Schlacht bei Alerheim

Schlacht des Dreißigjährigen Kriegs
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Die Schlacht von Alerheim war eine Schlacht im Zuge des Dreißigjährigen Krieges, die am 3. August 1645 zwischen Frankreich und den bayerisch-kaiserlichen Truppen stattfand.

Schlacht von Alerheim
Teil von: Dreißigjähriger Krieg
Datum 3. August 1645
Ort Alerheim
Ausgang glücklicher Sieg Frankreichs
Konfliktparteien

Kaiserlich-bayerische Truppen

französisch-hessisch-weimarische Truppen

Befehlshaber

Freiherr Franz von Mercy; linker Flügel General Johann von Werth; rechter Flügel General Geleen

Prinz Louis von Condé, linker Flügel: Marschall Turenne; rechter Flügel Marschall Graf Gramont

Truppenstärke

15.000 - 16.000

17.000 - 18.000

Verluste

Siehe Abschnitt "Über die Verluste an Menschen...."

Siehe Abschnitt "Über die Verluste an Menschen...."

Die Vorgeschichte

Die Reformation

Luthers Reformation, von ihm als Reform der katholischen Kirche beabsichtigt, hatte wegen Roms Beharren auf dem Bestehenden, trotz aller erkennbarer Missstände, zu einer Spaltung geführt. Nach dem Grundsatz „cuius regio, eius religio“[1] gab es nun katholische und protestantische Länder und Städte. Spannungen waren vorprogrammiert. Zwar wurden den Protestanten im Augsburger Religionsfrieden von 1555 Gleichberechtigung und freie Religionsausübung zugestan-den, aber die Wirklichkeit sah vielfach anders aus. Entgegen den gemachten Zusagen wurde deren Religionsausübung häufig behindert und teils auch grausam unterdrückt. Während sich in Niederdeutschland der neue Glaube weitgehend durchgesetzt hatte und zumeist protestantische Länder aneinander grenzten, waren in Oberdeutschland lutherisch gewordene Territorien und Städte häufig von katholisch gebliebenen Ländern umgeben, also isoliert. Hinzu kam, dass der Kaiser dem neuen Glauben keineswegs wohlwollend gegenüberstand und die Gegenreformation fortzusetzen beabsichtigte, sobald es ihm die Machtverhältnisse ermöglichen würden.

Provokation in Donauwörth

Donauwörth, mit knapp 4000 Einwohnern, war 1606 eine lutherische freie Reichsstadt. Von ihren Bürgern waren nur noch sechzehn katholisch, außerdem die zwölf Insassen des Benediktinerklosters. Der neue Glaube war so sehr beherrschend geworden, dass sich die verbliebenen Katholiken mit einer Nebenkirche im Benediktinerkloster Heilig Kreuz und zwei Kapellen begnügen mussten. Der dortige Abt aber, getragen vom Geist der Gegenreformation und der Dillinger Universität, plante der Volksmeinung zu trotzen und eine Prozession mit fliegenden Fahnen und Vortragen des Kreuzes durch die lutherische Stadt zu führen, entgegen bisheriger Gepflogenheit die Fronleichnamsprozession still abzuhalten. Dem Augsburger Religionsfrieden gemäß sollte in konfessionell gemischten Reichsstädten kein Teil den anderen beunruhigen. Man veranlasste ihn deshalb, vom Zug durch die Stadt Abstand zu nehmen. Der Bischof von Augsburg

  1. "Wessen das Land, dessen die Religion." Grundsatz des Augsburger Religionsfriedens von 1555, nachdem der Landesharr die Konfession der Untertanen bestimmte

erhob nun aber Klage beim Reichskammergericht, das nur mit Katholiken besetzt war. Kein Wunder, dass dieses Gericht nicht die Grundsätze des Augsburger Religionsfriedens, sondern die der Gegenreformation befolgte und der Stadt die Reichsacht androhte, falls es noch einmal zu Störungen der Prozession komme. Bürgermeister und Rat versuchten dem Rechnung zu tragen, aber die Bürgerschaft sah sich im Recht.

Im Jahr darauf schickten sich der Abt und seine Glaubensgenossen zum Markusfest erneut an, mit lautem Gesang über den Marktplatz nach Auchsesheim zu ziehen, ermuntert durch eine wohlwollende kaiserlichen Erklärung. Die Bürger schritten zur Gewalt. Sie versperrten der Prozession den Rückweg, schlugen die Fahnen zu Boden, zerrissen sie und jagten die Klosterbrüder mit Schreien und Hohn bis in die Klosterkirche Heilig Kreuz.

Aber unkluger Weise wurden auch die kaiserlichen Kommissäre,[1] die zur Beobachtung nach Donauwörth geschickt worden waren, zur Stadt hinausgeworfen. Sie retteten sich ebenfalls ins Kloster Heilig Kreuz. Kein Wunder, dass deren Bericht so ungünstig ausfiel, dass über die Stadt Donauwörth durch den Spruch des Reichskammergerichtes 1607 die förmliche Reichsacht verhängt wurde, nachdem die lutherische Bürgerschaft abgelehnt hatte sich zu unterwerfen und die ungerechtfertigte und rechtswidrige Forderung des Kaisers zu erfüllen.

Herzog Maximilian von Bayern wurde mit der Exekution beauftragt, obwohl selbst die Räte am kaiserlichen Hof davon abrieten „...einem so hitzigen und vindicosen Fürsten wie dem bayerischen Herzog eine so wichtige Commission zu übertragen...“ [2] Man darf annehmen, dass Maximilian dieser Auftrag sehr gelegen kam. Mit einer Streitmacht von 6000 Mann zu Fuß und 600 Reitern besetzte er am 17. Dezember 1607 Donauwörth. Ein massives Aufgebot gegenüber einer Stadt von 4000 Einwohnern! Donauwörth hatte gegen diese Übermacht keine Chance. Später setzte er den Preis für diese Aktion so hoch an, dass niemand, auch nicht der Kaiser, der sich stets in Geldnöten befand, in der Lage war das Pfand, die Stadt Donauwörth, wieder auszulösen.[3] So wurde sie dann letztlich bayerisch. Die gänzliche Abschaffung der protestantischen Religion und die Rückkehr zum katholischen Glauben in den Mauern Donauwörths waren die Konsequenzen des Vorfalls und des daraus folgenden rechtswidrigen Vorgehens gegen diese Stadt. Sie selbst verlor die Reichsunmittelbarkeit und wurde eine bayerische Landstadt.

Gründung von Union und Liga

Die Vorgänge in Donauwörth ließen die protestantischen Landesherren und Städte aufhorchen und ein Gefühl der Unsicherheit und Machtlosigkeit machte sich breit. Dabei mussten sie sich selbst vorwerfen der Stadt Donauwörth trotz deren Hilfsersuchen im Vorfeld nicht beigestanden zu sein. Ein schon lange versuchter, bislang aber immer an allen möglichen Hindernissen gescheiterter Zusammenschluss der protestantischen Territorien und Städte kam nun, da es Grund zu ernster Sorge gab, erstaunlich schnell zustande. Dabei muss beachtet werden, dass die Protestanten keine homogene Gruppe waren. Sie setzten sich insbesondere aus Anhängern Luthers und Calvins zusammen und sie waren bis dahin politisch untereinander zerstritten gewesen. Ihr kleinster gemeinsamer Nenner war der Hass auf den Papst und die „Papisten“. Die Gefahr und die Not der Stunde ermöglichten nun das Zusammengehen. Der Markgraf von Ansbach lud in das säkularisierte Kloster Auhausen im Ries ein.

  1. Oberst Alexander von Haslang und Dr. Otto Forstenhauser
  2. Schreiber Wilhelm, königl. bayerischer Hofkaplan, Maximilian I., der Katholische, Kurfürst von Bayern und der 30jährige Krieg, München 1868
  3. Diwald Hellmut, Wallenstein, Esslingen 1984:"Der Bayernherzog... verschluckt in einer effektvollen Kombination von katholisch-gläubigem Starrsinn und heidnisch-gläubiger Habgier die bis dahin Freie Reichsstadt für sein Bistum Augsburg"

Dort kam es am 14. Mai 1608 zur Gründung einer protestantischen Vereinigung, der „Union“, unter dem calvinischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, einem Wittelsbacher. Es schlossen sich zusammen: Kurpfalz, Württemberg, Pfalz-Neuburg, Baden, die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach. Bis zum Jahre 1610 wuchs die Union durch den Beitritt von Kur-Brandenburg, Hessen-Kassel, Zweibrücken, Anhalt und mehrerer oberdeutscher Reichsstädte, wie zum Beispiel Nürnberg, Ulm und Straßburg. Augsburg und Regensburg schlossen sich nicht an. Auch Nördlingen gehörte nicht zu den Mitgliedern. Die Union war die Reaktion auf die Strafmaßnahme gegen Donauwörth, stellte also ein Schutzbündnis dar und war auf zehn Jahre abgeschlossen worden.

Im Gegenzug dazu initiierte dann 1609 der Wittelsbacher Herzog Maximilian von Bayern, unter Mitwirkung des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn und anderer geistlicher Würdenträger, die katholische „Liga“. Ihre Aufgabe sollte die Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Religion sein. Dem Bündnis gehörten, mit Ausnahme des Hauses Österreich und des Bischofs von Salzburg, fast alle übrigen katholischen Stände an.

Die böhmischen Probleme

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war im Reich und auch in Böhmen nur mehr jeder Zehnte katholisch. Inzwischen hatte aber die Gegenreformation erhebliche Fortschritte gemacht und 1617 besuchte wieder jeder Vierte die katholische Messe. Kaiser Rudolf gewährte 1609, unter dem Druck der böhmischen Stände, in einem Majestätsbrief den evangelischen Standesherrn und Städten Böhmens das Recht auf freie Religionsausübung. Als der Erzbischof von Prag aber die evangelische Kirche in Klostergrab niederreißen ließ und eine weitere Kirche in Braunau abgebrochen wurde, beschwerten sich die Evangelischen bei Kaiser Matthias. Der aber verwarf die Beschwerde. Darüber kam es zu Unruhen wegen der Verletzung des Majestätsbriefes, in deren Verlauf zwei kaiserliche Räte zu einem Fenster der Prager Burg hinausgestürzt wurden. Die erbitterten evangelischen, böhmischen Stände lehnten den streng katholischen Habsburger Erzherzog Ferdinand,[1] den Vetter des Kaisers, als König von Böhmen ab. Sie wählten den calvinischen Wittelsbacher, Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz,<ref>Neben einer Reihe anderer Titel führte er auch den Titel "Herzog von Bayern"Referenzfehler: Ungültige <ref>-Verwendung: „ref“ ohne Inhalt muss einen Namen haben. Oberhaupt der Union, zu ihrem König.<ref>Die Fläche Böhmens betrug ein Mehrfaches der unteren und oberen Pfalz. Die Einwohnerzahl erhöhte sich nach dem Zugewinn Böhmens von etwa 230 000 Untertanen auf 4 Millionen. Für Friedrich V. war die Standeserhöhung und die zusätzliche Herrschaft über Böhmen ein großer Aufstieg. Dies erregte den Zorn und den Neid des Herzogs Maximilian von Bayern.Referenzfehler: Ungültige <ref>-Verwendung: „ref“ ohne Inhalt muss einen Namen haben. Alle katholischen Mächte, der Kaiser, Bayern, Spanien, der Papst und die Liga, schlossen sich daraufhin zusammen. Das böhmische Ständeheer wurde in der Schlacht am Weißen Berg (1620) von der ligistischen Armee<ref>21 000 Mann auf der pfälzisch-böhmischen Seite der "Aufständischen", standen 28 000 Mann der ligistisch-katholischen Seite gegenüber. Die Union war an der Schlacht nicht beteiligt. Dies war ein Zeichen mangelnden Zusammenhalts und fehlenden Problembewusstseins.Referenzfehler: Ungültige <ref>-Verwendung: „ref“ ohne Inhalt muss einen Namen haben. geschlagen und Friedrich V., den man später als „Winterkönig“ verspottete, floh außer Landes. Herzog Maximilian von Bayern hatte mit einem starken Truppenkontingent zu diesem Sieg entscheidend beigetragen, ja Maximilian hat kurzfristig sogar selbst das Kommando g eführt, natürlich beraten von seinem Generalleutnant Tilly. Das tat er später nicht mehr, sondern führte in den folgenden Jahren seine Armeebefehlshaber durch ein eingespieltes System von Überwachung und Korrespondenz von München aus.

  1. Den späteren Kaiser Ferdinand II

Die siebenundzwanzig böhmischen „Aufständischen“, alles reich begüterte Standesherren, wurden enteignet, zum Tode verurteilt, hingerichtet und der katholische Kultus wieder eingeführt. Ferdinand hatte die vom Tribunal vorgeschlagenen Begnadigungen abgelehnt und alle Todesurteile mit seiner Unterschrift bestätigt. Er wallfahrtete nach Mariazell<ref>Gnadenort in der Obersteiermark, den der Kaiser als seine eigentliche Heimat bezeichneteReferenzfehler: Ungültige <ref>-Verwendung: „ref“ ohne Inhalt muss einen Namen haben. und betete zur Zeit der Hinrichtung für das Seelenheil der Verurteilten. Dem Abt gegenüber äußerte er: „...damit ich jenen, deren ich sonst nicht schonen darf, wenigstens durch mein Gebet zu Hilfe eile...“ <ref>Hellmut Diwald, Wallenstein, Esslingen 1984/> Außerdem wurden weitere sechshundert adelige Familien enteignet und mussten das Land verlassen.<ref>Das traf auch für alle diejenigen Bürger zu,die nicht wieder den alten Glauben annehmen wollten.Referenzfehler: Ungültige <ref>-Verwendung: „ref“ ohne Inhalt muss einen Namen haben. Unermessliche Ländereien, drei Viertel Böhmens, standen nun dem Kaiser zur Verfügung. Mit einem Schlag war er aller seiner finanziellen Verpflichtungen ledig und konnte darüber hinaus wertvolle Geschenke und Pfründen verteilen. Ein prominenter Nutznießer war Wallenstein. Nach der Schlacht am Weißen Berg kam er zu großem Reichtum und wurde Herzog von Friedland. Kurfürst Friedrich V. wurde geächtet und dessen Erblande, die Kurpfalz, und die Kurwürde übertrug der Kaiser auf den Herzog Maximilian von Bayern, wie er dies in einem Geheimvertrag zugestanden hatte. Die Kurwürde sollte, um Proteste zu vermeiden, offiziell nur auf die Lebenszeit Maximilians verliehen werden. Aber diese Einschränkung war schon von Anfang an durch den Geheimvertrag mit dem Kaiser unwirksam. Öffentlich verlieh der Kaiser die Kurwürde an Maximilian auf dem Regensburger Fürstentag, am 25. Februar 1623.

