Mokume-Gane (jap. 木目金) ist eine Schmiedetechnik, die ihren Ursprung in Japan um 1600 hat. Je nach benutzer Quelle kann auch ein Jahr um 1700 benannt sein, aussgehend von der Annahme, dass Denbei Shoami der Erfinder von Mokume Gane ist.

Der Name charakterisiert das typische Aussehen der Schmiedeteile. Mokume (木目, wörtlich „Holzaugen“) bedeutet „Holzmaserung“ und Kane (金) bedeutet „Metall“. Parallel dazu entstanden sind noch Itame-Gane (板目金, augenförmige Musterung) und Masame-Gane (正目金, parallele Musterung).
Das Ausgangsmaterial, auch als Schichtblock bezeichnet, für diese Techniken entsteht aus dünnen Metallplatten, die durch Schmieden miteinander verschweißt werden, wie bei der Technik zur Herstellung von Damaszener Stahl. Bei Mokume-Gane werden bevorzugt Metalle und Metalllegierungen kombiniert, die anschließend ein möglichst kontrastreiches Muster ergeben. Wichtig ist, dass die verwendeten Metalle ähnliche physikalische Eigenschaften wie Härte und Schmelztemperatur besitzen, da das Verschweißen der Metallplatten kurz unterhalb der Schmelztemperatur erfolgt. Typische Legierungen in japanischen Schmiedearbeiten sind z.B. Shakudō, Shibuishi und Kuromidō. Gold und Silber wurden anfangs selten verwendet, da die genannten Legierungen vorgezogen wurden. Ein modernes Element, da europäischen Ursprungs, stellt Corinthium aes dar. Wenn der Schichtblock hergestellt ist, bekommt er durch vielfältige Weiterverarbeitung mit verschiedensten Schmiede-, Ätz- und Gravierungstechniken sein individuelles Muster[1].
Auf Grund der hoch entwickelten Schmiedetechnik und der guten Verfügbarkeit farbiger Metalllegierungen verbreitete sich die Mokume-Gane-Technik damals sehr weitläufig in Japan. In der heutigen Zeit wird diese sehr aufwändige und teure Schmiedetechnik nur noch von wenigen Gold- und Silberschmieden verwendet, um individuelle Schmuckstücke herzustellen, wobei seit 2004 im deutschen Markt Mokume Gane verstärkt (neu-)entdeckt und aufgegriffen wird. Ob dieser Trend anhält ist aber abzuwarten.
Bekanntheitsgrad
Mokume Gane war außerhalb Japans so gut wie unbekannt, wobei man die Gründe hierfür generell in "inner-japanische" und "europäische" Faktoren trennen kann.
Zum einen war Japan bis 1853 eine fast vollkommen isolierte Insel. Wissen und Können japanischer Handwerker und Künstler zählten zu den am besten gehüteten Geheimnissen des Reiches - vor allem gegenüber den Ausländern (Gaijin). Zum anderen war Mokume-Gane eng verknüpft mit alten Traditionen, vor allem Schmiedetraditionen der Samurai-Schwerter, also den Katanas, Wakizashis und Tantos, wo die ansprechenden Metallmuster Verwendung bei der Gestaltung der Tsuba, des Handschutzes (bei Tantos ohne Tsuba) und natürlich des Griffabschlusses fanden.
Gründe ohne japanischen Kontext waren die in den westlichen Ländern einsetzende Industrialisierung, die auch im Schmuckbereich fortschritt, und die mit einer Neudefinierung der Produktionsziele (Massenware) einherging, was dazu führte, dass die Herstellungsprozesse schnell, rationell und billig sein mussten. Zum anderen setzte der Westen im Zuge der allgemeinen Verbesserung von Waffen auf Damast-Stahl (auch: Damaszener Stahl). Dieser ist extrem fest und schnitthaltig, dabei aber auch flexibel und bruchsicher. Mokume-Gane, dass aus Nichteisen-Metallen besteht, taugt weder für Klingen, noch für Gewehrläufe.
