Ostpreußen

Teil von Preußen (1773–1829 und 1878–1945)
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Die preußische Provinz Ostpreußen war ab der deutschen Reichsgründung von 1871 bis 1945 der nordöstlichste Landesteil Deutschlands. Dort lagen sowohl der nördlichste als auch der östlichste Punkt des Deutschen Reichs. 1945 wurde es unter vorläufige polnische beziehungsweise sowjetische Verwaltungshoheit gestellt und gehört seit 1990 auch völkerrechtlich zu diesen Ländern.

Preußische Provinz
Ostpreußen
Flagge Wappen
Flagge der Provinz Ostpreußen
Wappen der Provinz Ostpreußen
Lage in Preußen
vor dem Ersten Weltkrieg (1871–1918)*:
1871–1918
nach dem Ersten Weltkrieg (1922–1939)*:
1922–1939
*Lage Ostpreußens dunkelblau eingefärbt
Daten aus dem Jahr {{{Stand}}}
Bestehen 17731829
18781945
Provinzhauptstadt Königsberg
Fläche 36 993,9 km²
Einwohner 2 025 741 (1905)
Bevölkerungsdichte 54,1 Ew./km²
Kfz-Kennzeichen I C
Entstanden aus Herzogtum Preußen
Heute Teil von Woiwodschaft Ermland-Masuren
Oblast Kaliningrad
Distrikt Klaipėda
Distrikt Tauragė
Karte
Karte der Provinz Ostpreußen

Das Alte Preußenland war das Stammland der baltischen Prußen (Pruzzen). Nach der Eroberung durch den Deutschen Orden entstand der Ordensstaat, welcher im Zuge der Reformation zum weltlichen Herzogtum Preußen wurde. Durch die dynastische Vereinigung mit Brandenburg wurde es auch Brandenburgisches Preußen genannt. In dessen Hauptstadt Königsberg krönte sich 1701 der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. als Friedrich I. selbst zum König in Preußen. Nach der Ersten Polnischen Teilung 1772 wurde es um kleinere Teile des vom Königreich Preußen erworbenen (polnischen) Königlich-Preußens erweitert und in Ostpreußen umbenannt. Als Hymne von Ostpreußen gilt das Ostpreußenlied. In humanistischer Manier wurde der Name auch zu Borussia Orientalis latinisiert.

Kriegsfolgen

Durch seine exponierte Lage an der russischen Grenze, seine Frontstellung im Ersten Weltkrieg, seine Abtrennung vom übrigen Reichsgebiet durch den Versailler Vertrag 1919, die Gewaltexzesse und Verbrechen der Roten Armee bei der Besetzung ab 1945, Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurde Ostpreußen zum Symbol sowohl für die Nationalisten vieler beteiligten Parteien als auch für die Schrecken des Krieges und Verbrechen an der Zivilbevölkerung im Allgemeinen. Gerade an der heutigen Situation dort kann man die fatalen Auswirkungen systematisch geplanter und begangener ethnischer Säuberungen erkennen, sowohl auf das kulturelle Erbe als auch auf die langfristige wirtschaftliche Entwicklung.

Gebiet und Bevölkerung

Das historische Ostpreußen liegt an der Ostseeküste vom Weichseldelta bis knapp über die Memelmündung, südwestlich von Litauen. Sein damaliges Gebiet setzte sich zusammen aus der heutigen russischen Oblast Kaliningrad (nördlicher Teil, ca. 35 %) und der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren (südlicher Teil, ca. 65 %). Ostpreußen umfasste 39.840 km² im Mai 1939 (einschließlich Memelland) mit 2.649.017 Einwohnern. Es war mit 66,6 Einwohnern je km² vergleichsweise dünn besiedelt. Allein in der Hauptstadt Königsberg lebten damals 372.000 Einwohner. Das nördlich der unteren Memel und des Kurischen Haffs gelegene, recht schmale Memelland, das mit zur Provinz Ostpreußen gehörte, war bereits zwischen 1923 und Anfang 1939 von Litauen annektiert worden.

Geschichte

Archäologie und Frühgeschichte

Archäologische Funde bezeugen menschliche Besiedlung an der Südküste der Ostsee nach dem Ende der Eiszeit, die Vereisung endete in Litauen z. B. um 16000 v. Chr. Die Aleröd-Kultur ist seit dem 11. Jahrtausend v. Chr. belegt. Im frühen Neolithikum sind sowohl Neman- als auch Narva-Kultur vertreten. Später ist die Haff-Küstenkultur, eine Variante der Schnurkeramik, nachgewiesen.

Zwischen den Orten Braunswalde (heute Gościszewo) und Willenberg (Wielbark) nahe Marienburg wurde 1873 ein Eisenzeitliches Gräberfeld mit etwa 3000 Gräbern gefunden. Die nach dieser Fundstätte benannte Wielbark-Kultur zeichnet sich durch eine Mischung skandinavischer und anderer Elemente aus und wird allgemein den Goten zugeschrieben. Die Goten waren im letzten Jahrhundert vor der Zeitenwende in das Gebiet um die untere Weichsel gekommen, wanderten aber ab etwa 200 n. Chr. nach Südosten ab.

98 n. Chr. berichtete Tacitus in seiner Germania über die Aesti gentes. [1] Allerdings hatte Tacitus diese Gebiete selber nie besucht, und fasste auch alle an der Ostsee (Mare Suebicum) lebenden Stämme (unter anderem Lombarden, Burgunden, Semnonen, Vandalen, Lugier, Silinger, Goten) als Suebi (Schwaben) zusammen, so dass man wenige schriftliche Einzelheiten zur frühen Geschichte findet. In seiner um 550 n. Chr. verfassten Getica (Geschichte der Goten) zählt der gotische Geschichtsschreiber Jordanes die Aesti zum gotischen Reich. [2]

 
Die baltischen Stämme im 12. Jahrhundert

Etwa um 850 n. Chr. wird erstmals ein Volk namens Brus nahe der Ostee erwähnt, von einem nur als Bayerischer Geograph bekannten Chronisten.

Der Angelsachse Wulfstan bereiste die Ostseeländer im 10. Jahrhundert. In seinem Bericht an Alfred den Großen unterschied er das östlich der Weichsel gelegene „Witland“ vom westlich des Flusses gelegenen Land der Winoten (Wenden) und bezeichnete seine Einwohner wie einst die antiken Autoren als „Esthen“. Die ostbaltischen Litauer wurden im 11. Jahrhundert erstmals beschrieben, während die Prussen Westbalten waren. Doch erst mit der Zeit der Christianisierung und des damit verbundenen Kirchenbaues fing man lokal an, schriftliche Dokumente zu führen, die detaillierte Informationen enthalten.