Durch die Niederlage des Ständeheeres am Weißen Berg war insbesondere die Glaubensfreiheit in Böhmen ausgelöscht worden. Der böhmische Konflikt war gewaltsam beendet. Der rachsüchtigen Strafaktion gegen die Protestanten hätte es nicht bedurft und noch viel weniger der Fortsetzung des Krieges, dessen verheerende Folgen wir heute kennen, hätten da nicht religiöser Wahn, Habgier und Hass obsiegt. Es waren der Kaiser und Herzog Maximilian von Bayern, die vom errungenen Sieg begeistert waren und glaubten, nun den Protestantismus im Reich gleich anschließend ausrotten zu können. Sie führten den Krieg weiter. Diese beiden frommen Glaubenseiferer tragen zu einem großen Anteil die Verantwortung für den Dreißigjährigen Krieg, der daraus entstand.

Allgemeiner Verlauf des Krieges

In allen Einzelheiten kann der Verlauf des Krieges nicht geschildert werden. Das würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Aber es kommt darauf an die Entwicklungen zu schildern, die zu der Konstellation der Kräfte geführt haben, wie sie in der Schlacht von Alerheim aufgetreten sind.


Als die Schweden bei Nördlingen geschlagen waren trat Frankreich auf schwedischer Seite in den Krieg ein. Damit wurde die protestantische Kriegspartei nicht nur gestärkt, sondern deren Fortbestand überhaupt erst gesichert. Es war nun aber eine eigenartige Allianz entstanden. Das katholische Frankreich, das in seinem Inneren die Protestanten gnadenlos bekämpfte, schloss im Außenverhältnis mit den Protestanten gegen den Kai-ser ein Bündnis und kämpfte an deren Seite. Und der erste Minister des allerchristlichsten Königs von Frankreich, der den erstaunlichen Pakt mit dem lutherischen Schweden zustande gebracht hatte, war ein Kardinal!

Der auch aus der Nördlinger Schlacht bekannte Herzog Bernhard von Weimar, der als nachgeborener Sohn von der Erbfolge ausgeschlossen war, setzte sich als Söldnerführer für ein eigenes Herzogtum ein, das er mit dem Schwert gewinnen wollte. Das war da-mals nicht unmöglich, Wallenstein mag sein Vorbild gewesen sein. Das Elsass hatte er ausersehen, das bis dahin eine vorderösterreichische Landgrafschaft gewesen war. Frankreich war ebenfalls am Elsass interessiert, um die Staatsgrenze Frankreichs an den Rhein vorzuschieben. Richelieu war ein von Bernhard erobertes Elsass ebenso recht wie ein von seinen eigenen Truppen erobertes, da er offenbar von Anfang an ein falsches Spiel spielte.

Am 18. Juli 1639 starb Bernhard, der eine eigene Streitmacht befehligte, in Neuenburg am Rhein plötzlich an einem rätselhaften Fieber. Es gab damals, gleich nach seinem Tod, Gerüchte, er sei vergiftet worden. Einiges spricht auch dafür, insbesondere die nach seinem Tod anwesenden zahlreichen französischen Unterhändler, und außerdem die Tatsache, dass der Tod Bernhards dem in Geldnot befindlichen Richelieu sehr gelegen kam, da er nicht mehr in der Lage war, die zahlreichen Subsidienzusagen Frankreichs aus Steuergeldern zu bestreiten.

Durch Absendung von Truppen und durch die Bestechung weimarischer Offiziere zog Richelieu das gesamte Heer Bernhards auf seine Seite. So leistete im Oktober 1639 das weimarische Heer den Fahneneid auf den König von Frankreich. Aber den Besitz des Elsass behauptete Frankreich dann auch im Westfälischen Frieden, obwohl es ein rein deutsches Gebiet war.

Die weimarischen Truppen zogen nun unter dem Oberbefehl zweier französischer Generale nach Hessen und bewogen die Landgräfin Amalie zum Abschluss einer hessisch-französischen Allianz. Aus diesem Grunde operierten in den folgenden Jahren die Weimarer und die Hessen unter französischem Oberbefehl. Auch in der Alerheimer Schlacht war das so.

Franzosen und Schweden fochten meist auf getrennten Kriegsschauplätzen. Während die Schweden mit ihrem Vorhaben des Einfalls in die kaiserlichen Erblande meist erfolgreich blieben, wurden die Franzosen wiederholt geschlagen und auch im eigenen Lande heimgesucht. Unglücklicherweise hatte keine Seite das nötige Übergewicht, um eine rasche Entscheidung herbeizuführen. So zog sich der Krieg ins Endlose. Wegen des allgemeinen Geldmangels mussten sich die Heere aller Krieg führenden Parteien aus dem besetzten Land ernähren. Brandschatzungen, Plünderungen und schlimmste Ausschreitungen waren die Folgen. Der Durchzug eines Heeres, ob Freund oder Feind, wurde zur Geißel für die Bevölkerung, die in Angst und Schrecken in die Wälder floh, wenn sie nicht hinter den Mauern einer Stadt Schutz finden konnte. Die Armeen zogen unaufhör-lich kreuz und quer im Lande umher und dort, wo sie durchgezogen waren oder dort wo sie im Winterquartier gelegen hatten, hinterließen sie eine ausgeraubte Steppe. Keine Armee stand der anderen beim Rauben und Plündern nach. Die Soldateska war grausam und verroht und letztlich zu allen Quälereien und Verbrechen fähig geworden. Doch immer wieder, als ob das Leid nie enden sollte, zogen bunt zusammen gewürfelte Heere durch das verängstigte Land, und die Kunde von Gräueln und Schrecken eilte ihnen voraus.

Die Kriegshandlungen vor der Alerheimer Schlacht

Mazarins Auftrag an Condé

Die Operationen der französisch-alliierten Armee unter Marschall Turenne hatten auf dem deutschen Kriegsschauplatz durch die schwere Niederlage bei Herbsthausen am 5. Mai 1645 einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Turenne hatte sich nach Hessen zurückgezogen, wo Graf Königsmarck, der ein schwedisches Korps kommandierte, sich mit seiner Armee vereinigte. Außerdem verstärkten die Truppen der Landgräfin Amalie von Hessen-Kassel die Streitkräfte Turennes. Kardinal Mazarin, der Premierminister des allerchristlichsten Königs von Frankreich, beauftragte den Herzog von Enghien (Duc d’Anguien), den späteren Prinzen Condé und den Marschall Graf Gramont an der Spitze von etwa 8000 Mann nach Deutschland zu marschieren, um dort zu den Truppen des Marschalls Turenne zu stoßen. Mazarin drohte, dass er den Bayern einen überlegenen Gegner auf den Hals ziehen werde. Nach der Vereinigung mit den Truppen der Landgräfin Amalie von Hessen-Kassel und mit dem Kontingent des schwedischen Generals Graf Königsmarck umfasste die Armee des Marschalls Turenne 14000 Mann. Turenne marschierte von Friedberg in Hessen nach Gelnhausen. Als er vom Marsch Condés zum Rhein Nachricht erhalten und Order bekommen hatte sich mit ihm zu vereinigen, überquerte er zwischen Frankfurt und Hanau den Main, wandte sich zur Bergstraße hin, nahm das Städtchen Weinheim und vereinigte sich bei Ladenburg mit der Streitmacht des Prinzen Condé, der bei Speyer über den Rhein gegangen war. Die vereinigte französisch-hessisch-weimarisch-schwedische Streitmacht hatte danach eine Kampfstärke von 22000 Mann. Den Oberbefehl übernahm auf Anordnung Mazarins der Prinz Condé. Den Ruhm der französischen Waffen wieder herzustellen, den die Herbsthausener Niederlage erschüttert hatte, war sein Ziel. Condé, voll jugendlichen Tatendrangs, konnte den Augenblick kaum erwarten, sich mit seinem Gegner, der ihm zahlenmäßig unterlegen war, in offener Feldschlacht zu messen.

Direktiven des Kurfürsten an Mercy

Doch das kaiserlich-bayerische Heer hatte in Generalfeldmarschall Franz Freiherr von Mercy einen hervorragenden, taktisch und strategisch hoch begabten Befehlshaber. Er marschierte von Aschaffenburg den Main entlang bis Miltenberg, ging hier auf das linke Mainufer und vereinigte sich am 4. Juli 1645 mit dem 5000 Mann starken Korps (3000 Mann Infanterie und 2000 Mann Kavallerie) des kaiserlichen Generals Geleen. Im Bewusstsein, einen zahlenmäßig überlegenen Gegner vor sich zu haben, wich Mercy immer wieder aus und zog sich zurück, denn er hatte erkannt, dass Condé die Donau und damit Bayern zu gewinnen trachtete, was er durch seine hinhaltende Kampfesweise zu verhindern suchte. Den Feind nicht nach Bayern eindringen zu lassen war die Direktive des Kurfürsten Maximilian. Von Amorbach aus marschierte Mercy in Eilmärschen auf Heilbronn zu, um vor dem Feind dort zu sein, denn er nahm richtigerweise an, dass der Feind diese Festung zum vordringlichsten Ziel hatte.

Bemühen Condés um eine Schlacht und Mercys erfolgreiches Taktieren

Abzug des schwedischen Kontingents

Condé wandte sich tatsächlich nach Heilbronn, damals die wichtigste schwäbische Festung. Jedoch kam ihm Mercy durch seine kluge Voraussicht und seinen forcierten Marsch dorthin zuvor. Er erschien völlig unerwartet für Condé auf dem rechten Neckar-ufer, auf einer günstig gelegenen Anhöhe, einem Weinberg zwischen Heilbronn und Neckarsulm, um mit seiner ganzen Streitmacht Heilbronn zu verteidigen. Eine Stunde ist er voraus gewesen. Die französisch-alliierte Armee war nur mit der Kavallerie bei Heilbronn angekommen und musste auf das Eintreffen der langsameren Infanterie warten.

Nachdem er dort nichts ausrichten konnte, beschloss Condé sich nach Wimpfen zu wenden. Marschall Graf Gramont war für diese Aufgabe ausersehen. Sein Detachement sollte aus Kontingenten von Hessen, Schweden, Weimarern und Franzosen bestehen. Es gab aber unter den Generalen Meinungsverschiedenheiten wegen des weiteren strategischen Vorgehens. Der hessische General Geiß und der schwedische General Graf Königs-marck hatten schon in Ladenburg zum Ausdruck gebracht, dass sie Mercy nicht dazu reizen wollten, sich zwischen die alliierte Armee einerseits und Franken und Hessen andererseits zu werfen und sie von den wichtigen Versorgungswegen abzuschneiden.

Die Beratung wurde offenbar heftig geführt. Eine Beleidigung, die sich der arrogante Prinz Condé gegenüber den Generalen Geiß und Graf Königsmarck zuschulden kommen ließ, sollte deren Trennung von der alliierten Armee zur Folge haben. Mit großer Mühe und mit gutem Zureden gelang es Marschall Turenne General Geiß mit seinen Hessen zum Bleiben zu bewegen. Parallel dazu wurde auch die Landgräfin Amalie von Hessen-Kassel durch Kurier ersucht ihr hessisches Kontingent bei der Armee zu belassen. Jedenfalls war General Geiß bereit bis zum Eintreffen der Antwort seiner Souveränin bei der vereinigten Armee zu bleiben. Die Schweden waren allerdings nicht mehr zu halten. Condé wünschte ihm eine gute Reise, um Königsmarck zu zeigen, wie wenig er ihn benötige. Die Schweden sind aus diesem Grunde in der späteren Alerheimer Schlacht nicht dabei gewesen.

Für die Weimarer stellte sich die Frage zu bleiben oder abzuziehen nicht, da sie auf den König von Frankreich vereidigt waren. Nach dem Abzug der Schweden bestand die alliierte Armee aus jeweils etwa 6000 Franzosen, 5000 Weimarern und 6000 Hessen, also zusammen etwa 17000 bis 18000 Mann, mit insgesamt 27 Geschützen. Die Stärke der kaiserlich-bayerischen Armee betrug dem gegenüber 15000 bis 16000 Mann mit 29 Geschützen.

Nach dem Abzug der französisch-alliierten Armee und dem Fall Wimpfens, am 8. Juli 1645, sah Mercy voraus, dass sich Condé nach Schwäbisch Hall wenden würde; er kam dieser Operation durch einen Marsch über Weinsberg, Löwenstein und Mainhardt zuvor. Bei Schwäbisch Hall stellte er seine Streitmacht in Schlachtordnung. Nachdem die französisch-alliierte Armee dadurch auch in Schwäbisch Hall nichts erreichen konnte, zog sie nach Mergentheim und dann gegen Rothenburg ob der Tauber weiter. Auf diesem Marsch ließ Condé die meisten Ortschaften, an denen die Armee vorbeikam, in Brand stecken, da die Einwohner beschuldigt wurden, nach der für Turenne am 5. Mai 1645 verlorenen Schlacht von Mergentheim, auch Schlacht von Marienthal oder von Herbsthausen genannt, eine große Anzahl versprengter Franzosen erschlagen zu haben.

Rothenburg ergab sich am 18. Juli nach einer schweren Kanonade auf Gnade und Ungnade. Zweihundert Mann Verteidiger wurden untergestoßen. Die unter Waffen stehende Bürgerschaft wurde übel behandelt. Ein bedeutender Nachschub, den die Armee dringend benötigte, fiel ihr in die Hände. Von Würzburg her erhielt die alliierte Armee in mehreren Konvois ihren regulären Nachschub. Im April 1645 war Rothenburg von den Truppen Turennes schon einmal eingenommen worden. Hier zeigt sich das schlimme Schicksal der Städte und Landschaften in diesem Krieg. Condés Erwartung allerdings, Mercy würde zum Schutze Rothenburgs mit seiner Streitmacht herbeieilen und sich zur Schlacht stellen, erfüllte sich nicht. Condé hielt sich in der Stadt einige Tage auf und bezog dann eine Stellung bei Hollenbach und Schrotzberg.

