Microsoft

US-amerikanisches Technologieunternehmen mit Hauptsitz in Redmond, Washington
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Microsoft ist der weltweit größte Softwareanbieter mit Hauptsitz in Redmond, einem Vorort von Seattle (US-Bundesstaat Washington). Das Unternehmen wurde 1975 von Bill Gates und Paul Allen gegründet. Der Name „Microsoft“ steht für Microcomputer-Software und wurde zum ersten Mal am 29. November 1975 von Bill Gates in einem Brief an Paul Allen benutzt. Am 26. November 1976 wurde „Microsoft“ eine eingetragene Handelmarke. Derzeitiger CEO ist Steve Ballmer.

Nach anfänglichen Erfolgen mit einem BASIC-Interpreter gelang der Firma mit ihrem 1981 erschienenen Betriebssystem MS-DOS für den IBM-PC der Durchbruch zum Marktführer für Betriebssysteme auf PC-Basis sowie in der Folge für Office-Produkte und andere Applikationen, eine Position, die sie bis heute unter Microsoft Windows gehalten hat.

Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung
Jahr Angestellte Umsatz in Mio. US-$
1980 40 8
1981 125 16
1982 200 32
1983 383 69
1984 608 125
1985 910 140
1986 1200 197
1987 2000 300
1988 2800 590
1989 ? 804
1990 5200 1000
1991 ? ?
1992 ? ?
1993 ? ?
1994 ? ?
1995 ? 6.075
1996 ? 9.050
1997 ? 11.936
1998 ? 15.262
1999 ? 19.747
2000 50.000 22.956
2001 ? 25.296
2002 ? 28.365
2003 ? 32.190
2004 ? ?
2005 55.000 ?

Positionierung

Microsoft gilt nach einer Umfrage der Financial Times von 2003 unter 1.000 Vorständen und Geschäftsführern, sowie einigen Fondsmanagern, Medienkommentatoren und regierungsunabhängigen Organisationen nach General Electric als zweitbedeutendstes Unternehmen der Welt. Das Wirtschaftsmagazin Capital kürte die Microsoft Deutschland GmbH nach einer Erhebung aus dem Jahr 2003 zum „besten Arbeitgeber“. Bereits im Jahr 2002 war Microsoft von der Europäischen Kommission als bester Arbeitgeber Deutschlands prämiert worden.

Das Unternehmen ist andererseits aber auch immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Die bedeutendsten Kritikpunkte sind

  • der Missbrauch seiner Position als Marktführer für eine wettbewerbswidrige Vertragspolitik gegenüber wirtschaftlich abhängigen Firmen,
  • die wettbewerbswidrige Bündelung verschiedener Produkte,
  • das Unterlaufen von etablierten Softwarestandards mit dem Ziel der Kundenbindung an Microsoft als Folge von Inkompatibilitäten und
  • die Verzögerung von softwaretechnischen Innovationen aus unternehmensstrategischen Motiven zum Teil um Jahre.

Zu den ersten drei Kritikpunkten waren und sind auch derzeit immer wieder zahlreiche Prozesse anhängig. Der Unmut über diese Geschäftspolitik und auch die Unzufriedenheit mit der häufig hinter den Stand der Technik zurückgebliebenen Qualität der Produkte hat wesentlich zur Entstehung einer Open-Source-Bewegung beigetragen, die sich nicht zuletzt als Alternative zu Microsoft versteht.

Durch die marktbeherrschende Stellung von Microsoft auf dem Desktop-Markt und durch den großen Einfluss der Computertechnologie allgemein ist auch ein großer Einfluss in Bereichen wie etwa dem Arbeitsmarkt oder der deutschen Sprache festzustellen. So gelten beispielsweise heutzutage Microsoft-Zertifikate (u. a. MCP, MCSE) als eine der Hauptanforderungen im Stellenmarkt der IT-Branche.