Abgeleitete Baumnamen?

Die englische Bezeichnung Spruce (Fichte) wird etymologisch unter anderem von Pruce (Preußen) abgeleitet und als Hinweis auf Handel mit Preußen gesehen. Die älteste Verwendung dieses Wortes findet sich vor 1400 in der altenglischen Sprache. Die gleiche Entwicklung findet man in der franko-kanadischen Mundart von Akadien, in der der Begriff prusse zur Bezeichnung verschiedenster Baumarten – je nach Region – (Tanne, Rottanne, Hemlocktanne; Schwarz-Fichte, Schimmel-/Weiß-Fichte, Amerikanische Rot-Fichte; Lärche) dient.

Staatenbildung

Das Stammesland der Prußen lag an der Ostseeküste, nördlich des späteren Polens und westlich von Litauen. Nördlich erstreckte es sich bis an die untere Memel, westlich bis an die untere Weichsel, wobei beide Flüsse wohl keine scharfe Siedlungsgrenze bildeten. So wird auch von slawischen Siedlungen im Kulmer Land berichtet und Linguisten verweisen auf Wörter baltischen Ursprungs in der kaschubischen Sprache (siehe alte Karte des Alten Preußenlandes Weblink unten).

Das von baltischen Stämmen an der Ostseeküste besiedelte Gebiet wurde seit dem 10. Jahrhundert zur Interessensphäre der entstehenden und expandierenden deutschen und polnischen Staaten. Alle Anstrengungen zur Eroberung des Gebietes standen unter dem Vorwand der Missionierung. Die Kaiser des Heiligen römischen Reiches, im Hochmittelalter der mächtigsten weltlichen Macht des Abendlandes, sahen sich in ihrem Anspruch auf christliche Weltherrschaft als Oberherren des noch unabhängigen und nicht christianisierten Gebietes. So vergaben Kaiser Otto I., Otto II. und Otto III. es als Lehen im 10. Jahrhundert an Mieszko I. und weitere polnische Piasten, dann Kaiser Friedrich II. 1224 an den Deutschen Orden.

Die Versuche der Piasten, ihre Macht an die noch von Heiden bewohnte Ostseeküste auszudehnen, zeitigten in Pommern zeitweiligen Erfolg. Östllich der Weichsel blieben sie weitgehend erfolglos. Über einen dieser Vorstöße, bei dem 997 n. Chr. kam Adalbert von Prag mit Soldaten des Piasten Boleslaw I. Chrobry in der Gegend um Danzig bis zur Ostsee vordrangen, berichtet die Vita Sancti Adalberti.

Konrad von Masowien, Seniorherzog (Princeps) von Polen, konnte das von Prußen besiedelte Kulmerland trotz mehrerer Erfolge nicht dauerhaft beherrschen. Gegenschläge der Prußen bedrohten sogar seine Machtbasis Masowien. Der erste Bischof von Preußen wurde 1209 ernannt: Der Zisterzienser Christian von Oliva, vorher Abt von Łekno, nahm seinen Sitz 1215 im 30 Jahre zuvor gegründeten Oliva, außerhalb Preußens im ostpommerschen Herzogtum der Samboriden. Seine Christianisierungsbemühungen waren zunächst nicht von dauerhaftem Erfolg. Der von Konrad I. und Christian gemeinsam ins Leben gerufene Ritterorden Milites Christi Prussiae, zumeist Orden von Dobrin genannt, konnte zwar Masowien sichern aber keine Macht über Preußen gewinnen.

Der Ordensstaat

 
Hochmeistersitz des Deutschen Ordens, die Marienburg

Altpreußen (das spätere Ostpreußen, Ermland und Teile von Westpreußen) bestand im Jahre der Goldenen Bulle von Kaiser Friedrich II. aus den folgenden Gebieten:

Um eine sichere Nordgrenze zu erreichen, bat Konrad von Masowien dem Deutschen Ritterorden militärische Unterstützung und bot ihm dafür Landrechte an. Im Jahre 1224 wurde Wilhelm von Modena vom Papst zum Legaten für u. a. Preußen und Samland benannt. Die Landrechte für das zu erobernde Gebiet ließ sich der Orden 1226 durch den römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. garantieren (Goldenen Bulle von Rimini) und 1230 durch Konrad von Masowien im Vertrag von Kruschwitz (Kruszwica). Der Vertrag von Kruschwitz wird heute als Diktat des Ordens wenn nicht als Fälschung angesehen. [3] 1231 legte der Orden in Thorn (Toruń). Papst Gregor IX. bescheinigte 1234 dem Orden in der Goldenen Bulle von Rieti, dass seine Eroberungen nur der Kirche aber keiner weltlichen Lehenshoheit unterstehen sollten.

Der Orden eroberte das Land mit aus europäischen Adligen zusammengestellten Truppen in Kreuzzügen. Er sicherte seine Eroberungen durch Burgenbau holte mit Hilfe von Lokatoren deutsche Siedler ins Land, Teil der Deutschen Ostkolonisation. Zahlreiche Städte und Dörfer wurden gegründet. Die Unstimmigkeiten über die Landverteilung zwischen dem Orden und Bischof Christian wurden bis vor den Papst gebracht. 1245 teilte der päpstliche Legat Wilhelm von Modena das Preußenland in vier Bistümer ein: Ermland, Kulmerland, Pomesanien und Samland. Die vier Bistümer unterstanden dem Erzbischof von Riga (siehe auch: Liste der Erzbischöfe von Riga). Es dauerte jedoch bis 1283, ehe die heidnischen Prußen endgültig unterworfen waren.

Über das vertraglich vereinbarte Gebiet hinaus eroberte er 1309 auch den Osten Pommerns (Pommerellen mit Danzig), den der letzte Samboride, Mestwin II., nach zeitweiliger Abtrünnigkeit wieder Polen zugesagt hatte. Vom Heiligen Römischen Reich wurde diese Eroberung anerkannt, von Polen erst 1353. Die Grenze zu Litauen, das sich im Widerstand gegen den Orden als Staat bildete, wurde erst 1422 im Frieden von Melnosee dauerhaft festgelegt. Sitz des Ordens war zunächst Venedig, dann seit 1309 die Ordensburg Marienburg in Preußen, nach der Schutzheiligen des Deutschen Ordens Maria benannt.