Mokume-Gane(-Damast)
Das Schichten und Verschweißen mehrfarbiger geschichteter Nichteisen-Metalle ist bei den beiden Techniken grundsätzlich gleich, jedoch unterscheidet sich die anschliessende Weiterverarbeitung. Durch diese entstehen bei der Technik des Mokume-Gane durch Aufbrechen der Oberfläche und anschließendes Schmieden Bleche mit unregelmäßigen Mustern[2], die man auch als Augenmuster bezeichnet. Bei der Technik des Mokume-Damast, auch als Mokume-Gane-Damast bezeichnet, werden hingegen nach dem Verschweissen, Tordieren (Verdrehen) und Schmieden der geschichteten Metalle zunächst Stäbe hergestellt, die anschließend weiter verarbeitet werden. Im Gegensatz zu Mokume Gane entsteht hier bei der Weiterverarbeitung ein regelmäßiges Muster, ähnlich den Maserungen des Damaststahls und die daher bekannte Kreumaserung.
Geschichte
Eine der ästehtischen Wurzeln für die Mokume Gane Technik stellt Tsuishi, eine chinesische Lacktechnik mit Linienmustern (Guri) dar, die wesentlich älter ist. Bei dieser Lacktechnik werden durch Einkerbungen in dicke Schichten verschiedenfarbiger Lacke Muster, häufig linienförmig, erzeugt. Im 17. Jahrhundert entwickelte Schwertschmiedemeister Denbei Shaomi (* 1651, † 1728) in der nordwestjapanischen Präfektur Akita (Japan) die ersten kunstvollen Beschläge für Schwertgriffe, die der Technik des Mokume Gane entsprechen, indem er Bleche aus Gold, Silber, Shakudo und Kupfer durch Feuerschweißen miteinander verband. Die dabei entstanden Muster ähneln denen bei klassischen Lackarbeiten und damasziertem Stahl. Denbei Shaomi wird häufig in Artikeln und Seminaren als Erfinder von Mokume Gane benannt[1], wobei eine Verifizierung durch Quellen, dass er tatsächlich der Erste war und vor allem auch der Namensgeber, noch zu erbringen ist. So wird Denbei Shaomi im Essay „Mokume Gane Damast als Beispiel japanischer Entwicklungslinien“ nicht als der Erfinder, sondern vielmehr als einer von mehreren Männern charakterisiert, die in der kompletten Entwicklungszeit des Mokume Gane eine der finalen Entwicklungsstufen der klassischen japanischen Schmiedetechniken repräsentieren. [3]
Entwicklung in Deutschland
Die Integration von asiatischen Elementen erfolgt auch bei vielen Gold- und Silberschmieden, u.a. zur Erschließung neuer Marktsegmente, zum anderen durch die Rückbesinnung von Massenware zu hochqualitativen Einzelstücken[4], teils aus handwerkschaftlicher Leidenschaft, teils aus Gründen der Gewinnoptimierung.
Seit 2008 steht Gold- und Silberschmieden durch die deutsche Neuentwicklung Mujodogane (無上道金)[5] die Möglichkeit offen, die Kosten im Bereich Schichtblöcke deutlich zu reduzieren, da die Materialkosten von Silber-Silber-Blöcke günstiger als bei z.B. Silber-Palladium- oder Silber-Weissgoldblöcke sind, und die von der Goldschmiedezeitung im Jahr 2007 beworbene Silberlegierung eines saarländischen Mokume-Gane-Damast-Künstlers darüber hinaus einige interessante Ansatzpunkte bietet. So weist sie einen niedrigeren Schmelzpunkt als Silber auf, wodurch sich somit selbst Fein- oder Sterlingsilber mit der neuen Legierung feuerverschweißen läßt und die Herstellung von Mosaik- und Kreuzdamast ermöglicht. Zudem weist sie einen deutlichen Farbkontrast zu Silber auf und zeigt eine gute Ätzbarkeit einhergehend mit guter mechanischer Bearbeitbarkeit[6]. Der bei Legierung vorhandene Farbkontrast zu den üblichen Silberlegierungen wird durch die thermische Behandlung verstärkt. Ätzbarkeit und anschließende Oxidation ermöglichen eine lang anhaltende Schwarzfärbung, bewirkt durch die Tatsache, dass die Oxidation auf den tieferliegenden, geätzten Flächen stattfindet[7][8].
Durch das Erfüllen dieser Hauptkriterien kann die Silberlegierung die recht teueren weißen Schmuckmetallen wie Weissgold, Palladium und Platin Palladium optisch vollständig ersetzen. Somit haben Gold- und Silberschmiede also eine Legierung zur Hand, die auch Mokume Gane Schmuck im unteren Preissegment, losgelöst vorallem vom Goldpreis, einem der klassischen Hauptbestandteile, ermöglicht.