Die bayerisch-kaiserliche Armee beließ eine Besatzung in Schwäbisch Hall und zog sich mit ihrer Hauptmacht über Thalheim, wo Mercy am 18. Juli sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, nach Crailsheim und am 24. Juli nach Feuchtwangen zurück, „...um dadurch nit allein gedachte Statt Dinkhelsbüll zu bedeckhen, sondern auch den Feint vorzustehen, und dass er uns den Vorsprung gegen die Donau nit abgewünen möge, sovil menschlich zu verhindern...“ Mercy verlegte von Feuchtwangen aus am 30. Juli etwa 600 Mann unter dem Obristen Creutz in die Stadt Dinkelsbühl.

Von Dürrwangen aus sandte Generalfeldmarschall Mercy ein Schreiben an Kurfürst Maximilian folgenden Inhalts:

Durchleuchtigster Herzog, Gnädigster Churfürst und Herr, Alß ich gestern zu Veichtwangen vernommen, der Feint seye ufgebrochen, und nemme seinen March auf Dinckhlspüll, bin ich gleichfahls mit der Armada hiehero gangen, und hab gestern noch in der Nacht mehr Munition in Dinckhlspüll dem Obrist Creiz hineinbringen lassen, da sich befundten der Feint stehe mit dem halben Theil seiner Armada vor solcher Statt, ob er nun selbige heut attaguiren werde, ist zu erwarthen, damit aber diese Leuth des Entsatzes eine Hoffnung haben, und sich desto besser halten, so brich ich ietzo von hier auf, und setze mich à vista der Statt uf einen avantagioischen Possto zu Sinbrun in Battaglia, von danen ich die ganze Statt und des Feints darbei führende Actiones vor mir im Gesicht habe, Waß weiter pasßirt avisir Ew.Churfrl: Drl: ich öffters underthenigst hinnach, Habe heut verschine Nacht den Gil de Hasischen Obrist Leutenant mit 300 commendirten Soldaten nach Nörling ueberschickht, und neben dem Velt Marschallen Grafen von Geleen solche Statt beweglich durch Schreiben ersuecht, dises Volckh alda einzunemmen, und neben irer Burgerschafft uf allen Nothfahl sich dapffer zu wöhren, auch verordnet daß von Donauwörth die Notdurfft Munition eylendist uf Nörlingen uberbracht werden solle, und sonsten im Uebrigen Ime, Obrist Leutenant, die genuegsambe Instruction ertheilt, auch interim zu mehrer Vorsorg das Schlosß Wallerstein mit etwas Tragoner besetzt, So Ew.Churfrl: Drl: in Eyl hiemit underthenigst ueberschreiben, und zu dero beharlichen Churfr: miltisten Hulden und Gnaden mich gehorsamist empfehlen wollen, bleibende

Dat: Dürrwangen den 1. Augusti Anno 1645

Ew.Churfrl: Drl:

Undertenigster gehorsamister
Frantz von Mercy

'''P.S. Auch gnädigster Churfürst und Herr, gleich bey Beschließung diß kommen die Croaten, so ich uf den Feint zu recognosciren außgeschickht, die bringen, daß der Feint Dinckhlspüll vorbeigehet, wohin aber kan man noch eigentlich nit wissen. Ich werde mich nach dessen Andamenti comportiren, und Ew.Churfrl: Drl: was weiter passirt, hinnach underthenigst berichten.'''''''

Scharmützel bei Dürrwangen an der Sulzach

Condé wandte sich nun gegen Dinkelsbühl und ließ dort die Vorbereitungen zur Belagerung treffen. Da erhielt Turenne vor Mitternacht durch einen Offizier, der aus bayerischer Gefangenschaft entkommen war, Nachricht von Mercys Marsch zur Donau - er marschiere mit seiner Armee in einem Waldgebiet nach Süden. Turenne besprach sich mit Condé. Der gab Befehl die gesamte Bagage und zwei oder drei Regimenter Kavallerie zurückzulassen, die Belagerungsvorbereitungen sofort abzubrechen und auf Mercy zu zu marschieren.

Beide Armeen durchquerten so während der gleichen Nacht, ohne zunächst voneinander zu wissen, nahe beieinander ein ausgedehntes Waldgebiet, den so genannten Oettinger Forst bei Dürrwangen an der Sulzach. Die bayerisch-kaiserliche Armee hatte einen klei-nen Vorsprung und erhielt überdies früher Nachricht von der Anwesenheit des Feindes. Somit konnte sie in größter Eile beim Verlassen des Waldes im Morgengrauen des 1. August 1645 eine Schlachtordnung bilden - und zwar so geschickt hinter Weihern, dass die Franzosen, als sie den Wald verließen, nicht angreifen konnten. - Auch Condé stellte dann seine Armee in Schlachtordnung auf und man beschoss sich gegenseitig mit Geschützen und Musketen. Lediglich schmale Wege, auf denen nicht mehr als zwei Mann nebeneinander gehen konnten, verliefen zwischen den Fronten und alles, was sich darauf zeigte, wurde unter mörderisches Feuer genommen. So kam auch Condé selbst in große Gefahr, als er sich auf einem dieser Wege nach vorne gewagt hatte, um persönlich zu erkunden. Nachdem sich die beiden Armeen mehrere Stunden gegenüber gestanden hatten, ohne dass eine angreifen konnte, und nachdem die gegenseitige Beschießung einige hundert Tote gekostet hatte, gab Condé um ein Uhr nachts den Befehl abzurücken und an Dinkelsbühl vorbei nach Nördlingen zu marschieren.

Mercy ging zunächst davon aus, dass Condé Dinkelsbühl belagern würde. Um sich aber letzte Gewissheit zu verschaffen, bezog er eine Schlachtordnung bei Sinbronn, von wo aus er sowohl die Stadt, als auch den Feind sehen konnte. So konnte er sich davon überzeugen, dass Condé an Dinkelsbühl vorbeizog.

Condé nahm den Weg zur Donau über Nördlingen. Die Angaben der verschiedenen Berichte über die Dauer des Marsches sind recht unterschiedlich. Gramont behauptet, man sei nach zwei Stunden vor Nördlingen gewesen, was gänzlich unmöglich ist. Turenne sagt, man sei am frühen Morgen aufgebrochen und als man zwei oder drei Stunden marschiert war, sei man gegen neun Uhr in die Ebene ziemlich nahe vor Nördlingen gelangt. Auch das ist nicht nachvollziehbar. Vor der Stadt war man dann um neun Uhr. Die Berichte sind wohl zu lange nach dem Ereignis niedergeschrieben worden, als dass eine exakte Zeitangabe erwartet werden könnte. Im folgenden Schreiben Mercys an den Kurfürsten Maximilian wird berichtet; „...heut abents um 4 Uhr ist Er der Feint vor Dinkehlspüll, so er verlassen, widerumb ufgebrochen...“ Die Ankunftszeit vor Nördlingen um neun Uhr findet sich in mehreren Berichten und darf daher als zutreffend angenommen werden. Wenn schon am vorhergehenden Abend, also am 2. August um 4 Uhr, abmarschiert wurde, ist dies auch leicht möglich.

Gegen neun Uhr des 3. August war also die gesamte französisch-alliierte Armee vor den Toren Nördlingens angelangt. Nun sollte diese Stadt genommen werden, wohin Mercy von Dürrwangen aus eine bayerische Besatzung von 300 Mann Musketiere aus dem Regiment Gil de Hasi unter dem Obristleutnant Beltin entsandt hatte.

Mercy war mit seiner Armee auf einer östlicheren Marschroute zur Donau. Aus der Nähe von Oettingen sandte er ein Schreiben an den Kurfürsten, aus dem seine Überlegungen hinsichtlich der weiteren Maßnahmen hervorgehen:


''Durchleuchtigster Herzog, Gnädigster Churfürst und Herr.

Ew. Churfrl. Durchl. werden unzweiflich mein gestrig underthgst. Bericht im Velt datirt bey Dürwangen gdgst empfangen und daraus was massen wür mit dem Feint ein Recontre gehabt, und den ganzen Tag starckh mit Stuckhen gegeneinander gespült gdgst ersehen haben. Nun hat sich der Feint an heut in der Nacht aus dem Velt und widerumb zuruckh ueber die Werniz nach Dinckehspüll begeben, und man hat an heut uf dem Plaz wo er gestandten eine grosse Anzahl todt geschoßner Pferdt gefunden. Eß sagen auch die eingebrachte Gefangene, daß der Feint an Völckhern auch grossen Schaden gelitten. Heut abents umb 4 Uhr ist Er der Feint vor Dinkehlspüll, so er verlassen, widerumb ufgebrochen, und nimbt seinen Marche uf Noerdlingen, deme aber vorzubeugen haben wür unß mit der Armee anhero begeben, und wollen unß sovil immer mensch und müglich sein des Feints Vorhaben zu verhindern äusserst angelegen sein lassen, wie wür dann morgen gelibts Gott zu disem Ende, zwischen Donauwörth und Noerdlingen wo müglich gen dem Feint also Posto fassen wollten, daß er sein Intent hoffentlich nit erreuchen kann, werde auch von allem ferneren Verlauf Ew. Churf. Durchl. nach und nach iederzeit gehorsamisten Bericht ueberschreiben und weiln der Feint Dinkehlspüll hat abondonirt hab ich dem daselbst gelegenen Obrist Creiz anbefohlen, daß er sich mit 300 Tragonern von daselb nacher Tonauwörth eiligst begeben und so guet er kann sich underwegs durchstellen. Zu Dinkehlspüll bleiben noch 100 Tragoner und 60 Mann zu Fueß umb Zuverhinderung der Zuefuhr vor den Feint der Provison aus Frankhenlandt und (an)der Orth. Thue Ew. Etc. Negst Oetting 2. August 1645

Ew. Churfl. Durchl.

undertenigster gehorsambster

Frantz von Mercy''

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Die Schlacht

Mercys taktisch unvergleichliche Stellung von Alerheim

Vom Wald bei Dürrwangen her kommend, wo sich die beiden Heere gegenübergestanden hatten, zog die kaiserlich-bayerische Armee über Wassertrüdingen und Oettingen in Richtung Donauwörth, um auf Weisung des Kurfürsten Maximilian dem Gegner den Weg nach Bayern hinein zu versperren. Condé hatte Nördlingen als vorläufiges Ziel gewählt, weil er sich dort reiche Beute versprach und weil diese Stadt auf seinem Weg zur Donau lag. Als Mercy am Morgen des 3. August 1645 an der Spitze seiner Armee nach Alerheim gelangte, erkannte er die für ein Gefecht außerordentlich günstige Geländeformation und entschloss sich, hier seine Armee zur Schlacht aufzustellen. Die Einheiten wurden in ihre Stellungen eingewiesen und mussten, wie bei Mercy stets üblich, sofort mit den Schanzarbeiten beginnen. Den Tross schickte Mercy nach Donauwörth und über die Donau voraus, um mit der Armee beweglicher zu sein.

Auf dem rechten Flügel, wo General Graf Geleen kommandierte, hielten 11 Schwadronen der kaiserlichen Reiterregimenter Kolb, Caselny, Geiling, Hiller, Holstein und Kroaten, nebst 7 Geschützen das erste und 6 Schwadronen der Reiterregimenter Kolb, Stahl, Hiller und Holstein die Stellung im zweiten Treffen. Der Wennenberg selbst war von den Infanterieregimentern Mandelsloh und Plettenberg nebst 5 Geschützen besetzt.

In der Mitte, von wo aus der Feldmarschall Freiherr von Mercy den Oberbefehl führte, standen östlich, also hinter Alerheim, im ersten Treffen die Fußregimenter Henny, Gorv, Mercy, Gold, Halir, Kolb und Royer; sie waren mit 3 Geschützen ausgerüstet. Das ver-schanzte Dorf selbst, wo der Generalquartiermeister Reischenberg das Kommando hatte, wurde von 7 Bataillonen und 6 Geschützen verteidigt.

Der bayerische Reitergeneral Johann von Werth führte den linken Flügel, der sich links an die mit 2 Bataillonen und 3 Geschützen besetzte Schlossruine anlehnte. Dieser Flügel bestand aus 16 Schwadronen, wovon 8 der Kavallerieregimenter Werth, Fleckenstein, Spork, und Lapierre mit 4 Kanonen im ersten und 8 Schwadronen der Regimenter Salis, Werth, Flechst, Spork, Dragoner und Lapierre im zweiten Treffen postiert waren. Je eine Schwadron Dragoner und Reiter vom Regiment Lapierre hatten den Steinberg (vulgo Spitzberg) besetzt, um eine Umfassung der kaiserlich-bayerischen Front von Süden her zu verhindern. Im Norden, also rechts von der kaiserlichen Stellung, war dies wegen der Wörnitz, die unweit dahinter vorbeifließt, nicht zu befürchten.

Die gesamte kaiserlich-bayerische Stellung war mit Schanzen versehen worden. Im Dorf Alerheim waren in die Häuser Schießscharten gebrochen und Dächer aufgedeckt worden. Bäume in den Gärten hatte man gefällt und Mauern niedergerissen, um freies Schussfeld zu gewinnen. Die Besonderheit und die Klasse der Schlachtordnung, die Feldmarschall Mercy gewählt hatte, wurden insbesondere durch das zwischen den beiden Flügeln als vorgeschobene Bastion liegende Dorf Alerheim begründet. Keiner der beiden Flügel konnte angegriffen werden, ohne dass der Angreifer Flankenfeuer aus dem Dorf bekommen hätte, aber auch bei weiterem Vorrücken von den beiden Anhöhen und vom Dorf her ins Kreuzfeuer geriet. Auf diese Weise war eine ausgezeichnete Stellung entstanden und Feldmarschall Mercy und seine Kommandeure erwarteten siegessicher den Feind.


