Ludwig XIV.

König von Frankreich und Navarra (1643–1715)
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Ludwig XIV., König von Frankreich und Navarra, (französisch Louis XIV., Louis le Grand;* 5. September 1638 in Saint-Germain-en-Laye, † 1. September 1715 in Versailles) war seit 1643 König von Frankreich, genannt der "Sonnenkönig" (französisch Roi Soleil).

Louis XIV. (Porträt von H. Rigaud)

Leben

Ludwig XIV. war der älteste der Söhne Ludwigs XIII. von Frankreich. Seine Geburt in Saint-Germain-en-Laye erschien als ein Wunder, denn 23 Jahre lang war die Ehe seiner Eltern Ludwig XIII. und Anna von Österreich ohne Nachkommen geblieben. Sein Bruder, Herzog Philipp I. von Orléans, wurde 1640 geboren.

 
Louis XIV. 1661

Schon als Vierjähriger (14. Mai 1643) wurde Ludwig als König inthronisiert, lebte aber bis zu seiner Krönung 1654 unter der Regentschaft seiner Mutter Anna von Österreich. Die tatsächliche Macht wurde in dieser Zeit von Kardinal Mazarin ausgeübt. Mit seiner Großjährigkeit wurde er von diesem zielgerichtet auf das Amt des Königs vorbereitet. Schritt für Schritt wurde der junge König an der Macht beteiligt und teilte sich schließlich die Verantwortung mit seinem Premierminister. Aufgrund der Unerfahrenheit des Königs muss man aber Mazarin noch die aktivere Rolle zuerkennen; dennoch lag das letzte Wort beim Monarchen. Die Regierung Ludwigs XIV. gilt als exemplarisch für den Absolutismus.

Durch die außenpolitischen Erfolge der Minister-Kardinäle Richelieu und Mazarin politisch gestärkt, entfaltete Ludwig das absolutistische Königtum barocker Prägung in Frankreich mit einem Hofleben, das ganz auf die Person des Herrschers zugeschnitten war. Mit dem Westfälischen Frieden 1648 und dem Pyrenäenfrieden mit Spanien 1659 war Frankreich die politische und militärische Vormacht in Europa, welche der König durch Kriege und Diplomatie auszubauen suchte. Als König führte Ludwig nicht nur Kriege, feierte nicht nur rauschende Feste in Versailles, sondern förderte auch die Künste und Wissenschaften, die für ihn jedoch zugleich auch politisches Machtinstrument waren. Unterstützt von Ministern wie Colbert, Le Tellier, Louvois, De Lionne und der Marquise De Pomponne konzentrierte er den staatlichen Machtapparat in seinem Sinne und erweiterte die militärischen, institutionellen und materiellen Machtgrundlagen der französischen Monarchie. Negativ auf seine Herrschaft wirkten sich die Auseinandersetzungen mit dem Papsttum, die Hugenotten-Verfolgung und der Spanische Erbfolgekrieg aus. Letzter führte durch die Härte der Kämpfe 1713 fast zu einem Staatsbankrott, welcher nur durch eine Finanzreform und massiven Einsparungen abgewendet wurde. Die Erholung der Staatsfinanzen wurde 1725 unter seinem Nachfolger abgeschlossen.

Mit 72 Jahren Regentschaft ist er nicht nur der am längsten regierende Herrscher der Neuzeit, sondern auch der europäischen Geschichtsschreibung.

 
Louis XIV. 1667

1660 heiratete Ludwig XIV. Maria von Spanien. Nach ihrem Tod 1683 heiratete er (morganatisch) die Françoise d'Aubigné, Madame de Maintenon. Ludwig überlebte seinen Sohn und seinen ältesten Enkel und starb am 1. September 1715. Sein Urenkel folgte ihm als Ludwig XV. auf den Thron.

Er wurde beigesetzt in der von ihm geschaffenen "Krypta der Bourbonen" in der Basilika St.Denis, der altehrwürdigen Grablege des französischen Königshauses. 1793 wurde sein sehr gut erhaltener Körper mit den anderen Königen "profaniert" und in eine Grube geworfen. 1816 die Gebeine von Ludwig XVIII. exhumiert und wieder beigesetzt.