Chinesisches Mokume-Gane
Seit 2007 gibt es einige chinesische Betriebe, die Mokume-Schichtblöcke vertreiben. Diese entsprechen aber meist nicht den europäischen Vorstellungen von Mokume Gane, da bei dem Herstellungsprozess oftmals Lot benutzt wird. Auch wird bei der Herstellung Eisen und/oder fast reines Kupfer verwendet. Bei der Yǎn-Jīng-Serie (chinesisch 眼睛 – „Auge“) werden Mokume-Gane-ähnliche Strukturen entweder häufig nur eingeritzt und diese Linien anschließend mit Lot gefüllt. Die Erstproduktion erfolgt in einem chinesisch-französischen Joint Venture im Jahr 2006. Der heutige Hauptproduktionsstandort des Yǎn-Jīng-Schmuckes (primär: Ringe, Kettenanhänger) liegt in der Nähe von Shanghai[9]. Weitere Anbieter für Mokume Gane Halbzeug und -endprodukte findet man, Stand 2008, an mehreren Produktionsstandorten in ganz China[10].
Der Vorteil bei den meisten chinesischen Produkten im Segment Mokume Gane ist der recht günstige Preis, der Nachteil - vor allem bei der Weiterverarbeitung - das verwendete Grundmaterial. [11] Neben den oben genannten Abweichung gibt es aber natürlich eine Reihe von Anbietern, vor allem aus chinesisch-japanischen und chinesisch-amerikanischen Joint Ventures, die eine hohe Qualität aufweisen (Blöcke und Schmuck) und vom Endpreis her, vor allem durch die billigeren Löhne im Herstellungsland, im Vergleich mit europäischen Anbietern/Herstellern günstiger sind.
Für Käufer aus Deutschland ist der Bezug dieser Waren aber meist uninteressant, da durch den Zoll und die zu entrichtenden Gebühren sich die Preise im Niedrigsegment den Preisen von deutschen Goldschmieden anpassen und die chinesischen Joint Ventures so gut wie keinen Mokume-Gane-Schmuck im Mittel- und Hochpreissegment anbieten.[12]
siehe auch
Quellen
- ↑ a b Verlagsautor: Die japanische Technik des Mokume Gane. In: GZ Goldschmiede Zeitung Seite 75,7/2004. Rühle-Diebener-Verlag und Agentur GmbH & Co. KG.
- ↑ Steve Midgett: Mokume Gane. Theorie und Praxis der japanischen Metallverbindungen (deutsche Ausgabe). Wieland; Auflage: 1 (Mai 2005), ISBN-13: 978-3980870986.
- ↑ Dr. Andreas Neumann: Mokume Gane Damast als Beispiel japanischer Entwicklungslinien. In: Offene Abstract u. Essay Sammlung der All Asian Society 2000-2007. Astarte Verlag.
- ↑ Verschiedene Autoren: Maßarbeit statt Massenware. Deutschland im globalen Strukturwandel (Broschiert); ISBN-13: 978-3602146826. Deutscher Instituts-Verlag, 2004.
- ↑ http://mujodogane.de, zugegriffen am 18. April 2008
- ↑ Gold- und Silberschmied Markus Eckardt: Neue Legierung für Mokume Gane. In: Goldschmiedezeitung. 2008.
- ↑ Markus Eckardt: Mujodogane. In: Technisches Datenblatt für Goldschmiede. 2008.
- ↑ http://mokume.erlebe-es.de/mujodogane/synapsecore.php?mainnode=synapsepath/Mujodogane_Informationen, zugegriffen am 24. April 2008
- ↑ Doussier: Rubrik Schmuckproduktionen. In: Doussier Outsourcing Prospekt 02/2007.
- ↑ Beispiel - Produktkatalog 07/08 der Firma: Yiwu Yueyang Handicrafts Art Co., Ltd.. 36, Duqing North Road, Fotang Town; Yiwu; Provinz Zhejiang; Seiten 39-41; Produktionsstätten
- ↑ Doussier: Rubrik Schmuckproduktionen. In: Doussier Outsourcing Prospekt 02/2007.
- ↑ Dr. Peter Bach: Outsourcing in Asien. In: Report All Asian Society 4/2007. Astarte Verlag.