Condé entscheidet sich unter ungünstigen Voraussetzungen zur Schlacht

Condé saß im Feldlager vor Nördlingen beim Essen, als ein schwedischer Kundschafter die Nachricht brachte, Mercy bereite sich an einem in der Nähe liegenden Platz zur Schlacht vor. Zunächst wollte Condé diese Nachricht nicht glauben, hatte sich doch Mercy bisher einer direkten Auseinandersetzung immer entzogen, da er sich der französisch-hessisch-weimarischen Armee zahlenmäßig unterlegen wusste. Erst nach anfänglichem Zögern und nachdem er sich von der in der Nähe liegenden Anhöhe aus von der Richtigkeit dieser zunächst sensationellen Nachricht überzeugt hatte, ritt er unter dem Schutz einiger Schwadronen mit den Marschällen von Frankreich und den übrigen Generalen seiner Armee in großer Eile nach Alerheim hinaus. Der Kundschafter hatte recht gehabt: Die kaiserlich-bayerische Armee bereitete sich offensichtlich zur Schlacht vor und hatte eine außerordentlich günstige Stellung bezogen. Überall wurde geschanzt, um die schon von Natur aus sehr vorteilhafte Stellung noch zu verbessern.

Condé und seine Generale ritten zur Erkundung der Lage recht nahe an Mercys Alerheimer Stellung heran und hielten unter einer Pflaumenbaumgruppe Kriegsrat. Gramont rügt in seinen Memoiren, dass Mercy nicht auf den Gedanken gekommen sei, die gesamte feindliche Generalität zu töten oder gefangen zu nehmen, hätte er ihnen nur einige Kavallerieeinheiten unter tatkräftiger Führung entgegengeschickt. Aber Gramont gibt auch gleich selbst den Grund für dieses vermeintliche Versäumnis an. Mercy und Geleen waren viel zu beschäftigt ihre Armee so günstig wie möglich zu postieren, als dass sie Zeit gehabt hätten an ein solches Unternehmen zu denken.

Es gab zwischen Condé und seinen Generalen Erörterungen, ob es denn überhaupt sinnvoll sei, diese exzellente Stellung der Kaiserlichen und Bayern anzugreifen. Im Bericht eines hohen hessischen Offiziers wird gesagt: „...dermassen vortheilhaftig alles gestellet, daß so lange die teutsche Kriege gewäret, keine Armee in solchem Vortheil angegriffen worden ist, dann wir gantz unten in der Fläche, sie aber auf solchen Höhen und Retrenchimente stunden, und ihr Canons wol gebrauchen kondten...“ Selbst Marschall Turenne riet von einem Angriff ab. Er meinte, dass man dem so aufgestellten Feind keine Schlacht liefern könne ohne die französische Armee einer fast sicheren Niederlage auszusetzen. Der jugendliche und tatendurstige Condé allerdings entschied sich gegen alle Bedenken der alterfahrenen Generale für die Schlacht, auf die er nun schon lange gewartet hatte. Auch Napoleon Bonaparte kritisiert in seiner Beurteilung den Entschluss Condés, sich in einer für den Gegner so überaus günstigen Position auf einen Kampf einzulassen: „Hatte er zwar Unrecht, in der Stellung, die Merci besetzt hielt, eine Schlacht zu liefern, so handelte er doch richtig, wenn er die Hoffnung nicht aufgab, solange ihm noch Tapfere unter seinen Fahnen verblieben.“ Endlich hatte sich Mercy gestellt und diese Gelegenheit wollte Condé nutzen. Gramont sagt in seinen Memoiren: „Diese so gut eingenommene Stellung verhinderte nicht den Entschluss sie an-zugreifen.“ Aber nachdem die Flügel wegen der Flankenwirkung des Dorfes nicht angegriffen werden konnten, musste zuerst das Dorf genommen, also frontal angegriffen werden, während die beiden Flügel auf gleicher Höhe vorrücken sollten. Aber auch hierüber gab es im Kriegsrat unterschiedliche Ansichten. Die Meinung Turennes, dass die beiden Flügel auf der Höhe des Dorfes stehen bleiben sollten, solange die Infanterie damit beschäftigt war das Dorf zu erobern, wurde dann auch von Condé akzeptiert. Auf diese Weise sollte die gesamte kaiserlich-bayerische Schlachtordnung erschüttert wer-den. Ein bevorstehendes Massaker nahm Condé offenbar bewusst in Kauf, musste er doch davon ausgehen, dass das Dorf stark besetzt und zur Verteidigung bestens vorbereitet war. Aber auch in vorangegangenen Schlachten zeichnete er sich nie durch Rücksichtnahme auf seine Soldaten aus. Doch man muss ihm zugestehen, dass er sich selbst ebenfalls nicht schonte und häufig in Lebensgefahr geriet.

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Condé auch erwogen hat die exzellente Stellung der Bayern und Kaiserlichen von der Flanke her, also über den Spitzberg und das Schloss anzugreifen und aufzurollen. Damit sollte der ausgezeichneten Stellung Mercys ihr Vorteil genommen werden. Er kam von dieser Überlegung offenbar ab - wohl in der Beratung mit seinen Generalen - und wählte doch den Frontalangriff.

Die französisch-alliierte Schlachtordnung

Die französisch-hessisch-weimarische Armee marschierte in der Ebene vor Alerheim auf. Es muss ein imposanter Anblick gewesen sein, wie der bayerische Kriegskommissär von Starzhausen bekundet: „...und der Feind bei Closter Zimmern uns unter die Augen über ebenes Felde auf uns angezogen und ain sehr schöne Battaglia formirt...“

Feldmarschall Chastelux hatte die Aufgabe die Einheiten beim Anmarsch in Richtung ihrer späteren Stellung einzuweisen. Die Infanterie erhielt dabei als Marschrichtung den Alerheimer Kirchturm. Chastelux hatte nur eine kleine Eskorte bei sich und es kam mit bayerischen leichten Reitern und Infanteristen, die durch die Ebene streiften, zu einem Geplänkel. Chastelux fand dabei den Tod und Castelnau übernahm seine Aufgabe. Um etwa 4 Uhr war die Armee aufgestellt. Die Bayern zeigten sich nicht.

Der rechte Flügel der französisch-weimarisch-hessischen Armee bestand vorwiegend aus der französischen Kavallerie unter dem Oberbefehl von Marschall Graf Gramont. 6 Escadrons der französischen Garde, Carabiniers und die Regimenter Fabert, Wall und Anguien nebst 4 Geschützen standen im ersten Treffen und 4 Escadrons des Regiments Gramont, La Claviere, Boury, Chambre und Gramont in der zweiten Linie. Die französi-sche Reserve des rechten Flügels unter dem Kommando von Marschall Chabot wurde von zwei Escadrons der Regimenter Neu Rose, aus vier Bataillonen Infanterie, Trousses, Irlandais, Fabert und Garnison de Lorraine gebildet. Rechts davon standen zwei Escadrons des Reiterregiments Marsin.

Der linke Flügel wurde kommandiert von Marschall Turenne. In der ersten Linie wurde die Schlachtordnung gebildet aus 6 Schwadronen der weimarischen Reiterregimenter Roßwurm, Mazarin, Tupadel, Tracy und Turenne mit 9 Geschützen und das zweite Treffen aus 4 Schwadronen der weimarischen Reiterregimentern Alt Rose, Fleckenstein und Kanofsky. Die Reserve des linken Flügels bestand aus den folgenden hessischen Truppen unter General Geiß: Die Reiterregimenter Oehm, Albrecht von Rauchhaupt und Michael de Schwert unter Obrist Oehm. Dann folgen 6 hessische Infanteriebataillone: Frank, Lopez de Villa Nova, Uffel, Wrede, Stauf und Kotz von Metzenhoven. Anschließend nach rechts folgten wieder sechs Schwadronen aus den Kavallerrieregimentern, Baucourt, Groot und Leibregiment Geiß.

Im Zentrum, das unter dem Befehl von General Graf Marsin stand, war Infanterie aufge-stellt, bestehend aus 7 Bataillonen der französischen Regimenter Bellenave, Oysonville, Mazarin, Conty, d’Anguien und Persans mit 14 Geschützen im ersten Treffen und in der zweiten Linie 3 Bataillone der Regimenter Gramont, Haure und Montausier. Dahinter waren noch drei Reiterregimenter Carabiniers postiert.

Wie damals üblich stand die Artillerie zumeist vor der Front, beziehungsweise so, dass eigene Truppen möglichst nicht überschossen werden mussten. Diese Postierung der Artillerie führte zu hohen Verlusten und zur Unbeliebtheit dieser Waffengattung. Sie rekrutierte sich deshalb zumeist aus unzuverlässigen Leuten wie Rossdieben und solchen, die andere Vergehen zu büßen hatten und sich bewähren mussten.

Angriff der französischen Infanterie im Zentrum

Zwischen 4 und 5 Uhr gegen Abend begann die Schlacht mit einem Artillerieduell, bei welchem die kaiserlich-bayerische Artillerie, die aus gut ausgebauten Stellungen feuern konnte, im Vorteil war. Die französisch-alliierte Artillerie musste erst bespannt auffah-ren, wenden und die Geschütze in Stellung bringen, wobei die kaiserlich-bayerische Artillerie schon ihre Salven schoss und dies empfindlich behinderte.

General Marsin erhielt den Befehl mit seiner Infanterie den Angriff auf das Dorf zu führen. Der Sturmangriff kam bis zum westlichen Dorfrand, wurde aber durch das mörderische Feuer der Verteidiger abgeschlagen und die Angreifer mussten sich mit großen Verlusten zurückziehen. Schreiber: Als sie aber dem Dorf sich näherten, wurden sie von einem so heftigen Geschütz- und Musketenfeuer der Bayern angegriffen, dass sie nach hunderten niedergeschmettert und in die Flucht geschlagen wurden. General Marsin selbst wurde schwer verwundet. Daraufhin befahl Condé dem Marquis de la Moussaye an der Spitze einiger frischer Bataillone die zurückweichenden Truppen der ersten Angriffswelle aufzunehmen und einen neuen Angriff vorzutragen. Jedoch auch dem Marquis gelang kein entscheidender Einbruch. Der Prinz, der um die Wichtigkeit dieser Angriffsoperation wusste, zog vom rechten Flügel, sehr zum Missfallen des Marschalls Gramont, der dagegen bei Condé protestierte, Infanterieeinheiten ab, setzte sich selbst an die Spitze der zusammengefassten frischen Kräfte und führte sie gegen das verbissen verteidigte Dorf. Schreiber: Die Bayern feuerten aus den befestigten Häusern in sichrer Stellung; jeder Schuss traf; Generäle und Obersten fielen. Die Bayern erschlugen die Adjutanten Condés und alle Offiziere seines Gefolges.

Tod Mercys

Bei diesen hartnäckigen Frontalangriffen der Franzosen konnte Feldmarschall Mercy seine Freude kaum zurückhalten. Er nahm mit Recht an, dass an Alerheim die Kraft der französischen Armee zerbrechen würde. Sollte der Gegner immer wieder gegen das Dorf anrennen, müsste zweifellos der Sieg den Bayern bleiben. Seinen Leuten rief er zu: „Fasset Mut! Gott hat den Franzosen den Kopf verdreht! Der Sieg ist unser!“ Aber auch er setzte laufend Verstärkungen ein, die er vom Wennenberg, beziehungsweise vom rechten Flügel abzog und persönlich in den Brennpunkt des Geschehens führte.

Der Kampf wurde mit großer Erbitterung geführt. Die Truppen, die durch die Anwesenheit ihrer Oberbefehlshaber angespornt wurden, leisteten das Äußerste. Condé, der sich im Dorf mitten ins Kampfgetümmel wagte, verlor unter sich zwei Pferde und erhielt Schüsse auf den Brustpanzer und auf seine Kleidung. Dann aber ereignete sich das, was der Schlacht die entscheidende Wendung gegeben hat: Feldmarschall von Mercy fiel, von einer feindlichen Musketenkugel in den Kopf getroffen, tot vom Pferd. Nach Mercys Tod wurde der Kampf von den Bayern mit verbissener Wut weitergeführt. Die Franzosen waren bis an den westlichen Dorfrand gelangt, hatten befehlsgemäß Brandfackeln geworfen und einige Strohdächer in Brand gesteckt. Das Dorf, das vorwiegend aus strohgedeckten Häusern bestand, ging in Flammen auf. Wegen der Hitze, die das Feuer verbreitete, mussten sich die Verteidiger auf den Friedhof, in die Kirche und in zwei herrschaftliche Steinhäuser zurückziehen. Das Feuer ist die Begründung, die die Verteidiger nennen. Die Franzosen behaupten, die Bayern aus dem Dorf hinausgeworfen zu haben. Die Bayern dagegen geben an, die Franzosen zurückgeschlagen zu haben, sodass diese in völliger Auflösung in der Ebene vor dem Dorf herumirrten. Tatsache ist wohl, dass die Franzosen so entmutigt waren, dass sie jeden weiteren Angriff verweigerten.

Die denkwürdige Attacke der bayerischen Reiterei unter Johann von Werth

Unterdessen griff bayerische Infanterie vom Schlossberg herunter die französischen Kavallerieeinheiten an. Marschall Gramont ließ, um diesen Angriff abzuwehren, seine zweite Linie, die Infanterieregimenter Fabert und Wall, vorrücken. Es wurde daraus mehr als ein Scharmützel, in das sich auch Gramont gezwungen sah einzugreifen. Er erhielt dabei einen Musketenschuss auf seinen Helm, sodass er bewusstlos auf den Hals seines Pferdes sank. Der Schuss war aber nicht eingedrungen. Gramont kam bald wieder zu sich und konnte seine Führungsaufgabe wieder übernehmen.