Das einbalsamierte Herz von Ludwig XIV. wurde nach seinem Tode in die Jesuitenkirche in der rue St.Antoine in Paris gebracht, um neben dem Herz seines Vaters zu ruhen. In der Restaurationszeit kamen alle Herzen von angehörigen des Königshauses nach St.Denis, so auch jenes von Ludwig XIV., wo man es bis heute in der Krypta besichtigen kann.

Herrschaft

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Der König 1672 vor Maastricht

Während Ludwigs Jugend wurde Frankreich von einem Aufstand, der so genannten Fronde (1648 - 1653) erschüttert, der sich an der Politik des Kardinals Mazarin entzündet hatte. Wahrscheinlich wurde Ludwig durch dieses Ereignis stark beeinflusst, und er war bestrebt, es nie wieder zu einer solchen Rebellion kommen zu lassen.

Ludwig XIV. und sein Berater Jean-Baptiste Colbert waren vom Merkantilismus überzeugt und sie vermehrten dieser Lehre folgend die französischen Edelmetall-Reserven. In dieser Periode führte Frankreich vier große Kriege: Den Devolutionskrieg (1667 - 1668), den Holländischen Krieg (1672 - 1678), den Krieg gegen die Augsburger Liga (1688 - 1697) und den Spanischen Erbfolgekrieg (1702 - 1713) – letzterer endete in einer Staatsverschuldung.

Bedeutende Ereignisse der Regentschaft:

  • 1657 gewinnt Mazarin England als Bundesgenossen gegen Spanien.
  • 1661 stirbt Kardinal Mazarin. Ludwig erklärt, er werde in Zukunft ohne Premierminister regieren. Der Oberintendant der Finanzen Fouquet wird verhaftet. Im Londoner Kutschenstreit muss Spanien den Franzosen fortan den Vorrang einräumen.
  • 1662 Defensivallianz zwischen Frankreich und Holland. Ludwig kauft das flämische Dünkirchen vom englischen König.
  • 1664 findet das „Fest der verzauberten Insel“ (Plasirs de l’Île enchantée) statt.
  • 1667 beginnt Frankreich mit der Invasion der Spanischen Niederlande.
  • 1668 Frieden von Aachen zwischen Frankreich und Spanien. In Versailles: Festlichkeit" Grand divertissement royal".
  • 1670 wird durch den Vertrag von Dover ein Bündnis zwischen Frankreich und England geschlossen, mit dem Ziel Holland anzugreifen. Annexion Lothringens durch Frankreich.
  • 1672 Invasion Hollands durch frz. Truppen.
  • 1673 wird das indische Tschandarnagar frz. Kolonie
  • 1674 erwarb die französische Regierung die Insel Martinique von einem privaten Unternehmen, das die Insel 1635 gekauft hatte. In Südindien wird die frz. Kolonie Pondichéry gegründet. Frankreich annektiert die Franche-Comté. Das „Fest von Versailles“ wird als Siegesfeier begangen.
  • 1678 Frieden von Nimwegen
  • 1680 Einquartierungen von Dragonern bei Hugenotten zum Zweck der Bekehrung. Paris verleiht Ludwig den Titel „der Große“.
  • 1681 Frankreich annektiert Straßburg.
  • 1682 La Salle gründet am unteren Missisippi eine neue frz. Kolonie und nannte sie zu Ehren des Königs Louisiana.
  • 1684 erließ Ludwig XIV. den "Code Noir", durch den die Sklaverei in den französischen Kolonien in vollem Umfang eingeführt wurde. Frankreich annektiert Luxemburg und die Pfalz. Waffenstillstand von Regensburg.
  • 1685 Aufhebung des Ediktes von Nantes.
  • 1688 Frankreich besetzt erneut die Pfalz, was zum Krieg gegen die Augsburger Liga führt.
  • 1697 Frieden von Rijswijk. Frankreich gibt seine Ansprüche auf die Pfalz auf. Die Reunionen werden bestätigt.
  • 1700 stirbt der letzte Habsburger auf dem spanischen Thron. Der zweite Enkel Ludwig XIV. Philippe d’Anjou besteigt als Philipp V. den spanischen Thron.
  • 1701 Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs.
  • 1713 Friedensvertrag von Utrecht zwischen Frankreich und England.
  • 1714 Frieden von Rastatt zwischen Frankreich und dem Kaiser. Frieden von Baden zwischen Frankreich und dem Reich. Philipp bleibt König von Spanien., womit die habsburgische Umklammerung Frankreichs endgültig zerschlagen ist.

