Islam

monotheistische Religion
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Der Islam (arabisch: إسلام islām Hingabe (an Gott), Ergebung in Gottes Willen; الإسلام al-islām/der Islam) ist mit ca. 1,2 Milliarden Menschen nach dem Christentum die zweitgrößte Religion der Welt. Seine Anhänger bezeichnen sich als Muslime oder (deutlich seltener) als Mohammedaner, wobei letzteres zunehmend auf Ablehnung stößt. Manche Muslime stellen, gerade in jüngerer Zeit, auch einen volksetymologischen Bezug von Islam zu Salam (سلام «Friede», lexikalisch unter der selben Wurzel سلم eingeordnet) her und leiten daraus die kausative Bedeutung «Frieden schaffen» oder «Frieden stiften» ab.

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Staaten mit einem islamischen Bevölkerungsanteil von mehr als 10%. Schiitische Gebiete sind hellgrün, sunnitische dunkelgrün eingefärbt.

Der Islam ist eine monotheistische Religion, die auf den Koran gründet, den Muslime für das unverfälschte Wort Gottes halten. Zweites konstituierendes Element ist die Tradition (Sunna) Mohammeds. Anhänger des Islam lehnen nicht nur die Verehrung mehrerer Götter ab (Polytheismus), sondern sehen auch in der christlichen Anschauung, dass Jesus von Nazareth der Sohn Gottes sei, einen Verstoß gegen die reine Lehre, da Gott «nicht gezeugt hat und nicht gezeugt wurde» (Koran 112,3).

Die Entstehung des Islam

Der Religionsstifter Mohammed (arabisch محمد: der Vielgelobte) wurde um 570 als Sohn eines Händlers in Mekka im heutigen Saudi-Arabien geboren. Nach der Überlieferung soll ihm 610 der Erzengel Gabriel erschienen sein, und ihm die ersten Verse (Ayāt) des Korans übermittelt haben. Im Verlauf der folgenden 21 bis 22 Jahre soll ihm dann Vers für Vers davon offenbart worden sein. Muslime sehen den Islam als Fortsetzung der göttlichen Offenbarungen des Judentums und des Christentums an, da auch diesen Religionen letztlich die Grundlehre des Islam – der Glaube an den einen Gott – offenbart wurde. Außerdem werden im Islam auch alle vorher von Gott gesandten Propheten, die in der Bibel genannt werden, akzeptiert. Auch einige Personen, die im Juden- bzw. Christentum nicht als Propheten gesehen werden, verehrt der Islam als solche, zum Beispiel Adam.

Grundlagen des Islam

Die fünf Säulen

Die Grundsätze des Islam, die fünf Säulen, die zu erfüllen jeder Muslim verpflichtet ist, sind:

