Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg
Die Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg. wurde 1918 gegründet und ging 1961 als "Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät" in der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auf.
Geschichte
Die Ursprünge der Nürnberger Handelshochschule und damit der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg reichen bis zur Nürnbergischen Universität Altdorf zurück, die 1575 in Altdorf bei Nürnberg als Akademie eröffnet und 1622 zur Universität erhoben wurde. Einer der Gründe, die Universität im Nürnberger Land zu gründen, waren die dort liegenden Herrensitze und Schlösser der Nürnberger Patrizier wie zum Beispiel Schloss Grünsberg in der Nähe von Altdorf.
Nach der Eingliederung Nürnbergs in das Königreich Bayern im Jahr 1806 wurde die Universität Altdorf 1809 aufgelöst. Einzige Universität im protestantischen Teil Frankens blieb die 1743 gegründete Universität Erlangen. Erst 1918 wurde mit der „Freien Hochschule für Handel, Industrie und allgemeine Volksbildung“ wieder eine Hochschule in Nürnberg gegründet. Am 15. Oktober 1919 wurde der Lehrbetrieb mit 174 Studenten und sechs Studentinnen aufgenommen. 1920 stimmte der Nürnberger Stadtrat zu, und die Handelshochschule wurde ministeriell genehmigt. 1925 erfolgte die Gleichstellung mit anderen Hochschulen. Zugleich wurde der Name in „Handelshochschule, Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Nürnberg“ geändert. An ihr begründeten Wilhelm Rieger und Wilhelm Vershofen die „Nürnberger Schule“, die durch das damals einmalige Konzept der Einheit von Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bekannt wurde. Zu den Absolventen der Handelshochschule zählt Ludwig Erhard, der spätere Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler, der hier studierte, forschte und lehrte. 1930 erhielt die Hochschule das Promotionsrecht, ab 1931 das Recht der Habilitation für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Zu einem der nachhaltigsten Erfolge der Nürnberger Professoren gehörte 1934 die Gründung der späteren Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg.
Während des Dritten Reiches wurde das Vorlesungsangebot um das Fach „Volk und Rasse“ erweitert. Am 10. Mai 1933 wurde eine Namensänderung in „Hindenburg-Hochschule (Hochschule für Wirtschafts-und Sozialwissenschaften)“ angeordnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben der Hochschule auf Grund der Entnazifizierung des Lehrkörpers von über 30 Dozenten nur drei aus der Zeit vor Kriegsende erhalten. Der Wiederaufbau des zerstörten Kollegienhauses in der Findelgasse 7 war 1952 abgeschlossen. Wegen der steigenden Studentenzahlen wurde bis 1955 ein Erweiterungsbau in der Findelgasse 9 errichtet.
Im April 1961 wurde die Nürnberger Hochschule durch Ministerialerlass als Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (WiSo-Fakultät) in die Universität Erlangen eingegliedert, die aus diesem Anlass in Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg umbenannt wurde.
Literatur
- Hans Proesler: Der Aufbau der deutschen Handelshochschulen und die Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Handelshochschule) Nürnberg von 1919 bis 1929. Nürnberg: Hochschulbuchhandlung Krische & Co., 1929, 31 S. (Nürnberger Beiträge zu den Wirtschaftswissenschaften; Heft 18)
- Friedrich Wilhelm Schoberth, Hermann Kellenbenz und Eugen Leitherer (Hrsg.): Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg 40 Jahre, 1919 - 1959. Anlässlich der Jubiläumsfeier am 26. Februar 1960. Nürnberg: Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 1960, 73 S.
- Georg Bergler: Geschichte der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg 1919 – 1961. Nürnberg: Spindler; Band 1: 1963, 431 S.; Band 2: 1969, 416 S.
- Gesa Büchert / Harald Fuchs / Peter Löw (Hrsg.): Kleine Geschichte einer großen Fakultät – 75 Jahre Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Nürnberg. Nürnberg: Selbstverlag der Autoren, c/o Susanne Löw, Lupinenweg 145, 90480 Nürnberg, 1994, 216 S., ISBN 3-87191-201-8 (Auslieferung Buchhandlung Edelmann Nürnberg)
- Karl Albrecht Schachtschneider (Hrsg.): Wirtschaft, Gesellschaft und Staat im Umbruch. Festschrift der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 75 Jahre nach Errichtung der Handelshochschule Nürnberg. Im Auftrag des Professoriums hrsg. von Karl Albrecht Schachtschneider. Berlin: Duncker und Humblot, 1995, IX, 717 S., ISBN 3-428-08410-1