Zu den Konflikten des Ordens mit Polen um die Ausdehnung der territorialen Herrschaft gesellten sich im 15. Jahrhundert Konflikte mit den deutschen Städten in seinem Gebiet wegen seiner Versuche, auch den Handel an sich zu ziehen. So kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen der Deutsche Orden auf der einen Seite, die deutschen preußischen Städte und das Königreich Polen auf der anderen Seite standen.

 
Hellgrau: Herzoglich Preußen.
Farbig: Königlich-Preußen mit seinen Wojewodschafen in Personalunion mit dem Königreich Polen und Litauen

Nach seiner Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg von 1410 und dem 13 Jahre dauernden Städtekrieg innerhalb Preußens seit 1454 verlor der Deutsche Orden im 2. Thorner Frieden 1466 Kulmerland, Ermland, Pogesanien und Pomerellen, fortan Königliches oder Polnisches Preußen genannt. Somit blieb auch das Ermland (als exemptes eigenständiges Fürstbistum unter polnischer Oberhoheit) bis zur 1. Polnischen Teilung vom Preußen des Ordens und der Hohenzollern getrennt. Da die Ordensburg Marienburg mit abgetreten werden musste, wurde der Sitz des Ordens nach Königsberg verlegt. Der Orden musste außerdem die polnische Lehnshoheit über Ostpreußen anerkennen. Diese wurde jedoch von Papst und Kaiser zunächst nicht anerkannt. Noch 1494 erhob Kaiser Maximilian I. den Deutschmeister zum Reichsfürsten.

1511 wurde Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Bruder des Brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. (Brandenburg) Hochmeister des Deutschen Ordens. Wie auch die vorherigen Hochmeister verweigerte er dem polnischen König den Lehnseid. Kaiser Maximilian I. schloss im Jahre 1515 auf dem Wiener Fürstentag Verteidigungs- und Heiratsbündnisse mit den Jagiellonen verzichtete auf die Lehenshoheit des Reiches über Preußen.

Herzogtum Preußen

 
Statue von Albrecht von Brandenburg in Marienburg

Nachdem ihm die kaiserliche Unterstützung versagt worden war, und vierjährigem erfolglosen Reiterkrieg, ging Albrecht II. auf Distanz zum Kaiser. Er schloss Frieden mit Polen, führte 1525 die Reformation ein und machte den Ordensstaat zum weltlichen Herzogtum Preußen. Die erbliche Herzogswürde ließ er sich unter Anerkennung der polnischen Lehenshoheit vom polnischen König Sigismund I. bestätigen.

 
Königsberger Schloss (Foto 1895), Residenz der Hochmeister und Herzöge seit 1466

Vom Heiligen Römischen Reich wurde die Säkularisierung des preußischen Ordensstaates nicht anerkannt. Der Deutsche Orden setzte einen neuen Hochmeister ein, Walther von Cronberg, welcher aber nicht wie bisher in Königsberg, sondern in Mergentheim seinen Sitz einnahm. 1527 erhielt Cronberg vom Kaiser die Berechtigung, sich Administrator des Hochmeistertums zu nennen. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 wurde der Hochmeister (also nicht Albrecht) mit den Rechten des Deutschen Ordens Regalien und dem Lande Preußen belehnt. Der Sohn Kaiser Maximilians II. führte bis 1618 den Titel Administrator von Preußen. Danach nannte man das Amt Hoch- und Deutschmeister. Die Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ordens hatten durch den Kaiser seit 1526 den gleichen Stand im Imperium wie ein Fürstbistum. 1531/1534 wurde Herzog Albrecht unter Bann gesetzt, der jedoch unwirksam blieb.

1544 gründete Herzog Albrecht die Universität Albertina in Königsberg. Die kulturellen Leistungen in seiner Amtszeit waren die Prutenischen Tafeln, die Erstellung preußischer Landkarten sowie eine Münzreform unter Leitung Nikolaus Kopernikus. In diese Zeit fielen auch die Aufnahme evangelischer Flüchtlinge und besonders die erstmaligen Übersetzungen religiöser Schriften in verschiedene Sprachen der neuen preußischen Bürger aus den Nachbarländern. Nach dem Tode Herzog Albrechts im Jahre 1568 kam dessen fünfzehnjähriger Sohn Albrecht Friedrich an die Regierung. Wegen dessen Geisteskrankheit setzte 1577 der polnische König Stephan Báthory den Ansbacher Hohenzollern Georg Friedrich als Administrator von Preußen ein; ihm folgte 1605 mit Joachim Friedrich erstmals ein Kurfürst von Brandenburg, dann 1608 Johann Sigismund, Albrechts Schwiegersohn.

Personalunion mit Brandenburg

Als Albrecht Friedrich 1618 kinderlos starb, fiel das Herzogtum Preußen 1618 an die brandenburgische Linie der Hohenzollern, zu diesem Zeitpunkt unter Johann Sigismund. Nun wurde es Brandenburgisches Preußen genannt und bis 1701 oft als Fürstentum bezeichnet (so in Kirchenbüchern vor 1700). Im Vertrag von Wehlau 1657 verzichtete Polen auf die Lehenshoheit über das Herzogtum Preußen. Damit besaßen die Kurfürsten von Brandenburg hier, anders als in ihren im Heiligen Römischen Reich liegenden Ländern, die volle Souveränität.

Fortan fanden sich beide Regionen in einem Land wieder, dem späteren (ab 1701) Königreich Preußen. Trotz des Namens lag das Kerngebiet dieses Landes in der Mark Brandenburg.

Königreich Preußen

Diese Souveränität nutzte der Kurfürst, um sich in Königsberg zum König in Preußen zu krönen. Trotzdem blieb die Mark Brandenburg das Kerngebiet des Hohenzollernstaates. Das bisher Herzogliche Preußen wurde nun Altpreußen genannt. Auch die Bezeichnung Ostpreußen kam schon auf. Bei der ersten Polnischen Teilung 1772 erwarb das Königreich Preußen unter Friedrich II. vor allem das 1466 vom Orden abgetretene Gebiet, das seitdem wegen seiner Zugehörigkeit zur polnischen Krone auch Königliches Preußen genannt worden war. Aus Altpreußen und dem Ermland wurde am 31. Januar 1773 Ostpreußen, jetzt offiziell so genannt. Aus Marienburg, Pomesanien (vorher zu Altpreußen), Kulmerland, Pomerellen und vorher nie preußischen Gebieten wurde die neue Provinz Westpreußen. Hauptstadt Ostpreußens war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Königsberg. Von 1824 bis 1829 waren Ost- und Westpreußen personell und von 1829 bis 1878 real zu der einen Provinz Preußen vereinigt. 1878 wurde diese wieder geteilt.