  • Das Glaubensbekenntnis Schahada (الشهادة): «Ich bekenne, dass es keinen Gott außer Gott gibt und Muhammad ist sein Prophet» (اشهد ان لا اله الا الله و محمد رسول الله). Die Schiiten fügen in der Regel noch den Satz: «und Ali ist der Freund Gottes» (وعلى ولى الله) hinzu. Im Sufismus (islamische Mystik) wird der erste Teil der Schahada auch mit «Ich bekenne, daß es nichts außer Gott gibt» bzw. «Es gibt nichts. Es gibt nur den Einen (die Einheit)» interpretiert. Wer sich einmal zum Islam bekannt hat, ist nach islamischem Recht bis zu seinem Tode Muslim, weshalb in islamischen Ländern auf die Durchsetzung dieses Rechtsgrundsatzes geachtet wird und "Abtrünnige" oft verfolgt werden.
  • Das Gebet Salat (الصلاة) ist eine Pflicht. Zu festgelegten Zeiten – zu denen der Muezzin ruft – werden Gebete gesprochen: In der Morgendämmerung, mittags, nachmittags, abends und bei Einbruch der Nacht. Zuvor erfolgt die rituelle Reinigung mit reinem Wasser. Sollte Wasser nicht in ausreichender Menge zu Verfügung stehen oder als Trinkreserve benötigt werden, wird Sand oder Staub verwendet. Das Zusammenlegen oder Nachholen von Gebeten ist unter bestimmten Bedingungen gestattet, z.B. auf Reisen. Am Freitag sollte das Mittagsgebet (Freitagsgebet) in der (Haupt)-Moschee stattfinden, dann wird auch gepredigt. Viele Muslime beten aber auch sonst wenn möglich in der Moschee.
  • Die Almosensteuer Zakat (الزكاة). Die Erträge werden für Bedürftige und Kranke verwendet oder zum Aufbau religiöser Schulen. Die Höhe variiert je nach Einkunftsart (Handel, Viehzucht, Anbau) zwischen 2,5-10% ebenso wie die Besteuerungsgrundlage (Einkommen oder Gesamtvermögen). Zakat stellt eine der drei nach islamischem Recht erlaubten Steuerformen dar; die anderen beiden sind die Grundsteuer (Charadsch) und die Kopfsteuer (Djizya), die von Nichtmuslimen in islamischen Gesellschaften als Gegenleistung für ihre Duldung (siehe: Dhimmi) verlangt werden kann.
  • Das Fasten Saum (الصوم). Im Ramadan wird von Beginn der Morgendämmerung, wenn man einen «weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden» kann (Koran 2:187), bis vollendetem Sonnenuntergang gefastet, nichts gegessen, nichts getrunken, nicht geraucht, kein ehelicher Verkehr und manche andere Enthaltsamkeit im Verhalten geübt. Gefastet wird, um dem Befehl Gottes zum Fasten während des Tages zu genügen, und nicht aus gesundheitlichen Gründen. Insofern ist das oft praktizierte ausgiebige Fastenbrechen bei Nacht zwar nicht unbedingt ideal, jedoch auch nicht konträr der religiosen Pflicht.
  • Die Pilgerfahrt Haddsch (الحج). Einmal in seinem Leben soll der Muslim die Pilgerfahrt nach Mekka antreten, die im letzten Mondmonat stattfindet, sobald er dazu in der Lage ist – denn dann wird es zur Pflicht. Zu den auszuführenden Riten gehört unter anderem das Umkreisen der Kaaba, das Verweilen auf dem Hügel Arafat, der Lauf zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa und die rituelle Steinigung des Satans.

Glaubensgrundsätze

Nach muslimischem Verständnis sandte Allah den Koran durch den Erzengel Gabriel als «göttliches Zeichen» an Mohammed, zur Verkündigung an die Menschen. Die «göttlichen Zeichen» seien für jeden Menschen erkennbar, sofern er «vernünftig» überlege. Um den Koran zu verstehen, müsse der Mensch sich von seinen «schlechten Eigenschaften» und seinen «falschen Ideen» befreien, damit sein Geist sich durchsetze. Dies erreiche man durch ständige Selbstüberwindung und den Kampf gegen die Ungerechtigkeit in der Welt. Die Menschen sollten «Stellvertreter Allahs auf Erden» sein, indem sie verantwortlich handelten und für Gerechtigkeit einträten.

Der Islam ist eine ausgeprägt monotheistische Religion. Die christliche Vorstellung der Dreifaltigkeit wird ausdrücklich als im Ansatz polytheistisch abgelehnt, ebenso jede Personifizierung oder gar bildliche Darstellung Gottes. Gott wird durch seine 99 wundervollen Namen beschrieben, die nur ihm alleine zustehen. Die Menschen können über Gott nur wissen, was er ihnen selbst in seiner Gnade offenbart hat, da es die menschliche Vorstellungskraft weit überschreitet, sich direkt ein Bild von Gott zu machen. Anders als Jesus im Christentum ist Muhammad ein normaler Mensch, der jedoch von Gott als ein Prophet auserwählt wurde, um den Menschen die Wahrheit zu verkünden. Schon vor ihm hatten eine Vielzahl anderer Propheten der Menschheit die göttliche Botschaft überbracht, jedoch sei diese immer wieder verfälscht worden, so dass der Koran die einzige wirklich verlässliche Quelle sei. Unter diesen Propheten finden sich sämtliche Propheten, die in der Bibel genannt werden, einschließlich Jesus (arabisch Isa). Außer ihm werden beispielsweise auch Abraham (Ibrahim), Moses (Musa) und Josef (Yusuf) im Koran erwähnt.