Als Ludwig XIV. starb, hatte er das französische Territorium wie keiner seiner Vorgänger vergrößert, und Frankreich war der mächtigste Staat Europas und auch sein kulturelles Zentrum. Französisch diente im 17. und 18. Jahrhundert als Sprache des guten Geschmacks, ähnlich wie Englisch später zur globalen Wirtschaftssprache wurde. Im 18. Jahrhundert übernahm zum Beispiel der russische Adel französische Sitten und sprach eher Französisch als Russisch. Das französische Volk war nach den Holländern das wohlhabendste Europas geworden, die Wirtschaft gedieh und wuchs, auch wenn die Steuern vergleichsweise hoch waren. Die Führungsrolle Frankreichs war unangefochten.

„Mit seinem Tod verlor Frankreich einen seiner, größten, fähigsten und bedeutendsten Herrscher, dessen Regierung die französische Monarchie nach innen und außen nachhaltig geprägt und dessen Leistung weit über die französischen Grenzen hinaus vielfältige Nachahmung gefunden hat.“ (Klaus Malettke, S. 156; siehe Literatur)

Persönlichkeit

 
Die königliche Familie 1670

Ludwig XIV. war für seinen Charme und seine Freundlichkeit bekannt. Er brachte jedem die Höflichkeit entgegen die ihm gebührte. Selbst vor Mägden zog er den Hut. Seine wichtigsten Eigenschaften waren jedoch eine unerschütterliche Menschenkenntnis und ein scharfer Verstand. Mit deren Hilfe legte er einen solchen Arbeitseifer an den Tag, dass er die meisten Herrscher der Geschichte darin weit übertraf. Das Regieren fiel ihm leicht, denn er hatte eine geradezu professionelle Einstellung zu seiner Arbeit. In Sitzungen ermüdete er niemals und hörte jedem aufmerksam zu, der das Wort an ihn richtete. Ludwig XIV. schätzte hohe Bildung und seine Kenntnisse in Politik und Geschichte waren gefürchtet. Auch zeichnete ihn enorme Willenskraft aus; so begegnete er Schmerzen und Situationen der Todesgefahr mit völliger Gelassenheit und Selbstbeherrschung. Dennoch war er auch im hohen Maße von Egozentrik beherrscht, einem hohem Selbstwertgefühl. Er wurde von einem starken Drang nach Ruhm und Reputation geleitet, aber auch vom Gefühl der Pflichterfüllung gegenüber dem Staat und seinen Untertanen.

Als Kavalier war Ludwig XIV. vorbildlich. Seine Anziehungskraft auf schöne, kluge Frauen ist bis heute legendär. Frauen spielten in seinem Leben eine großen Rolle, besonders als Mätressen. Familie war ihm wichtig, besonders seinen Kindern schenkte er hohe Aufmerksamkeit. Als Vater und Großvater war er fürsorglich und liebevoll. Seine unehelichen Kinder legitimierte er ausnahmslos, erhob sie in den Prinzenrang und verheiratete sie mit Prinzen von Geblüt.

Der König schätzte Vergnügungen, tanzte gern, war ein ausgezeichneter Reiter, liebte die Jagd, das Schauspiel und besonders die Musik. Mit zahlreichen Künstlern unterhielt er freundschaftliche Beziehungen. Man sagt ihm nach, er hätte von den Bourbonen die Lebensfreude, von den Medici die Kunstliebe und von den spanischen Habsburgern die majestätische Würde geerbt.