Unternehmensbereiche

Microsoft teilt sich in die sieben Core Business Units[1] Windows Client, Information Worker, Microsoft Business Solutions, Server and Tools, Mobile and Embedded Devices, MSN, und Home and Entertainment:

Windows Client. Im Geschäftsbereich Windows Client fallen die Microsoft-Betriebssysteme Windows XP, Windows 2000, und Windows Embedded. Auf 96%[2] aller neu verkauften Personalcomputern ist ein Betriebssystem von Microsoft installiert. Microsoft bietet großen Herstellern außergewöhnlich günstige Konditionen für so genannte OEM-Software, wenn diese sich verpflichten, keine Desktoprechner ohne ein Betriebssystem von Microsoft auszuliefern. Der hohe Marktanteil bei Betriebssystemen ist die Grundlage des Microsoft-Monopols und der hohen Verbreitung des Internet Explorers sowie des Windows Media Players, weil diese beiden Programme standardmäßig mit den Windows-Betriebssystemen mitgeliefert werden. 94,8%[3] aller Internetnutzer surfen mit dem Internet Explorer durchs Internet, obwohl dieser leider sehr viele bekannte Sicherheitsprobleme besitzt und diverse Standards nicht unterstützt.

Information Worker. Über die Sparte Information Worker werden alle Anwendungsprogramme ("stand-alone desktop applications") entwickelt und vertrieben. Dazu gehören auch die Programme der Microsoft Office Familie Microsoft Word, Microsoft PowerPoint, Microsoft Excel und Microsoft Outlook. Auch der weit verbreitete Internet Explorer und der Windows Media Player gehören in die Information Worker Sparte.

Microsoft Business Solutions. Diese Sparte richtet sich ausschließlich an Unternehmen. Sie bietet Software fürs Finanzmanagement, Supply-Chain-Management, Customer-Relationship-Management, und E-Business[4].

Server and Tools. In der Sparte Server and Tools vertreibt Microsoft seine Serverprodukte (u. a. Windows Server, SQL Server, IIS Server). Auch die Windows-Entwicklungswerkzeuge (z. B. Visual Studio), mit deren Hilfe Programmierer neue Software schreiben, werden über diesen Geschäftsbereich vertrieben. Darüber hinaus werden Dienstleistungen wie Schulungen und Beratung für Kunden und Entwickler angeboten. Die Beziehung zu den Entwicklern ist dabei besonders wichtig, weil die Anzahl der Entwickler über den Erfolg der Windows-Plattform mitentscheidet.

Mobile and Embedded Devices. Dieser Geschäftsbereich entwickelt Betriebssysteme und Anwendungsprogramme für mobile Geräte wie PDAs, Smartphones, und Mobiltelefonen. Seit Jahren versucht Microsoft über diese Sparte auf dem Mobilfunkmarkt Fuß zu fassen. Doch durch Nokia und den hohen Marktanteil seines Symbian-Betriebssystems für Handys ist dieses bisher nicht gelungen[5].

MSN. Im MSN (Microsoft Network) hat Microsoft seine Internetaktivitäten gebündelt. Dazu gehört unter anderem der mit 170 Millionen Benutzern größte E-Mail-Dienst der Welt Hotmail. Im Vergleich dazu erscheinen die beiden größten deutschen E-Mail-Anbieter GMX und Web.de mit 18[6] bzw. 6,9[7] Millionen Nutzern eher klein. Zu MSN gehört außerdem das MSN-Portal, welches hauptsächlich der Bündelung verschiedener Internetdienste wie z. B. E-Mail, Instant Messaging, Internetsuche und Informatiosangeboten dient und zu den meist frequentierten Seiten im Internet gehört[8].

Home and Entertainment. Home and Entertainment beinhaltet verschiedene Computerspiele und die Spielkonsole Xbox. "Beobachter schätzen, dass Microsoft bei jeder verkauften Xbox einen Verlust von 100 US-Dollar macht"[9]. Microsoft verkauft die Xbox mit Verlusten[10] und versucht den Verlust durch den Verkauf von Xbox-Spielen zu kompensieren. Diese Strategie hatte bisher aber wenig Erfolg, was dazu geführt hat, dass die gesamte Sparte rote Zahlen schreibt[11]. Neben Computerspielen und der Xbox wird in dieser Sparte auch die Enzyklopädie Microsoft Encarta vertrieben.