Der Mensch ist im Islam nicht an die Vermittlung durch eine Institution wie die Kirche gebunden, sondern jedes Individuum kann sich durch seine guten Taten und seine "Gottesfurcht" direkt einen Platz im Himmel verdienen – allerdings nur für sich selbst, nicht für andere. Somit wird die Eigenverantwortung jedes Einzelnen betont. Im Volksislam wird dieses Prinzip durch die Heiligenverehrung etwas aufgeweicht.

Neben der Eigenverantwortung steht die Verantwortung für andere: Jeder Muslim ist verpflichtet, zu «gebieten, was recht ist» und zu «verbieten, was verwerflich ist» (amr bi-l-ma'rūf wa nahy ani l-munkar امر بالمعروف ونهي عن المنكر) (mehrfach im Koran, z.B. in Sure 7, Vers 157). Dieser Grundsatz hat, durch den resultierenden Gruppendruck gegen «verwerfliches» Verhalten, in der islamischen Geschichte zum einen die Gemeinschaft gestärkt, aber auch dafür gesorgt, dass der berühmte Vers «Es gibt keinen Zwang im Glauben» in der Praxis nie wirklich relevant wurde. Siehe hierzu auch Hisba.

Der arabische Begriff ad-Dîn ist weiter gefasst als das westliche Konzept einer Religion. Einerseits ist die Verdammung "sündhaften" Verhaltens weniger absolut als etwa in manchen Kirchen - wer ehrliche Reue zeigt, kann immer zu Gott zurückfinden. Andererseits strebt der Islam auch auf Erden einen "Idealzustand" an. Dabei sollte man vielleicht eher von einem Zustand sprechen, der unter Berücksichtigung der Mängel und Unvollständigkeiten der Menschen möglichst nahe an den Idealzustand herankommt. Nach der Überlieferung war die frühislamische Gesellschaft ein solcher "Idealzustand". Der wesentliche Unterschied zwischen "Fundamentalisten" und "gemäßigten Muslimen" besteht darin, dass erstere den damaligen Zustand als für alle Zeiten vorbildhaft betrachten. Gemäßigte Muslime glauben zwar auch, dass es die unter den damaligen Umständen in einer Gesellschaft von Wüstenomaden bestmögliche Annäherung war, betonen aber, dass die zugrundeliegenden Ziele unter geänderten Bedingungen auch auf veränderte Weise angestrebt werden sollen.

Richtungen

Sunniten

Der Islam ist in mehrere Richtungen gespalten. Die Sunniten bilden mit etwa 90% die zahlenmäßig größte Gruppierung. Sie unterteilen sich wiederum in die sunnitischen Rechtsschulen der Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten.

Schiiten

Die Schiiten sind die zweite große Richtung. Deren Hauptrichtung sind die so genannten Imamiten oder Zwölferschia, die vor allem im Iran, Irak, Bahrain und dem Libanon weit verbreitet sind. Weiter gibt es die Anhänger der Siebenerschia (Ismailiten), die vorwiegend auf dem indischen Subkontinent (Mumbai, Karatschi und Nordpakistan) sowie in Afghanistan und Tadschikistan leben. Die Zaiditen oder Fünferschia finden sich heute nur noch im Jemen. Daneben existieren einige andere kleine Gruppen, die zuweilen den Koran sehr unkonventionell auslegen oder gar Ali Ibn Abi Talib vergöttlichen.

Die Lehren der Sunniten bildeten sich gegen Ende des 9. Jahrhunderts heraus, während ihre Theologie als einheitliches System im 10. Jahrhundert entwickelt wurde.