Wirtschaft

 
Louis XIV. bei der Einnahme von Besancon

Als Ludwig XIV. 1661 die Herrschaft antrat, war Frankreichs Staatshaushalt durch den letzten Krieg mit Spanien stark angespannt. Ludwig förderte enorm den Geldkreislauf, indem er große Summen für seine Kriege, für das Hofleben, Kunst und Kultur ausgab. Große Geldmengen verschwanden durch Korruption in der französischen Bürokratie. Ludwig selbst schreibt: „Als Mazarin starb, da herrschte viel Unordnung in der Verwaltung meines Königreiches.“ Ludwig XIV. setzte sich zum Ziel, dieses Chaos auszurotten und klare Ordnung in den staatlichen Strukturen Frankreichs herzustellen. Als erstes ließ er 1661 seinen Finanzminister (Oberintendanten der Finanzen) Fouquet verhaften, weil sich dieser an den Einnahmen des Staates bereichert hatte, um das luxuriöse Schloß Vaux-le-Vicomte erbauen zu können. Ein deutliches Zeichen für dessen Nachahmer.

Ludwig XIV. ernannte den genialen Colbert zu seinem neuen „Generalkontrolleur der Finanzen“. Das Amt des Finanzministers wurde abgeschafft und durch einen Finanzrat ersetzt, dem der König und Colbert vorstanden. Etwas unerhörtes, denn ein König hatte sich eigentlich nicht um etwas so unschickliches wie Geld zu kümmern. Indem Colbert die Korruption bekämpfte und die Bürokratie neu organisierte, konnte er die Steuereinnahmen mehr als verdoppeln, ohne neue Steuern erheben zu müssen. So war es Ludwig möglich bereits am Anfang seiner persönliche Regierung eine Steuersenkung zu erlassen und so einen schnelleren Wachstum der französischen Wirtschaft zu erreichen. Die Wirtschaft wurde durch die Einrichtung von Handelskompanien und Manufakturen gefördert. Besonders die französische Luxusindustrie wurde bald führend in Europa und darüber hinaus. Mit Waren wie Gobelinteppichen, Spiegeln, Spitzen, Goldschmiedearbeiten und Möbeln, die in ganz Europa begehrt waren, erzielte die Krone Spitzenprofite. Nach Innen wurde Nordfrankreich einer Zollunion unterworfen, um so innerfranzösische Handelshemmnisse abzubauen. Colberts Versuche, eine einheitliche Zollbarriere für das ganze Königreiche zu erwirken, scheiterten jedoch an lokalen Handelsprivilegien.

Das französische Steuersystem enthielt Handelssteuern (aides, douanes), Salzsteuer (gabelle) und Landsteuer (taille). Durch veraltete Regelungen aus dem Feudalismus war der Adel und der Klerus von diesen direkten Steuern befreit, die von der Landbevölkerung und der aufstrebenden Mittelklasse (der Bourgeoisie) aufgebracht werden mussten. Vermutlich wurde die Französische Revolution auch vom Ärger über dieses Steuersystem genährt. Allerdings ist unter Ludwig XIV. die Tendenz festzustellen, den Adel und Klerus der direkten Steuer zu unterwerfen. Zur Zahlung der indirekten Steuern waren diese ohnehin verpflichtet. Der König führte die „capitation“ – eine Kopfsteuer – ein, von der die unteren Schichten kaum erfasst wurden, aber von der die beiden hohen Stände in vollem Umfang betroffen waren. Selbst die Prinzen von Geblüt und der Dauphin mussten den höchsten Steuersatz zahlen. Auf diese Weise wurde der Hochadel zum erstenmal, unvermittelt an der Finanzierung des Staates beteiligt.

Beim Tode Ludwig XIV. war Frankreich das reichste Königreich Europas, mit überdurchschnittlichen Staatseinnahmen, welche die Finanzen anderer Staaten bei weitem übertraf. Frankreich verfügte über das zweitgrößte Handelsvolumen und einer deutlich positiven Handelsbilanz; nur die Holländer vermochten höhere Gewinne mit ihren internationalen Handelskompanien zu erzielen. Frankreich war ein strukturell stabiles und ressourcenstarkes Land, dass mit über 20 Millionen Einwohnern, das mit Abstand volksreichste Land Europas war.