 
Darstellung des Führungsduos Hindenburg/Ludendorff

Durch seine gemeinsame Grenze mit Russland und seine vorgeschobene geographische Lage wurde Ostpreußen im Ersten Weltkrieg zu einem wichtigen Schauplatz der Ostfront, hier lagen die einzigen Gebiete des Deutschen Reichs, die während des Ersten Weltkriegs von fremden Truppen besetzt waren (abgesehen von kleinen Gebieten des Oberelsasses, die verlustreichen Schlachten an der Westfront fanden auf französischem und belgischen Territorium statt).
Der russische Vormarsch wurde in der zweiten Schlacht von Tannenberg zum Stehen gebracht, die verantwortlichen Generale Hindenburg und Ludendorff legten hier die Grundlage zu ihrer großen Popularität, die sie während der Weimarer Republik auf unterschiedliche Weise nutzten: Hindenburg als konservativer Reichspräsident, Ludendorff als Putschist und Verbündeter Hitlers.

Der Versailler Vertrag

Mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages wurde Westpreußen überwiegend ohne Volksabstimmung zwischen Polen und der vom ehemals Deutschen Kaiserreich abgetrennten Freien Stadt Danzig aufgeteilt. Im Abstimmungsgebiet Marienwerder fand eine Volksabstimmung statt, in der die Bewohner zu 7,64 % für eine Angliederung an Polen und zu 92,36 % für einen Verbleib beim Deutschen Reich votierten. Der östliche Teil wurde daraufhin der Provinz Ostpreußen als Regierungsbezirk Westpreußen mit Verwaltungssitz in Marienwerder angegliedert, beziehungsweise der neugebildeten Grenzmark Posen-Westpreußen angeschlossen.

Die Grenzen waren nun ähnlich wie vor der Ersten Polnischen Teilung. Das verbleibende Ostpreußen war nun eine Exklave des Deutschen Reiches, die auf dem Landweg nur über Polen zu erreichen war (Polnischer Korridor).

Am 10. Januar 1920 wurde der südwestliche Teil des Kreises Neidenburg ohne Volksabstimmung an Polen abgetreten, hauptsächlich deswegen, weil eine wichtige Eisenbahnlinie durch den Hauptort Soldau (Dzialdowo) lief. Daraus wurde der neue Kreis Dzialdowo (Soldau) gebildet, der zur polnischen Woiwodschaft Pommern gehörte.

 
Ausschnitt aus der Sprachenkarte von Deutschland in Andrées Weltatlas von 1880

Masuren

(siehe Hauptartikel Masuren)

Polen erhob auch Anspruch auf das südliche Ostpreußen, weil ein erheblicher Teil der Bevölkerung im südlichen Ermland und in Masuren neben Deutsch als Verkehrssprache, als Muttersprache Masurisch sprachen, das als polnischer Dialekt oder als dem Polnischen nahe verwandte Sprache betrachtet werden konnte. Auf Drängen der Regierung Ebert einigten sich die Staaten im Versailler Vertrag auf eine Volksabstimmung. Bei der unter Aufsicht des Völkerbunds durchgeführten Abstimmung im Abstimmungsgebiet Allenstein konnten die Bewohner zwischen den Alternativen „Polen“ und „Ostpreußen“ wählen. 97,90 % der Bewohner entschieden sich für Ostpreußen und damit für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Nur 2,10 % stimmten für eine Angliederung an Polen.

Rahmenbedingungen der Volksabstimmung am 11. Juli 1920:

Deutschland hatte nach dem 1. Weltkrieg erhebliche Reparationen zu zahlen, aber – außer in Masuren selber – im Gegensatz zu seinen westlichen und östlichen Nachbarn keine Kriegszerstörungen erlitten. Da Deutschland reich an Energiereserven (Kohle) und Industrie war, gemessen am Bedarf aber knapp auf dem Agrarsektor, konnte das landwirtschaftlich geprägte Masuren im Deutschen Reich mutmaßlich Interesse an seiner Entwicklung erwarten.

Polen war von Sowjetrussland noch nicht anerkannt, sondern befand sich immer noch im Kriegszustand. Im Polnisch-Sowjetischen Krieg war nach Anfangserfolgen der polnischen Truppen dann im Juli 1920 die Rote Armee auf dem Vormarsch. Zudem war Polen kein reiches Land. Ob der neugeründete polnische Staat einen Teil des oberschlesischen Industriegebiet bekommen würde und wie groß der sein würde, war ungewiss (Volksabstimmung erst 1922). Unter den polnischen Agrargebieten waren die meisten vorher russischen und manche vorher österreichischen Regionen wesentlich schlechter entwickelt als Masuren. In Polen wäre vermutlich jeglicher Ausbau der Infrastruktur auf absehbare Zeit an Masuren vorbeigegangen. Allerdings schätzte der britische Repräsentant bei der Interalliierten Kommission die Erfolgssaussichten Polens auch dann als äußerst gering ein, wenn Polen wirtschaftliche Vorteile geboten hätte ("It can confidently be asserted that not even the most attractive economic advantages would induce any German to vote Polish").[4]

Memelgebiet

Das Memelgebiet, welches gemäß dem Versailler Vertrag ein Freistaat werden sollte, und seit 1920 von französischen Truppen besetzt war, wurde 1923 von litauischen Freischärlern besetzt und in der Folge annektiert.

Weimarer Zeit und Drittes Reich

1922 wurde vom Reichsverkehrsministerium der Seedienst Ostpreußen eingerichtet, der über den Seeweg eine Verbindung zwischen Ostpreußen und dem Kernland des Deutschen Reiches herstellte. Der Seedienst Ostpreußen bestand bis 1944.