Charidschiten

Die Charidschiten sind heute die kleinste Richtung des Islams, bekannt unter dem Namen Ibaditen. Sie leben vor allem in Südalgerien, auf der tunesischen Insel Djerba und in Oman.

Wahabiten

Der Wahhabismus ist eine äußerst strenge Auslegung der hanbalitischen Rechtsschule der Sunniten. Der Wahhabismus ist die Staatsreligion in Saudi Arabien, welches die Verbreitung dieser Strömung in anderen Ländern heute finanziell fördert.

Sufismus

Alle Religionen haben einen inneren (esoterischen) Aspekt und einen äußeren (exoterischen). Die mystische innere Dimension des Islam ist der Sufismus (auf Arabisch Tasawwuf تصوف). Der innere Aspekt wird auch Tariqa, der äußere Schari'a genannt. Nach Auffassung der Sufis gehören diese beiden Aspekte untrennbar zusammen, als Beispiel dient das Symbol einer Öllampe: Die Flamme der Lampe steht für Tariqa, also für die Essenz der Religion, die ohne das schützende Glas beim ersten Windhauch erlöschen würde. Das Glas, also die Hülle, steht für Schari'a, aber ohne eine Flamme hätte das Glas alleine als Lampe keinen Sinn.

Aus orthodoxer Sicht werden die Sufis oft als Ketzer bezeichnet und deswegen abgelehnt.

Siehe auch:

weitere Gruppen

Weitere Gruppen sind die Aleviten und die Ahmadiyya. Aus dem schiitischen Islam haben sich auch die eigenständigen Religionen der Drusen, des Babismus und die Religion der Baha'i entwickelt.,

Geschichte

Die politische Geschichte des Islam und des Kalifats wird in eigenen Artikeln behandelt. Eine Herrscherliste bietet die Liste der Kalifen.

Gegenwart

 
Zwei Frauen in der Moschee von Selangor in Shah Alam, Malaysia

Heute ist der Islam in vielen Ländern des Nahen Ostens, Nordafrikas, Zentral- und Südostasiens verbreitet. Hauptverbreitungsgebiet ist dabei der Trockengürtel, der sich von der Sahara im Westen über den Nahen Osten und den Kaukasus bis nach Zentralasien im Osten zieht. Muslimisch geprägte Länder in Europa sind Bosnien und Herzegowina, die Türkei und Albanien. Viele weitere Länder haben muslimische Minderheiten.

Der «Organisation der Islamischen Konferenz» gehören derzeit 57 Mitgliedsländer an: Afghanistan, Ägypten, Albanien, Algerien, Aserbaidschan, Bahrain, Bangladesch, Benin, Brunei, Burkina Faso, Côte d'Ivoire, Dschibuti, Gabun, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Guyana, Indonesien, Irak, Iran, Jemen, Jordanien, Kamerun, Kasachstan, Katar, Kirgisistan, Komoren, Kuwait, Libanon, Libyen, Malaysia, Malediven, Mali, Mauretanien, Marokko, Mosambik, Niger, Nigeria, Oman, Pakistan, Palästina, Saudi Arabien, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Suriname, Syrien, Tadschikistan, Togo, Tschad, Tunesien, Türkei, Turkmenistan, Uganda, Usbekistan und Vereinigte Arabische Emirate.

Seit der Kairiner Deklaration 1990 soll die Scharia wieder Basis der Gesetzgebung in allen islamischen Ländern sein. Die praktische Umsetzung ist jedoch sehr unterschiedlich und reicht von «praktisch nicht erkennbar», wie in der Türkei, über die Umsetzung nur im zivilrechtlichen Bereich (Tunesien) bis zur vollständigen Geltung (Sudan). Zuweilen gilt die Scharia nur in islamisch dominierten Landesteilen (Nigeria). Besonders drakonische Strafen (Amputation, Steinigung), die oft international kritisiert werden, finden in relativ wenigen islamischen Ländern Anwendung und werden auch innerhalb des Islams stark kritisiert, weil dabei meist die in der Scharia vorgeschriebenen strengen Schutzbedingungen für Angeklagte außer Acht gelassen werden, so zum Beispiel die Pflicht, mindestens vier erwachsene männliche Muslime als Zeugen vorzuführen, welche die Tat selbst mit eigenen Augen gesehen haben. Es gibt allerdings hier eine Grauzone, da bei sogenannten «Ehrendelikten» (beispielsweise Tötungen wegen Ehebruchs). Selbst in der laizistischen Türkei konnte bis vor kurzem noch bei solchen Delikten mit mildernden Umständen gerechnet werden. Erst 2004 wurde ein Gesetz durch das Parlament beschlossen, das so genannte „Ehrenmorde“ an Mädchen und Frauen wie vorsätzlichen Mord mit lebenslanger Haftstrafe ahndet. Ein Bereich der Scharia, der wohl nur noch im Sudan existiert, ist die Sklaverei.