Versailles

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Der Empfang des Dogen von Genua in Versailles 1685

Der Bau des Schlosses von Versailles war Teil von Ludwigs Strategie zur Zentralisierung der Macht. Ludwig XIV. vollendete die Bestrebungen der Kardinäle Richelieu und Mazarin und schuf einen zentralisierten, absolutistischen Nationalstaat. Er schwächte den Adel, indem er die Adeligen lieber zu Mitgliedern seines Hofes als zu regionalen Provinzherrschern machte. Zu diesem Zweck baute er Versailles, einen gewaltigen Palast vor den Toren von Paris, den der Hof am 6. Mai 1682 bezog. Die höfische Etikette nötigte die Adeligen dazu, immense Geldsummen für ihre Kleidung auszugeben, und ihre Zeit vor allem auf Bällen, Diners und anderen Festlichkeiten zu verbringen, die die alltägliche Routine des Hoflebens darstellten. Ludwig XIV. soll ein "fotografisches Gedächtnis" gehabt haben, so dass er beim Betreten eines Ballsaales auf einen Blick feststellen konnte, wer anwesend war. Deshalb konnte kein Aristokrat, der auf die Gunst des Königs angewiesen war, seine Abwesenheit riskieren. Anstatt seine regionalen Angelegenheiten zu regeln und seine dortige Macht zu behalten, wetteiferte der Adel nun um solche trivialen Ehren wie die, dem König beim Ankleiden helfen zu dürfen. Dies erlaubte Ludwig, die schwächsten Adeligen in Positionen einzusetzen, die früher von der traditionellen Aristokratie beansprucht wurden, und so ruhte die politische Macht fest in der Hand des Königs.

„Das tägliche Leben Ludwigs XIV. vollzog sich weitestgehend in der Öffentlichkeit inmitten eines großen Hofstaates, der alles in allem rund 20.000 Personen umfasste. Unter die vornehme, adelige Hofgesellschaft mischten sich in den weiträumigen Schlossanlagen Besucher, schaulustige und zumeist eine beträchtliche Zahl von Bittstellern. Im Prinzip stand jedem Untertan das traditionelle Recht zu, dem König Bittgesuche (placets) zu überreichen. Seit 1661 hat Ludwig XIV. jene Praxis reglementiert, zugleich aber auch gefördert. Der Monarch sah darin eine willkommene Möglichkeit, sich mit den unmittelbaren Sorgen und Nöten seiner Untertanen vertraut zu machen. Später wurde in Versailles jeden Montag im Raum der Garde des Königs ein großer Tisch aufgestellt, auf dem die Bittgesuche von ihren Überbringern deponiert wurden. Bis 1683 war der Marquis de Louvois , Staatssekretär für das Kriegswesen und Minister (seit 1672), für die Weiterleitung dieser Gesuche verantwortlich. Sie wurden danach von den zuständigen Staatssekretären bearbeitet und alsbald – mit einem entsprechenden Bericht versehen – dem König vorgelegt, der dann jeden Fall persönlich entschied. ... Am Hof gab es neben großen Festveranstaltungen, Theater- und Musikaufführungen auch vielfältige andere Möglichkeiten der Zerstreuung bis hin zum Glücksspiel und zu Vergnügungen einfachster Art.“ (Klaus Malettke S. 75f; siehe Literatur )

Kunst macht Politik

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Die „Vergnügungen der verzauberten Insel“ in Versailles 1664

Die Herrschaft Ludwig XIV. nennt man zurecht das „Grand Siècle“. Der König hatte die Absicht, die besten Künstler, Architekten, Maler, Poeten, Musiker und Schriftsteller für Frankreich arbeiten zu lassen. Er entfaltete ein noch nie da gewesenes Mäzenatentum mit der Absicht die gesamte Kunstlandschaft Frankreichs zu beeinflussen, zu prägen und zu lenken, um sie im Interesse königlicher Politik zu instrumentalisieren. Die Kunst stand im Dienste der Verherrlichung des Königs und seiner Ziele, ganz nach barocker Manier. Das Ansehen des Königs und des Staates sollte gesteigert werden; dazu wurde Ludwigs Minister Colbert damit beauftragt, Literatur, Kunst und Wissenschaft zu fördern. Dem Minister wurde die Organisation der „Gloire“ des Königs überlassen. Zahlreiche Institutionen wurden auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft gegründet:

  • 1663 die Akademie der Inschriften und die Akademie für Malerei und Skulptur
  • 1666 die Akademie der Wissenschaften
  • 1671 die Akademie der Architektur
  • 1672 die Akademie der Musik

Im Sinne der Selbstdarstellung des Monarchen sind auch die Feste in Versailles zu verstehen. Die Repräsentation des Königs, diente dem Ansehen des Staates in aller Welt. Einige Künstler erklommen im Dienste des Königs ungeahnte Höhen; hier wären besonders Lully auf dem Gebiet der Musik und des Tanzes zu nennen. Aber auch Molière, der für Ludwig XIV. zahllose Bühnenstücke verfasste. Beide Künstler zusammen zeigten sich für die Organisation der königlichen Spektakel verantwortlich. Daneben sind noch so berühmte Namen wie Boileau, La Fontaine und Racine zu nennen.