Der Verkehr zwischen dem Deutschen Reich und Ostpreußen auf dem Landweg war aufgrund des sogenannten polnischen Korridors (die Landverbindung zwischen dem eigentlichen Polen und der Ostsee durch das bisherige Westpreußen) nicht unproblematisch. Der Bahnverkehr erfolgte in verplombten Zügen, bei denen zum Teil sogar die Fenster zugehängt wurden. Auch der Straßenverkehr zwischen Ostpreußen und dem Reichsgebiet wurde durch die polnischen Behörden erschwert. Das Verhältnis zwischen der Weimarer Republik und dem seit dem Putsch von Marschall Pilsudski 1926 autoritär-antidemokratisch regierten polnischen Staat war äußerst feindselig, immer wieder kam es entlang der gemeinsamen Grenze zu bewaffneten Auseinandersetzungen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 konnten diese in der Bevölkerung unter anderem auch durch das Unterlaufen des in Deutschland als Demütigung empfundenen Versailler Vertrags Popularität gewinnen. Gauleiter und damit eigentlicher lokaler Machthaber in Ostpreußen wurde der aus dem Rheinland stammende Erich Koch. Die erneute Aufrüstung Deutschlands erfolgte zunächst versteckt, später dann ganz offen. In Folge der nationalsozialistischen Expansionspolitik wurden im Westen (Saargebiet) und Südosten (Österreich, Sudetenland) deutschsprachige Gebiete an das Reich angeschlossen, ohne bei den Westmächten Frankreich und Großbritannien wegen deren Unentschlossenheit und Appeasement-Politik auf ernsthaften Widerstand zu stoßen. Für die deutschen Forderungen im Nordosten, den Wiederanschluss Danzigs und die Rückgabe des „Korridors“, signalisierten sie jedoch im Falle einer Besetzung den Casus belli (Kriegsfall). Lediglich Litauen gab am 23. März 1939 auf massiven deutschen Druck hin das Memelgebiet an das Deutsche Reich zurück.

Ein knappes halbes Jahr später begann mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg. Nach der schnellen Besetzung des Landes wurden neben den 20 Jahre zuvor abgetretenen Provinzen Westpreußen und Posen weitere Teile Polens annektiert. Noch 1939 wurde dort ein neuer Regierungsbezirk Zichenau gebildet, der der Provinz Ostpreußen zugeordnet wurde. Ferner trat der neue Landkreis Suwalki (später Sudauen) zur Provinz, während die früher westpreußischen Gebiete um Elbing und Marienwerder an den neuen Reichsgau Westpreußen, später Danzig-Westpreußen, fielen. Die neu an Ostpreußen angegliederten Gebiete waren jedoch ethnisch praktisch rein polnische Gebiete, die auch historisch nie zuvor in engerer Verbindung mit Ostpreußen gestanden hatten (abgesehen von einer kurzen Episode nach den polnischen Teilungen). Der erhebliche jüdische Bevölkerungsanteil wurde unmittelbar nach der Besetzung von den nationalsozialistischen Unterdrückungs- und später von den massenhaften Vernichtungsmaßnahmen (Umsiedlungen in Ghettos (Sammellager), „Vernichtung durch Arbeit“ (Zwangsarbeit ohne ausreichende Ernährung) und den Abtransport in Vernichtungslager) getroffen.

Eroberung, Kriegsende und Vertreibung

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ostpreußen von der Roten Armee nach verlustreichen Kämpfen in der Schlacht um Ostpreußen erobert. Die nationalsozialistische Gauleitung unter Gauleiter Erich Koch unterließ die rechtzeitige Evakuierung der Bevölkerung und stellte selbständige Fluchtbewegungen unter schwere Strafe. Ähnlich wie Soldaten „bis zum letzten Mann“ in sinnlosen Stellungs- und Kesselschlachten verheizt wurden anstatt sich geordnet zurückziehen zu dürfen, machten sich die Machthaber somit direkt mitschuldig am Tod von unzähligen deutschen Zivilisten, die hätten gerettet werden können.

Flucht

Hauptartikel: Flucht aus Ostpreußen

Die Evakuierung durch das Militär und den Staatsapparat und die individuelle Flucht aus Ostpreußen setzten erst mit dem Heranrücken des Frontverlaufs ein und verliefen ungeordnet. Dadurch wurde ein Großteil der Zivilbevölkerung unmittelbar in Kampfhandlungen verwickelt.

Ein Teil der Bevölkerung konnte sich über das Land mit Flüchtlingstrecks nach Westen retten, aber nachdem die Rote Armee im Laufe der Schlacht um Ostpreußen bei Elbing das Frische Haff erreicht hatte, war der Landweg abgeschnitten. Tausende ertranken bei der Flucht über das Eis zur vermeintlich rettenden Frischen Nehrung, die weiter nach Danzig führte. Ein anderer Teil wurde über die Ostsee, vor allem über den Hafen Pillau evakuiert.

Insgesamt forderte die Flucht unter Kriegsbedingungen größtenteils im Winter sehr viele Tote. Es wird geschätzt, dass von den bei Kriegsende ca. 2,4 Millionen Bewohnern Ostpreußens ca. 300.000 unter elenden Bedingungen auf der Flucht ums Leben gekommen sind. Unter den Menschen, die bei den Versenkungen der „Wilhelm Gustloff“, der „General von Steuben“ und der „Goya“ im Frühjahr 1945 ums Leben kamen, befanden sich auch viele Flüchtlinge aus Ostpreußen, einige Tausend pro Schiff.

Greueltaten an Deutschen

Noch anwesende Bewohner, vom Vormarsch der Roten Armee eingeholte Flüchtlinge oder nach dem (teils temporären) Ende der Kampfhandlungen zurückkehrende Bewohner wurden vielfach von durch das vorherige Verhalten der deutschen Besatzungsmacht in Russland und antideutsche Propaganda aufgestachelten Soldaten umgebracht oder misshandelt (siehe Verbrechen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg), oder zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt. Ein Beispiel ist das Massaker von Nemmersdorf im Oktober 1944, als erstmals nach dem ersten Weltkrieg russische Truppen nach Ostpreußen vorstießen.

Alexander Solschenizyn (Ostpreußische Nächte) und Lew Kopelew waren als sowjetische Soldaten Augenzeugen und haben später als Regimekritiker auf diese Kriegsverbrechen hingewiesen. Die Verantwortlichen wurden weder international noch in der Sowjetunion zur Verantwortung gezogen.

