turkmenischer Sprache.

1928 übernahmen die turkmenischen Stämme das Einheitliche türkische Alphabet, das jedoch 1940 durch ein modifiziertes kyrillisches ersetzt wurde.

1990 beschlossen die Vertreter der Turkmenen auf einem Kongress in Ankara, entweder bis 2005 das Neue türkische Alphabet der Türkei zu übernehmen oder auf lateinischer Grundlage ein neues zu entwickeln: Zum Unabhängigkeitstag der Republik Turkmenistan wurde 1995 ein neuartiges Latein-Alphabet eingeführt, das sich deutlich vom „Neuen Türkischen Alphabet“ unterschied.

Das heutige turkmenische Alphabet:

a, b, ç, d, e, ä, f, g, h, i, j, ž, k, l, m, n, ň, o, ö, p, r, s, ş, t, u, ü, w, y, ý, z

Der language code nach ist tk (nach ISO 639-1) bzw. tuk (nach ISO 639-2).

Anmerkung

Das Turkmenische ist auch die Muttersprache der Truchmenen Russlands, die in 18 Dörfern des Kaukausus leben: sie zogen im 17./18. Jahrhundert von Mangyschlak über Astrachan in ihre heutigen Siedlungsgebiete.

Die turkmenische Sprache Irans

Die turkmenische Sprache wird heute auch im nordwestlichen Iran gesprochen. Dort wird sie turkomanische Sprache (Eigenbezeichnung: Turkmen dili) oder kurz: Turkomanisch genannt. Alte nicht mehr gebräuchliche Eigenbezeichnungen sind: Quçan Türk dili oder Quçan Türkçesi (chorassan-türkische Sprache bzw. Chorassan-Türkisch). Auch diese Sprachvariante ist eine Untergruppe der südtürkischen Sprachen und gehört damit zur Gruppe der Turksprachen.

Sprecher und Verbreitungsgebiet

Diese Sprache wurde 1977 noch von rund 400.000 Menschen gesprochen. Das Verbreitungsgebiet liegt im nordwestlichen Iran nahe der afghanisch-turkmenischen Grenze. Sie bildet den nördlichen Teil der iranischen Provinz Chorassan bzw. den nordwestlichen Teil von Maschhad.

Heute dürfte das eigentliche iranische Turkmenisch den Status einer aussterbenden Sprache haben, da über die wirkliche Verbreitung der Sprache nur noch vage Mutmaßungen bekannt sind.

Dialekte

Im Wesentlichen zerfällt das iranische Turkmenisch in drei Dialektgruppen: Batı Quçani (West-Chorassanisch), Kuzey Quçani (Nord-Chorassanisch) und Güney Quçani (Süd-Chorassanisch).

(Der Westdialekt wird im Gebiet von Bojnurd, der Norddialekt in der Quchan-Region und der Süddialekt um Soltanabad gesprochen.)

Die Muttersprache der iranischen Turkmenen steht heute zwischen dem Süd-Aserbaidschanischen und dem Turkmenischen. Aber in der Turkologie wird es nun vielfach als Sonderdialekt des Turkmenischen betrachtet. Dieses ist soweit richtig, da es eine stark iranisch-beeinflusste Form desselben darstellt. Alle Sprecher des iranischen Turkmenisch sind zweisprachig, d. h. sie beherrschen neben ihrer Muttersprache auch das Farsi der Iraner.

Auch alle als Oghus-Usbekisch bezeichnete Dialekte des südlichen Usbekistan können als Fortsetzung dieser Sprache gelten.

Alphabete

Das iranische Turkmenisch wird seit dem 8. Jahrhundert ausschließlich im arabisch-persischen Alphabet geschrieben.

Der Language Code ist KMZ.

Kurzinformationen zur chorassan-türkischen Sprache