 
Invalidendom in Paris

Ludwig XIV. war der Bauleidenschaft verfallen. Neben seinen Großprojekten in Versailles, war Paris sein Hauptaugenmerk. Paris erlebte unter der Aufsicht Colberts einen Bauboom wie nie wieder in der Geschichte. Ludwig ließ den Louvre umbauen, die Stadtmauern von Paris schleifen und durch breite Boulevards ersetzten, zahlreiche neue Plätze erbauen, des weiteren Kirchen, Brücken, Parkanlagen, Triumphbögen und neue Stadtviertel. Aber auch so praktische Maßnahmen wie eine durchgehende Straßenpflasterung, die ersten Straßenlaternen und frühe Formen der Kanalisation. Unter diesen Baumaßnahmen ist auch das ‚Hôtel des Invalides’ mit dem Invalidendom zu nennen, wo die Kriegsversehrten kostenlos versorgt wurden. Paris wuchs sprunghaft und war mit 700.000 Einwohner die größte Stadt der Welt, in der schließlich durch Ludwigs Förderung 20% der intellektuellen Elite Europas wohnten. Die französische Hauptstadt wurde zum Vorbild für den ganzen Kontinent.

Das Edikt von Fontainebleau

 
Louis XIV. bei seinem Lieblingsspiel Billard, 1694

Ludwig XIV. ging davon aus, dass er, um absolute Macht zu erlangen, zunächst eine Vereinigung der Religion erreichen müsste. Des weiteren wurde er in dem tiefen Glauben erzogen, dass die Seele eines Protestanten den Qualen der Hölle ausgeliefert sei, weshalb er es als seine Pflicht ansah, die Seelen seiner hugenottischen Untertanen zu retten. Er setzte deshalb die protestantische Bevölkerung unter Druck, vor allem durch das Edikt von Fontainebleau (1685). Dadurch wurde das tolerante Edikt von Nantes (1598) von Heinrich IV. aufgehoben; hugenottische Kirchen wurden zerstört, protestantische Schulen geschlossen. Durch Ludwigs Maßnahmen flohen etwas mehr als 100.000 (von 2 Millionen) Hugenotten ins Ausland, vor allem in die Niederlande, nach Preußen, England und Nordamerika (Diese französischen Flüchtlinge beeinflussten die protestantische Arbeitsethik der Niederlande, wodurch später der bereits erhebliche Reichtum in dieser Region noch gesteigert wurde.) Neuere Forschung hat gezeigt, dass die Zahl der geflohenen bei weitem zu gering war, um einen spürbaren Schaden in der französischen Wirtschaft herbeizuführen. Jedoch erschütterte das Edikt von Fontainebleau Frankreichs Ansehen bei den protestantischen Staaten Europas, auch konvertierte ein harter Kern von 20.000 Hugenotten niemals und entfachte Aufstände in Zentralfrankreich. Die überwiegende Mehrheit gab dem Druck jedoch nach; aber auch wegen der Steuerbegünstigungen und den Sonderrechten für Konvertierte sowie der lebenslangen Befreiung vom Dienst in der Miliz. Für Ludwig XIV., seine Minister und seine Kardinäle bedeutete ein einheitliches und stabiles Frankreich ein katholisches Frankreich.

Einfluss auf die Französische Revolution (1789)

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Louis XIV. und seine Erben im Jahr 1711

Ludwig XIV. wird in Frankreich für seine tatkräftige Steigerung der nationalen Größe verehrt. Seine letzten Kriege belasteten jedoch die Staatsfinanzen sehr und zwangen ihn, zum Ende seiner Herrschaft, die Landbevölkerung kontinuierlich mit hohen Steuern zu belasten. Nach dem französischen Historiker Alexis de Tocqueville führte Ludwigs Schwächung der Aristokratie zusammen mit der Unzufriedenheit des Bürgertums, das sich zwar artikulieren konnte, aber keinen Zugang zur politischen Macht hatte, zu den politischen, sozialen und ökonomischen Unsicherheiten, die eine von vielen Grundlagen der Französischen Revolution bildeten.