Produkte

Das Unternehmen bietet Betriebssysteme und Anwendungsprogramme sowie seit geraumer Zeit Hardware wie Mäuse, Joysticks (die Weiterentwicklung von Sidewinder Gamepads und Joysticks wurde eingestellt), Tastaturen und andere Eingabegeräte an, außerdem seit der Übernahme von Navision leistungsfähige ERP-Software (MS Navision, MS Axapta). Weiterhin ist Microsoft Ende 2001 mit der Xbox ins Spielekonsolengeschäft eingestiegen und versucht im Moment (2004) wenig erfolgreich im Mobilfunkmarkt mit einem neuen Betriebssystem Fuß zu fassen.

Von dem heutigen Hauptprodukt des Konzerns, Microsoft Windows, gab es bis 2001 zwei Linien: Zum einen die auf MS-DOS beruhenden Systeme (Windows 1 bis Windows 3.0, Windows 3.1, Windows 3.11 für Workgroups, Windows 95 erstmalig mit Startmenü und Desktop, Windows 98, Windows ME) und zum anderen die so genannte NT-Schiene (New Technology). Diese begann mit Windows NT in den Versionen 3.1, 3.5, 3.51 und 4.0. Einige Zeit später folgten dann Windows 2000, Windows XP und Windows Server 2003. Seit dem Erscheinen von Windows XP wurde durch Microsoft kommuniziert, die alte auf MS-DOS basierende Linie nicht mehr fortzuführen und auch die Unterstützung derselben mittelfristig einzustellen.

Nachdem die PCs allmählich Einzug in das Wohnzimmer nehmen, hat Microsoft das Betriebssystem Windows XP Media Center Edition (Windows MCE) entwickelt, so dass ein normaler PC mit entsprechender Hardware zum Media Center umfunktioniert werden kann. Windows XP Media Center Edition basiert auf Windows XP, wurde jedoch um spezifische Funktionen (wie Aufnahmefunktion von Filmen, Programmzeitschrift etc.) erweitert.

Die bekanntesten Anwendungsprogramme von Microsoft sind

Microsoft Word, Excel, Access, Outlook, PowerPoint und Project werden zusammen als so genanntes Office-Paket verkauft. Neueste Versionen von Microsoft Office sind Office 2003 (Office 11) für Windows-PCs und Office 2004 für Mac. Microsofts Office wird in verschiedenen Editionen (Standard, Professional, Enterprise, Schüler und Small Business) verkauft. Dabei unterscheiden sich Umfang und Preis der jeweiligen Edition.

Einige bekannte Serverprodukte von Microsoft sind:

Im März 2004 erregte Microsoft großes Aufsehen, als es mit Windows Installer XML sein erstes Open-Source-Projekt veröffentlichte. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil sich das Geschäftsmodell Microsofts zum Open-Source-Konzept antagonistisch verhält.

Firmengeschichte

Die Anfänge

Nach der Gründung 1975 brachte Microsoft einen BASIC-Interpreter namens Microsoft BASIC auf den Markt, der durch seine Implementierungen auf den damaligen Homecomputern rasch bekannt wurde. Andere Hersteller entwickelten Alternativen mit einer zu Microsoft BASIC kompatiblen Syntax und trugen so zu einer weiteren Verbreitung dieser Sprache bei. Später versuchte Microsoft in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen einen Homecomputer-Standard namens MSX einzuführen, der sich gegen die Vielzahl von untereinander inkompatiblen Homecomputer durchsetzen sollte. Er war vorübergehend insbesondere in Europa und Japan erfolgreich. Die folgende Entwicklung setzte jedoch der Ära der Homecomputer ein Ende und so auch dem MSX.

Darüber hinaus bot Microsoft 1980 mit Xenix auch ein Unix-artiges Betriebssystem an. Aufgrund des für die damalige Zeit großen Resourcenbedarfs dieses Systems stellte Microsoft allerdings die Weiterentwicklung ein und verkaufte es 1983 an SCO.