Während der Kampf im Dorf wegen der Brände abgeflaut war, wurde aber unterhalb des Schlossberges gekämpft. Das dürfte zu der Zeit gewesen sein, als Mercy gefallen war. Johann von Werth unternahm nun mit seiner bayerischen Reiterei eine beispiellose Attacke. Er setzte über den von einer französischen Offizierspatrouille für unpassierbar erklärten Graben hinweg und preschte in Schlachtordnung der französischen Kavallerie entgegen. Diese war aufs Höchste überrascht und überrumpelt, vergaß teilweise die Verteidigung und wandte sich zur Flucht, war sie doch sicher gewesen, dass sie des unpassierbaren Geländes wegen nicht angegriffen werden konnte. Turenne hat in seinen Memoiren dazu eine andere Meinung geäußert: „...Man hat oft in Berichten gesagt, dass es da einige Fehler gegeben habe, nämlich dass da einige Gräben zwischen den beiden Flügeln waren. Aber ich finde dies nicht bedeutend, denn der ganze rechte Flügel der Armee des Königs stand in Schlachtordnung und sah vor sich denjenigen des Feindes zum Kampf auf sich zukommen...“ General Johann von Werth warf mit seiner bayerischen Reiterei den gesamten rechten Flügel der Franzosen über den Haufen - in haltloser Flucht floh die französische Kavallerie, ohne dass sie noch einem Befehl zu-gänglich gewesen wäre.

Gramont versuchte die hoffnungslose Lage zu retten und setzte sich an die Spitze der beiden irischen Regimenter Fabert und Wall, die nicht aus ihrer Stellung gewichen waren und die aus nächster Nähe wütend Salven gegen die bayerische Reiterei feuerten, sodass sich die Schwadronen lichteten, die heranstürmten. Aber auch dieser letzte Widerstand wurde gebrochen. Gramont geriet in einen Kampf Mann gegen Mann. Der Marschall, umgeben von den wenigen Getreuen, die ihm geblieben waren, fand sich von allen Seiten eingeschlossen. Vier bayerische Reiter, die darum stritten, wem er als Gefangener gehören solle, schickten sich an ihn zu töten. Sein Gardekapitän tötete einen dieser Reiter und sein Adjutant einen anderen, sodass Gramont überlebte. In diesem Moment hatte Hauptmann Sponheim vom bayerischen Regiment Lapierre den Namen des Marschalls von Gramont nennen hören. Er fasste einige Offiziere zusammen, die ihn aus den Händen der bayerischen Reiter befreiten und ihm so das Leben retteten. Die meisten seiner Umgebung und der größte Teil seiner Garde waren getötet worden. Marschall Gramont kam in Gefangenschaft.

Auf ihrer Flucht riss die französische Kavallerie noch zwei hessische Bataillone Fußvolk mit sich fort. Auch das französische Reservekorps unter Marschall Chabot konnte den ungestümen Angriff nicht aufhalten. Es gelang Chabot zunächst sein Reservekorps hinter den Hessen, die in der zweiten Linie des linken (!) Flügels standen, wieder zu versammeln, wurde aber auch dort überrannt und befand sich nach kurzer Zeit, mitgerissen von den flüchtenden Schwadronen der ersten Linie, ebenfalls in haltloser Flucht. Auch das Reservekorps unter Chabot wurde völlig aufgerieben. Marschall Gramont schreibt zur beispiellosen Attacke der Bayern, beziehungsweise zum Verhalten der Franzosen, in seinen Memoiren: „...Ein Vorgang der niemals mehr ein Beispiel haben wird....“ In einem Schreiben vom 18. August 1645 an Condé beklagt sich der erste Minister des Königs, Kardinal Mazarin, über die Feigheit der französischen Cavallerie.

Johann von Werth versäumte es im unwiderstehlichen Schwung seiner Attacke das hessische Reservekorps anzugreifen. Wäre dies geschehen, wäre die Truppe, die dann später den entscheidenden Angriff auf den Wennenberg ritt, dazu sicher nicht mehr in der Lage gewesen. Das hätte die Niederlage der französisch-alliierten Armee zur Folge gehabt. Das war Johann von Werths erster schwerer Fehler in dieser Schlacht. Er setzte, hingerissen von ungestümer Kampfeshitze, die kühne Attacke bis zur Bagage des Gegners fort, die südwestlich von Deiningen jenseits der Eger stand. Das zur Bedeckung derselben zurückgelassene markgräfliche Regiment ergriff ebenfalls die Flucht. Wer die mangelhafte Versorgung der Söldner dieser Zeit bedenkt, kann verstehen, dass die bayerischen Reiter den französischen Tross ausgiebig plünderten. Außerdem erbeuteten sie bei diesem denkwürdigen Reiterangriff viele Fahnen und Standarten, sowie Geschütze und sonstiges Kriegsmaterial. Der Sieg schien vollständig. Frankreich erlitt bei der Niederlage des rechten Flügels einen schlimmen Verlust. Die Kavallerie setzte sich fast ausschließlich aus jungen Adeligen zusammen. Viele von ihnen fanden bei Alerheim den Tod. Über den Tod tausender Söldner wird kaum ein Wort verloren. Sie waren anonyme Manövriermasse der militärischen Führung.

Condés und Turennes kühner Entschluss zum Reiterangriff auf den Wennenberg

Condés Zentrum war von den wiederholten verlustreichen Angriffen ausgeblutet und nicht mehr einsatzfähig. Sein rechter Flügel war vollständig geschlagen und vom Schlachtfeld gefegt worden. Die Lage hatte sich für Condé so schlimm entwickelt, wie sie nur sein konnte. Nach taktischen Grundsätzen war die Schlacht für die vereinigte französisch-hessisch-weimarische Armee verloren. Aber Condé setzte alles auf eine Karte. Er ritt zu seinem einzigen noch intakten linken Flügel, zu Marschall Turenne hinüber, besprach sich kurz mit ihm - dann folgte der schlachtentscheidende Entschluss: Angriff auf den Wennenberg! Dies dürfte etwa um 7 Uhr abends gewesen sein. Condé setzte dabei, weit von seinem Heimatland entfernt, seine letzten Reserven ein, ein militärisch zweifelhaftes und gefährliches Unterfangen. Auch Turenne geriet an der Spitze des Regiments Fleckenstein bei dieser Attacke in große Bedrängnis. Unter großen Verlusten gelangten die Weimarer auf den Wennenberg, der damals unbewaldet war. Von der kaiserlichen Besatzung des Wennenberges und des rechten Flügels hatte zuvor Feldmarschall Mercy bei Beginn der Schlacht einige Schwadronen abgezogen und sie im Dorf den französischen Angreifern entgegengeworfen. Ihr Fehlen machte sich nun auf dem rechten Flügel empfindlich bemerkbar. Es entwickelte sich auf dem Wennenberg ein fürchterlicher und verlustreicher Kampf , bei dem die auf beiden Seiten sich gegenüberstehenden deutschen Truppen mit beispielhafter Tapferkeit kämpften. Nach mehreren wechselnden Vorteilen aber gelang es Turenne mit seinen weimarischen Reitern die Stellung der Kaiserlichen zu durchbrechen. Geleen eilte mit seinem zweiten Treffen zu Hilfe und rieb einige weimarische Schwadronen auf. Die Verteidiger schienen die Oberhand zu bekommen. Der Angriff der Weimarer wurde abgeschlagen und die Angreifer gingen den Wennenberg hinunter zurück.

Aber dann griff Condé selbst, an der Spitze der hessischen Regimenter, der Reiterei unter General Geiß, Obrist Oehm und unter dem Landgrafen Ernst von Hessen Kassel, sowie der Infanterie unter Uffeln, der allerletzten Reserve, die er noch hatte, die kaiserliche Stellung an. Er nahm auf seinem Weg bergan die zurückweichenden Weimarer auf und gelangte zum Ort des Kampfgeschehens auf den Wennenberg. In seiner Relation berichtet ein hoher hessischer Offizier : „ ...also, daß wir Mann vor Mann stille vor einander gestanden, und keiner vor den andern Fewer geben wollen, biß sie endlich durch Gottes Macht vor uns gewichen...“ Als die Munition ausging, kam es zum Handgemenge. Landgraf Ernst, unter dem zwei Pferde getötet worden waren, wurde fast unter den Hufen zertreten. Da die kaiserliche Kavallerie nun nur noch eine Linie tief stand, hatte sie dort, wo Einbrüche geschahen, keine Unterstützung mehr von einer zweiten Linie. Daher geriet der Durchbruch zur Katastrophe. Die Hessen und die Weimarer hieben, nunmehr in der Überzahl, die kaiserlichen Infanterieregimenter Mandelsloh und Plettenberg nieder und eroberten die gesamte kaiserliche Artillerie, die nicht mehr in Sicherheit gebracht werden konnte, da zuvor die Fuhrknechte mit den Pferden und den Protzen durchgegangen waren. Auch eine Anzahl bayerischer Reiter wurde von dieser Fluchtbewegung erfasst und jagte bis Donauwörth zurück. General Geleen wurde verwundet und geriet in Gefangenschaft. Ebenso wurden die kaiserlichen Obristen Graf Holstein und Hiller, sowie die bayerischen Obristen Royer, Stahl und Cobb gefangen. Royer schildert in seinem Bericht vom 25. August 1645 an den Kurfürsten den Grund für das Debakel auf dem Wennenberg. Er habe auf einem Berg (dem Wennenberg) mit seinem Regiment neben etlichen Stücken (Geschützen) kommandiert. Als der Feind sich zeigte, hatte ihm Mercy noch drei Regimenter überlassen, damit er den Posten behaupten könne. Nachdem aber der Feind seine Infanterie ins Dorf geschickt hatte, sind diese drei Regimenter und dazu auch noch Teile sei-nes eigenen Regiments in das Dorf geführt worden. So war er gezwungen die Stellung mit den wenigen Leuten allein zu besetzen. „...Wie des Feindes linker Flügel solches ersehen, daß der Berg entblösst, haben sie Ursach geschöpft, unsern rechten Flügel anzugreifen und dies soweit gebracht, dass die Cavallerie ihnen entwichen ist; welcher Gestalt wird Eur. Kurfürstl Durchlaucht bereits wissen. Während dieser Flucht unserer Cavallerie sind drei Standarten von den Stahlischen Reitern in meine wenigen Leute, so auf dem Berg, eingefallen und haben sie in Dissordre gebracht, denen der Feind zugleich mitgefolgt und die meisten meiner Leute niedergemacht und wenige gefangen genommen worden....... Denn mein Obristwachtmeister, Hauptleute Ordolf, Euerling, Unger, Glimbach und Hattstein sind mit vielen anderen meiner Offiziere und Soldaten auf dem Berg, wo ich gefangen worden, niedergemacht worden, wie Ihre Excell. v. Geleen dies alles wohl gesehen und weiss, da er ebenmässig auf dem genannten Berg nächst bei mir gefangen worden...“ Es waren Deutsche, die gegen Deutsche für die Franzosen den Sieg errangen. Bei der Tragödie auf dem Wennenberg hatte sich das Fehlen des Oberbefehlshabers auf der bayerisch-kaiserlichen Seite entscheidend bemerkbar gemacht, hätte die Kräfte zusammenfassen, der Situation entsprechend verteilen und einsetzen und sie mit großer Wahrscheinlichkeit zum Sieg führen können.

Aus hoffnungsloser Lage heraus plötzlich Sieger

Aus dem linken Flügel der alliierten Armee entstand nun eine neue Schlachtordnung, die auf ihrer rechten Seite das Dorf Alerheim berührte und sich auf ihrer linken Seite bis zur Wörnitz erstreckte. Aus dieser Stellung heraus sollte die Front der Bayern in südlicher Richtung aufgerollt werden. Die Flüchtenden, hauptsächlich nun auch die Truppen des kaiserlich-bayerischen Zentrums, wurden gnadenlos verfolgt. Ein französischer Schlachtbericht sagt: „Die Franzosen verfolgten während zwei Stunden die Feinde, ohne jemand Gnade zu gewähren wer es auch sein mochte, ausgenommen Offiziere, dem Befehl Condés folgend, sich nicht mit Gefangenen zu belasten.“ Der hessische Major Franke wurde beauftragt mit seiner Brigade das Dorf vom Feind zu säubern. Er wurde aber östlich des Friedhofes von zwei bayerischen Kürassierschwadronen, die von Deiningen zurückgekommen waren, eingeschlossen und seine Einheit wurde vollständig vernichtet. Major Franke und die meisten seiner Leute starben.

Während der erbitterte Kampf um den Wennenberg noch im Gang war, etwa gegen 8 Uhr abends, kehrte Johann von Werth an der Spitze seiner siegreichen Reiterei auf das Schlachtfeld zurück. Er war leider phantasielos genug wieder seine alte Ausgangsstellung einzunehmen, um von dort aus nach Norden gegen den Gegner vorzugehen. Er hat damit die Rückzugsbewegung des rechten Flügels und des Zentrums dorthin noch ver-stärkt. Wäre er mit einem gleich kühnen Entschluss - wie kurz zuvor Condé - den Hessen und Weimarern in den Rücken gefallen, die zu dieser Zeit noch in erbitterte Nahkämpfe auf dem Wennenberg verwickelt waren, dann hätte er dem Schlachtverlauf eine neue Wendung geben können. Das Eingreifen der bayerischen Reiter hätte sicher Erfolg gehabt, denn die Kämpfe auf dem Wennenberg standen zu dieser Zeit noch auf Messers Schneide. Dies war Johann von Werths zweiter, letztlich schlachtentscheiden-der Fehler. Turenne sagt in seinen Memoiren: „...Und es ist sicher, dass es an Stelle der Rückkehr an den selben Platz und das Dorf linker Hand lassend, richtiger gewesen wäre in die Ebene zu marschieren direkt auf die deutsche (weimarische) und hessische Kavallerie zu, welche noch nicht in der Lage waren irgend einen Widerstand zu leisten, da sie vollständig beansprucht waren von diesen verschiedenen Sturmangriffen...“ Werth jedoch berief sich auf die hereinbrechende Dunkelheit und die schlechte Sicht durch den Rauch. Zu seiner Ehrenrettung soll allerdings gesagt werden, dass er erst bei seiner Rückkehr auf das Schlachtfeld vom Tod Mercys erfuhr. Er gab die Schlacht verloren, die er durch entschlossenes Eingreifen in einen großen Sieg hätte verwandeln können. Denn wäre auch der linke Flügel des Gegners, die Hessen und Weimarer, geschlagen worden, dann wäre kein aktionsfähiger Teil der Armee Condés übrig geblieben. Dies wäre für ihn eine vernichtende Niederlage gewesen und sein Rückzug nach Frankreich hätte große Probleme mit sich gebracht. Werth hat nicht mehr Grund gehabt die Schlacht verloren zu geben als Condé. Turenne: „...Um ein Uhr nach Mitternacht begann die Armee des Feindes sich zurückzuziehen, obwohl sie nicht mehr Grund dazu hatte als diejenige des Königs, hätte sie nicht ihren General verloren gehabt...“ Werth übernahm als dienstältester und ranghöchster General den Oberbefehl und sammelte seine Truppen bei der Schlossruine Alerheim. Das Regiment Gil de Hasi, das den Kirch-hof besetzt gehalten und bis dahin bei der Verteidigung des Dorfes tapfer gekämpft hatte, ergab sich auf Gnade und Ungnade.

