Mickey-Mousing

Filmmusiktechnik
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. April 2008 um 11:58 Uhr durch Schnark (Diskussion | Beiträge) (Änderung 44507442 von 84.128.95.17 (Diskussion) wurde rückgängig gemacht.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mickey-Mousing[1] bezeichnet eine Filmmusiktechnik, bei der Geschehnisse im Film punktgenau von Musik begleitet werden. Diese oftmals stark akzentuierten musikalischen Elemente finden in dieser Form vor allem in frühen Zeichentrickfilmen von Walt Disney Verwendung, weshalb sich die Bezeichnung Mickey-Mousing in Anlehnung an Disneys Comic-Charakter Mickey Maus durchsetzte. Eine abgeschwächte Form des Mickey-Mousing ist das Underscoring.

Entstehung

Das Mickey-Mousing ist in seinem Wesen keine Erfindung der Filmindustrie, sondern war in weniger überzeichneter Form bereits in der Klassischen Musik weit verbreitet. So untermalt Joseph Haydn in seinem Oratorium Die Schöpfung die Stelle Und es ward Licht mit einem plötzlichen Forte und lässt bei der Schilderung des Sonnenaufgangs die Tonhöhe allmählich ansteigen. In verschiedenen Messen soll beim Crucifixus außerdem ein pochender Rhythmus die Hammerschläge symbolisieren, mit denen Christus ans Kreuz genagelt wird.

Im Film war es der US-amerikanische Filmmusikkomponist Max Steiner, der diese Technik in seinem Erstlingswerk King Kong und die weiße Frau im Jahr 1933 erstmals andeutete.[2] In diesem Film werden etwa King Kongs Bewegungen beim Erklimmen des Empire State Buildings mit Crescendos, also einem Lauterwerden der Musik untermalt. Walt Disney nahm sich die Filmmusik zu diesem Film als Anregung, die neue Filmmusiktechnik weiterzuentwickeln und in seinen eigenen Filmen anzuwenden. Frühe Beispiele dafür sind vor allem die Silly Symphonies. Zu Meistern dieser Form der musikalischen Akzentuierung entwickelten sich besonders Disneys „Hauskomponisten“ Paul J. Smith und Oliver Wallace.[2] Etwas später war Erich Wolfgang Korngold einer der ersten Hollywoodkomponisten, der die Sprache der Schauspieler an den Rhythmus der Musik anzupassen versuchte.

Anwendung und Intention

Das Mickey-Mousing wurde besonders in Disneys Zeichentrickfilmen wie Der Zauberlehrling in Fantasia und den frühen abendfüllenden Disney-Filmen der „Meisterwerke“-Reihe wie Pinocchio angewendet. So wird etwa jeder Sprung Pinocchios von einem Glissando begleitet, während ein Sturz mit einem tiefem Paukenschlag untermalt wird. Auch andere Trickfilme bedienten sich der Technik. Carl Stalling, der die Filmmusik zu Zeichentrickfilmen mit seiner Musik zu Looney Tunes entscheidend prägte, verband die Technik mit postmoderner Ästhetik, indem Stimmungen in Sekundenschnelle erzeugt und wieder verworfen werden. Der Einsatz von auf den Filminhalt angestimmter Musik führt zu einer unterbewussten Führung des Zuschauers, sodass geschickte Verwendung auf neue Zusammenhänge schließen lässt.

Literatur

  • Irwin Bazelon: Knowing the Score – Notes on Film Music. Arco Publishing, New York 1975, ISBN 0-668-05132-9.
  • Fred Karlin: Listening to Movies – The Film Lover’s Guide to Film Music. Schirmer Books, New York 1994, ISBN 0-02-873315-0.

Einzelnachweise

  1. Großschreibung beider Wörter gemäß §55 (3), Bindestrich empfohlen nach §45 E1, Duden, 24. Auflage
  2. a b Albrecht Dümling in Kino – Movie – Cinema, S. 116. Argon, Berlin 1995, ISBN 3-87024-297-3.