Die Entwicklung von MS-DOS für IBM

Der kometenhafte Aufstieg von Microsoft begann durch eine Kooperation mit der Firma IBM. Nachdem IBM 1980 aufgrund ihres verspäteten Einstiegs in das Home-Computer-Geschäft mit ihrem IBM-PC möglichst rasch ein Betriebssystem benötigte und mit dem Hersteller des Betriebssystems CP/M, der Firma Digital Research, nicht handelseinig werden konnte, wandten Sie sich an Microsoft. Es kam zu einem Vertrag über 186.000 Dollar, der den Grundstein des Erfolges von Microsoft legte, und dessen historische Bedeutung wohl keiner der damals beteiligten ahnte. Microsoft kaufte zwei Tage später für 50.000 Dollar bei der Firma Seattle Computer Products das Betriebssystem Q-DOS, eine CP/M-Variante, die als „quick and dirty operating system“ bezeichnet wurde, und lieferte sie nach einigen Veränderungen unter der Bezeichnung MS-DOS an IBM aus. Erst nach der Markteinführung entdeckte man bei IBM, dass man eine CP/M-Variante erworben hatte, und zahlte 800.000 Dollar an Digital Research für einen Verzicht auf rechtliche Schritte gegen IBM.

Obwohl die Qualität von MS-DOS deutlich hinter dem Stand der Technik zurück blieb – selbst in Intel-internen Dossiers erntete es nur ein vernichtendes Urteil – wurde der PC, der im Herbst 1981 für knapp 3000 Dollar auf den Markt kam, ein großer Erfolg. Ursache war eine offene Lizenzpolitik von IBM, die auch Fremdfirmen die Produktion des PC gestattete, so dass durch Konkurrenz die Preise fielen, sowie das Bedürfnis der Kunden nach der Etablierung eines Standards, den man am ehesten bei IBM, dem Marktführer bei Großrechnern, erwartete.

Die grafische Benutzeroberfläche

Der PC dominierte rasch den Markt. Selbst die Einführung einer grafischen Benutzeroberfläche, die der Haupt-Konkurrent Apple 1983 mit seinem Macintosh auf den Markt brachte, und die den Anwendern die Eingabe von Kommandos über die Tastatur ersparte, konnte den Erfolg des PC nicht dauerhaft verhindern. Erst 1990 konnte Microsoft mit Windows 3.0 nachziehen, wenn auch auf softwaretechnisch unterlegenem Niveau.

Eine Klage von Apple wegen Urheberrechtsverletzung durch die grafische Oberfläche wurde nach einem mehrjährigen Prozess 1995 abschlägig beschieden. Auch gegen das im gleichen Jahr erschienene Windows 95 reichte Apple eine Klage ein. Apple war zu dieser Zeit als Unternehmen bereits in erheblicher Bedrängnis. Es kam daher zu einem Vergleich, bei dem Microsoft durch den Erwerb von stimmrechtlosen Aktion der Firma Apple und einer Zahlung in unbekannter Höhe den Konkurs abwendete, und Apple im Gegenzug seine Klage zurückzog.

Obwohl die Fenstertechnik bereits 1984 mit der Bezeichnung X Window unter Unix-Systemen eingeführt wurde, gelang es Microsoft, die Bezeichnung „Windows“ als Handelsnamen zu sichern, wenn auch erst nach einem Prozess gegen das US Patent and Trademark Office.

