Mumifizierung (BDSM)

sexuelle Praktik aus der Bondage
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Die Mumifizierung ist eine sexuelle Pratik aus dem Bereich des Bondage, bei der der Körper oder einzelne Körperteile mit geeignetem Material umwickelt werden, was die Bewegungsfreiheit stark einschränkt.

Mit Stretchfolie mumifizierte und geknebelte Frau

Gebräuchliche Methoden sind neben dem Umwickeln einzelner Körperteile auch das Einwickeln von Kopf oder Hals bis Fuß mit Materialien wie Frischhaltefolie, Stretchfolie, Bondage-Tape, Tüchern, Bandagen, Gummibändern, Klebeband und Gipsbandagen sowie die Benutzung von Saunasäcken, Vakuumbetten oder Zwangsjacken.

Die so gefesselte Person kann durch die teilweise stattfindende sensorische Deprivation in bestimmten Fällen einen angenehmen Zustand empfinden, auch das Gefühl der Hilflosigkeit und Unfreiheit kann eine Rolle spielen. Die Verwendung als Strafe in einem erotischen Rollenspiel, insbesondere einem Erziehungsspiel ist ebenfalls möglich. Für Fetischisten kann auch die Verwendung eines bestimmten Materials wie Leder oder Lycra luststeigernd sein; darüber hinaus sind diese im englischen Sprachraum auch Bodybag genannten Saunasäcke sicherer, weil sie eine schnellere und werkzeuglose Befreiung im Notfall gewährleisten können.

Sicherheit

 
Vorbereitung einer dreilagigen Totalmumifizierung

Wie bei vielen BDSM-Spielen sind Sicherheitshinweise zu beachten, vorherige Absprachen und Sicherheitsmaßnahmen wie das Bereitlegen geeigneter Befreiungswerkzeuge sind wie in allen Bereichen des BDSM im Rahmen des Safe, Sane, Consensual-Prinzips üblich.

Diese Praktik erfordert neben einer guten anatomischen Sachkenntnis des aktiven Parts auch gute Erfahrungen im Umgang mit dem gewählten Material. Beispielsweise eine gute Einschätzung der Adhäsionskraft bestimmter Folienarten, um die bei einer Umwicklung des Oberkörpers zwangsläufig entstehende Einschränkung der Atmung im gewünschten Rahmen zu halten. Besondere Sorgfalt muss bei einer Mumifizierung auf nackter Haut erfolgen. Hier sollten nur Materialien zum Einsatz kommen, die keine oder nur geringe Irritationen auf der Haut erzeugen sowie sich leicht ablösen lassen; dies gilt auch bezogen auf Körperbehaarung und den Notfall.

Von besonderer Bedeutung sind auch die möglichen Konsequenzen, welche eine längerfristige Immobilisation für die Psyche haben kann. Trotz der zum SSC-Prinzip gehörenden Absprache kann es vorkommen, das Fähigkeiten unter- oder überschätzt werden; eine schlecht ausgeführte Mumifizierung kann traumatische Züge annehmen.

Neben lagebedingten Druckstellen und Schmerzen ist im Zusammenhang mit undurchlässigen Materialien wie Latex oder Frischhaltefolie vor allem die mögliche Überhitzung des Körpers problematisch, da unter Umständen die körpereigenen Mechanismen zur Wärmeregulation über die Schweißbildung nicht mehr einwandfrei funktionieren. Beim Anlegen der Fesselung sollte daher darauf geachtet werden, dass die gefesselte Person in Notfällen schnell befreit werden kann (z. B. mit einer Verbandsschere). Im Zusammenhang mit einer Einschränkung der Atmung ist darauf zu achten, dass die Luftzufuhr für den Gefesselten immer gewährleistet ist.

Aufgrund des relativ hohen Gefahrenpotenzials sollte eine den ganzen Körper bedeckende Mumifizierung nur von erfahrenen Personen ausgeführt werden, da sämtliche Bereiche des Körpers abgedeckt sind und der Zustand der Physis und Psyche des Gefesselten auch aus dem nonverbalen Verhalten gedeutet werden muss.

Literatur

  • Tom Schmitt: Bondage. Ausstieg aus der Selbstkontrolle. Ein Handbuch. MännerschwarmSkript-Verlag, 2002, ISBN 3-935596-07-3
  • Jay Wiseman: SM 101: A Realistic Introduction. Greenery Press (CA) 1998, ISBN 0-9639763-8-9, Seite 167
  • Mass Sadist: B.D.S.M. 4 Dummies, Lulu.com, 2006, ISBN 1-4303-0975-X, Seiten 65–66