Forstwirtschaft
Als Forstwirtschaft (auch Waldwirtschaft oder Waldbau, wobei letzterer Begriff auch einen Fachbereich der Forstwirt- und -wissenschaft bezeichnet und somit ein Unterbegriff ist) wird in erster Linie die Bewirtschaftung von Forsten zur Produktion von Holz bezeichnet.
In Mitteleuropa hat sich nach jahrhundertelanger Übernutzung vor dem Beginn des 19. Jahrhunderts die nachhaltige Form der Holznutzung durchgesetzt.
Aufgaben
Alle Aspekte einer Forstwirtschaft zu berücksichtigen ist eine große Herausforderung für die Wissenschaft und Praxis des Waldbaus. Den Wald zu bewirtschaften und nachhaltig seine Funktionen als Rohstoffquelle, zum Arten-, Boden-, Klima- und Wasserschutz sowie für Freizeit und Erholung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten, sollte die Aufgabe der Waldbewirtschaftung sein.
Der Waldbau erfordert ein ständiges Abwägen zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen, um die unterschiedlichen Ansprüche an den Wald berücksichtigen zu können. Das Zusammenführen und Vernetzen von sozio-ökonomischen, ökologischen und technischen Erkenntnissen ist demnach eine wichtige Aufgabe des Waldbaus.
- Die Bundeswaldinventur hat gezeigt, dass wir in Deutschland über enorme Holzvorräte verfügen - es wächst mehr Holz nach als wir nutzen. Holz ist eine sich selbst erneuernde Rohstoffquelle mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und vielen Vorteilen für unsere Umwelt. Dies ist ein ökologisches und auch ökonomisches Potenzial, das es zu erschließen und zu nutzen gilt. Mit der gerade verabschiedeten Charta für Holz wurde das Ziel formuliert, die Nutzung einheimischer Hölzer in den nächsten zehn Jahren um 20 Prozent zu steigern, das ist ehrgeizig, aber mit vereinten Kräften machbar. - Renate Künast, zitiert aus dem Vorwort zur Kurzfassung der zweiten Bundeswaldinventur
Ausbildung
In Deutschland existiert der Studiengang Forstwirtschaft an folgenden Fachhochschulen:
- FH Weihenstephan in Freising
- FH Eberswalde in Eberswalde
- FH Hildesheim/Holzminden/Göttingen in Göttingen (Fakultät Resourcenmanagement)
- FH Rottenburg in Rottenburg
Weiterhin besteht die Möglichkeit zur Ausbildung zum Forsttechniker an der Technikerschule für Wald- und Forstwirtschaft [1] in Lohr a.Main.
Zur Ausbildung zum Forstwissenschaftler siehe: Forstwissenschaft
Zielsetzung
Ziel der Forstwirtschaft ist die nachhaltige Produktion des nachwachsenden Rohstoffes Holz.
Im Zuge von internationalen Prozessen wurde nachhaltige Waldbewirtschaftung definiert als
- „die Behandlung und Nutzung von Wäldern auf eine Weise und in einem Ausmaß, dass deren biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit, Vitalität sowie deren Fähigkeit, die relevanten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen gegenwärtig und in der Zukunft gewährleistet, auf lokaler, nationaler und globaler Ebene erhalten bleiben, ohne anderen Ökosystemen Schaden zuzufügen.“ (Europäische Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (MCPFE) in der Helsinki-Resolution H1, „Allgemeine Leitlinien für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder Europas", 1993)
In dieser in Europa anerkannten Definition kommen die vielen Funktionen des Waldes und das Streben nach nachhaltiger Entwicklung von Natur und Wirtschaft zum Ausdruck. Die waldbauliche Tätigkeit umfasst dabei die zielorientierte Planung, Entscheidung und Umsetzung im Bereich der Erneuerung, Pflege und Sanierung von Waldökosystemen bei gleichzeitiger Betrachtung ökologischer, sozioökonomischer und technischer Erkenntnisse. Die Forstwirtschaft kann dabei die nachhaltige Behandlung und Nutzung der Wälder sicherstellen.
Struktur
Die Forstwirtschaft in Deutschland unterscheidet drei Eigentumsarten von Wald
Um die Funktionen des Waldes zu sichern, ist es wichtig, dass funktionierende Strukturen geschaffen werden. Dies obliegt den einzelnen Bundesländern mit eigenen Landeswaldgesetzen. Die Bundesgesetzgebung gibt hierbei nur den Rahmen mit dem Bundeswaldgesetz vor.
Der Staatswald ist in den meisten Ländern in einzelne Forstämter unterteilt. Diese wiederum bestehen aus einzelen Revieren die eine Größe von ca. 1.500 bis 3.000 ha haben. Die Bewirtschaftung der Reviere wird von den Förstern (Dipl. Forstingenieur) durchgeführt.
Nachhaltigkeit, Massennachhaltigkeit
Nach katastrophalen Waldzerstörungen in Mitteleuropa im Mittelalter durch Übernutzung der Wälder entwickelte sich der Grundsatz der forstlichen Massennachhaltigkeit: Man entnehme dem Wald nicht mehr Holzmasse, als gleichzeitig nachwächst (s. a.: Geschichte des Waldes in Mitteleuropa). Nachfolgenden Generationen sollen mindestens vergleichbare, wenn nicht bessere Nutzungsmöglichkeiten überlassen werden. Die Nachhaltigkeit der Bewirtschaftung wurde schon im 19. Jahrhundert auf ökologische und später soziale Nachhaltigkeit ausgedehnt. Seit Mitte der 1990er mündet dies in Zertifizierungen (Siehe auch: FSC, PEFC).
Franz Alt: „Die gesamte Wirtschaft müsse von der Forstwirtschaft lernen, was Nachhaltigkeit bedeute - der Holzweg ist ein guter Weg.” (Quelle: AFZ 22/2004, S. 1209)
Persönlichkeiten
- Heinrich Christian Burckhardt
- Hans Carl von Carlowitz (1645-1714), Wissenschaftler
- Johann Heinrich von Cotta (1763-1844), Wissenschaftler
- Johann Christian Carl Gayer
- Georg Ludwig Hartig (1764-1837), Wissenschaftler
- Carl Justus Heyer (1797-1856), Wissenschaftler
- Johann Christian Hundeshagen (1783-1834), Wissenschaftler
- Gottlob König
- Aldo Leopold (1878-1948), Wissenschaftler
- Alfred Möller (1860-1922), Wissenschaftler
- Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil, (1783-1859), Wissenschaftler
- Horst Stern (1922), Journalist und Schriftsteller
Siehe auch
Weblinks
- http://www.forstwirtschaft.com - Das Infoportal über Umwelt, Wald, Holz, Jagd, Wasser, ...