Problematisches Vorgehen gegen Digital Research

Die Firma Microsoft hatte nun eine Marktposition erreicht aus der heraus eine Politik der Verdrängung der Konkurrenz in den Bereich des Möglichen geriet und auch betrieben wurde. Dabei bewegte man sich nicht immer im Rahmen der Legalität. So ergab die Offenlegung des firmeninternen Schriftwechsels im Rahmen eines Kartellverfahrens, dass 1991 mit Billigung der Firmenspitze eine Version von Windows 3.1 in Umlauf gebracht worden war, die eine vorgetäuschte Fehlermeldung anzeigte, wenn Windows 3.1 über das Betriebssystem DR-DOS des Konkurrenten Digital Research anstelle von MS-DOS installiert wurde. Da Digital Research aufgrund seiner Abhängigkeiten von Microsoft auf eine Klage verzichtete, kaufte der Novell-Gründer Ray Noorda für 400.000 Dollar die Rechte an DR-DOS auf und reichte die Klage ein. Drei Wochen vor Prozessbeginn im Januar 2000 verglich er sich mit Microsoft gegen eine Abfindung von mehr als 200 Millionen Dollar.

Bindung anderer Firmen an die eigenen Produkte

Bereits im Zusammenhang mit der Einführung von Windows 3.0 hatte Microsoft Ermittlungen des Kartellamtes provoziert. Damit Programmierer von Anwendungssoftware wettbewerbsfähig bleiben können, benötigen sie rechtzeitig vor Erscheinen einer neuen Betriebssystemsversion Informationen über die Spezifikation der neuen Schnittstellen. Microsoft stellte diese Informationen nur im Rahmen von Vertraulichkeitsvereinbarungen zur Verfügung, bei denen sich die Entwickler verpflichteten, für drei Jahre keine Software für andere Betriebssysteme zu entwickeln. Ferner gewährte Microsoft den PC-Herstellern Rabatte, wenn sie bereit waren, nicht nur für jede Windows-Installation, sondern auch für mit anderen Betriebssystemen ausgerüsteten PCs Lizenzgebühren zu zahlen, so dass Microsoft auch am Umsatz der Konkurrenz verdiente. Nach mehrjährigen Ermittlungen stimmte das Kartellamt einem Vergleich zu, bei dem Microsoft lediglich zusagte, von dieser Vertragspolitik künftig Abstand zu nehmen.

Die Kooperation mit IBM für OS/2

Microsoft entwickelte zusammen mit IBM das Betriebssystem OS/2, dessen erste Version 1987 erschien. Es stellte einen deutlichen Qualitätssprung dar und war mit Strukturen ausgestattet, die Microsoft erst Jahre später mit Windows XP wieder anbieten konnte. Microsoft schied jedoch 1991 nach Differenzen mit IBM aus dieser Kooperation aus, und setzte auf eine Weiterentwicklung von Windows. Trotz seiner qualitativen Überlegenheit konnte sich OS/2 in der Folge nicht gegen Windows durchsetzen. Neben Marketingfehlern von IBM, hat dazu auch Microsofts Ankündigung des Erscheinens eines konkurrenzfähigen Betriebssystems für Anfang 1994 namens Chicago zu dieser Entwicklung beigetragen, die viele Kunden von einem Wechsel auf OS/2 abhielt. Tatsächlich erschien es jedoch erst im August 1995 unter der Bezeichnung Windows 95. Diese Geschäftspolitik wird auch als Ankündigung von Vaporware bezeichnet.

Markstrategische Verzögerung der Innovationen von Intel

Da Windows mit den Audio- und Video-Fähigkeiten der 80x86-Prozessoren des PC nicht Schritt gehalten hatte, plante die Firma Intel kurz vor der Markteinführung von Windows 95, anderen Hard- und Softwareherstellern dazu eigene Treiberschnittstellen und sogenannte APIs anzubieten, um so in das sich bereits ankündigende Multimediageschäft einzusteigen. Da diese Software auch für andere Betriebssysteme bereitgestellt werden sollte und auch das von Microsoft bereits abgeschriebene Windows 3.1 aufwerten würde, drohte Microsoft Mitte 1995 in Verhandlungen mit Intel offen, die Unterstützung der Intel-Plattform nur dann fortzusetzen, wenn diese Entwicklungen eingestellt würden. Die Firma Intel lenkte ein. Selbst das Jahre später entwickelte Windows 98 war noch nicht mit allen Fähigkeiten ausgestattet, die Intel 1995 hatte bereitstellen wollen. Inwieweit strategischen Maßnahmen dieser Art als wettbewerbswidrig anzusehen sind, ist unter Ökonomen jedoch umstritten.