Ludwig XIV. zugeschriebene Zitate

  • entgegen einer weitverbreiteten Legende hat Ludwig XIV. nie gesagt "Der Staat bin ich!" - "L' état, c'est moi!". Er soll im Gegenteil auf seinem Totenbett gesagt haben: "Ich gehe fort, doch der Staat bleibt zurück." - "Je m'en vais, mais l'Etat demeurera toujours."
  • "Bis zu diesem Augenblick durfte ich die Regierung dem verstorbenen Kardinal anvertrauen ... Es ist nun Zeit, dass ich herrsche ... Ihr werdet mich unterstützen ... Besiegelt keine Anordnungen außer auf meinen Befehl ... Gebt mir persönlichen Bericht ..."
  • "Ich habe nicht die Absicht, meine Autorität zu teilen."
  • "Es gibt keine Pyrenäen mehr." - "Il n'y a plus de Pyrénées." (als sein Enkel Philipp V. König von Spanien wurde)
  • "Man muss hart arbeiten, um zu regieren."
  • "Den Interessen des Staates gebührt der Vorrang."
  • "Ich musste fast warten." - "J'ai failli attendre." (als eine Kutsche es gerade noch rechtzeitig schaffte, ihn unverzüglich abzuholen)
  • "Lassen Sie sich niemals von anderen beherrschen, ganz besonders nicht von einer Frau."
  • "Unsere Untertanen, mein Sohn, sind unser wahrer Reichtum."
  • "Pünklichkeit ist die Höflichkeit der Könige."
  • "So mancher Untertan gäbe wohl einen schlechten Herrscher ab: Dem Ranghöheren zu gehorchen ist um ein Vielfaches leichter, als sich selbst in der Gewalt zu haben, und wenn uns erlaubt ist zu tun, was immer wir wollen, dann ist es nicht einfach, stets nur das zu wollen, was richtig ist."
  • "Ich zweifle nicht daran, dass die großen und folgenreichen Unternehmungen, an denen ich in Frankreich selbst und in den Beziehungen zu anderen Staaten Anteil gehabt habe, später einmal seitens der Historiker, je nach ihrer Denkart und ihrer Neigung, eine ganz verschiedene Beurteilung finden werden."
  • "Ich ermahne dich, deine Pflichten vor Gott nicht zu vergessen ... Versuche, den Frieden zu bewahren ... Ich habe den Krieg zu sehr geliebt ... Folge mir nicht darin, oder in der Verschwendung ... Lass dich in allem beraten ... Erleichtere die Lasten deiner Untertanen so bald wie möglich ... Tu das was ich, zu meinem Unglück, nicht getan habe ..." (auf seinem Totenbett zu Ludwig XV.)
  • „Meine Herren, warum weinen Sie, dachten Sie denn ich sei unsterblich? Ich für meine Person habe das nie geglaubt!“ (auf seinem Totenbett zu seinen Höflingen.)

Zitate über Ludwig XIV.

Wikiquote: Ludwig XIV. – Zitate
  • "Er beschäftigte sich unablässig mit den kleinsten Details ... instruierte sogar seine Köche wie Anfänger ... Er liebte Ordnung und Regelmäßigkeit ... Er wurde mit der äußersten Exaktheit bedient ... Seine Eitelkeit war grenzenlos ..." - Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon.
  • „Er hat Mängel und Gebrechen gehabt, er hat Fehler begangen – aber würden die, die ihn verurteilen, ihn erreicht haben, wenn sie an seiner Stelle gewesen wären? ... Man wird seinen Namen nicht ohne Ehrfurcht aussprechen können.“ Voltaire
  • „Die Monarchie Ludwigs XIV. hielt sich im Einklang mit dem Verlangen, das die Menschen jener Zeit darnach hatten, sich behütet, gefördert und an den Platz gestellt zu sehen, der ihnen zukam. So gab sie den Besten von ihnen Gelegenheit, ihr Bestes für Frankreich zu leisten. Gerade durch diese Verbindung war Ludwig XIV. wahrhaft König. Sie befähigte ihn zu dem einzigartigen Schicksal, die Kräfte seiner Zeit in sich zu verkörpern.“ Pierre Gaxotte