Vertreibung

Die überlebenden Bewohner wurden bis 1947 fast vollständig aus ihrer Heimat nach dem verbliebenen Deutschland vertrieben. Ein geringer Prozentsatz konnte dennoch bleiben, so gab es im heute polnischen Teil Ostpreußens die Möglichkeit, sich zum Polentum zu bekennen und dadurch in der Heimat zu verbleiben, wenn auch unter beschwerlichen Lebensbedingungen. Diese Möglichkeit wurde besonders den Masuren angeboten, die neben Deutsch den dem Polnischen verwandten masurischen Dialekt als Muttersprache hatten. Facharbeitern wurde ebenfalls ein Bleiberecht eingeräumt, um Fabriken wieder besser in Betrieb nehmen zu können.

Die überwiegende Mehrheit der vertriebenen Einwohner Ostpreußens fanden ihre neue Heimat in den westlichen Besatzungszonen, die meisten davon in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern.

Neuordnung

Nach dem Potsdamer Abkommen wurde Ostpreußen zwischen Polen und der Sowjetunion aufgeteilt. Der sowjetische Anteil wurde der russischen Sowjetrepublik zugeteilt und mit Russen aus Zentralrussland und dem Gebiet des heutigen Föderationskreises Wolga sowie mit Weißrussen besiedelt. Der polnische Anteil wurde auf die neu gegründeten Woiwodschaften Danzig, Allenstein und Suwalki aufgeteilt. Hier wurden in erster Linie Polen aus Zentralpolen und im Rahmen der Aktion Weichsel aus Südostpolen vertriebene Ukrainer angesiedelt. Die Hauptstadt Königsberg wurde 1946 zu Ehren des sowjetischen Politikers Michail Iwanowitsch Kalinin in Kaliningrad umbenannt, ebenso wurden sämtliche Orte im sowjetischen Anteil – sofern sie nicht aufgelöst wurden – umbenannt.

Opferzahlen

Schätzungsweise starben bei den Vertreibungen der Deutschen aus den einzelnen Ostgebieten:

Siehe auch: Bierut-Dekrete

 
Das Haus der Sowjets, gebaut neben dem früheren Standort des Königsberger Schlosses.

Anerkennung der Grenzziehung

Die DDR erkannte 1950 die Oder-Neiße-Linie im Görlitzer Vertrag als ihre Grenze zu Polen an. Dieser Anerkennung wird allerdings vielfach die völkerrechtsverbindliche Wirkung abgesprochen. Auch die Bundesrepublik Deutschland, welche das Alleinvertretungsrecht für Deutschland und alle Deutschen, also auch für die Staatsbürger der DDR und deren Staatsgebiet, beanspruchte, verfolgte unter Bundeskanzler Willy Brandt im Rahmen der neuen Ostpolitik in den frühen 1970er Jahren die Anerkennung der Grenzziehung vorbehaltlich eines endgültigen Friedensvertrages (siehe auch: Ostverträge). Nach dem Beitritt der DDR als neue Länder gab das nun souveräne Deutschland am 14. November 1990 in Paragraph 1 des Zwei-Plus-Vier-Vertrages mit dem darin eingebetteten bilateralen deutsch-polnischen Grenzvertrag jegliche Gebietsansprüche außerhalb der Bundesrepublik, der DDR und Westberlins auf. Spätestens mit dessen Inkrafttreten 1992 sind deutsche Gebietsansprüche auf die ehemaligen deutschen Ostgebiete, und damit auch auf Ostpreußen, erloschen.

Heutige Situation

Nach der Verwaltungsreform 1975 wurde das polnische Ostpreußen in die neuen Bezirke (Woiwodschaften) Elbląg und Olsztyn sowie Teile von Ciechanów und Suwałki geteilt. Nach einer erneuten Bezirksreform am 1. Januar 1999 im polnischen Südteil bildet dieses Gebiet seither fast in seiner Gesamtheit die Woiwodschaft Ermland-Masuren mit der Hauptstadt Olsztyn (dt. Allenstein), der nördliche Teil bildet heute die russische Oblast Kaliningrad mit der Hauptstadt Kaliningrad (Königsberg). Nach der Auflösung der Sowjetunion ist diese Oblast nun eine Exklave Russlands. Einige russische Einwohner nennen die Stadt heute häufig „Kjonigsberg“, „Kenig“ oder „Kenigsberg“. Eine Rückbenennung (wie bei Sankt Petersburg, Nischnij Nowgorod und Twer (sowj. Kalinin)) wurde 1993 in einer Volksabstimmung abgelehnt.

Verwaltungsgliederung der Provinz Ostpreußen

In der Zeit von 1878 bis 1945 hat sich die territoriale Verwaltungsgliederung innerhalb der überwiegend landwirtschaftlich strukturierten Provinz Ostpreußen nur allmählich verändert. Allerdings sind 1920 und 1939 die Außengrenzen erheblich verändert worden.

Regierungsbezirke

Von 1808 bis 1945 bestanden die beiden Regierungsbezirke Gumbinnen und Königsberg. Aus den südlichen Kreisen dieser Bezirke entstand am 1. November 1905 der neue Regierungsbezirk Allenstein. 1723–1808 hießen diese Bezirke Kriegs- und Domänenkammer-Departement Litauen und Ostpreußen. Der früher westpreußische Regierungsbezirk Marienwerder wurde teilweise, gemeinsam mit einigen Kreise aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Danzig (Elbing und Marienburg) zum 1. Juli 1922 als Regierungsbezirk Westpreußen mit dem Sitz in Marienwerder der Provinz Ostpreußen angegliedert, aber am 26. Oktober 1939 um annektierte, polnische Gebieten erweitert und wieder als Regierungsbezirk Marienwerder dem neuen Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet.

Am 26. Oktober 1939 wurde aus anderen polnischen Gebieten der neue Regierungsbezirk Zichenau (Ciechanów) der Provinz Ostpreußen einverleibt. Ab 1. August 1941 entstand aus besetzten sowjetischen (weißrussischen, bis 1939 polnischen) Gebieten der neue Bezirk Bialystok. Dieser wurde vom ostpreußischen Oberpräsidenten und Gauleiter Erich Koch als Chef der Zivilverwaltung mitverwaltet und faktisch wie Reichsgebiet behandelt, allerdings nicht förmlich nach Ostpreußen eingegliedert.