Der Beginn des „Browser-Krieges“

Microsoft hatte zunächst das Potenzial des aufkommenden Internet unterschätzt, so dass es der Firma Netscape gelang, mit seinem Browser auf diesem Marksegment Fuß zu fassen. Microsoft zog mit dem unter Zeitdruck entwickelten Internet Explorer (IE) nach und versuchte ihm durch eine Strategie der Produktbündelung zum Durchbruch zu verhelfen, indem er zusammen mit Windows 95 installiert wurde und automatisch als Icon auf dem Bildschirm erschien. Ferner setzte Microsoft die Firma Compaq durch Kündigung der Vertriebslizenz für Windows 95 erfolgreich unter Druck, da sie ihre PCs zunächst mit Netscape anstelle des IE ausgeliefert hatte. Es begann der so genannte Browser-Krieg. Das Department of Justice sah in diesem Vorgehen einen Verstoß gegen den zuvor geschlossenen Vergleich. Microsoft konnte jedoch die entsprechende Klage 1998 nach drei Jahren in der Berufung vorerst abwehren.

Das Unterlaufen von Softwarestandards

1996 erwarb Microsoft eine Lizenz für Java, einer plattformunabhängigen Sprache der Firma Sun Microsystems, und entwickelte dafür eine eigene Entwicklungsumgebung. Dabei entstand jedoch eine Java-Variante, die partiell direkt auf Windows zugriff anstatt über die betriebssystemunabhängige Java Virtual Machine, wie es das Java-Konzept vorgesehen hatte. Auf diese Weise produzierten die Entwickler von Anwendungssoftware Produkte, die nur unter Windows lauffähig waren. So laufen selbst heute noch viele Java-Applets wie beispielsweise im Internet-Banking nur unter Windows.

Diese Politik der Übernahme von Softwarestandards und anschließender Modifikation mit dem Ziel, die Anwender durch die Provokation von Inkompatibilitäten an die eigenen Produkte zu binden, verfolgte Microsoft in weiteren zahlreichen Fällen. Betroffen sind der WWW-Standard HTML und CSS mit der Folge, dass viele Internetseiten von Browsern der Konkurrenz, die sich an den offiziellen Standards orientieren, nicht korrekt dargestellt werden. Betroffen sind ferner die Zeichensatznorm ISO-8859-1, JScript, ECMAScript und DOM, TCPA-Norm sowie verschiedene Netzwerkprotokolle.

Die Antitrust-Klage und die drohende Spaltung der Firma

Aufgrund dieser Entwicklungen reichte das Justizministerium und 19 Bundesstaaten im Mai 1998 die förmliche Antitrust-Klage ein, dessen Kern der Browser-Krieg und der Umgang mit Java war. Für Netscape, das seinen Navigator zu einer betriebssystemunabhängigen Basis für eine eigene Office-Variante ausbauen wollte, kam das Kartellverfahren jedoch zu spät. Es wurde im Oktober 1998 von AOL übernommen. Anhand eines Memos von 1996 aus dem beschlagnahmten firmeninternen Schriftverkehr gelang der Nachweis, dass Microsoft im Falle Java den Anteil inkompatibler Komponenten gezielt stillschweigend erhöht hatte, damit die Entwickler nicht bemerkten, dass sie Windows-gebundene Java-Applikationen schrieben. Das Urteil in erster Instanz vom Juni 2000 forderte eine Aufteilung Microsofts in zwei separate Firmen für Betriebssysteme und Anwendungssoftware. Als 2001 George W. Bush amerikanischer Präsident wurde, dessen Wahlkampfagentur Century Strategies eng mit Microsoft verknüpft ist, wurde Charles James zum neuen Chef des Kartellamtes ernannt, der bereits vor Amtseintritt für die Erhaltung Microsofts als Einheit plädiert hatte. In der Berufungsverhandlung wurden die Kartellrechtsverletzungen und illegalen Geschäftspraktiken zwar bestätigt, das Urteil hinsichtlich der Aufteilung von Microsoft jedoch aufgehoben.