Ab etwa 1500 begann der Westen, sich auf allen Bereichen immer rasanter zu entwickeln. Dieser Prozess wurde in der islamischen Welt erst spät durch die sich häufenden militärischen Niederlagen wahrgenommen. Die Folge waren im 19. Jahrhundert Versuche, das Militär nach westlichem Muster zu modernisieren, was erst einmal gründlich misslang. In Europa oder von Europäern ausgebildete Offiziere brachten aber westliches Gedankengut mit und sahen später oft im Nationalismus, nicht nur in der Technik, die eigentliche Ursache der europäischen Dominanz.

Eine Welle der intellektuellen Erregung brachte der Russisch-Japanische Krieg 1905. Ein asiatisches Land hatte es geschafft, eine scheinbar unbesiegbare europäische Macht zu bezwingen! Und dieses Land war nicht islamisch. Das war politischer Ansporn für diejenigen, die den Islam als bremsend ansahen und westliche Methoden einführen wollten; diejenigen, die in der Tradition Ibn Taimiyas (gestorben 1328) das Heil in der Rückkehr zu den verklärten Zuständen des «Urislam» sahen (z.B. Gruppen wie die 1928 gegründeten Muslimbrüder), warf es zurück. Die im 20. Jahrhundert im Nahen Osten gegründeten Staaten richteten sich folgerichtig nach europäischem Muster aus, wobei nur autokratische Systeme (Monarchie, Faschismus, Sozialismus) zur Anwendung kamen. Großer Erfolg war und ist ihnen nicht beschieden: weiterhin sind alle islamischen Staaten Entwicklungsländer (Ausnahmen wie der Tigerstaat Malaysia bestätigen eher die Regel, denn der dortige Boom wird hauptsächlich von der chinesischen Minderheit generiert). Besonders deutlich wird die derzeitige Situation wenn man die wirtschaftlichen Daten des islamischen ursprungslandes betracht: Arabien. Das Bruttosozialprodukt aller 22 Länder der Arabischen Liga lag 1999 mit 531,2 Milliarden Dollar noch unter dem von Spanien mit 595,5 Milliarden Dollar.

Die Reaktion auf diese Lage war eine verstärkte Zuwendung der Bevölkerung zu islamistischen Gruppierungen, zumal diese sich stark im sozialen Bereich und wirtschaftlich für den von westlich geprägten Eliten vernachlässigten Mittelstand (z.B. Basarhändler und Handwerker) einsetzten. Zudem vermittelten die Islamisten glaubhaft den Eindruck, nicht korrupt zu sein. Erster Höhepunkt dieser Gegenbewegung war die islamische Revolution 1979 in Iran.

Siehe auch: Liste islamischer Begriffe in Arabisch, Berühmte Muslime, Islamismus, Fiqh

Die Heiligen Städte des Islam

Im Islam gilt eine Vielzahl von Städten als heilig, wobei dreien eine besondere Bedeutung zukommt:

  1. Mekka - ist der Geburtsort Mohammeds mit der Kaaba als zentralem Heiligtum des Islam, dass die Gebetsrichtung (Qibla) bestimmt.
  2. Medina - nördlich von Mekka, ist der Ort, an dem der Islam erste politische Wirkungskraft entfaltete.
  3. Jerusalem - nach muslimischer Überlieferung die erste Qibla-Richtung und der Ort, den die Muslime als geographische Position der im Koran (Sure 17, «Die nächtliche Reise») erwähnten al-Aqsa-Moschee definiert haben.