Stadtkreise

Außer dem bereits 1818 bestehenden Stadtkreis Königsberg i. Pr. entstanden im Laufe der Zeit die folgenden weiteren Stadtkreise: Es wurden die Städte Tilsit (1896), Insterburg (1901), Allenstein (1910) und Memel (1918) aus ihren Landkreisen ausgegliedert und bildeten eigene Stadtkreise. Das westpreußische Elbing war bereits seit 1874 Stadtkreis und gehörte von 1922 bis 1939 zu Ostpreußen.

Landkreise

1819–1918

1919–1933

1933–1938

1939–1945

  • 1939 wurde allgemein die Bezeichnung von Kreis in Landkreis geändert

Einrichtung neuer Landkreise in vorher nie zum Deutschen Reich gehörendem Gebiet:


Verwaltungsgliederung Ostpreußens
Stand 31. Dezember 1937 Stand 1. Januar 1945

Regierungsbezirk Allenstein

Stadtkreis

  1. Allenstein

Stadtkreis

  1. Allenstein

Landkreise

  1. Allenstein
  2. Johannisburg
  3. Lötzen
  4. Lyck
  5. Neidenburg
  6. Ortelsburg
  7. Osterode i. Ostpr.
  8. Rößel (Sitz: Bischofsburg)
  9. Sensburg

Landkreise

  1. Allenstein
  2. Johannisburg
  3. Lötzen
  4. Lyck
  5. Neidenburg
  6. Ortelsburg
  7. Osterode i. Ostpr.
  8. Rößel (Sitz: Bischofsburg)
  9. Sensburg

Regierungsbezirk Gumbinnen

Stadtkreise

  1. Insterburg
  2. Tilsit

Stadtkreise

  1. Memel
  2. Insterburg
  3. Tilsit

Landkreise

  1. Angerburg
  2. Darkehmen
  3. Goldap
  4. Gumbinnen
  5. Insterburg
  6. Niederung [Sitz: Heinrichswalde]
  7. Pillkallen
  8. Stallupönen
  9. Tilsit-Ragnit [Sitz: Tilsit]
  10. Treuburg

Landkreise

  1. Angerapp
  2. Angerburg
  3. Ebenrode
  4. Elchniederung [Sitz: Heinrichswalde]
  5. Goldap
  6. Gumbinnen
  7. Heydekrug
  8. Insterburg
  9. Memel
  10. Schloßberg (Ostpr.)
  11. Sudauen
  12. Tilsit-Ragnit [Sitz: Tilsit]
  13. Treuburg

Regierungsbezirk Königsberg

Stadtkreis

  1. Königsberg (Pr)

Stadtkreise

  1. Königsberg (Pr)

Landkreise

  1. Bartenstein
  2. Braunsberg
  3. Fischhausen
  4. Gerdauen
  5. Heiligenbeil
  6. Heilsberg
  7. Königsberg (Pr)
  8. Labiau
  9. Mohrungen
  10. Preußisch Eylau
  11. Preußisch Holland
  12. Rastenburg
  13. Wehlau

Landkreise

  1. Bartenstein (Ostpr.)
  2. Braunsberg (Ostpr.)
  3. Gerdauen
  4. Heiligenbeil
  5. Heilsberg
  6. Labiau
  7. Mohrungen
  8. Preußisch Eylau
  9. Preußisch Holland
  10. Rastenburg
  11. Samland (Sitz: Königsberg)
  12. Wehlau

Regierungsbezirk Westpreußen (Sitz: Marienwerder)

Stadtkreis

  1. Elbing

Landkreise

  1. Elbing
  2. Marienburg (Westpr.)
  3. Marienwerder
  4. Rosenberg i. Westpr.
  5. Stuhm

Regierungsbezirk Zichenau

Landkreise

  1. Mackeim
  2. Mielau
  3. Ostenburg
  4. Plöhnen
  5. Praschnitz
  6. Scharfenwiese
  7. Schröttersburg
  8. Sichelberg
  9. Zichenau

Politik

Oberpräsidenten

(Anmerkung: Zwischen 1829 und 1878 war Ostpreußen ein Teil der Provinz Preußen, deren Oberpräsidenten hier genannt werden).

  1. 1815–1824: Hans Jakob von Auerswald
  2. 1824–1842: Heinrich Theodor von Schön
  3. 1842–1848: Karl Wilhelm von Bötticher
  4. 1848–1849: Rudolf von Auerswald
  5. 1849–1850: Eduard Heinrich von Flottwell
  6. 1850–1868: Franz August Eichmann
  7. 1869–1882: Carl Wilhelm Heinrich Georg von Horn
  8. 1882–1891: Albrecht Heinrich von Schlieckmann
  9. 1891–1895: Udo Graf zu Stolberg-Wernigerode
  10. 1895–1901: Wilhelm Graf von Bismarck-Schönhausen
  11. 1901–1903: Hugo Samuel Freiherr von Richthofen
  12. 1903–1907: Friedrich Graf von Moltke
  13. 1907–1914: Ludwig von Windheim
  14. 1914–1916: Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe
  15. 1916–1918: Friedrich Wilhelm von Berg-Markienen
  16. 1918–1919: Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe
  17. 1919–1920: August Winnig, SPD
  18. 1920–1932: Ernst Siehr, DDP
  19. 1932–1933: Wilhelm Kutscher
  20. 1933–1945: Erich Koch, NSDAP

Wahlen zum Provinziallandtag

1921: DNVP 27,1 % – 23 Sitze | SPD 23,5 % – 20 Sitze | DVP 15,3 % – 13 Sitze | Zentrum 9,4 % – 8 Sitze | KPD 7,2 % – 6 Sitze | USPD 7,1 % – 6 Sitze | DDP – 7,0 % – 6 Sitze | Polen – 1,3 % – 1 Sitz | WP 1,2 % – 1 Sitz | Landliste 1,1 % – 1 Sitz
1925: DNVP/DVP 45,6 % – 40 Sitze | SPD 24,8 % – 22 Sitze | Zentrum 6,9 % – 6 Sitze | KPD 6,9 % – 6 Sitze | WP 4,2 % – 4 Sitze | DVFP 4,2 % – 4 Sitze | DDP 3,6 % – 3 Sitze | VRP 2,4 % – 2 Sitze
1929: DNVP 31,2 % – 27 Sitze | SPD 26,0 % – 23 Sitze | DVP 8,7 % – 8 Sitze | KPD 8,6 % – 8 Sitze | Zentrum 8,1 % – 7 Sitze | NSDAP 4,3 % – 4 Sitze | WP 4,0 % – 4 Sitze | CSVD 3,0 % – 3 Sitze | DDP 2,8 % – 3 Sitze
1933: NSDAP 58,2 % – 51 Sitze | SPD 13,6 % – 12 Sitze | DNVP 12,7 % – 11 Sitze | Zentrum 7,0 % – 7 Sitze | KPD 6,0 % – 6 Sitze
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.