Microsoft setzte auch in der Folge die Politik der Produktbündelung fort, wie im Fall des in Windows XP integrierten Media Players.

Weitere Prozesse der jüngeren Vergangenheit

  • Mai 2003 – Einigung mit AOL Time Warner im Rechtsstreit um Netscape. Microsoft bezahlt 750 Millionen US-Dollar.
  • Juli 2003 – Mit der Zahlung von 26 Millionen US-Dollar an den Spiele-Eingabegerätehersteller Immersion wird der Streit um die Force-Feedback-Technik beigelegt.
  • 11. August 2003 – Microsoft soll wegen eines Patentverstoßes rund 521 Millionen US-Dollar an das Software-Unternehmen Eolas Technologies (Embedded Objects Linked Across Systems) bezahlen. Die Firma aus Redmond hat mit dem Browser Internet-Explorer ein Patent (US-Patent-Nr. 5,838,906) verletzt, das den Zugang zu interaktiven Programmen, die auf Internet-Seiten eingebettet sind, ermöglicht. Der Chef von Eolas, Michael Doyle hatte es an der University of California, die das Patent hält und an der Klage beteiligt ist, mitentwickelt.
  • 6. September 2003 – Microsoft und die Firma Be Inc. haben sich auf die Zahlung von 23,3 Millionen US-Dollar außergerichtlich geeinigt. Der Hersteller des Betriebssystems BeOS zieht seine Klage gegen Microsoft wegen Wettbewerbsverzerrung zurück.
  • 3. Oktober 2003 – Gegen Microsoft wird eine Klage eingereicht, weil der Softwarehersteller die Verbreitung von Viren, Würmern und anderen Angreifern durch schlechte Sicherheitsmechanismen und seine Geschäftspraktiken begünstigen soll und die Kunden nicht ausreichend über die Gefahren informieren soll.
  • Gegen Microsoft wurden mehr als 30 Klagen wegen Patentverletzungen eingereicht: Sun wegen Java; Intertrust wegen DRM-Technik; Burst.com wegen Streaming Technologie;
  • 24. März 2004 – Nach fünfjährigen Ermittlungen verhängte die Europäische Kommission unter Mario Monti im März 2004 das Rekordbußgeld von 497 Millionen Euro. Die EU-Kommission hatte Microsoft vorgeworfen, seine marktbeherrschende Stellung beim PC-Betriebssystem Windows auf wettbewerbswidrige Weise zur Erlangung der Marktführerschaft im Servermarkt eingesetzt zu haben. Außerdem wurde erneut eine wettbewerbswidrige Bündelung des Betriebssystems mit Anwendungssoftware festgestellt. Die EU-Kommission forderte, der Konkurrenz bisher geheim gehaltene Schnittstelleninformationen für die Kommunikation mit Windows-Serversystemen zur Verfügung zu stellen und eine Windows-Version ohne Microsofts Mediaplayer anzubieten. Die US-Regierung kritisierte die Verhängung des Bußgeldes. Microsoft will sowohl vor dem Europäischen Gerichtshof als auch vor der WTO mittels des TRIPS-Abkommens diese Urteil anfechten. Beobachter rechnen mit einem sich jahrelang hinziehenden Verfahren. Ein Antrag auf Aussetzung der Auflagen oder der Geldbuße wurde vom Europäischen Gericht erster Instanz im Dezember 2004 zurückgewiesen, da Microsoft keinen schweren und irreparablen Schaden durch die Auflagen nachweisen konnte.

Am 22. Juli 2004 hat Microsoft bekannt gegeben, dass es seine hohen Barreserven auflösen will. Es ist geplant, in den kommenden Jahren Aktien des Unternehmens im Wert von ca. 30 Mrd. Dollar pro Jahr zurückzukaufen. Insgesamt hat die Transaktion ein Volumen von 75 Mrd. US-Dollar.

Siehe auch

Literatur

  • R. Sietmann: „Das Microsoft-Monopol“, c't 2002, Heft 22, S. 96-101

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