Amalrich I. (auch Amaury oder Aimery) (* 1136, † 1174) war König von Jerusalem von 1162 bis 1174.
Amalrich war der Sohn von König Fulk und der Bruder von König Balduin III.. Er war zwei Mal verheiratet, zum einen mit Agnes von Edessa, mit der er zwei Kinder hatte, Balduin IV. und Sibylle, zum anderen mit Maria Komnene, Tochter des byzantinischen Kaisers Manuel I., mit der er eine Tochter hatte, Isabella I., die Königin von Jerusalem wurde und Amalrich von Lusignan heiratete, den späteren Amalrich I. von Zypern.
Amalrichs Regierung konzentrierte sich auf Ägypten. Sowohl er als auch Nur ad-Din, Herrscher von Mosul, Aleppo und Damaskus, strebten nach der Oberhoheit über das Reich der Fatimiden: die Kreuzfahrer wollten die Eroberung des Landes seit Balduin I., und sogar Gottfried von Bouillon hatte die Abtretung Jerusalems an den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem versprochen, falls ihm die Eroberung Kairos gelinge. Die Unterwerfung Askalons durch Balduin III. 1153 machte einen Feldzug gegen Ägypten realisierbar, und die Tempelritter begannen damit, Karten mit möglichen Invasionswegen anzulegen.
Andererseits wollte auch Nur ad-Din Ägypten besitzen, zum einen als wichtige wirtschaftliche Ressource, zum anderen, weil er so das Königreich Jerusalem einkreisen konnte. Fünf Jahre lang kämpften Amalrich und Schirkuh, Nur ad-Dins Stellvertreter, um den Besitz Ägyptens. 1164, 1167 und 1168 fiel Amalrich ohne Erfolg in Ägypten ein; der dritte Feldzug war eine kombinierte Land- und Seeoperation mit Unterstützung durch Manuel I., der aber bei Damiette geschlagen wurde. Der Krieg endete, als Saladin, Schirkuhs Neffe, sich selbst zum Wesir und 1171, nach dem Tod des fatimidischen Kalifs, zum Sultan machte.
Amalrich glaubte sein Königreich am Rand der Abgrunds und sandte 1169, 1171 und 1173 Botschafter nach Westeuropa, um Hilfe zu bekommen. 1170 griff Saladin an, erobert Eilat am Roten Meer, war dann aber erst einmal mit Nur ad-Din beschäftigt, der seine Macht einzuschränken versuchte. Sowohl Amalrich als auch Nur ad-Din starben 1174. Saladin übernahm nun die Macht auch in Syrien, und eine Reihe von schwachen Königen in Jerusalem sollte ihm schließlich die Zerstörung des Königreichs ermöglichen.
Amalrich I., der zweite in Palästina geborene König von Jerusalem, war – ähnlich seinem Bruder Balduin III. – mehr ein Gelehrter als ein Krieger. Amalrich beauftragte Wilhelm von Tyrus mit die Niederschrift einer Geschichte des Königreichs, und studierte in seienr Freizeit oft die Gesetze seines Landes. Die Katholische Kirche vertraute ihm nicht, und Wilhelm von Tyrus war erstaunt, als er merkte, dass Amalrich während einer Krankheit über die Auferstehung nachdachte. Er besteuerte den Klerus, was diesem selbstverständlich missfiel. Dennoch gelang es ihm, sowohl Staat als auch Kirche zu entwickeln.
Vorgänger: Balduin III. |
Könige von Jerusalem | Nachfolger: Balduin IV. |