Wahlen zum Reichstag

Die Provinz bildete für die Wahlen zum Reichstag der Weimarer Republik den Wahlkreis 1.

Bekannte Ostpreußen

Sprache

Die ostniederdeutschen Dialekte, die in Ostpreußen gesprochen wurden, werden erfasst und beschrieben im Preußischen Wörterbuch.

Siehe auch

Quellen

  1. 45: „[…] Nun werden schon zur Rechten der Suionen die Aesten am Ufer der Ostsee vom Meer umspült, deren Kulte und Erscheinungsbild den Sueben, deren Sprache den Briten näher sind. Sie verehren die Muttergöttin. Als Kennzeichen des Kultes haben sie Eberfiguren; diese stellen sie vor die Feinde auf anstelle von Waffen und mit ihnen genießen die Verehrer der Göttin selbst unter Feinden Schutz. Selten werden Einzelwaffen, öfter Knüppel verwendet. Sie geben sich sehr ausdauernd Mühe mit Getreide und weiteren Früchten, gemessen an der Trägheit der anderen Germanen. Aber sie durchsuchen auch das Meer und sie sammeln in den flachen Stellen und an der selben Küste allen Bernstein, den sie selbst Glas nennen. […]“ auf Über Ursprung und Leben der Germanen: Suebische Stämme, östliche Grenzvölker
  2. De origine actibusque Getarum (Vom Ursprung und den Taten der Gothen), 23, 120: "Aestorum quoque similiter nationem, qui longissimam ripam Oceani Germanici insident, idem ipse prudentia et virtute subegit omnibusque Scythiae et Germaniae nationibus ac si propriis lavoribus imperavit." Auf www.digitale-sammlungen.de
  3. Boigraphisch-Bibliograpfisches Kirchenlexikon: Konrad von Masowien
  4. Butler, Rohan, MA., Bury, J.P.T.,MA., & Lambert M.E., MA., editors, Documents on British Foreign Policy 1919-1939, 1st Series, Her Majesty's Stationary Office, London, 1960, vol.x, Chapter VIII, "The Plebiscites in Allenstein and Marienwerder January 21 - September 29, 1920, p.726-7

Literatur

  • Hartmut Boockmann: Ostpreußen und Westpreußen. In: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Siedler, Berlin 1992, ISBN 3-88680-212-4.
  • Martin Bergau: Todesmarsch zur Bernsteinküste. Das Massaker an Juden im ostpreußischen Palmnicken im Januar 1945. Zeitzeugen erinnern sich. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2006, ISBN 3-8253-5201-3.
  • Richard Dethlefsen: Das schöne Ostpreußen. Piper, München 1916 (Digitalisat).
  • Yorck Deutschler: Die Aestii – Bezeichnung für die heutigen Esten Estlands oder die untergegangenen Pruzzen Ostpreußens. In: „Die Singende Revolution“ – Chronik der Estnischen Freiheitsbewegung (1987–1991), S. 196–198, Ingelheim, März 1998/Juni 2000, ISBN 3-88758-077-X.
  • Andreas Ehrhard (Fotos), Bernhard Pollmann (Text): Ostpreußen. Bruckmann, München 2004, ISBN 3-7654-3877-4 (Länderportrait, aktuelle Bilder aus dem ehemaligen Ostpreußen).
  • Walter Frevert: Rominten. BLV, Bonn u. a. 1957 (erster Teil der sogenannten „Ostpreußen-Trilogie“).
  • Emil Johannes Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern. Geschichtliche Darstellungen. Leer 1972–1984, Rheda-Wiedebrück/Gütersloh 2001, Würzburg 2001, Augsburg 2006.
  • Emil Johannes Guttzeit: Ostpreußische Städtewappen. Hrsg.: Landsmannschaft Ostpreußen, Abt. Kultur, Waiblingen 1981.
  • August Karl von Holsche: Geographie und Statistik von West- Süd- und Neu- Ostpreußen. Nebst einer kurzen Geschichte des Königreichs Polen bis zu dessen Zertheilung. 2 Bände. Berlin 1800 und 1804 (Digitalisat).
  • Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, München 2005, ISBN 3-88680-808-4.
  • Adam Kraft / Rudolf Naujok: Ostpreußen – Mit Westpreußen / Danzig und Memel. Ein Bildwerk der unvergessenen Heimat mit 220 Aufnahmen. Adam Kraft Verlag, 5. Auflage 1978, Mannheim, ISBN 3-8083-1022-7.
  • Hans Kramer: Elchwald. Der Elchwald als Quell und Hort ostpreußischer Jagd, 2. Auflage, Jagd- und Kulturverlag, Sulzberg im Allgäu 1985, ISBN 3-925456-00-7 (dritter Teil der so genannten „Ostpreußen-Trilogie“).
  • Fritz Mielert: Ostpreußen. Nebst dem Memelgebiet und der Freien Stadt Danzig. In: Monographien zur Erdkunde, Bd. 35, Velhagen & Klasing, Bielefeld 1926 (Nachdruck: Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0272-3).
  • Christian Saehrendt: Der Horror vacui der Demographie: 100 Jahre Abwanderung aus dem deutschen Osten. In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte XXXV 2007, S. 237–250.
  • Klaus Schwabe (Hg.): Die preußischen Oberpräsidenten 1815–1945, Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte, Bd. 15, Boppard 1985.
  • Karl Templin: Unsere masurische Heimat. Zum einhundertjährigen Bestehen des Kreises Sensburg 1818–1918. Selbstverlag des Kreises Sensburg, 2. Auflage 1926. Aufgrund der umfassenden Darstellung ist dieses Werk auch für weitere ostpreußische Gebiete aufschlussreich.
  • Reinhold Weber: Bildband des Grenzkreises Lyck, Eigenverlag der Kreisgemeinschaft Lyck, Hagen 1985.
  • Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen, Slices Of Life-Verlag, Königslutter 2005.