Sicher war Johann von Werth ein kühner Draufgänger, ein guter Soldat. Diesen Beweis hat er in vielen Schlachten und nicht zuletzt auch in Alerheim erbracht. Dass er aber ein schlechter Feldherr war, das hat er besonders bei Alerheim unter Beweis gestellt. Er hat das Schicksal des Tages aus seinen Händen verloren.

Im Schreiben vom 11. August 1645 (wahrscheinlich) an Piccolomini schreibt Johann von Werth „...dass wir (des Feindes) Infanteri meistenteils caput gemacht, bei 70 Fendlin und Standarten erobert auch den Feindt gentzlich geschlagen hetten, wan nit die finstere Nacht eingefallen und uns die Munition, deren wir etlich und 80 Centner verschossen, abgangen were...“

Die französisch-alliierte Armee lagerte auf dem Friedhof, nördlich des Dorfes, beim Wennenberg und „in der Ebene“. Turenne: „...Die Kavallerien verbrachten, eine vor der anderen, einen Teil der Nacht in der Ebene. Die teilweise vorgerückten Fußtruppen waren nicht mehr als 50 Schritte voneinander entfernt...“ Die kaiserlich-bayerische Armee sammelte sich mit ihrem Hauptteil bei der Schlossruine, beziehungsweise in der Ausgangsstellung der bayerischen Reiterei. Gegen ein Uhr nachts führte sie Johann von Werth nach Donauwörth. Turenne verfolgte ihn am nächsten Morgen mit 300 Reitern bis er Donauwörth sah. Er musste aber wieder umkehren, da die bayerische Stellung auf dem Schellenberg, die noch von der schwedischen Armee stammte, zu stark für einen erfolgversprechenden Angriff war und er dazu Infanterie benötigt hätte. Auf Schloss Harburg ließ Turenne eine Besatzung zurück. Werth musste vom Kurfürsten den Vorwurf hinnehmen, dass er auf dem Weg nach Donauwörth das Schloss Harburg nicht hatte besetzen lassen. Er entschuldigte sich in einem Schreiben vom 9. August aus Donauwörth: „...Daß Harburg nicht besetzet, haben wier nicht anderst gemeindt, es würde der Officier mit seiner Manschafft, welchen der Veldtmarschall See dahin commandirt, sich annoch darin befunden haben. Und ist selbige Manschafft nicht von der Armada, sondern von den hießigen Völkhern gewesen. Zwar haben wier alsobaldt nachdeme wir solches erfahren, 50 Man hineinlegen wollen, in deme aber solche Manschafft dahin commandirt, ist eine Parthey vom Feindt vorbey gangen, und als kheine Besatzung darin gefunden, der Ortt alsobaldt besetzt...“

Über die Verluste an Menschen während der Schlacht

Die Alerheimer Schlacht war infolge der wiederholten schonungslosen Frontalangriffe beider Seiten, auch für die damaligen Verhältnisse ein sehr blutiges Treffen. Die realistischen Zahlen sind aber nicht eindeutig feststellbar, da die Berichte die eigenen Verluste beschönigten und die des Gegners höher angaben als sie womöglich waren

Marschall Turenne schreibt an seine Schwester: „...Ihr (der Gegner) Verlust ist größer gewesen als der unsere, obwohl die französische Armee vollkommen zurückgeschlagen worden war.“

In Negotiation secrètes II, b 139 schreibt er: „...was den Menschenverlust betrifft, glaube ich, dass er auf unserer Seite größer war als auf der des Feindes. Der gesamte rechte Flügel der Armee des Königs war geschlagen. Vollständig in Konfusion gebracht war auch die Infanterie, ausgenommen drei hessische Bataillone, die in der Reserve gestanden hatten und ich glaube, dass gut drei- oder viertausend Fußsoldaten auf dem Schlachtfeld getötet worden sind.“

Wilhelm Schreiber in „Maximilian I., der Katholische, Kurfürst von Bayern und der 30jährige Krieg“, Seite 873 „ den Franzosen überließ er (Johann von Werth) das blutige Schlachtfeld, schauerlich beleuchtet von der zusammensinkenden Gluth des Dorfes , mit 4000 Todten..

Condé hatte den Sieg mit dem Verluste von 5000 Todten, darunter 12 Oberste davon getragen; sein ganzes Fußvolk war bis auf 1 500 Mann aufgerieben und fast der gesamte berittene Adel unter Marschall Gramont gefallen.“

Steichele „Das Bisthum Augsburg“ Seite 1171: „...Das französisch-deutsche Heer zählte gegen 5000 Todte, sein Fußvolk war fast gänzlich vernichtet; der Verlust des Bayerisch-Kaiserlichen war geringer.“

Christoph von Rommel, Geschichte Hessens, Siebentes Buch, Hauptstück II, Seite 683 - 684: „...drang Geiso von zwei Seiten mit feindlichen Kugeln begrüßt, nicht ohne schmerzlichen Verlust, glücklich hindurch, nahm den Herzog von Holstein nebst den auf dem Kirchhof von Allerheim verschanzten verzweiflungsvoll fechtenden Baiern gefangen, und behauptete mit den unterdessen zu ihm gestoßenen Türennischen Reitern die mit siebentausend Toten bedeckte Wahlstätte.“

General Geiß berichtet von der Wahlstatt, dass er nach seinem letzten Verlust von tausend Mann nur noch 2800 Mann zu Fuß und 1500 zu Pferd habe. „...Andere werden mehr davon (von den Verdiensten der Hessen) schreiben können, als mir’s ansteht; ich lasse aber viel gute Leute hinter mir begraben."

Als später Condé in Paris auf die hohen Verluste in der Alerheimer Schlacht angesprochen wurde, antwortete er zynisch: „Was wollen Sie? Eine Nacht in Paris zeugt mehr Leben, als diese Schlacht gekostet hat.“

Begründte Summarische Relation: „...Bey diesem vorgangenen scharpffen Haupttreffen / ist der Französischen Armada Fußvolck mehrerntheils zugrund gangen / und nidergehaut worden / und würdet die Zahl der Todten ihrerseits wenigist auf 6000 Mann geschezt / ohne ihre habende häuffige Geschädigte / darvon noch täglich viel sterben.“

Französische Relation:„...4000 Mann vom Feindt sindt gebliben und 2000 gefangen, ueber obbemelte Stuck noch underschiedliche Feuermörser und alle des Feindts Stuck Pferdt seindt in der unserigen Gewaldt gerathen. Und gleich wie die grossen Victorien keine unbluetige Sacrificien seind, so seind von den unserigen auch in die 1500 Mann todt gebliben und geschädigt worden.“

Kriegskommissäre: „...Heut ist die Armada allhier an der Statt anglangt, logiert zwischen der Statt und dem Dörflin Berg. Die Generals Persohnen vermainen, E. Ch. D. Armada habe zu Ross und Fuess yber 1000 Mann aufs höchste nit verlohrn, derntwillen man sich nun eingeben muess.“

Reischenberg: „...Gott sei Dank ist die Angelegenheit in unserer Umgebung ziemlich gut vorübergegangen, wenn man bedenkt, daß unsere Streitkräfte zahlenmäßig viel schwächer waren als die des Feindes, der dort mehr verloren hat als wir. Es kann versichert werden, daß von der ganzen Infanterie, die ich in meiner Nähe hatte, nicht mehr als 300 auf dem Platz geblieben sind. Das Regiment Royer allerdings, das auf einem Berg und in unmittelbarer Nähe desselben war, wurde größtenteils vernichtet.“

Ein hoher Hessischer Offizier: „...darauff er (Johann von Werth) dann auch auff die Anguinische Infanterie getroffen, und ob sie sich schon tapffer wehreten, doch ists über sie über und über gegangen, also daß sie gantz geschlagen, und das Feld an dem Ort voller Todten gelegen.“

Clausewitz: „...Verlust: 4 bis 5000 Mann auf jeder Seite. Die Bayern und Oesterreicher den größten Theil ihres Geschützes.“

Merian in Topographia Svevia: „...das blutige Treffen.....in welchem von 7 in 8-tausend todt blieben seyn sollen, aber mehr von den Frantzosen......dass der Keyser und Bayrischen 3- in 4-tausend geblieben...“

Pfarrer Holl, der unfreiwillige Augenzeuge, aus Kirchheim am Ries, schildert die Situation nach der Schlacht wie folgt: „...Ich werde in aller Ewigkeit nicht vergessen, was ich da anschauen und anhören musste. Die Toten lagen dicht aufeinander in ihrem Blut; Verwundete haben nach Hilfe geschrien; Sterbende haben geseufzt; - grausam waren anzusehen die Wunden und die abgerissenen Glieder der Toten und Sterbenden...“ Holl spricht von 4000 Toten, die die Bayern auf dem Schlachtfeld verloren haben. Demgegenüber müssen die Verluste der Gegenseite deutlich höher gewesen sein.

Theatrum Europäum: 3 bis 4000 Gemeine tod, 1500 bis 2000 gefangen auf Bairischer Seiten. Französischer Seits seye auch 3000 Mann tod blieben, benebst vielen Officiers, auch eine grose Menge verwundt.

Riezler: Alle Angaben der Berichte beruhen nur auf Schätzungen und diese gehen sehr weit auseinander. Während dieFranzösische Relation den Franzosen nur an die 1500 Tote und Verwundete geben will, spricht Werth von 5000, die Begründte Summarische Relation sogar von wenigstens 6000 toten Franzo sen, ohne die vielen Verwundeten. Als Richtschnur darf uns aber Turennes Urteil dienen, nicht nur wegen des sicheren Blicks und der Unparteilichkeit dieses Feldherrn, sondern auch weil es mit der inneren Wahrscheinlichkeit zusammentrifft. Da die Franzosen auf ihrem rechten Flügel gänzlich geschlagen wurden, im Centrum und auf dem linken Flügel aber sehr feste Stellungen angriffen, ist von vornherein wahrscheinlich, dass die weit grösseren Verluste auf ihrer Seite waren. Und so schätzt auch Turenne die Verluste der Franzosen größer als die der Bayern. Er sagt: man glaube, dass das französische Fußvolk allein wohl 3-4000 Mann tot auf dem Platz ließ. So dürfte die Annahme, dass das französisch–hessische Heer etwa die Hälfte seines Bestandes verlor, nicht übertrieben erscheinen.

Für die bayerischen Verluste bezeichnen einerseits die französische Relation(4000 Mann geblieben und 2000 gefangen), der Mercurio (5-6000 auf beiden Seiten gefallen) und der hessische Bericht (auf beiden Seiten über 2000 Mann tot und 4000 verwundet), andererseits der Bericht der Kriegscommissäre (höchstens über 1000) und die offiziöse bayerische Relation (an 1000 Mann tot und verloren, darunter die Gefangenen vom Regiment Gil de Hasi) die extremsten Schätzungen. Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen.}}

Nach der Schlacht

Nach dem glücklichen, jedoch mit schweren Verlusten errungenen Sieg, der leicht eine Niederlage hätte werden können, zog die angeschlagene französisch-weimarisch-hessische Armee vor das 10 Kilometer entfernte Nördlingen. Condé hoffte dort dringend benötigten Nachschub an Lebensmitteln, Medikamenten und Pferden zu bekommen. Er ließ die Stadt durch einen Trompeter anblasen und forderte sie auf, mit ihm einen Neutralitätsvertrag zu schließen.

Die Bayern und die Kaiserlichen lagerten zunächst bei Berg und gingen dann bei Donauwörth über die Donau, nachdem die Bagage schon die ganze Nacht über in langer Wagenkolonne die Donau passiert hatte. Sie hatten offenbar geringere Verluste als ihre Gegner erlitten, bedurften aber dennoch der Auffrischung und Verstärkung. Insbesondere aber benötigte die kaiserlich-bayerische Armee auch den Ersatz des verloren gegangenen Artilleriematerials, des weitgehend verschossenen Pulvers und der Musketenkugeln, deren 50 000 aus Ingolstadt angefordert wurden

In Donauwörth blieben auch die gefangenen französisch-alliierten Offiziere, darunter der Marschall Graf Gramont, mit ihrer Bewachung über Nacht, um am folgenden Tag nach Ingolstadt gebracht zu werden. Mitgeführt wurde auf einem Artilleriewagen die Leiche des Generalfeldmarschalls von Mercy.

Für das Dorf Alerheim war die Schlacht vom 3. August 1645 eine Katastrophe. Die Angreifer hatten Brandfackeln geworfen, als sie die ersten Häuser am Westrand erreicht hatten. Der größte Teil des Dorfes war in Flammen aufgegangen. Es berichtet der Alerheimer Pfleger Matthias von Harpenstein:"... und das Dorf in Brandt gesteckht und über den halben Theil davon (in) Feuer uffgangen und eingeäschert worden...."

Aber auch schon vor der Schlacht sind erhebliche Schäden entstanden, da das Dorf aufs Beste zur Verteidigung hergerichtet wurde. Das bedeutete, dass in die Dächer Schusslöcher gemacht, Mauern zum gleichen Zweck aufgebrochen, Gartenmauern des Schussfeldes wegen umgelegt und Bäume gefällt wurden. Mit Brettern und Balken aus den Häusern sind Brustwehren gebaut worden. Die von der Verteidigern verursachten Schäden wären sicher in relativ kurzer Zeit wieder zu beheben gewesen, wenn nicht der große Brand das Dorf auf Jahrzehnte ruiniert hätte.

