Geschichte
Die Kuffner-Sternwarte in Wien Ottakring wurde in den Jahren 1884-86 als privates Forschungsinstitut erbaut. Der Bierbrauer Moriz von Kuffner finanzierte den Bau und Betrieb der Sternwarte, und innerhalb eines viertel Jahrhunderts wurde die Kuffner-Sternwarte ein international bekanntes astronomisches Institut. An ihr wirkten namhafte Wissenschafter wie Johannes Hartmann, Carl Wirtz, Leo de Ball und als wohl bedeutendster Astronom Karl Schwarzschild. In Wien gelang ihm eine wesentliche Verbesserung der Beschreibung der photographischen Schwärzung durch Einführung eines Exponenten bei der Belichtungszeit. Dieser empirische Exponent trägt heute den Namen „Schwarzschild-Exponent“ und ist in der Astrophotographie allgemein bekannt. Nach den Wirrnissen der Weltkriege gelangte die Sternwarte 1946 in die Volksbildung, wurde 1987 von der Stadt Wien gekauft und von 1989 bis 1995 generalrenoviert. Im Oktober 1995 begann der neue Führungs- und Bildungsbetrieb. Neben den klassischen Sternführungen wird an einem umfangreichen Bildungs- und Kulturprogramm gearbeitet. Das Programm setzt sich im wesentlichen aus drei Teilbereichen zusammen: Museum und Restaurierung, Projekte in der Astronomie, sowie Lehre und Erwachsenenbildung.
Museum und Restaurierung
Die Sternwarte beherbergt vier bedeutende astronomische Instrumente aus dem 19. Jahrhundert. Die Instrumente wurden durch die Firmen „Repsold und Söhne“ in Hamburg und „Steinheil“ in München gefertigt. Beide Firmen waren weltweit für ihre Qualität und Präzision in der Herstellung astronomischer Teleskope und Linsen bekannt. Die vier Teleskope bestehen aus dem Großen Refraktor, dem Meridiankreis, dem Vertikalkreis sowie dem Heliometer, wurden nach modernsten Erkenntnissen der technischen Denkmalpflege in einem umfangreichen Projekt restauriert und für den Bildungs- und Museumsbetrieb neu adaptiert. Die Teleskope können bei speziellen Führungen an der Sternwarte besichtigt werden.
Projekte
Die Sternwarte ist an diversen nationalen sowie internationalen Projekten beteiligt. Einige Themenbereiche sind:
- CCD-Astronomie am historischen Refraktor der Sternwarte. Ein Projekt zur Veranschaulichung der modernen Methoden der beobachtenden Astronomie.
- Betrieb der Datenbank INES (Astronomie im UV-Bereich) als „Nationaler Host“ in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Villa Franca in Spanien,
- Wissenschaftsgeschichte der Sternwarte – Aufarbeitung der Geschichte der Sternwarte und ihrer um 1900 astronomisch bedeutenden Forschungen. Aufbau eines Museums zur Geschichte der Sternwarte und ihres Gründers Moriz von Kuffner,
- Restaurierung der astronomischen Instrumente des Observatoriums – in Zusammenarbeit mit Fachrestauratoren und dem Bundesdenkmalamt in Wien.
Lehre und Weiterbildung
Eine der wichtigsten Aufgaben der Kuffner-Sternwarte ist die Vermittlung von Naturwissenschaft in den Bereichen Astronomie, Astrophysik und Weltraumwissenschaften. Mit dem Großen Refraktor sowie den anderen Teleskopen finden zahlreiche Stern- und Sonderführungen statt. Die Vorträge vermitteln sowohl Grundlagen als auch neueste Ergebnisse der modernen Astronomie. Im Anschluss an den Vortrag folgt eine kurze Besichtigung der historischen Sternwarte und bei Schönwetter eine Beobachtung der aktuellen Himmelsobjekte mit dem großen Fernrohr von 1886. Für Schulen werden spezielle Vorführungen und Projekte durchgeführt, in welchen die Schülerinnen und Schüler das Programm aktiv mitgestalten können. Die Kuffner-Sternwarte veranstaltet darüber hinaus Seminare, Vorlesungen, Kurse und Vorträge für die interessierte Öffentlichkeit. Weiters werden an der Sternwarte Fortbildungsseminare für Lehrkräfte höherer Schulen sowie Seminare und Workshops für Studentinnen und Studenten durchgeführt.
Weblinks
- Kuffner-Sternwarte: http://www.kuffner.ac.at