Daneben gibt es eine große Zahl an Wallfahrtsorten unterschiedlicher Bedeutung. Meist handelt es sich dabei um Grabstätten, etwa von Gefährten Mohammeds, der Imame der Schia oder von Sufi-Scheichs.

Führend in der Zahl heiliger Orte ist vermutlich der nordafrikanische Volksislam mit unzähligen Grabstätten von Marabuts.

Abgesehen von den ersten drei heiligen Stätten ist der Status solcher Orte - wie die Heiligenverehrung selbst - im Islam ein äußerst kontroverses Thema.

Jerusalem stellt in der Liste der heiligen Städte insofern einen Sonderfall dar, als sich der aus dem Koran hergeleitete Anspruch natürlich historisch nicht belegen lässt. Trotzdem ist er für Muslime einhellig eine Glaubenswahrheit, was ihn in der praktischen Auswirkung einer «historischen Wahrheit» gleichstellt.

Der Islam und andere Religionen

Der Islam unterscheidet bei seiner Betrachtung Andersgläubiger strikt zwischen monotheistischen und polytheistischen Religionen. Juden, Christen und Johanneschristen genießen den ausdrücklichen Schutz des Korans und haben als «Schriftbesitzer» (اهل الكتاب ahl al-kitāb) in islamischen Staatswesen eine den Muslimen untergeordnete Stellung als sogenannte Dhimmi, werden aber nicht als Heiden (siehe Schirk und Kufr) betrachtet, wenn sie den Regeln ihrer Religion gemäß leben. Gegen heidnisch-schamanische, hinduistische, buddhistische, taoistische und andere religiöse Systeme dagegen ist der Dschihad zulässig und Allah gefällig, den Anhängern dieser Religionen bleibt nur die Wahl zum Islam überzutreten oder getötet zu werden.

Literatur

Übersetzungen und Literatur zum Koran und den Hadithen finden sich in den entsprechenden Artikeln und werden deshalb hier nicht aufgeführt.

  • Bat Ye'or: Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam. Resch-Verlag, Gräfelfing 2002, ISBN 3-935-19719-5
  • Elger, Ralf (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47556-6
  • Endreß, Gerhard: Der Islam. Eine Einführung in seine Geschichte. München 31997 (C.H. Beck Studium), ISBN 3-406-42884-3
  • Haarmann, Ulrich (Hg.): Geschichte der arabischen Welt. Beck, München 42001, ISBN 3-406-47486-1
  • Hartmann, Richard: Die Religion des Islam. Berlin 1944 - Nachdruck Wiss. Buchgesellschaft 1992
  • Huntington, Samuel P.: Kampf der Kulturen. Goldmann-Verlag 2002, ISBN 3-442-15190-2
  • Kettermann, Günter: Atlas zur Geschichte des Islam. Darmstadt 2001, ISBN 3-534-14118-0
  • Khoury, Adel Th.: Der Islam und die westliche Welt. Primus Verlag, ISBN 3-89678-437-4
  • Küng, Hans: "Der Islam". Geschichte, Gegenwart, Zukunft, München/Zürich 2004, ISBN 3-492-04647-9
  • Nagel, Tilman: Geschichte der islamischen Theologie. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37981-8
  • Noth, Albrecht und Jürgen Paul (Hgg.): Der islamische Orient: Grundzüge seiner Geschichte. Ergon, Würzburg 1998, ISBN 3-932004-56-6
  • Ruthven, Malise: Der Islam: Eine kurze Einführung. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-018057-0
  • Schimmel, Annemarie: Die Religion des Islam. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 1990, ISBN 3-15-008639-6
  • Watt, Montgomery W.: Der Islam. 3 Bände. Kohlhammer, Stuttgart 1980-1990 (Band 2: ISBN 3-17-005707-3)

Siehe auch

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