Der weitere Weg der beiden Armeen nach der Schlacht

Condé schloss mit Nördlingen einen Neutralitätsvertrag ab. Die Vertragsbereitschaft Nördlingens war verständlich. Die kaiserlich-bayerische Armee war geschlagen und hatte sich hinter die Donau zurückgezogen. Hilfe war von ihr nicht zu erwarten. Sich zu verteidigen, auch gegen eine schwer mitgenommene feindliche Armee, hätte den Untergang Nördlingens bedeutet. Soweit konnte die Kaisertreue nicht gehen.

Dann zog die französisch-alliierte Armee vor die Stadt Dinkelsbühl, die sie belagerte und einnahm. Am 18. August wurden die aus je 25 Mann bestehenden Besatzungen von Schloss Harburg und Schloss Lierheim nach Dinkelsbühl zurückbeordert. Dann wich die Armee von da aus nach Schwäbisch Hall zurück, um sich wieder zu sammeln und neu zu gliedern. Vereinbarungsgemäß trennten sich die Hessen von der französisch-weimarischen Armee. Turenne schreibt zum weiteren Fortgang des Feldzuges in seinen Memoiren :

Wegen des Zustandes der Armee wollte man sich dem Neckar und dem Rhein nähern, auch um einiges Geld zu erlangen, um die Offiziere zu versorgen. Der Prinz wurde bei Dinkelsbühl krank. Er folgte dem Marsch der Armee bis nach Heilbronn, von wo aus man ihn der Kavallerie übergab, um ihn nach Philippsburg zu überführen, wo er schwerer krank wurde und sich von da aus nach Frankreich zurück begab. Er überließ dem Marschall Gramont das Kommando über seine Armee, die vereinigt mit derjenigen von Deutschland (Weimarer), die Marschall Turenne kommandierte, bei Heilbronn lagerte, wo der Feind eine Garnison von tausend Mann hatte und wohin er noch einige Infanterie warf. Man sah sich nicht zu einer Belagerung in der Lage und man lagerte um diesen Platz herum acht oder zehn Tage, um einige Konvois aus Philippsburg und Geld abzuwarten. Und als dies alles angekommen war, rückte man mit der Armee durch die Grafschaft Hohenlohe bis nach Schwäbisch Hall mit der Absicht hier den Winter zu erwarten und Quartiere in Schwaben zu nehmen, indem man von da aus die Armee des Feindes zur Donau zurückdrängte.

Die französische Armee und deren Bundesgenossen hatten seit der Alerheimer Schlacht keine Verstärkung mehr erhalten, obwohl sie viel mehr Verluste als die Bayern und die Kaiserlichen erlitten hatten. Über Weinsberg zog die französisch-alliierte Armee vor Heilbronn und verschanzte sich in den Weinbergen, die dadurch völlig ruiniert wurden. Man vermochte es nicht, diese Stadt zu nehmen, die recht gut versorgt war und noch eine bayerische Besatzung unter dem entschlossenen Obristen Fugger hatte.

Nun änderte sich die militärische Lage wieder zu Gunsten der Bayern. In Ungarn war Erzherzog Leopold Wilhelm auf dringendes Ersuchen des Kurfürsten Maximilian mit 5000 Reitern aufgebrochen, überschritt die Donau und vereinigte sich mit den Streitkräften Geleens, der inzwischen wieder ausgetauscht worden war. Ihm waren Johann von Werth und Reischenberg unterstellt. Turenne sah sich wegen der schweren Verluste von Alerheim einer wieder erstarkten gegnerischen Streitmacht nicht gewachsen. Als er von der Vereinigung seines Gegners mit dem Erzherzog erfuhr, ging er mit seiner Armee fast fluchtartig nach Wimpfen, wo sich noch eine französische Besatzung befand, und von dort über den Neckar zurück und zwar quer durch das Wasser, wobei jedes Pferd auf der Kruppe hinter dem Reiter einen Infanteristen tragen musste. Manche Soldaten mussten schwimmen, da das Wasser zum Durchfurten zu tief war. Einige ertranken dabei. Sie strebten in großer Eile dem Rhein zu. Friedrich von Schiller schreibt dazu im Fünften Buch, „Dreißigjähriger Krieg“: „Das französische Heer, durch den blutigen Sieg entkräftet, verminderte sich noch mehr durch den Abzug der Hessen, und den Bayern führte Leopold kaiserliche Hilfsvölker zu, dass Turenne aufs eilfertigste nach dem Rhein zurückfliehen musste.“

Turenne wurde von den Kaiserlichen und den Bayern verfolgt. Hier zeigt sich, dass der französisch-alliierte Sieg wegen der hohen Verluste fast einer Niederlage gleichkam. Den Rhein konnte Turenne ohne Brücke nicht überqueren. Er verschanzte sich deshalb mit seinen Weimarern und hielt stand bis eine Brücke geschlagen war. Zunächst ging dann der Tross von Gramonts Armeeteil über den Rhein.

Die kaiserlich bayerischen Truppen eroberten in der Zwischenzeit alle die Plätze zurück, die in den Monaten zuvor die Franzosen eingenommen hatten. Als sich Turenne dann ebenfalls über den Rhein zurückgezogen hatte, war die Situation wieder etwa so wie sie bei der Ankunft Condés auf dem deutschen Kriegsschauplatz und seiner Vereinigung mit den Streitkräften Turennes, etwa vier Monate zuvor, gewesen war. Napoleon sagt in seinem Schlachtbericht: „...es blieb ihnen in Deutschland kein Fußbreit Erde...“

Die für Bayern nachteiligen Auswirkungen der Alerheimer Schlacht auf die Friedensverhandlungen in Münster waren nun wieder aufgehoben. Verständlich, dass deshalb die bayerischen Unterhändler in Münster wieder selbstbewusster und anspruchsvoller auftraten. Trotz der großen Opfer an Menschenleben, die die Schlacht von Alerheim gefordert hatte, war sie weder militärisch entscheidend noch hat sie politisch ausschlaggebende Folgen gehabt.

Kurzbiographien

Mercy

Franz Freiherr von Mercy, Herr zu Mandre und Collenberg, römisch kaiserlicher und kurbayerischer Kriegsrat, Generalfeldmarschall, bestellter Obrister, Kämmerer und Statthalter zu lngolstadt, Oberbefehlshaber der kaiserlich-bayerischen Armee, entstammte einem lothringischen Adelsgeschlecht. Etwa 1597 wurde er in Longwy geboren. Es ist nicht mehr bekannt, wer seine Eltern waren. Schon mit sechzehn Jahren widmete er sich dem Waffendienst. Unter der Fahne des Kaisers kämpfte er auf ungarischem Boden gegen die Türken. Wegen kluger Tapferkeit wurde er zum Offizier befördert und kehrte in sein Vaterland zurück, wo er in die Dienste des Herzogs von Lothringen trat. Wiederum in kaiserlichen Diensten focht er 1631 als Obristwachtmeister unter Piccolomini bei Leipzig, wo er sich besonders auszeichnete. 1633 war er schon Obrist.

Bei einem Ausfall aus Breisach geriet er im selben Jahr noch in französische Gefangenschaft. Bald darauf schon wurde er ausgetauscht und verteidigte 1634 einige Monate lang mit Glück Rheinfelden gegen Herzog Bernhard von Weimar. Von 1635 bis 1637 ist er als Generalwachtmeister an der Belagerung von Kolmar und Dôle und an der Schlacht von Gray beteiligt. Im Jahre 1638 trat er im Range eines Generalfeldzeugmeisters in bayerische Dienste. In der Unterpfalz befehligte er 1641 ein bayerisches Korps gegen den Herzog von Longueville. Er vertrieb 1642 die Schweden unter Banér aus Regens-burg und nahm den Obersten Slange gefangen. Am 24. November 1643 vernichtet er das Korps des Generals Rantzau bei Tuttlingen, worauf er zum Feldmarschall ernannt und ihm gleichzeitig der Oberbefehl über die kaiserlich-bayerische Armee übertragen wurde. Er war Oberbefehlshaber dieser Armee in der Schlacht von Freiburg vom 3. bis 5. August 1644 gegen die französisch-alliierte Armee, die Condé befehligte. Er führte den Oberbefehl auch in der Schlacht von Herbsthausen vom 5. Mai 1645, in der er den Marschall Turenne besiegte.

Mercy zeichnete sich durch die Raschheit seiner Entschlüsse und durch seine Ruhe aus. Sein Zeitgenosse und Gegner auf dem Schlachtfeld, Marschall Gramont, schreibt in seinen Memoiren: “Aber Mercy, der die Affäre von Heilbronn so gut gelöst hatte, besaß nicht weniger Scharfblick auch die von Schwäbisch Hall vorherzusehen. Mit größtmöglicher Eile war er vor uns da, und deckte diesen Ort. Dies veranlasst mich von einer ganz und gar einmaligen Sache zu sprechen und von der Überlegenheit dieses Generals. Während der ganzen Dauer der zwei langen Feldzüge, die der Herzog von Anguien, der Marschall von Gramont und der Marschall von Turenne gegen ihn führten, haben sie nie etwas in ihrem Kriegsrat beschlossen, das zum Vorteil für die Waffen des Königs und in der Konsequenz schädlich für die des Kaisers sein konnte, die Mercy nicht erraten und selbst vorhergesehen hätte, als sei er mit ihnen der Vierte im Kriegsrat gewesen oder als hätten sie ihm über ihre Absicht eine vertrauliche Mitteilung gemacht. Es muss zugegeben werden, dass die Quelle, aus der solche Generale kommen seit langer Zeit versiegt ist und diejenigen, die ich im Krieg gekannt habe, hatten einen weniger ausgeprägten Scharfblick und eine begrenztere Intelligenz.“

Condé äußerte sich wie folgt: "In den zwei Feldzügen (1644 und 1645), in denen ich gegen Mercy gefochten, hat dieser nicht einen Schritt getan, der nicht das Gepräge der höchsten Fähigkeit an sich getragen hätte. Er hat meine Entwürfe stets so genau vorausgewusst, als wäre er ein Mitglied meines Kriegsrats gewesen."

Mit hervorragendem Blick verstand er es jedes Gelände zu seinem Vorteil zu nutzen, was sich besonders augenfällig bei den Stellungen von Dürrwangen und Alerheim zeigt, und er verstand es die Massen wirksam zu verteilen. Er hielt sich nicht starr an die bisher übliche Taktik, sondern verbesserte den Waffendienst nach den neuesten Grundsätzen seiner Zeit. Das Fußvolk teilte er in Bataillone, um es beweglicher zu machen. Mercy verminderte die Anzahl der Pikeniere und stellte die Schwadronen nur mehr drei Glieder tief. Die Artillerie machte er beweglicher und begann die Waffengattungen zu gegenseitiger Unterstützung zu verbinden. Er wich ab von der bisher üblichen Schlachtordnung, bei der das Zentrum nur aus Fußvolk und die Flügel aus Reiterei bestanden. Das jeweilige Gelände war für die Schlachtordnung, die er wählte, entscheidend. Seine Operationen hatten eine einheitliche Linie und halten auch neueren kritischen Beurteilungen stand. Bei alledem war er ein frommer Christ, der väterlich für seine Soldaten sorgte. Besonders die Verpflegung überwachte er persönlich und stellte gelegentliche Mängel schnellstmöglich ab.

Schreiber berichtet, dass Mercy, in der Hoffnung seine Feldherrnstirne mit dem ruhmvollsten Lorbeer zu schmücken, den Tag den schönsten seines Lebens nannte. "Dennoch durchzogen düstere Vorgefühle seine siegesbewußte Brust; mit einem heißen Kuss schied er von seinen Kindern und der geliebten Gattin, die ihn auf allen Feldzügen mit anhänglicher Treue begleitete. Mit frommem katholischen Herzen besuchte er die Dorfkirche, bat in einem kurzen Gebet den höchsten Lenker der Schlachten um seinen Segen und empfahl sich und die Seinen dem Schutz des Himmels. Als er aus der Kirche getreten war, gab er das vieljährige Losungswort „hl. Maria“, trank in gewohnter Art ein Glas Wein und erteilte den Befehl zur Schlacht."

Diese Deteils, soweit sie sich auf die Anwesenheit seiner Frau und seiner Kinder beziehen, sind unzutreffend. Die Frau Mercys begleitete ihren Gatten natürlich nicht auf den Feldzügen und schon gar nicht war das bei den Kindern der Fall. Die Frau Mercys lebte in Ingolstadt und weilte dort auch zur Zeit der Alerheimer Schlacht. Dorthin gingen auch die Beileidsschreiben sowohl des Kurfürsten als auch der Kurfürstin. Von diesen Einzelheiten ließ sich sogar die bekannte Historikerin C. V. Wedgwood beeindrucken. Sie bestreitet diese Szene zwar mit der Feststellung, dass das nicht habe sein können, da Mercy unverheitatet gewesen sei. Die Quelle dafür gibt sie allerdings nicht an und es ist möglich, dass noch ein weiterer Berichterstatter einen Schlachtbericht phantasievoll ausgeschmückt hat, der ihr als Quelle diente.

In der Schlacht von Alerheim ereilte Mercy der Tod durch eine Musketenkugel, als er Verstärkungen in den Brennpunkt des Geschehens führte. Sein Leichnam wurde auf einem Artilleriewagen zunächst nach Donauwörth und am nächsten Tag nach Ingolstadt gebracht. Der gefangene Gramont berichtet voller Staunen vom überschwänglichen Empfang, der Mercy von der Bevölkerung der Stadt bereitet wurde, die vor die Tore geeilt war. Er war in Ingolstadt, wo er Festungskommandant und Statthalter gewesen war, sehr beliebt und hoch angesehen.

Franz Freiherr von Mercy war arm gestorben. Er hatte sich nicht wie so viele andere Heerführer bereichert, was damals die Regel war. Von seinen Zeitgenossen wird er als der uneigennützigste General des ganzen Dreißigjährigen Krieges bezeichnet. Seine Witwe war mit ihren fünf Kindern nahezu mittellos. Kurfürst Maximilian, der über Mercys Tod erschüttert war, wies der Witwe als Wohnsitz die Stadt und als Unterhalt die gesamten Einkünfte der Statthalterei Ingolstadt an. Die Obersteninhaberstelle des Regiments Mercy, nebst den Erträgnissen, übertrug er dem erstgeborenen kleinen Sohn Max Leopold und das Kommando dessen Onkel, dem Obristleutnant von Elter. Sicher hätte Franz von Mercy in der Kriegsgeschichte einen ebenso klangvollen Namen bekommen wie Tilly, hätte nicht in Alerheim eine Musketenkugel seinem Leben ein vorzeitiges Ende gesetzt.

Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass Weng, Schreiber und auch andere Historiker berichten, dass Mercy auf dem Schlachtfeld beerdigt worden sei. Mercy wurde auf Anordnung Maximilians am 4. September 1645 in der Moritzkirche zu Ingolstadt beigesetzt. Im Sterberegister der zuständigen Pfarrei findet sich der Eintrag in lateinischer Sprache:


„4. Septembris 1645 In parochiali ecclesia nostra Mauritiana cum solemni pompa funebri Sepultus est Perrilustris ac Generosus Dominus Franciscus L. B. de Mercy, Dominus in Mandre et Collenburg, Generalis campi Mareschalcus et Ingolstadianae urbis Praefectus, qui tertio die Augusti in proelio gloriosus miles occubuit.“


„Übersetzung: „4. September 1645 In unserer Moritz-Pfarrkirche wurde mit einer feierlichen Leichenprozession der hochberühmte und edle Herr Franz Freiherr von Mercy, Herr zu Mandre und Collenberg, Generalfeldmarschall und Statthalter von Ingolstadt bestattet, der am 3. August in der Schlacht als ruhmvoller Offizier gefallen ist.“


In dieser Kirche befindet sich auf der Epistelseite eine runde Bronzeplatte von 63,5 cm Durchmesser. Oben ist Mercys Wappen angebracht und darunter die Inschrift:

            Alhier liegt begraben Weiland der hochwolgeborene Herr Frantz
      Frey Herr von Merci, her zu Mandre und Collenberg, gewester Röm. Kais. May.
     auch Churfürstl. Drch. in Bairn respective Camerer, Kriegs Raht General Feld
       marschallk, bestellter obrister und Stathalter zu Ingolstadt welcher im
          drefen bei alern onfern nerdlingen mitt einer Kugel durchschossen
                   und sein Leben vor dem feindt den 3. August 1645
                 ritterlich gelassen, dessen seel Gott gnedig und barm
                         herzig sein wölle: seins Alters im 48.
                                             Jahr.

Das Grab befindet sich im Chor der Kirche und war mit einer kleinen Steinplatte gekennzeichnet, die die Inschrift trug:

                           Franciscus Lib. Baro de Mercy
                                obiit 3. Aug. 1645

Diese Platte wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und für Ersatz wurde leider nicht gesorgt.


An der Stelle seines Todes in Alerheim wurde ein Stein mit der Inschrift

                               STA VIATOR HEROEM CALCAS 
                       (Stehe Wanderer, du besuchst einen Helden!) 

errichtet, angeblich auf Veranlassung von Condé. Dies behauptet Schreiber in seinem Schlachtbericht. So unzuverlässig Schreiber ansonsten gesehen werden muss, gibt es doch keine Hinweise auf einen anderen Auftraggeber, so unwahrscheinlich diese großmütige Geste Condés auch erscheinen mag und so wenig sie zu seinem ansonsten arroganten Wesen passen würde. Französische Berichte geben an, Mercy sei an der Stelle, wo er gefallen war, beerdigt worden und Condé habe ihm an dieser Stelle, nachdem er sich dieselbe durch den Ortspfarrer habe zeigen lassen, edelmütig einen Denkstein ge-setzt mit der Inschrift: STA VIATOR HEROEM CALCAS. Wann soll das gewesen sein? Condé war mit seiner Armee unmittelbar nach der Schlacht vor die Stadt Nördlin-gen gezogen und bald darauf ernstlich erkrankt. Er musste seinen Kommandoposten verlassen und begab sich nach Paris. Dass er sich um das ehrende Gedenken für seinen großen Gegner gekümmert haben konnte, ist unter diesen Umständen unmöglich, es sei denn, er wäre später einmal am Ort seines Sieges gewesen.

Tatsache ist jedenfalls, dass dieser Stein existiert hat. Heilmann erwähnt in einer Fuß-note (Seite IX), dass im Jahre 1806 französische Truppen, die unter Marschall Davoust im Oettingischen Manöver hatten, an der Stelle, an der Mercy kommandiert hatte, einen „ungeheueren Sandstein“ fanden, aber ohne jegliche Inschrift. Als sie ihn anhoben, zeigte sich ein kleiner gemauerter Rost als Unterlage. Das war wohl der Stein, der zur Erinnerung an Mercy an der Stelle seines Todes gesetzt worden war. Woher hatten damals die Franzosen Kenntnis davon? Er könnte ursprünglich eine Inschrift gehabt haben, die verwittert war, was bei Sandstein hätte leicht sein können. Zwischen 1881 und 1884 wurde er jedenfalls in Unkenntnis seiner Bedeutung vom damaligen Eigentümer des Anwesens Hauptstraße 64 zerschlagen und in seine Gartenmauer eingebaut. Eine lesbare Inschrift trug er damals wohl nicht mehr.

Franz Freiherr von Mercys Büste fand Aufstellung in der Walhalla.

1970 wurde wieder ein Gedenkstein errichtet mit dem gleichen lateinischen Text und folgendem Zusatz:

                      AN DIESER STELLE FIEL
                      AM 3. AUGUST 1645 IM
                      BLUTIGEN TREFFEN BEI
                      ALERHEIM DER CHUR-
                      BAIERISCHE FELDMAR-
                      SCHALL FRANZ FREI-
                      HERR VON MERCY. MIT
                      IHM STARBEN 8 000 MANN }}

Condé

Louis II. von Bourbon, Prinz von Condé, später 4. Fürst von Condé, führte den Namen Condé erst seit dem Tod seines Vaters und nannte sich zuvor Duc d’Anguien (Herzog von Enghien). Als der „große Condé“ ist er in die Geschichte eingegangen und deshalb soll er hier ebenfalls mit seinem berühmten Namen genannt werden. Geboren am 8. September 1621 zu Paris. Er war zur Zeit der Alerheimer Schlacht noch nicht ganz 24 Jahre alt, war aber schon seit 1642 Oberbefehlshaber der französischen Armee in den Niederlanden gewesen. Eine Karriere, die nur bei einem Prinzen königlichen Geblüts denkbar ist. Er schlug 1643 bei Rocroi die Spanier, drang in Flandern und im Hennegau ein und nahm Diedenhofen. Turenne eilte er 1644 in Süddeutschland zu Hilfe und kämpfte gegen das kaiserlich-bayerische Heer, das von Franz Freiherr von Mercy kommandiert wurde, in der dreitägigen Schlacht von Freiburg (3.-5. August 1644). Bei Alerheim wurde er verwundet. Während der Belagerung von Dinkelsbühl erkrankte er ernstlich an einem fiebrigen ruhrartigen Durchfall und wurde in einer Sänfte, mitten durch feindbesetztes Land, nach Philippsburg getragen.

Condé gilt als einer der bedeutendsten Heerführer des 17. Jahrhunderts. Er stellte sich 1651 auf die Seite der Fronde, eines Aufstandes des Parlamentes, der Bürger von Paris und zuletzt auch des Hochadels gegen das absolutistische Königtum. Er tat dies, obwohl er nach dem Herzog von Orleans den zweiten Rang als Thronerbe innehatte. Condé kämpfte dann im Dienste des spanischen Königs gegen die Armee des Königs von Frankreich, die von Turenne befehligt wurde, und unterlag bei Bordeaux, worauf er nach Paris in den Schutz der Fronde floh. Mit der Bürgerschaft überwarf er sich aber bald, die ihn wegen seiner Arroganz aus der Stadt jagte. Nach dem Pyrenäenfrieden von 1659 wurde er begnadigt und wieder in seine Ämter eingesetzt. Condé kämpfte siegreich in den Niederlanden und nach Turennes Tod als Oberbefehlsheber in der Pfalz. Er starb am 8. September 1668 in Fontainebleau.

Gramont

Marschall Antoine III., Graf Gramont, ab 1661 Herzog von Gramont, im Namen des Königs Gouverneur von Navarra und Bearn, wurde 1604 geboren. Zunächst nannte er sich Graf von Guiche. Er entstammte einem alten französischen Adelsgeschlecht. Seinen Namen führte er nach der Burg Gramont (spanisch: Agramunt) in der südfranzösischen Landschaft Labourd in den Niederpyrenäen. 1634 heiratete er eine Nichte von Kardinal Richelieu. Wegen Tapferkeit wurde er 1641 Generalleutnant und erhielt den Marschallstab. 1660 warb er im Namen des Königs um die Hand der Maria Theresia von Spanien. Von Ludwig XIV. erhielt er 1661 für sich und seine Nachkommen den Herzogtitel. Er hinterließ Memoiren, in denen er die Niederlage des rechten französischen Flügels in der Alerheimer Schlacht, den er befehligte, drastisch schildert. Er berichtet dort auch über seine Fahrt als Gefangener nach Ingolstadt und seine Audienz beim Kurfürsten Maximilian. Letztere ist im Zusammenhang mit den Sonderverhandlungen Maximilians mit Frankreich zu sehen. Wegen seiner Königstreue wurde er 1653 Staatsminister. Als Botschafter bei der Reichsdeputation in Frankfurt am Main versuchte er die Wahl des späteren Kaisers Leopold zu verhindern. Er starb 1678 in Bayonne.

Turenne

Henri de la Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne wurde 1611 in Sedan als Enkel von Wilhelm von Oranien-Nassau geboren. Im Achtzigjährigen Krieg erwarb er sich bei Moritz von Oranien seine ersten militärischen Erfahrungen. 1630 trat er in französische Dienste, kämpfte 1637 in Flandern und 1638 am Rhein, 1639 bis 1641, sowie 1643 in Oberitalien. Ab 1643 führte er als französischer Marschall ein selbständiges Kommando am Oberrhein. Zusammen mit Condé und Wrangel führte er Krieg gegen die vereinigte kaiserlich-bayerische Armee in Süddeutschland. In Herbsthausen unterlag er Mercy und hatte maßgeblichen Anteil am Ausgang der Alerheimer Schlacht am 3. August 1645 zu Gunsten der französisch-alliierten Armee. Später beteiligte er sich an der Fronde und musste fliehen. Nach der 1651 erfolgten Aussöhnung mit dem Hof führte er das französische Heer im Bürgerkrieg und im Krieg gegen Spanien, wo er gegen Condé kämpfte. Von Ludwig XIV. wurde er 1661 zum Generalfeldmarschall ernannt. Turenne war protestantisch, trat aber 1668 zum Katholizismus über. 1667/68 leitete er den Devolutionskrieg und ab 1672 den niederländisch-französischen Krieg. In der Rheinpfalz hat sein Name keinen guten Klang, er wird vielmehr mit großen Zerstörungen und rüdem Vorgehen gegen die Bevölkerung in Zusammenhang gebracht. 1675 fiel er bei Sassbach im Ortenaukreis.

Johann von Werth

(auch Jean de Werdt, Weert, Wirth oder Wörth)

Johann von Werth wurde 1590 als Bauernsohn in Büttgen in der Nähe von Köln geboren. Im spanischen Heer diente er sich ab 1622 unter Spinolas Fahnen vom Trossknecht zum Obristwachtmeister empor. Ab 1630 war er in bayerischen beziehungsweise ligistischen Diensten. 1632 erhielt er als Obrist den Reichsadel und war in der Schlacht bei Nördlingen an der Spitze des rechten Flügels maßgeblich am Sieg des ligistischen Heeres beteiligt, wofür er vom Kaiser zum Feldmarschall-Leutnant befördert und zum Freiherrn erhoben wurde. 1635 streifte er bis ins Elsass und nahm Speyer und Toul ein. Lüttich belagerte er 1636 vergeblich, drang dann aber zusammen mit dem Kardinal-Infanten in Frankreich ein und streifte mit seinen gefürchteten Reitern plündernd bis vor Paris, das er in großen Schrecken versetzte. Dann kämpfte er am Oberrhein gegen Bernhard von Weimar, dessen Heer er fast vernichtete. Aber bei einem Überfall Bernhards geriet er 1638 in Gefangenschaft und wurde auf Verlangen Richelieus im Triumphzug nach Paris gebracht und dort in ehrenvoller Haft gehalten. 1642 wurde er gegen Gustav Graf Horn ausgetauscht, der seit der Nördlinger Schlacht in Gefangenschaft gewesen war. Er war, was sich gerade bei Alerheim zeigte, kein Feldherr von Qualität, hatte aber das, was man bei einem Soldaten „Fortune“ nennt. Er galt als Draufgänger, als exzellenter Soldat. In ungezählten Schlachten war er dabei. Nach der Alerheimer Schlacht übernahm er als ranghöchster General den Oberbefehl, wurde aber in dieser Position vom Kurfürsten nicht bestätigt. Er beließ ihm nur das Kommando über die Reiterei und unterstellte Reischenberg die Fußtruppen. Nach dem Austausch zwischen Gramont und Geleen übernahm letzterer den Oberbefehl. Kurfürst Maximilian zog damit die Konsequenz aus der schlechten Feldherrnleistung Werths bei Alerheim. Werth war darüber sehr gekränkt und vergaß die Zurücksetzung nicht. Als Maximilian am 14. März 1647 mit Frankreich und mit Schweden einen Waffenstillstand geschlossen hatte, suchte Johann von Werth zusammen mit Spork das ganze bayerische Heer zum Kaiser überzuführen. Er wurde aber vom Heer verlassen, vom Kurfürsten geächtet und musste ins kaiserliche Lager fliehen. Der Kaiser erhob ihn hierauf zum Reichsgrafen und sandte ihn auf den Kriegsschauplatz in Böhmen, wo er wieder gegen die Schweden focht. Dann wurde er 1648 vom bedrängten Kurfürsten Maximilian zurückgerufen, brachte neuen Schwung in die Kriegführung und erzwang am 6. Oktober bei Dachau den Rückzug der Franzosen und Schweden. Am 16. September 1652 ist Johann von Werth auf Gut Benatek in Böhmen, das ihm der Kaiser seiner Verdienste wegen geschenkt hatte, gestorben.

Literatur

  • Karlheinz Scheible: Die Schlacht von Alerheim. Eigenverlag, 86733 Alerheim, ISBN 3000149848 .