Werke

  • Mémoires pour l’instruction du Dauphin: Die politischen Memoiren Ludwig XIV. Eigentlich geschaffen um den Kronprinzen in die Geheimnisse der Politik einzuführen, indem der König Rechenschaft über seine ersten Regierungsjahre ablegt. Ab 1670 geschrieben, umfassen die Memoiren die Jahre 1661, 1662, 1666, 1667 und 1668, sowie die ‚Betrachtungen über den Herrscherberuf’ von 1679 und die politischen Ratschläge an seinen Enkel Philipp V. von Spanien aus dem Jahr 1700. Sie stellen nicht nur einen Tatenbericht dar, sondern geben auch einen lebendigen Eindruck von der Weltanschauung und dem Realismus des Monarchen. Am Ende seiner Herrschaft wollte Ludwig XIV. die geheimen Manuskripte im Kamin vernichten, nur das beherzte Eingreifen des Herzogs de Noailles und sein Talent ihm diese „abzuschwatzen“ retteten sie. 1749 übergab der Herzog die Manuskripte der königlichen Bibliothek.
  • Manière de montrer les jardins de Versailles: Die Art und Weise die Gärten von Versailles zu besichtigen. Dieser Führer stellt einen sehr intimen Einblick in das Wesen des Königs dar. Die königlichen Gärten hatten eine politische Funktion zu erfüllen, ihre Aussage als Instrument des Staates war eindeutig. Ludwig XIV. liebte seine Gärten sehr, weshalb er eigenhändig diese Anweisungen verfasste, mit deren Hilfe es möglich war die Gärten in ihrer logischen Abfolge zu begehen und so den Kunstgenuss auf das höchste zu steigern. Es sind vier Versionen bekannt.

Kinder

 
Louis XIV. 1675

Kinder mit Maria von Spanien:

Uneheliche Kinder:

Vier Kinder mit Louise de La Vallière:

Sechs Kinder mit Madame de Montespan:

Ein Kind mit Marie-Angélique de Fontanges:

  • 1 Sohn (*u.+ 1680)


siehe auch: Mann mit der eisernen Maske

Literatur

  • Olivier Bernier: Ludwig XIV : die Biographie. Düsseldorf: Albatross, 2003
  • Francois Bluche: Louis XIV. Paris: Fayard, 1993
  • Burke, Peter: Ludwig XIV. Die Inszenierung des Sonnenkönig, Frankfurt am Main 1996
  • Cornette, Joel: Chronique du Règne de Louis XIV., Paris 1997
  • Erlanger, Philippe: Ludwig XIV. Das Leben eines Sonnenkönigs, Frankfurt am Main 1996
  • Gaxotte, Pierre: Ludwig XIV. Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951
  • Geoffrey R. Treasure: Louis XIV. Harlow: Longman, 2001
  • Goubert, Pierre: Ludwig XIV. und zwanzig Millionen Franzosen, Berlin 1973
  • Hatton, Ragnhild: Europe in the Age of Louis XIV., London 1996
  • Lewis, W.H.: Ludwig XIV. Der Sonnenkönig, Tübingen 1989
  • Lossky, Andrew: Louis XIV. and the French Monarchy, London 1992
  • Lynn, John A.: The Wars of Louis XIV. 1667 – 1714, London 1999
  • Mager, Wolfgang: Frankreich vom Ancien Régime zur Moderne 1630 – 1830, Stuttgart 1980
  • Malettke, Klaus: Ludwig XIV. von Frankreich, Leben, Politik und Leistung, Göttingen 1998
  • Schwesig, Bernd-Rüdiger: Ludwig XIV. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg 1998
  • Voltaire: Le siècle de Louis XIV. Paris: Union, 1962 <Repr. d. Ausg. Berlin, 1751>
 
Unterschrift Louis XIV.
Vorgänger:

Ludwig XIII.

Liste der Herrscher Frankreichs Nachfolger:

Ludwig XV.